Die Detroit Lions(4-7) dürfen seit einigen Wochen wieder hoffen, das Team hat den Turnaround scheinbar geschafft. Eine ähnliche Stimmung ist in der ganzen Stadt festzustellen, während die Green Bay Packers(7-4) eine große Baustelle zu überwinden haben. Gelingt Detroit der historische Sweep - oder kommen Aaron Rodgers und Co. zurück in die Spur? SPOX zeigt den NFC-North-Kracher in der Nacht zum Freitag (2.25 Uhr) im LIVESTREAM FOR FREE!
Am 3. Dezember 2013 war es schließlich so weit. Fünf Tage nachdem die Lions Green Bay (ohne Aaron Rodgers) an Thanksgiving mit 40:10 geschlagen und der krisengebeutelten Stadt ein paar Stunden der Ablenkung geschenkt hatten, erklärte das Amtsgericht die Stadt Detroit offiziell für bankrott. 18,5 Milliarden Dollar Schulden drückten die einstige Auto-Metropole zu Boden, ganze Teile Detroits waren bereits zur Geisterstadt verkommen. Nie zuvor war eine derart große Metropole in den USA pleite gegangen. Es waren düstere Tage am Lake St. Clair.
50 LIVESTREAMS in der Regular Season: Das NFL-Programm bei SPOX
Doch Detroit gab sich nicht auf - und die Stadt bekam einen neuen Hoffnungsträger. Die Amtszeit von Bürgermeister Mike Duggan begann Anfang 2014 und der Weg führt seither beständig nach oben. Duggan stärkt die kleinen Geschäfte mit Subventionen und gibt so auch der, hier besonders zahlreich involvierten, großen afro-amerikanischen Bevölkerung neue Hoffnung.
Der ganze Steuer-Prozess sowie zahlreiche bürokratische Institutionen werden vereinfacht, neue ehrgeizige Bauprojekte sind in Planung. Duggans Detroit begrüßt Flüchtlinge aus aller Welt mit offenen Armen und die seit Jahren in den Straßen herrschende Gewalt wird unter anderem mit einem deutlich erhöhten Polizei-Budget adressiert. "Ein Statement, um zu zeigen, dass uns das wichtig ist", wie Duggan selbst sagt.
Turnaround überall
Der Begriff "Turnaround" macht so in der größten Stadt Michigans seit Monaten die Runde, es bewegt sich merklich etwas - und seit einigen Wochen kann man das auch wieder über Detroits Football-Team sagen: Die Lions sind seit ihrer Bye Week, in die sie mit einem Sieg und sieben Pleiten auf dem Konto gegangen waren, wie verwandelt.
Die Offense agiert unter dem neuen Offensive Coordinator Jim Bob Cooter wesentlich effizienter. Cooter orientiert sich sehr an den Stärken und Schwächen seiner Spieler und tauscht sich intensiv mit Quarterback Matthew Stafford aus. Unter anderem eine deutliche Konsequenz daraus: Stafford spielt wesentlich sicherer, die Turnover wurden drastisch runter geschraubt. Auch die Pass Protection, über die erste Saisonhälfte ein einziges Desaster, funktioniert inzwischen besser.
"Unser Quarterback fühlt sich in dieser Offense wohl. Und wenn das passiert, dann bekommst du Gelegenheiten für deine Playmaker", weiß auch Coach Jim Caldwell, der mit dem Coordinator-Tausch seinen eigenen Job wohl gerettet hat. Die Defense auf der anderen Seite profitiert von Ziggy Ansah, Darius Slay und einem zunehmend stärker werdenden Haloti Ngata. Pass-Rush und Run-Defense funktionieren so immer besser und über die vergangenen drei Spiele gab es für die Gegner lediglich 16 (Green Bay),13 (Oakland) sowie 14 (Philadelphia) Punkte.
"Macht immer Spaß, wenn man gewinnt"
Eine Entwicklung, die auch an Green Bay nicht spurlos vorbei gegangen ist. "Sie liefern komplette Spiele ab. Sie decken gut, setzen den Quarterback gehörig unter Druck und spielen stark gegen den Run", mahnte Packers-Guard T.J. Lang. Ähnlich wie seit Monaten in der Stadt, ist folgerichtig seit einigen Wochen auch innerhalb des Lions-Teams eine ganz andere Atmosphäre zu verspüren.
"Es macht immer Spaß, wenn man gewinnt", brachte es Linebacker Josh Bynes auf den Punkt. Dabei bleibt aber jeder mit beiden Füßen auf dem Boden "Wir haben jetzt gerade einmal drei Spiele in Folge gewonnen", warnte Safety Glover Quin und Stafford gab sich gar selbstkritisch: "Wir haben in den ersten beiden Siegen nach dem Coordinator-Wechsel je 18 Punkte hinbekommen. Das waren nicht gerade Feuerwerke von uns." In die Kategorie würde dann wohl eher das jüngste Spiel fallen, in der Vorwoche demontierten die Lions Philadelphia mit 45:14 .
Eine derartige Offensiv-Explosion wird gegen die Packers womöglich gar nicht nötig sein, sollte Detroit seine Formel aus dem ersten Duell dieser Saison wieder anwenden können. Die Lions sind davon überzeugt, dass sie Green Bays Receiver in Press-Man-Coverage dominieren und so der Packers-Offense den Zahn ziehen können. Es ist ein vielversprechender Ansatz, mit dem nicht nur Detroit, sondern unter anderem auch die Denver Broncos sowie die Chicago Bears zuletzt Erfolg gegen Green Bay hatten.
