Chancellor zerstört Detroits Träume

Marcus Blumberg
06. Oktober 201509:43
Kam Chancellor (l.) rettet den Seattle Seahawks kurz vor Schluss den Sieggetty
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Was für intensives Monday Night Game in Week 4! Bis zum Ende ist dank einer aggressiven Defense der Detroit Lions alles offen, doch dann schlagen die Seattle Seahawks entscheidend zurück und gewinnen doch noch 13:10 (BOXSCORE). Doch das Ende ist kontrovers.

Defense war Trumpf am Montagabend im CenturyLink Field. Beide Defensivreihen wussten von Beginn an zu überzeugen und dem jeweiligen Kontrahenten sehr, sehr wenig zuzulassen. Erst im zweiten Viertel gab es überhaupt irgendwelche Punkte.

Und es war auch die Defense der Gäste, die Detroit letztlich wieder ins Spiel brachte. Am Ende hätte es beinahe noch gereicht für die Lions, um auch eine Negativserie von Matthew Stafford zu beenden, doch diese Rechnung hatten sie offensichtlich ohne Kam Chancellor gemacht. Er verhinderte den Touchdown von Calvin Johnson. Glück hatten die Seahawks zum Schluss jedoch in doppelter Hinsicht, denn die Schiedsrichter-Crew übersah einen klaren Regelverstoß, der den finalen Turnover negiert hätte.

Die Reaktionen:

Kam Chancellor (Safety Seahawks): "Ich sah viel vom braunen Ball und attackierte, schlug ihn und schaffte am Ende ein Big Play. Er (Calvin Johnson) hatte den Ball weg von seinem Körper. Man lehrt uns, den Ball eng an sich zu tragen, doch er war weg vom Körper, also haben ich drauf geschlagen."

K.J. Wright (Linebacker Seahawks): "Ich kannte die Regel überhaupt nicht. Ich wollte den Ball einfach nur ins Aus schlagen und nicht versuchen, ihn zu fangen und wieder zu verlieren."

Michael Bennett (Defensive End Seahawks): "Ich mag Matt Stafford nicht sehr. Er ist aus Dallas. Die haben den Präsidenten (John F. Kennedy) gekillt. Das nehme ich ihm übel."

Jim Caldwell (Head Coach Lions, über die Fehlentscheidung am Ende): "Wir werden deswegen nicht heulen."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off:

Das Wichtigste zuerst: Die Seahawks müssen auf Marshawn Lynch (Oberschenkel) verzichten. Er verpasst erstmals in Diensten der Seahawks ein Heimspiel. Die Frage wird sein, ob ihn Thomas Rawls adäquat ersetzen kann bzw. ob das taktisch überhaupt gewollt ist. Oder werden die Seahawks gegen die anfällige Lions-Secondary eher das Passspiel forcieren?

Bei den Lions fällt Running Back Joique Bell aus. Für ihn bekommt wie gehabt Rookie Ameer Abdullah die Mehrzahl der Carries. Zudem muss Quarterback Matthew Stafford weiterhin auf Tight End Brandon Pettigrew verzichten.

20.: Bei 3rd and 12 bricht Jason Jones ungeblockt durch die Mitte, doch Wilson kann sich mit einer Körpertäuschung befreien. Anschließend feuert er einen Pass zum dann offenen Jermaine Kearse über 34 Yards zum neuen First Down. Anschließend folgt der nächste tiefe Ball, dieses Mal auf Doug Baldwin zum 24-Yard-Touchdown. Es waren die ersten wirklichen Big Plays im Spiel nach zähem Beginn und dominierenden Defensivreihen. 7:0 Seahawks.

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25.: Die Lions antworten mit ihrem ersten vorzeigbaren Drive: Nach zwölf Plays über 57 Yards muss es jedoch ein Field-Goal-Versuch sein. Matt Prater versenkt sicher aus 41 Yards. Auffällig: in diesem Drive gelingt es erstmals, ein halbwegs überzeugendes Laufspiel aufzuziehen. Der Schlüsselspielzug war jedoch ein Pass zu Lance Moore, der die Zonen-Verteidigung für einen 17-Yard-Catch überwand, Das brachte die Lions in Position. Das Field Goal ist zudem das Ende einer unglaublichen Serie für Seattle: Die 13 vorherigen Serien der Gegner im CenturyLink Field endeten allesamt in Punts. 7:3 Seahawks.

29.: Die Seahawks arbeiten sich bis an die 9-Yard-Linie vor. Nach der Two-Minute Warning dann manifestiert sich jedoch der aggressive und effektive Pass Rush der Gäste: Ziggy Ansah schafft einen Sack gegen Wilson, es folgt ein False Start und nach einem erfolglosen Lauf von Fred Jackson wird Wilson erneut per Sack gestoppt. Insgesamt hat Seattle also seit dem 1st and Goal 24 Yards verloren. Dennoch zeigt sich Steven Hauschka wenig beeindruckt und versenkt den Field-Goal-Versuch aus 51 Yards locker. 10:3 Seahawks.

34.: Keine schlechten Kicker hier. Nachdem die Defense der Gäste einmal mehr wenig zugelassen hat, ist wieder Hauschka zur Stelle. Dieses Mal trifft er locker aus 53 Yards und erhöht die Führung der Seahawks auf zwei Scores. Detroit ist gefordert. 13:3 Seahawks.

