Zwei Dinge, das bestätigte Denvers Defensive Coordinator Wade Phillips nach dem Sieg im AFC-Championship-Spiel gegen die Patriots im MMQB, waren für ihn der Schlüssel: Er wollte Brady mit Finten und Variationen aus dem Konzept bringen und darüber hinaus beweisen, dass sein Team auch mit nur drei Rushern einen gefährlichen Pass Rush zustande bringen kann.
"Ich habe eine Defense voller Stars", fügte Phillips hinzu, stellte gleichzeitig aber klar: "Ich verstehe nicht, warum manche Leute sagen: 'Das ist unser Scheme und Spieler X kann darin spielen. Spieler Y ist zwar auch sehr gut, aber er passt nicht in unser Scheme.' In dem Fall stimmt in meinen Augen etwas mit deinem Ansatz nicht. Du musst das Scheme dem anpassen, was die Spieler leisten können."
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Es ist ein Motto, das Phillips seit Jahren verfolgt. Er nimmt das, was die Defense ihm gibt, und versucht, daraus das bestmögliche Gesamtkonstrukt auf den Platz zu bringen. In Denver gibt ihm die Defense enorm viel und das ist ein Grund dafür, dass die Broncos in der Regular Season sowohl die wenigsten Yards pro Run, als auch die wenigsten Net Yards pro Pass-Versuch zuließen - als erst viertes Team überhaupt seit 1970 gelang den Broncos dieser Doppelpack. Doch erst die Symbiose aus Talent und dem dazu passenden Scheme erlaubt Vergleiche mit den großen Defenses der NFL-Geschichte.
Die Basis: 3-4 und 5-2: Die Broncos agieren in ihrer Basis aus einer 3-4-Defense heraus, das bedeutet: Drei Defensive Linemen werden durch vier Linebacker ergänzt. Hier wird bereits deutlich, wo Phillips einen Hebel ansetzte: Während sein Vorgänger Jack Del Rio noch primär eine 4-3-Defense spielen ließ, entschloss sich Phillips früh zu der Umstellung - weil er wusste, dass er zwei seiner besten Spieler so in die Position bringen konnte, Gegner zu dominieren.
Gemeint sind seine beiden Outside Linebacker: Die Pass Rusher Von Miller und DeMarcus Ware sind wie gemacht für die 3-4, beide kannten die Rolle bereits nur zu gut aus früheren Jahren. Durch Phillips extrem aggressiven Ansatz wird auf dem Platz aus der 3-4-Defense häufig eine 5-2: Ware und Miller positionieren sich ebenfalls an der Line of Scrimmage und setzen die Offense so schon vor dem Snap enorm unter Druck. Es entspricht Phillips' Idealvorstellung einer Defense, seit jeher baut er seine Verteidigungen bevorzugt über die Edge Rusher (Outside Linebacker oder Defensive Ends) auf.
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Ist die Offensive Line mit den fünf an der Line positionierten Spielern beschäftigt, öffnet das viele Möglichkeiten für Blitze und Attacken aus allen Richtungen. Doch dazu später mehr, denn das AFC Championship Game hat, gemäß Phillips' Wunsch, gezeigt: Die Broncos können defensiv auch dominieren, wenn sie nicht blitzen. Ein Grund dafür: Nicht nur Ware und Miller haben von der defensiven Umstellung vor der Saison profitiert - gleiches lässt sich auch über die Defensive Line sagen.
Defensive End Derek Wolfe hinterließ schon in der 4-3 einen mehr als soliden Eindruck, in der 3-4 aber blüht er inzwischen auf. DE-Kollege Malik Jackson hatte ebenfalls keinerlei Probleme mit der Umstellung, ganz im Gegenteil. Die größten Schwierigkeiten hatte da noch Nose Tackle Sylvester Williams in der Mitte. Alle drei glänzen aber in der Run-Defense und Phillips' 1-Gap-Scheme (siehe unten) wirkte auch bei Williams Wunder.