Die Packers-Receiver können sich schlicht nicht frei laufen, dementsprechend ist es wenig überraschend, dass Quarterback Aaron Rodgers viel zu viel Zeit in der Pocket verbringen muss. 2,96 Sekunden sind es in dieser Saison im Schnitt, seit 2011 stand A-Rod durchschnittlich nie über 2,88 Sekunden pro Spielzug in der Pocket. Und das bedeutet nicht, dass Rodgers nicht mehr schnell genug durch seine Reads geht - es ist vielmehr ein massives Problem des gesamten WR-Corps. Addiert man dann dazu noch die Drops von Davante Adams, hat man eine ernsthafte Baustelle.
"Nicht in der Nähe unseres Potentials"
Dass Green Bay seit dieser Saison die Receiver und die Quarterbacks für die Spielvorbereitung und die Analysen im gleichen Meeting Room hat, zahlt sich bislang darüber hinaus so gar nicht aus. Die Chemie auf dem Platz passt zu selten und natürlich fehlt der verletzte Jordy Nelson an allen Ecken und Enden. Coach Mike McCarthy betonte mit Blick auf die veränderte QB-WR-Vorbereitung dennoch: "Für mich ist es definitiv der richtige Ansatz. Aber wir brauchen mehr Ergebnisse. Wir müssen die Turnover abstellen und selbst welche forcieren, wenn wir die Chance haben. Wir haben großen Respekt vor diesem Lions-Team und der Art und Weise, wie es spielt."
Das Power-Ranking im Dezember: Let's Dance!
Ein kleiner Lichtblick über die vergangenen Wochen war zumindest phasenweise endlich wieder Eddie Lacy, der Running Back scheint langsam zu seiner Form zurück zu finden. "Wir spielen nicht einmal in der Nähe unseres Potentials", weiß aber auch Rodgers, bestätigte gleichzeitig allerdings: "Positiv ist, dass unser Running Game besser funktioniert. Die Line blockt wirklich gut und jetzt müssen wir konstant gewinnen und Pässe anbringen."
Immerhin läuft Green Bay langsam aber sicher die Zeit davon. Die Packers liegen in der Division bereits ein Spiel hinter Minnesota zurück, eine weitere Pleite würde selbst das Wild-Card-Rennen wieder komplett öffnen. "Es scheint, als kommt Detroit ins Rollen", mahnte Linebacker Clay Matthews dementsprechend ebenfalls, "und wir erwarten ein Team, das mit seinen Receivern Big Plays machen kann."
Keine verschwendete Zeit
Seit Ende 2014 hat Detroit indes seine Finanzen wieder selbst in der Hand. Bis 2018 soll die Stadt das Kontroll-Protokoll der Behörden erfolgreich beenden und die düsteren Tage der vergangenen Jahre so weiter hinter sich lassen. Die Lions haben es auch in diesem Jahr geschafft, den eigenen Fans ein schönes Thanksgiving zu bereiten und ganz getreu dem Vorbild der eigenen Stadt liegt es jetzt an dem Team, langfristig und beständig erfolgreich zu sein.
Kurzfristig gesehen winkt der erste Division-Sweep gegen die Packers seit 1991 - und dann, so viel steht außer Frage, würde jeder Lions-Fan am Donnerstagabend zufrieden nach Hause fahren. Doch, und das ist die gute Nachricht, selbst wenn es gegen Green Bay dieses Mal nicht reichen sollte, ist in Motor City Optimismus angesagt.
Passend dazu hatte Receiver Calvin Johnson bereits vor einigen Wochen auf die Frage, ob er seine Karriere bei den Lions irgendwie bereue, reagiert: "Keineswegs. Es hat viel harte Arbeit gekostet, um das zu erreichen, was uns bisher gelungen ist. Somit war es zweifellos keine verschwendete Zeit, weil wir extrem hart gearbeitet haben." In der einstigen Autostadt ist das ein Motto, das inzwischen überall wieder Einzug erhalten hat.
Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 13:
Florian Regelmann | Stefan Petri | Adrian Franke | Marcus Blumberg | Bastian Strobl | |
Packers @Lions | Packers | Packers | Lions | Packers | Packers |
Jets @Giants | Giants | Jets | Giants | Jets | Giants |
Cardinals @Rams | Cardinals | Cardinals | Cardinals | Cardinals | Cardinals |
Falcons @Buccaneers | Buccaneers | Buccaneers | Buccaneers | Buccaneers | Falcons |
Seahawks @Vikings | Seahawks | Seahawks | Seahawks | Seahawks | Vikings |
49ers @Bears | Bears | Bears | Bears | Bears | Bears |
Jaguars @Titans | Titans | Jaguars | Titans | Titans | Titans |
Texans @Bills | Bills | Texans | Texans | Bills | Bills |
Ravens @Dolphins | Dolphins | Ravens | Dolphins | Ravens | Dolphins |
Bengals @Browns | Bengals | Bengals | Bengals | Bengals | Bengals |
Chiefs @Raiders | Chiefs | Chiefs | Chiefs | Chiefs | Raiders |
Broncos @Chargers | Broncos | Broncos | Broncos | Broncos | Broncos |
Eagles @Patriots | Patriots | Patriots | Patriots | Patriots | Patriots |
Panthers @Saints | Panthers | Panthers | Panthers | Panthers | Panthers |
Colts @Steelers | Steelers | Steelers | Steelers | Steelers | Steelers |
Cowboys @Redskins | Redskins | Redskins | Redskins | Redskins | Redskins |
Letzte Woche: | 9-7 | 10-6 | 9-7 | 7-9 | 8-8 |
Insgesamt | 111-65 | 103-73 | 109-67 | 96-80 | 95-81 |