No. 2 New England Patriots (12-4) - No. 5 Kansas City Chiefs (11-5) (Sa., 22.35 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
New England: Der Titelverteidiger begann, all der Ablenkungen rund um Deflate Gate zum Trotz, die Saison unfassbar dominant. Die ersten zehn Spiele wurden allesamt gewonnen, erst Denver, damals mit Brock Osweiler als Quarterback, beendete in Week 12 den Lauf. New England musste zu diesem Zeitpunkt bereits ohne den verletzten Julian Edelman ran, auch Running-Back-Sensation Dion Lewis verletzte sich schwer. Es setzte noch eine verrückte Special-Teams-Niederlage gegen die Eagles, ehe New England mit zwei weiteren Siegen letzte Division-Zweifel beseitigte.
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Doch anschließend folgte ein enttäuschender Schlussspurt. Die Pats, neben Edelman und Lewis fielen inzwischen auch mehrere Spieler in der Offensive Line aus, stolperten mit Niederlagen gegen die Jets und die Dolphins über die Ziellinie - und verloren so den Top-Seed an die Denver Broncos.
Kansas City: Kansas City eröffnete die Saison mit einem 27:20-Sieg in Houston, danach aber setzte es fünf Pleiten in Folge. Zum Teil gegen starke Gegner (Cincinnati, Green Bay früh in der Saison), zum Teil durch selbstverschuldete Fehler (gegen Denver in Week 2), zum Teil durch schwache Auftritte (gegen Chicago). Die Playoff-Träume der Chiefs schienen früh abgehakt. Kansas City verlor dann zu allem Überfluss früh seinen Star-Running-Back, für Jamaal Charles war die Saison nach fünf Spielen aufgrund eines Kreuzbandrisses vorzeitig beendet.
Doch niemand verfiel in Panik. Stattdessen steigerte sich die Offensive Line von Woche zu Woche und das Passspiel über Alex Smith und Jeremy Maclin klappte immer besser - zunehmend sogar mit vereinzelten tiefen Pässen. In der Defense etablierten sich Eric Berry und Marcus Peters, so dass Kansas City nach der Pleiten-Serie zehn (!) Spiele in Folge gewann und den Division-Titel nur knapp verpasste. In der Wildcard-Round war es dann eine klare Angelegenheit: Die Texans hatten keine Chance, KC gewann souverän mit 30:0 in Houston.
Die aktuelle Situation:
New England: Kurz gesagt: Ein einziges, großes Fragezeichen. Rob Gronkowski trainierte unter der Woche fast überhaupt nicht, laut ESPN wurde der Tight End im Krankenhaus am Knie behandelt. Wie der Boston Herald vermeldete, hatte Gronk in Week 15 und in Week 17 jeweils leichte Knie-Verletzungen erlitten. Auch Tackle Sebastian Vollmer, gegen den Pass-Rush der Chiefs und angesichts der Probleme in der O-Line enorm wichtig, ist noch immer angeschlagen.
Receiver Julian Edelman kehrt wohl zurück - es wäre aber sein erstes Spiel, seitdem er sich in Week 10 den Fuß gebrochen hatte. Was genau also von Edelman zu erwarten ist, bleibt auch offen. Dazu kommt die skurrile Situation um Chandler Jones: Jones (12,5 Sacks in der Regular Season) war am Sonntag im Krankenhaus, nachdem er verwirrt und ohne Oberteil auf einer Polizeiwache erschienen war. Gerüchte über illegale Substanzen machten schnell die Runde, Jones sprach am Donnerstag lediglich von einem "ziemlich dummen Fehler". Jones trainierte schon wieder mit, ob die Liga noch kurzfristig einschreitet, bleibt abzuwarten.
Entsprechend genervt reagierte Coach Bill Belichick, als er auf Jones' Verfügbarkeit angesprochen wurde: "Das finden wir am Samstag heraus. Ich kann euch auch einfach eine Kopie des Game-Plans zukommen lassen und ihr schickt ihn an die Chiefs. Das wäre vielleicht einfacher für alle." Immerhin weiß er, wie schwer die Aufgabe für sein Team wird: "Die Tatsache, dass die Chiefs jetzt so lange nicht mehr verloren haben, macht es dir schwer, zu sagen: "Auf diese Art und Weise schlägt man sie." Das müssen wir selbst herausfinden."
Kansas City: Der Sieg in Houston kam für die Chiefs, die jetzt elf Spiele in Folge gewonnen haben, zu einem hohen Preis. Receiver Jeremy Maclin zog sich eine Knöchelverletzung zu, hinter seinem Einsatz steht ein sehr großes Fragezeichen. Darüber hinaus sind auch die Linebacker Justin Houston (Knie) und Tamba Hali (Daumen, Knie) sowie Starting-Running-Back Spencer Ware (Knöchel) angeschlagen.
