Wollte man Jerry Jones in zwei Worten beschreiben, man käme um den "Business Man" wohl nicht herum. Er kaufte die Cowboys einst für 140 Millionen Dollar und erhöhte ihren Wert bis heute um ein vielfaches. Er baute das Monster AT&T-Arena, besser bekannt als Jerry-World, und refinanziert sich das Stadion in der Off-Season durch Konzerte, diverse Top-Events und womöglich bald durch den spektakulären Pacquiao-Mayweather-Kampf.
In der NFL setzte er außerdem mit Merchandise und Ausrüster-Deals neue Maßstäbe für alle anderen Teams. Doch reichen im Fall Jones zwei Worte wohl kaum aus. Der 72-Jährige war über Jahrzehnte ein Frauenheld und leistet sich bis heute den ein oder anderen Skandal. Er brachte die Cowboys mit unpopulären Entscheidungen zurück in den Football-Olymp. Und er hat in den letzten Jahren auf erstaunliche Weise dazugelernt. Doch dabei steht eines fest: Ohne Glitzer wird es nie gehen.
No Risk, No Fun
Dass Jones, einst ein Star-Running-Back in Arkansas und später All-Southwest-Conference O-Line-Man im College, nicht lange im Versicherungsbetrieb seines Vaters bleiben würde, war schnell klar - der College-Football-Star langweilte sich, Lebensversicherungen zu verkaufen war nicht wirklich seine Welt. So dauerte es nicht lange, bis Jones auf eigene Faust loslegte: Er borgte sich Geld von seinem Schwiegervater und kaufte einige Pizzerien in Missouri.
Doch das Geschäft lief nicht und der Jungunternehmer stand kurz vor der Privatinsolvenz - eine andere Geschäftsidee mit mehr Potential und der Chance, ein echtes Vermögen zu machen, musste her. Jones musste nicht lange suchen: Der erfolgshungrige 25-Jährige stieg ins Ölgeschäft ein, gründete eine eigene Firma und fand in Oklahoma ein ölreiches Stück Land.
Als sogenannter "Wildcatter", Geschäftsleute, die auf gut Glück Öl suchen, musste er zunächst fast 10.000 Dollar im Monat für das Land bezahlen - ein enormes Risiko, immerhin wusste niemand, wie ertragreich das Geschäft letztlich werden würde. Doch es sollte sich auszahlen: Innerhalb von zehn Jahren wurde Jones' Vermögen auf den hohen zweistelligen Millionen-Bereich geschätzt.
Jerry Jones ist zuhause
So war Jones Anfang der 80er Jahre ein gemachter Mann, sein Business-Instinkt genau wie seine Risiko-Bereitschaft war aber um keinen Millimeter gewichen. Es dürfte ihm daher fast wie eine Art Schicksalsfügung vorgekommen sein, als die Cowboys 1989 plötzlich zum Verkauf standen. Ende der 60er hatte er noch die Chance auf den Kauf der San Diego Chargers abgelehnt, doch seit einigen Jahren hatte Jones in Dallas eine zweite Heimat gefunden und verbrachte viel Zeit in Big D.
Die Cowboys waren längst sportlich auf dem harten Boden der Realität angekommen und hatten 1989 gerade eine Saison mit drei Siegen und 13 Pleiten beendet. Entsprechend fiel der Preis und einem derartig lukrativen und mit enormem Potential ausgestatteten Deal konnte Jones nicht widerstehen. Kurzum: Der damals 46-Jährige stellte eine für die Zeit unglaubliche 140-Millionen-Dollar-Offerte zusammen, erhielt den Zuschlag und war plötzlich in der Glamour-Welt der NFL. Oder anders ausgedrückt: Jerry Jones war zuhause.
Erster Schock nach einem Tag
Allerdings nahm er sich nicht viel Zeit, um anzukommen - vielmehr dauerte es einen ganzen Tag, ehe Jones erstmals für Schlagzeilen sorgte: Am 26. Februar 1989 entließ er Tom Landry, den bis dahin einzigen Coach, den das Team in seiner noch vergleichsweise jungen Geschichte gehabt hatte, und holte seinen alten College-Kumpel Jimmy Johnson aus Miami.
Doch auch sportlich bewies er ein gutes Händchen: Mit dem ersten Draft-Pick entschied sich Jones für den späteren Hall-of-Fame-Quarterback Troy Aikman und wenige Monate später sorgten Jones und Johnson dann für die nächste Überraschung: Die Cowboys gaben Running Back Herschel Walker, eine der wenigen positiven Konstanten in Dallas der letzten Jahre, gemeinsam mit vier Draft-Picks an die Minnesota Vikings ab. Im Gegenzug erhielten die Cowboys acht Picks (davon sieben in den ersten drei Runden) sowie vier Spieler.
Der Walker-Trade war eine der prägenden Cowboys-Entscheidungen in den 90ern und bereitete den Weg für die dominanten Jahre in Big D: In Jones' viertem Jahr in Dallas holten die Cowboys ihre erste Vince-Lombardy-Trophy seit 16 Jahren.
Rücksichtslose Deals, Kapitalismus pur
Es folgten die Jahre der Hype-Maschine und der Business Man Jerry Jones konnte jetzt voll glänzen. 1995 einigte er sich mit Nike auf einen Ausrüster-Vertrag und überging mal eben die offiziellen Ausrüster-Deals der Liga. Die Logik war klar: Die Cowboys waren Mitte der 90er für rund ein Viertel der Team-Merchandise-Verkäufe verantwortlich, kassierten aber nur den zu gleichen Teilen festgelegten Anteil wie alle anderen NFL-Teams.
Eine Klage einiger anderer Team-Eigentümer konterte Jones mit einer Gegenklage und setzte sich durch. Es dauerte nur wenige Monate, ehe jedes einzelne Team dem Beispiel folgte und eigene lukrativere Ausrüsterverträge abschloss.
Jones machte hier aber nicht Schluss, was Geld in die Kassen spülte, war prinzipiell eine willkommene Idee. So unterschrieb er einen Deal mit Pepsi (der offizielle NFL-Partner war selbstverständlich Coca Cola) und mit der Investition in 75 Papa-John's-Pizzerien (ausnahmsweise sogar ein NFL-Partner) in Texas klappte mit einigen Jahrzehnten Verspätung sogar Jones' Pizzeria-Geschäft.