Nach langsamem Beginn und einem Fumble von Punt Returner Earl Thomas, der den Gästen aus Wisconsin die einzige Führung der Partie ermöglichte, erhöhte Seattle das Tempo und machte zwischenzeitlich 19 Punkte in Serie. Vor allem Running Back Marshawn Lynch (110 YDS, 2 TD) und Allzweckwaffe Percy Harvin (insgesamt 160 YDS) überragten gegen eine überforderte Defense, die sich mit Penalties zur Unzeit das Leben immer wieder selbst schwermachte. Quarterback Russell Wilson (191 YDS, 2 TD) zeigte eine fast fehlerlose Vorstellung.
Power Ranking: Seattle grüßt von der Spitze
Auf der Gegenseite verpasste Rodgers, von vielen als potenzieller MVP gehandelt, ebenfalls die 200-Yard-Marke (189 YDS, 1 TD, 1 INT). Green Bay war in allen Mannschaftsteilen unterlegen und hätte durchaus noch höher verlieren können. Bester Receiver war Jordy Nelson (83 YDS), Running Back Eddy Lacy musste das Spiel mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung vorzeitig verlassen.
Die Reaktionen:
Russell Wilson (Quarterback Seattle): "'Herr sei ihnen gnädig, denn wir haben Percy', sage ich immer. Er ist ein großartiger Spieler, er spielt hart, pusht die anderen Receiver. Sie verstehen sich blendend."
Percy Harvin (Receiver Seattle): "Wir haben noch mehr Waffen in der Offense, haben noch mehr Erfahrung. Und auch die Jungs in der Defense, Kam [Chancellor] und Earl [Thomas] sind noch ein Jahr weiter."
Richard Sherman (Cornerback Seattle): "Es ist auch bei uns längst nicht alles perfekt gewesen. Wir haben einige Chancen leichtfertig hergeschenkt. Wir haben definitiv noch Luft nach oben, aber das ist auch unser Anspruch."
Aaron Rodgers (Quarterback Green Bay): "Wir haben heute erlebt, was die Seahawks ausmacht. Sie haben eine großartige Defense. Wir haben im Vorfeld nicht erwartet, dass wir bei jedem Drive punkten werden. Aber genau dann muss man seine Möglichkeiten besser nutzen."
Mike McCarthy (Head Coach Green Bay): "Wir haben unseren Plan nicht im Geringsten umgesetzt. Es ist alles zusammengekommen. Wir konnten sie nicht stoppen und haben uns zudem einige Strafen eingehandelt. So ist es unmöglich, das Momentum zu drehen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: 214 Tage nach Super Bowl XLVIII geht es wieder los: Die Green Bay Packers gastieren bei den Seattle Seahawks. Der Champion hat zwar ein paar Spieler verloren (unter anderem Wide Receiver Sidney Rice), fast alle Leistungsträger konnten allerdings gehalten werden. 15 der letzten 16 Heimspiele in der Regular Season wurden gewonnen, aber: Seit 2004 hat kein Team den Titel verteidigen können.
Auf der Gegenseite setzt Packers-Heach Coach Mike McCarthy auf seinen vollständig genesenen Quarterback-Star Aaron Rodgers, der die Packers nach einer Saison mit nur acht Siegen wieder an die Spitze der NFC führen soll. In der Defense hat man sich unter anderem mit Bears-Ikone Julius Peppers verstärkt.
9.: Seattle macht die ersten Punkte der Saison durch ein Field Goal. Die werden von Green Bay allerdings förmlich hergeschenkt: Zuerst lässt sich Brad Jones eine Interception aus der Hand schlagen, dann rennt ein Mann bei Fourth Down in den Punter. Steven Hauschka sagt danke. 3:0 Seattle.
11.: Fumble! Dass Safety Earl Thomas für Seattle den Punt Returner gibt, hat doch einige Experten verwundert. Bisher berechtigt: Thomas zeigt keinen Fair Catch an und kann das Leder nicht einfangen. Green Bay recovert.
14.: Kuuuuhn! Der Fullback kommt aus zwei Yards gegen mehrere Gegner irgendwie doch über die Linie - Touchdown Packers. Der Turnover kurz zuvor hat das Momentum um 180 Grad gedreht, zuvor ging nämlich in der Offensive nicht viel. 7:3 Green Bay!
18.: Jetzt geht's fix! Nur vier Spielzüge brauchen die Seahawks, um wieder in Führung zu gehen - darunter zwei Big Plays auf Percy Harvin und Ricardo Lockette. Der lässt Rookie Ha Ha Clinton-Dix im Eins-gegen-dEins ganz alt aussehen und spaziert in die Endzone. 10:7 Seahawks.
27.: Mittlerweile macht die Offense der Seahawks, was sie will: Running Back Marshawn Lynch hat viel Platz und poltert über neun Yards in die Endzone. Schon 59 Yards für ihn. 17:10 Seattle.
30.: Im Two-Minute-Drill verfehlt Rodgers einen offenen Receiver, die Packers punten. Mit noch einer Minute auf der Uhr können die Hausherren jedoch ebenfalls keinen Drive mehr auf die Beine stellen. Pause. 17:10 Seahawks.
