Indianapolis Colts (11-5) - Cincinnati Bengals (10-5-1) (So., 19.05 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Indianapolis: Anfang September gab es den großen Schock in Indianapolis. Der noch gesperrte Top-Pass-Rusher Robert Mathis riss sich in einer Trainingseinheit die Achillessehne und seine Saison war beendet. Doch nach zwei Auftaktpleiten in Denver und gegen Philadelphia schienen die Colts schnell wieder in der Spur zu finden: Die Secondary um CB Vontae Davis steigerte sich und Ahmad Bradshaw entwickelte sich zur wichtigsten Red-Zone-Waffe. Doch mit dem spektakulären 34:51-Debakel in Pittsburgh in Week 8 gab es einen Bruch.
Die Colts-Defense schwamm, auch bedingt durch mehrere Verletzungen regelmäßig und drei Wochen später brach sich Bradshaw das Bein - Saisonaus. Auch Reggie Wayne schlug sich konstant mit Verletzungen herum. Zudem waren die Turnover auch in diesem Jahr das große Thema in Indianapolis. Den Division-Sieg machten die Colts trotzdem vorzeitig perfekt - doch am vorletzten Spieltag gab es beim 7:42 in Dallas einen weiteren schweren Schuss vor den Bug.
Cincinnati: Nach drei überzeugenden Siegen zum Auftakt waren die Bengals für nicht wenige Experten das beste und kompletteste Team der NFL. Doch wie sich später herausstellen sollte, hatte Cincinnati mit Atlanta und Tennessee zwei der schwächsten Teams der Saison geschlagen. Nach der Bye Week folgte ein 17:43-Debakel in New England und plötzlich war der Wurm drin.
Die Bengals konnten Carolina zuhause nicht bezwingen (37:37) und gingen in Indianapolis (0:27) komplett unter. Drei Wochen später folgte eine peinliche 3:24-Heimpleite gegen Cleveland und kaum jemand glaubte noch ernsthaft an Cincinnati. Dann aber rissen die Bengals das Ruder herum. Sie gewannen fünf der nächsten sechs Spiele, darunter ein beeindruckender 37:28-Prime-Time-Erfolg gegen Denver, verloren allerdings am letzten Spieltag das Division-Finale gegen die Steelers und so blieb nur die Wild Card.
Die aktuelle Situation:
Indianapolis: Bradshaw wird in dieser Saison nicht mehr spielen und auch von Wayne dürfen die Colts keine Wunder erwarten - dennoch sollte sich die Offense steigern können. T.Y. Hilton ist nach seinen Verletzungsproblemen der letzten Wochen wieder fit und auch Tight End Dwayne Allen soll pünktlich zur Postseason bei 100 Prozent sein.
Die Sorgen im Running Game (100,8 Rushing-Yards pro Spiel und 3,9 Yards pro Versuch) löst das zwar nicht, zumal Guard Hugh Thornton wohl erneut ausfällt, doch Offensive Coordinator Pep Hamilton betonte am Donnerstag, dass wieder einmal Quarterback Andrew Luck und das Passing Game ran müssten: "Wir wollen bei jedem Drive punkten. Idealerweise wollen wir dafür offensiv ausbalanciert spielen. Aber zu diesem Zeitpunkt müssen wir unsere Stärken noch weiter hervorheben." Defensiv muss der Pass-Rush, phasenweise trotz Mathis' Verletzung alles andere als eine Baustelle, wieder besser funktionieren.
Cincinnati: Die Bengals bangen im Gegensatz zu den Colts noch um eine ihrer Top-Offensiv-Waffen. Receiver A.J. Green konnte unter der Woche nur vereinzelt limitiert mittrainieren, weil er am Sonntagabend in Pittsburgh eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Er muss zunächst das Liga-Protokoll erfolgreich durchlaufen, ehe er grünes Licht erhält. "Ich kann mir darum keinen Kopf machen. Erst wenn er die Erlaubnis der Ärzte hat, kann er alles mitmachen und spielen", erklärte Coach Marvin Lewis nüchtern.