Auch Center Mitch Morse (Gehirnerschütterung), der bereits gegen die Texans fehlte, hat noch kein grünes Licht von den Ärzten. Coach Andy Reid stellte dennoch klar: "Ich freue mich auf die Herausforderung, gegen New England zu spielen. Die Jungs haben unter der Woche gut trainiert. Jetzt können wir es mit dem Titelverteidiger aufnehmen, das ist eine tolle Sache."
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Ohne Maclin und Morse sowie mit einem angeschlagenen Ware wäre die Offense der Chiefs massiv eingeschränkt. Insbesondere das so effektive Running Game (4,7 Yards pro Run in der Regular Season) muss funktionieren. In Houston reichte eine insgesamt durchschnittliche Leistung der Offense (3,8 Yards pro Run, 190 Passing-Yards), weil die Defense einen schwachen Brian Hoyer komplett dominierte.
Players to Watch:
New England: Julian Edelman. New Englands Offense funktioniert noch immer wie kaum eine andere Offense über kurze, schnelle Pässe, Yards nach dem Catch und einen mitunter spektakulären Rhythmus. Dafür ist Edelman ein absolut entscheidender Spieler, vielleicht der entscheidendste von allen. Mit seinem Nummer-1-Receiver auf dem Platz bekam Tom Brady den Ball in dieser Saison nach 2,2 Sekunden weg. Ohne Edelman brauchte Brady 2,5 Sekunden für den Wurf. 0,3 Sekunden können für einen Pass-Rusher eine Ewigkeit sein.
Wie fit Edelman also ist und welchen Einfluss er auf das Spiel haben kann, wird entscheidend sein. Kansas City ist zwar was die Outside Cornerbacks angeht gut besetzt, im Slot und über die Mitte gibt es aber Schwachstellen. Hier ruht ein Schlüssel zum Sieg für die Patriots.
Kansas City: Alex Smith. Die Chiefs haben offensiv Personalprobleme, wer genau am Samstag auf dem Platz stehen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist: Smith wird gegen eine starke, variable Patriots-Defense wesentlich mehr liefern müssen, als gegen die Texans (17/22, 190 YDS, TD, INT).
Dafür muss Smith raus aus der Komfortzone, will heißen: Er wird mutmaßlich mehr Risiken eingehen müssen. Ein zweiter Player to Watch ist Sean Smith. Der große, physische Cornerback dürfte es mehr als nur ein Mal mit Rob Gronkowski zu tun bekommen - zumindest gibt er der Chiefs-Defense die wohl beste Chance im direkten Duell gegen Gronk.
Außerdem: Das Special Team wird umso wichtiger, wenn beide Defenses die Partie bestimmen. Kansas City startete hier eindrucksvoll gegen die Texans, während New England in dieser Saison ungewöhnliche Punt-Fumble-Probleme hatte.
Darauf kommt es an: Hält New Englands Offensive Line Stand? Oder anders gefragt: Kann das angeschlagene Pass-Rush-Duo der Chiefs Brady so unter Druck setzen, dass der Rhythmus einer der passlastigsten Offenses der Liga (39,3 Passversuche pro Spiel in der Regular Season) ausreichend gestört wird? Das wird am Ende dieses Spiel entscheiden.
Kansas Citys Defense verzeichnete in der Regular Season stolze 29 Turnover, Houston betonte: "Immer wenn man den Quarterback unter Druck setzen und ihn in der Pocket stören kann, dann kann man Turnover kreieren. Das ist unser Plan in jedem Spiel: Jeden Snap zu dominieren." Stockt der Motor im Passing Game - auf das Running Game (3,7 Yards pro Laufversuch) können sich die Pats jedenfalls nicht stützen. Das wurde im Regular-Season-Finale in Miami mehr als deutlich.
Prognose: New England ist angesichts der Personal-Situation im Vorfeld eine große Wundertüte. Die Konstanten: Tom Brady und Bill Belichick. Die Chiefs auf der anderen Seite sind ein sehr gutes Team und heiß, haben aber auch ihre Verletzungen zu beklagen. Belichick wird, wie so häufig, die gegnerische Top-Option (Tight End Travis Kelce) aus dem Spiel nehmen und die Offense so weiter einschränken. Das Linebacker-Corps (Dont'a Hightower sollte wieder fit sein) ist schnell genug, um Smiths effektive Runs zu eliminieren. Brady und Edelman erledigen den Rest. 26:13 Patriots.