35.: Das tut weh! Die Packers bekommen Seattles Offense vom Feld, aber der erste Pass von Rodgers ist für Nelson ein bisschen zu weit - von dessen Fingerspitzen prallt er in die Arme von Byron Maxwell. Interception! Hauschka legt noch ein Field Goal nach. 20:10 Seattle.
39.: Seattles Defense legt die Daumenschrauben an! Einen langen Pass auf Nelson kann Maxwell verhindern, als die Packers den vierten Versuch ausspielen, spielt Clint Avril groß auf. Sack und Ballbesitz für Seattle. Immer noch 20:10.
41.: Jetzt kommt's knüppeldick! Green Bay bekommt den Ball zurück, aber gleich beim ersten Snap vernascht Michael Bennett Tackle Derek Sherrod und erwischt Rodgers! Sack-Fumble und danach die Safety! 22:10 Seattle.
46.: Beast Mode! Der nächste Spaziergang von Lynch in die Endzone - die Offensive Line hat vor ihm eine Lücke freigeschaufelt, durch die ein Kleinwagen passen würde. Ist das die endgültige Entscheidung? 29:10 Seahawks.
51.: Vielleicht geht ja doch noch was? Gute Rushes von James Starks machen den ersten TD-Pass von Rodgers auf Randall Cobb möglich. Die Two-Point-Conversion geht aber schief. Nur noch 29:16 Seattle.
58.: Nichts da. Seattle spielt ganz cool die Uhr runter, dann punktet Fullback Derrick Coleman noch einmal. Im vierten Versuch, wohlgemerkt. Die Packers-Defensive erneut düpiert. 36:16.
Seattle Seahawks vs. Green Bay Packers: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Percy Harvin. In der vergangenen Saison fehlte er lange verletzt - und zeigte dann im Super Bowl, dass er der Offense der Seahawks eine ganz andere Dimension verleiht. Ob als Receiver (59 Yards), als Überraschung im Run Play (41 Yards) oder als Kick Returner (60 Yards): Harvin ist einfach irre schnell, wendig, und kaum zu stoppen. Zudem riss er als ständige Bedrohung große Löcher für seine Teamkollegen.
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Der Flop des Spiels: Derreck Sherrod steht hier stellvertretend für eine, sagen wir mal "suboptimale" Leistung von Green Bays Offensive Line. Drei Sacks ließ man zu, bei der Safety sah Sherrod ganz alt aus. Außerdem bekam man das Running Game nicht zum Laufen: Nur 3,8 Yards pro Versuch sind zu wenig.
Das fiel auf:
- Das Spiel erinnerte phasenweise an den Super Bowl: Die Offensive Line der Packers ließ Rodgers gegen den starken Pass Rush immer wieder im Stich - und wenn der mal Zeit hatte, war gegen die Legion of Boom kein Big Play möglich. Einmal zog man gegen Bobby Wagner eine 44-Yard-Pass-Interference, aber das war es dann auch.
- Auf der Gegenseite dominierte Seattle am Boden, weil die Linebacker in Grün-Gelb große Probleme hatten: Percy Harvin war ihnen zu schnell und wendig, Marshawn Lynch zu bullig. Resultat: Jede Menge schlechtes Tackling.
- Das erklärt dann auch die überragenden Zahlen am Boden: 37 Rushes für 207 Yards sammelte Seattle an, 127 mehr als Green Bay.
- Nach dem Flaggenregen in der Preseason befürchtete so mancher Fan ähnliches an diesem Wochenende. Ein einziges Spiel ist zu wenig für ein Urteil, aber die Penalties, gerade in der Secondary, waren insgesamt überschaubar. Wobei das natürlich auch an der Legion of Boom liegen könnte...
- Green Bay machte es sich aber selbst oft schwer. Immer, wenn man das Momentum auf die eigene Seite holen wollte, verlängerte ein Holding den gegnerischen Drive, kam eine Facemask-Strafe dazu oder man pflügte den gegnerischen Kicker um. Auch die mögliche Interception in der Anfangsphase vergab man leichtfertig.
- Kein einziger Pass von Aaron Rodgers ging in Richtung Richard Sherman. Die Gäste opferten mehr oder weniger eine Seite des Feldes, sie versuchten es kein einziges Mal! Receiver Jarrett Boykin wurde dem Star-Cornerback mehr oder weniger geopfert. So konnten sich die Safeties der Seahawks problemlos in Richtung der anderen Receiver orientieren.
- Ob Earl Thomas auch langfristig als Punt Returner eingesetzt werden wird? Der Safety verbockte beim zweiten Versuch ein Fumble und ermöglichte den Packers so sieben Punkte. Danach musste er nicht mehr ran, vielleicht fällt Pete Carroll in einer Woche aber auch eine bessere Lösung ein? Percy Harvin zum Beispiel. Oder auch die eigentliche Nummer zwei Richard Sherman - er hat ja sonst nichts zu tun.
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