Die WR-Kollegen Dane Sanzenbacher und James Wright fallen in jedem Fall aus und auch TE Jermaine Gresham (Rücken) ist angeschlagen. Keine guten Vorzeichen also für die Bengals, die zumindest auf ihr starkes RB-Duo bestehend aus Jeremy Hill und Gio Bernard bauen können.
Dabei sollen sie einige schwarze Serien beenden: Lewis hat bislang seine fünf Playoff-Spiele als Head Coach allesamt verloren, QB Andy Dalton seine ersten drei. Beide würden NFL-Rekorde mit einer weiteren Pleite einstellen. Darüber hinaus würden die Bengals, die auswärts generell noch auf einen PO-Sieg warten (sechs Pleiten) mit einer Niederlage das erste Team, das fünf Mal in Folge One-and-Done in der Postseason ist.
Players to Watch:
Indianapolis: Andrew Luck. Wie kaum ein anderer Quarterback musste Luck sein Team in der zweiten Hälfte der Saison ohne wirkliche Unterstützung tragen, dabei erlebte der 25-Jährige einige Tiefs und warf insgesamt 16 Interceptions. Doch dem gegenüber stehen neben 4.761 Passing-Yards auch 40 TD-Pässe. Ohne ihren Quarterback wären die Colts längst im Urlaub.
Gleichzeitig gilt es für Luck, der nach Peyton Manning der einzige Colts-QB mit Playoff-Siegen in aufeinanderfolgenden Jahren werden könnte, seine eigenen PO-Traumata zu überwinden: In bislang drei Postseason-Spielen warf er acht Picks.
Cincinnati: Andy Dalton. Im Vergleich zu Luck liest sich Daltons Statistik noch verheerender: Sechs Picks steht in ebenfalls drei Spielen nur ein TD-Pass gegenüber, der 27-Jährige lieferte in den Playoffs bislang desaströse Leistungen ab. Auch in dieser Saison hatte Dalton wieder enorme Formschwankungen und konnte nicht den nächsten Schritt machen. Will er die Bengals zu ihrem ersten Playoff-Sieg seit der 1990er Saison führen, muss Dalton zumindest solide spielen.
Darauf kommt es an: Welches Team kann ein Running Game aufziehen? Cincinnati hat in der vergangenen Regular Season sieben von acht Spiele gewonnen, in denen Dalton weniger als 29 Pässe versucht hat. Die Bengals brauchen ein starkes Running Game und Jeremy Hill trat über die letzten Wochen wie ein Franchise-Running-Back auf - gegen die Broncos hielt er etwa sein Team mit 147 Yards und einem Touchdwon) in schwierigen Phasen stets im Spiel.
Die Colts dagegen waren oftmals effizient in ihren Läufen, weshalb Luck selbst immer wieder neue First Downs besorgte. Allerdings fehlt Indianapolis jegliche Konstanz im eigenen Running Game - für Trent Richardson ist das Spiel deshalb eine echte Chance, etwas für sein Image zu tun. Immerhin wäre gegen den desolaten Pass-Rush der Bengals jegliches Running Game eine weitere Hilfe - kein Team hat weniger Sacks auf dem Konto als Cincinnati (20).
Prognose: Hilton und Allen werden den Colts einen enormen Boost verleihen, doch die Auftritte von Indianapolis gegen starke Teams in dieser Saison geben wenig Anlass zur Hoffnung. Cincinnati scheint sich gefangen zu haben und wird das Spiel über sein Running Game dominieren können - und so auch die Chancen von Luck limitieren. Beide QBs tendieren zu Fehlern in den Playoffs, doch patzt Luck, wird niemand sonst das Team tragen. Sollte Dalton auf Green bauen können, dürfte ein solides und möglichst Turnover-freies Spiel zum ersten Playoff-Sieg reichen.
Tipp: 24:23 Bengals.