Was kann Jimmy Garoppolo? Die Ansage von Bill Belichick war genauso trocken wie eindeutig: "Tom wird als unser Starting-Quarterback zurückkehren. Bis dahin müssen wir den Fokus auf das erste Viertel unserer Saison richten und das bedeutet, dass wir Jimmy bereit machen müssen." Ein Vorhaben, das auch von vielen neutralen Beobachtern mit Spannung erwartet wird: Wie bereit ist Garoppolo wirklich?
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Der 24-Jährige kommt bislang auf sieben Preseason-Einsätze (107/159, 1.172 YDS, 7 TD, 3 INT) und hat in Regular Season ganze 31 Pässe geworfen (20 Completions, 188 YDS, TD). Durch die Sperre gegen Brady muss Garoppolo die ersten vier Spiele der Regular Season bestreiten, und für den einstigen Zweitrunden-Draft-Pick selbst geht es um noch viel mehr: Garoppolo erhält erstmals eine ernsthafte Chance, sich der NFL zu präsentieren.
Sein Vertrag läuft zwar noch bis einschließlich 2017 - doch ist nicht auszuschließen, dass die Patriots, die mit Jacoby Brissett im April einen weiteren Quarterback gedraftet haben, Garoppolo bei einem lukrativen Angebot abgeben könnten. Ob als Trade-Kandidat oder als designierter Brady-Erbe: Garoppolos Auftritte in der Preseason werden für Gesprächsstoff sorgen.
Fruchtet Clevelands Analytics-Ansatz? Es ist eines der spannendsten Projekte vor der kommenden Saison: Die Cleveland Browns gehen mit Paul DePodesta, dem Vater der Moneyball-Strategie, neue Wege - und die ersten Ausläufer dieser Strategie machen sich bereits bemerkbar. Cleveland ignorierte auf aggressive Art und Weise die Free Agency und gab vielmehr noch mehrere Starter ab. Umso stärker wurde Draft-Kapital geschätzt: Die Browns gingen per Trade mehrfach nach unten, sodass sie letztlich 14 (!) Picks hatten.
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Zumindest eine oberflächliche Analyse unterstützen diesen Ansatz langfristig: Ein Team wie die Browns, das seinen Kader fast komplett neu aufbauen muss, wird die Grundlage dafür nicht über die Free Agency legen können. Im Draft auf der anderen Seite geben einem mehr Picks auch mehr Chancen auf junge, talentierte Spieler, die auf mehrere Jahre günstige Verträge haben.
Und so ging Cleveland mit vier Receivern aus dem Draft, während der neue Quarterback Robert Griffin III seine Karriere unter Hue Jackson wiederbeleben will und Josh Gordon trotz 4-Spiele-Sperre in der Preseason schon wieder spielen darf. Football-Fan, was willst du mehr? Viel spannender als das Projekt "Browns-Offense" geht es kaum.
Wie gehen die Eagles mit ihren QBs um? Eine Situation wie zum Start der Preseason in Philadelphia erlebt man auch nicht aller Tage: Gleich drei Quarterbacks stehen zur Verfügung und könnten im Extremfall den Startplatz erobern, was Ex-Eagles-QB Donovan McNabb im Billy Penn Podcast zu einer kleinen Schimpftirade veranlasste: "Du gibst Sam Bradford eine Vertragsverlängerung und viel Geld, was dumm war. Dann gibst du Draft-Picks ab, um an Nummer 2 zu kommen, was dumm war. Ich habe nichts gegen Carson Wentz, aber warum tut man so etwas? Das waren einfach schlechte Entscheidungen."
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Schließlich beließ es Philly nicht bei Bradford und Wentz, sondern der neue Head Couch Doug Pederson brachte auch noch Chase Daniel aus Kansas City mit. Somit sind drei der zehn Spieler im Eagles-Kader mit der höchsten Cap Number für 2016 Quarterbacks. Und das Problem ist nicht nur rein finanzieller Natur: Bradford geht als Start in die Preseason, Daniel als sein Backup und Wentz soll - so übereinstimmende Berichte aus Philadelphia - in seiner Rookie-Saison keine Regular-Season-Einsätze erhalten.
