Jones: "Als Geschäftsführer eine 3"
In seinem Eifer und getrieben von dem großen Wunsch, auch als Football-Macher anerkannt zu werden, inthronisierte sich Jones direkt als Geschäftsführer. Bis heute eines der größten Probleme der Cowboys, wie Jones gegenüber "ESPN" im Rahmen eines größeren Portraits jüngst indirekt zugab: "Ich würde mir als Geschäftsführer eine 3 geben. Hätten wir pro Jahr ein halbes Spiel mehr gewonnen, hätten wir eine der fünf besten Bilanzen der Liga."
Dennoch ändert Jones nichts, er will weiter alle Fäden seiner Cowboys in der Hand halten. "Die Leute können Leidenschaft mit einem zu großen Ego verwechseln - und könnten damit nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein", verteidigte Tight End Jason Witten seinen Boss: "Ich glaube, das erste, an das er nach dem Aufwachen denkt ist, dass er das Team besser machen will."
Und trotzdem liegt hier das große Problem. Jones will allen beweisen, dass er selbst ein Team zusammenstellen kann, das den Super Bowl gewinnt. Zu schmerzhaft sind für ihn die Erfahrungen mit seinem früheren Head Coach Jimmy Johnson. Zwar gewannen beide zusammen zwei Titel, doch Johnson stellte stets Jones' Anteil daran öffentlich in Frage. Für Jones ist daher noch heute der Titelgewinn mit Barry Switzer der wichtigste der drei, wie er heute stets betont: "Denn als wir die Trophäe überreicht bekamen, sagte Barry zu mir: Wir haben es auf unsere Art gemacht."
Kostspielige Fehler
Aber in seinem von Ehrgeiz getriebenen Handeln machte Jones auch Fehler und leitete ironischerweise den sportlichen Abstieg der Cowboys mit ein. Head Coach Bill Parcells wurde in Dallas nie glücklich, dazu leistete sich Jones mehrere Fauxpas bei Drafts und Trades, einst das Aushängeschild der Cowboys.
So ließ er Randy Moss 1998 im Draft durchrutschen, tauschte 2000 zwei Erstrunden-Draft-Picks gegen den 28-jährigen Receiver Joey Galloway und draftete 2001 entgegen diverser Warnungen Quarterback Quincy Carter in der zweiten Runde.
Außerdem wählte er Felix Jones statt Jamaal Charles oder Chris Johnson und tauschte 2008 einen Erst-, Dritt-, und Sechstrundenpick gegen Detroits Roy Williams und einen Siebtrunden-Pick. Nichts davon zahlte sich wirklich aus.
Knapp vorbei am Manziel-Zirkus
Zudem will Jones neben sportlichen Erfolgen auch Show, gutes Merchandise und Aufmerksamkeit. So hätte er vergangenen Mai beinahe Johnny Manziel gedraftet, obwohl Tony Romo noch langfristig und mit einigen garantierten Einnahmen unter Vertrag steht. Sein Sohn Stephen, Vizepräsident und zuständig für die Profis, verhinderte letztlich wohl, dass sein Vater die Karte für Johnny Football einreichte.
"Ich bin immer noch so unfassbar wütend", berichtete Jones einige Wochen später bei "ESPN": "Und ich werde jeden Tag wütender darüber, ihn verpasst zu haben. Hätten wir Manziel genommen, hätte er uns für die nächsten zehn Jahre Bedeutung garantiert."
Sportlich irrelevant?
Es ist dieser Spagat zwischen Glitzer und Show auf der einen, sowie sportlichem Erfolg auf der anderen Seite, der Jones so schwer fällt, auch wenn er nicht müde wird zu betonen: "Ich wollte noch nie etwas so sehr, wie den nächsten Super Bowl zu gewinnen. Sie wollen den Scheck, den ich schreiben würde, um den Dallas Cowboys den Super Bowl zu garantieren, gar nicht sehen."
Doch seit 1997 haben die Cowboys eine Bilanz von 136 Siegen und 136 Niederlagen, sowie nur einen Playoff-Sieg auf der Haben-Seite. Die letzten drei Jahre gab es jeweils acht Siege und acht Pleiten, gepaart mit einer Niederlage im jeweils letzten Saisonspiel gegen einen Division-Rivalen. Viele Teams haben die Cowboys sportlich überholt, und schaut man sich den Aderlass in der Defense vor der kommenden Saison an, dürfte sich dieser Trend vorerst fortsetzen.
Trotzdem wird Dallas auch in diesem Jahr relevant sein und die TV-Quoten erneut mit anführen. "Wenn wir nicht das beliebteste Team sind, sind wir zumindest immer das am meisten gehasste Team", blickt Jones lieber wieder weg vom rein Sportlichen: "Ich bin lieber das am meisten gehasste Team, als das zweit-beliebteste."
Forbes schätzt den Wert der Franchise aktuell auf 3,2 Milliarden Dollar, damit sind die Cowboys nach Real Madrid die zweit-wertvollste Sport-Franchise der Welt. Doch Popularität alleine reicht nicht, gerade in den USA, in denen die Siegermentalität so hoch geschätzt wird wie fast nirgends. Sind die Cowboys also noch "America's Team"? Vermutlich auf gewisse Weise schon - nur eben genau da nicht, wo es darauf ankommt.
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