36.: Die Lions gehen Three-and-out. Doch den Ball behalten sie dann doch! Tyler Lockett versucht einen Catch aus der Bewegung heraus und leistet sich einen Muff. Der Ball kullert vorwärts und Don Carey erobert das Leder an der gegnerischen 46. Der ste Turnover im Spiel. Allerdings macht Detroit im Anschluss rein gar nichts daraus und puntet erneut. Dieses Mal ohne besonderes Vorkommnis.

47.: Wilson hat eigentlich alles im Griff und lässt die Seinen schon wieder in die gegnerische Hälfte marschieren. Doch dann kommt Ansah ungeblockt durch und bringt Wilson hart zu Boden. Der verliert den Fumble, den sich Ansah dann auch noch schnappt. Die Lions übernehmen an der eigenen 45. Doch nun muss die Lions-Offense die Einladung auch mal annehmen.

52.: Wilson hat erneut einen schweren Stand und wird dieses Mal von James Ihedigbo via Safety-Blitz erwischt. Er verliert erneut einen Fumble, doch dieses Mal ist Caraun Reid zur Stelle und trägt das Leder über 27 Yards ins Haus. Alles wieder offen! 13:10 Seahawks.

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59.: Unfassbar! Stafford bringt sein Team in die Red Zone und dann findet er Calvin Johnson, der nur noch in die Endzone marschieren muss. Doch Kam Cnancellor kommt angeflogen und schlägt dem Star-Receiver von hinten und noch vor der Goal Line den Ball aus der linken Hand. Das Leder kullert durch die Endzone - Touchback! Das ist der Game-Saver! Allerdings kullerte der Ball nicht von alleine durch die Endzone ins Aus. K.J. Wright schlägt ihn, wie Zeitlupen zeigen, eindeutig ins Aus, was verboten ist. Die Schiedsrichter lassen es laufen, doch eigentlich hätte es ein Foul sein müssen, bei dem die Lions den Ball an der Stelle des Fumbles zurückbekommen hätten, denn das Schlagen des Balls in der Endzone, in welche Richtung auch immer, ist verboten. Glück für Seattle!

Der Star des Spiels: Kam Chancellor! Der Strong Safety spielte erst sein zweites Spiel der Saison und nicht ohne Grund sind die Seahawks nun 2-2, nachdem sie 0-2 in die Spielzeit gestartet waren. Chancellor kam gegen Detroit auf sieben Tackles, hatte einen monumentalen Hit gegen Johnson früher im Spiel und dann eben den Forced Fumble, der den Seahawks das Spiel gerettet hat. Er liefert jedes Argument, ihn künftig angemassen(er) zu bezahlen.

Flop des Spiels: Lions-Offense. Es wäre einfach, nun Calvin Johnson zum Sündenbock zu machen. Aber eigentlich drückte der Schuh doch im Gesamtgebilde Offense. Bis auf die Offensive Line, der es gut gelang, Stafford zu schützen, überzeugte kein Teil. Stafford brauchte im Grunde bis zum letzten Drive, um uns Spiel zu finden. Zudem überwarf er Megatron mindestens zweimal sträflich in Single-Coverage. Und das Laufspiel kam überhaupt nicht ins Rollen - mit 53 Yards bei 18 Carries wird es schwer, gegen irgendwen zu gewinnen.

Das fiel auf:

  • Die Seahawks mussten seit der Pause auf Running Back Fred Jackson und Wide Receiver Ricardo Lockette verzichten. Um das zu kompensieren, wurde es kreativ: Teilweise liefen die 'Hawks mit zwei Fullbacks auf, um zu passen oder Wilson selbst ins Laufspiel zu schicken.
  • Direkt bei der ersten Completion - und dem ersten Pass in seine Richtung - zu Calvin Johnson wurde dieser von Richard Sherman mit Safety-Help von Kam Chancellor gedeckt. Wie sich herausstellte, war dies aber nur Megatrons Positionierung auf der eigenen rechten Seite geschuldet. Sherman blieb durchweg auf seiner linken Seite, also durften sich auch Cary Williams oder einer der Nickel-Corner gegen den Top-Receiver versuchen. Letzterer spielte auch des Öfteren im Slot.
  • Die Lions zeigten sich so undiszipliniert wie eh und je. In zahlreichen Gelegenheiten wurden mögliche gute Situation in der Offense durch teils richtig dumme Strafen negiert. Sinnbild: Nach dem zweiten Fumble von Wilson war es Left Tackle Riley Reiff, der mit einem späten Hit gegen einen am Boden liegenden Gegner aus einer potenziellen 3rd-and-short-Situation einen 2nd and 24 gemacht hat, damit essenziell den Drive killte.
  • Vorausgesetzt, dass die Seahawks die Saison erneut mit einer positiven Bilanz beenden, ist Matthew Staffords Auswärts-Bilanz gegen Teams mit positiver Bilanz nun bei 0-19. Zugegeben, für die heutige Pleite kann er nichts, aber insgesamt sieht das gar nicht mal so gut aus.

Week 4 im Überblick