Doch wie genau wollen die Eagles das im Training und in der Preseason aufteilen? Bradford benötigt Snaps als Starter in einer neuen Offense, Daniel kennt zwar die Offense, braucht aber die Chemie mit seinen Mitspielern. Und Wentz? Selbst wenn die Eagles ihn aus der Regular Season raushalten, so sollte er dennoch möglichst viele Snaps zumindest in der Preseason erhalten, um ein Gefühl für das Tempo zu bekommen - was ist, wenn er dabei überzeugt? Und dann ist ja auch noch nicht ausgeschlossen, dass Bradford plötzlich im neuen System Probleme hat...
Wie sieht die Jaguars-Defense aus? Kaum ein Team wurden auf einer Seite des Balls so generalüberholt wie die Defense der Jaguars, höchstens Houstons Offense ist ein ähnliches Fragezeichen. Malik Jackson kam als Star-Transfer aus Denver, für die Secondary wurden mit Tashaun Gipson und Prince Amukamara genauso wichtige wie solide Bausteine verpflichtet. Pass-Rusher und Vorjahres-Top-Pick Dante Fowler Jr. wird nach überstandenem Kreuzbandriss erstmals auf dem Platz stehen.
Wirklich spektakulär wurde der Umschwung aber erst im Draft. In der ersten Runde konnte sich Jacksonville Defensive Back Jalen Ramsey schnappen, in der zweiten Runde fiel den Jags Linebacker Myles Jack in den Schoß. Aus Jaguars-Sicht hätte der Draft nicht besser verlaufen können und so stellt Jacksonville auf einmal eine potentiell spektakuläre Defense - zumindest auf dem Papier.
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Denn genau hier liegt der Knackpunkt. 2013 kam Gus Bradley mit einer klaren Priorität als neuer Head Coach nach Jacksonville: Die Defense, sein Steckenpferd, sollte aufgeräumt werden. Bradley hatte zuvor über drei Jahre in Seattle als Defensive Coordinator großen Anteil an der Zusammenstellung der dominanten Defense um die Legion of Boom, entsprechend groß waren die Erwartungen. Doch die Entwicklung ist seither überschaubar.
Jacksonville schwächelte über die letzten Jahre defensiv enorm und die vergangene Saison war hierbei keine Ausnahme: Insbesondere die Pass-Defense war eine große Schwachstelle und zwang die Offense um Blake Bortles dazu, immer wieder wilde Aufholjagden zu starten. Mit Bortles, Allen Robinson, Julius Thomas, Allen Hurns, T.J. Yeldon, Chris Ivory und Co. ist die Offensive gut aufgestellt. Bradley muss jetzt zeigen, dass er die in der Theorie starke Defense auch auf den Platz übertragen kann. Andernfalls dürfte es sein letztes Jahr als Head Coach in Jacksonville sein.
Wird die AFC West auf den Kopf gestellt? Dass ein Super-Bowl-Champion den einen oder anderen Leistungsträger verliert ist wahrlich keine Seltenheit. Doch bei den Broncos geht das in deutlich extremere Gefilde: Evan Mathis, Malik Jackson, Danny Trevathan - und vor allem beide Starting-Quarterbacks aus dem Vorjahr sind weg. Das öffnet Tür und Tor für mehrere Fragen. Setzt sich Mark Sanchez durch oder überrascht Paxton Lynch? Wie funktioniert die Defense ohne zwei wichtige Säulen im Zentrum? Und kann Gary Kubiak sein Running Game besser umsetzen?
Die Preseason sollte erste Antworten hierauf liefern, während Broncos-Fans gleichzeitig interessiert in Richtung Oakland schauen dürften. Der Division-Konkurrent wird bislang unisono für eine gute Off-Season gelobt, in welcher Oakland unter anderem Kelechi Osemele, Sean Smith, Reggie Nelson und Bruce Irvin verpflichtet hat. Ähnlich wie bei Jacksonville scheinen viele Bausteine am richtigen Platz - doch wird das auch auf dem Rasen funktionieren?
Und dann wären da natürlich auch noch die Chargers: San Diego geht mit dem Schatten eines Umzugs nach Los Angeles in die Preseason, was alleine schon für (An-)Spannung sorgt: Wie ist die Stimmung bei den Fans? Kann das Team die Leute in der Stadt früh mitreißen? Nicht zu vergessen die sportlichen Aspekte: Wie kommt Top-Pick Joey Bosa nach den langen Vertragsverhandlungen inklusive Holdout zum Einsatz? Und erlebt Melvin Gordon das in Südkalifornien erhoffte, verspätete, Breakout-Jahr?