Klapp-Handys und Fledermaus-Sex

Von Adrian Franke
29. August 201613:57
Andrew Luck darf sich über ein neues Flip-Phone freuengetty
Werbung

Man kann die Regular Season bereits in der Ferne erkennen, doch zuvor versorgt die Preseason den Hangover abermals mit neuem, gutem Stoff (no pun intended, Ezekiel). Andrew Luck präsentiert stolz seine neueste Errungenschaft, Ezekiel Elliott geht in einen Marihuana-Laden und die Patriots haben einen ganz guten Backup. Außerdem: Andy Reids geheime Fantasie, Hut-Debakel...und Fledermaus-Sex?! Zeit für Aufklärung!

Ein Klapphandy!! Ach Andrew, man muss dich doch einfach mögen: Colts-Quarterback Andrew Luck postete am Donnerstag ein Bild auf Facebook , worauf er stolz grinsend sein neues Handy präsentierte und artig seinem (mutmaßlichen) Sponsor AT&T für die jüngste Errungenschaft dankte. Zu sehen war in seiner Hand...ein Flip-Phone!

"Ich weiß, ich weiß. Aber ich mag es einfach. Es ist auch ein Gewohnheits-Ding. Außerdem will ich nicht rund um die Uhr erreichbar sein, und dieses Handy erinnert mich daran", begründete Luck seine interessante Entscheidung in der USA Today. Insbesondere den zweiten Punkt kauft man Luck zweifellos ab, so ein Handy ist dafür sicher eine sehr beständige Erinnerung. Die einzige Frage wäre: Muss man die Antenne eigentlich noch ausziehen?

Erlebe ausgewählte Spiele der NFL auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

Nur nochmal für alle, die es vielleicht nicht mitbekommen haben: Luck hat vor exakt zwei Monaten einen Sechsjahresvertrag über 140 Millionen Dollar unterzeichnet. Aber es sind eben doch oft die kleinen Dinge des Lebens!

Alles klar in Denver? "Ich habe viel investiert und wir haben viel gesehen, worauf basierend ich jetzt eine Entscheidung treffen kann. Ob das am Sonntag oder am Montag passiert, weiß ich noch nicht. Ich habe genug gesehen, um eine Entscheidung zu treffen." Klare Ansage von Broncos-Coach Gary Kubiak, oder?

Moritz Böhringer im Interview: Entlassung? "Wäre überhaupt kein Problem"

Das interne Quarterback-Duell ist allem Anschein nach entschieden und ein persönlicher Tipp: Trevor Siemian hat diesen Job in der Tasche. Ja, Kubiak erklärte seine durchaus überraschende Entscheidung, Mark Sanchez gegen die Rams überhaupt nicht spielen zu lassen, damit, dass er schon genug von Sanchez gesehen habe und ihn einschätzen könne - angesichts der ersten beiden Preseason-Spiele wirkt das allerdings eher wie eine Drohung.

Okay, dass Sanchez direkt aus der Kader-Übersicht radiert und sein Foto frech durch ein Bild des grinsenden Kickers Brandon McManus ersetzt wurde ist schon etwas extrem. Aber: Sanchez hatte hier in Denver die riesige Chance, seine Karriere mit einer tollen Defense und einem guten Running Game wiederzubeleben. Alle Vorzeichen deuten darauf hin, dass stattdessen Siemian beim Season-Opener gegen die Panthers ran darf.

Tony Romo hat Rücken: Dallas, Dallas...keine Woche ohne Cowboys-Drama, aber auf diese Schlagzeilen hätte wohl auch Jerry Jones verzichten können: Tony Romo hat - obwohl unmittelbar nach dem Spiel gegen die Seahawks Entwarnung gegeben wurde - einen Knochenbruch (!) im Rücken erlitten. Geschätzte Ausfallzeit: Sechs bis zehn Wochen. Meine Prognose: Viel Geld würde ich auf mehr als fünf weitere NFL-Starts für Romo nicht setzen.

Überblick über Romos Verletzungen der letzten drei Jahre gefällig? Kein Problem! Ein Bandscheibenriss (2013), zwei Knochenbrüche an der Wirbelsäule (2014), zwei Brüche des linken Schlüsselbeins (2015) und jetzt ein Knochenbruch am Rücken. Die schmerzliche Erkenntnis wächst, dass sein Körper NFL-Hits einfach nicht mehr standhält.

Das Week-3-Roundup: Viele Verletzungen, Böhringer chancenlos

Und trotzdem ist längst nicht alles schlecht in Big D! Ezekiel Elliott gab gegen die Seahawks ein mehr als beeindruckendes Debüt und schreckte vor Gegnerkontakt mal sowas von überhaupt nicht zurück. Bei 14 der ersten 15 Snaps stand er auf dem Platz. Okay, zugegeben: Elliott bereitete den Cowboys-Verantwortlichen auch einen schönen Schreck-Moment, als er vor dem Spiel in einem (legalen) Marihuana-Geschäft in Seattle entdeckt wurde. Jerry Jones zitterte bei TMZ: "Das ist nicht gut. Das ist einfach nicht gut. Das ist einfach nicht gut." Message angekommen.

Aber dann wäre da ja auch noch Dak Prescott. Der sah - inzwischen wiederhole ich mich, ich weiß - auch in seinem dritten Preseason-Spiel alles andere als schlecht aus. Übrigens, kleine Anekdote: Prescott hat in der High School, im College und jetzt auch in der NFL den Starter-Posten durch eine Verletzung erhalten. Hergegeben hat er ihn danach bisher eher selten...

Teddy can MOVE: Vikings-Fans: Einmal in den Kommentaren melden, wer von euch am Sonntagabend mal kurz vom Sofa aufgesprungen ist, als Teddy Bridgewater zu seinem Barry-Sanders-Gedächtnis-Run angesetzt hat. Ich bin kein Vikings-Fan, aber mir ging es jedenfalls so. Geschmeidig aus der Pocket raus gerutscht und dann WUSCH ein Move nach links, ein Move nach rechts und zack war er vorbei an dem bemitleidenswerten Chargers-Safety. Den hatte ich nicht kommen sehen, Teddy!

Höhen und Tiefen in New England: Die Patriots stehen bei 3-0!! Ja, es ist nur die Preseason, aber in der Regular Season würde diese Aussage im Zusammenhang mit New England ja auch kaum jemanden überraschen. In der Preseason dagegen ist es erst der zweite 3-0-Start unter Belichick seit 2003. Eine Flasche Sekt, bitte!

Die deutschen Kaderchancen in der NFL: Wer darf mitspielen?

Jimmy G. allerdings steht trotzdem nur bei 1,66 Punkten pro Drive in dieser Preseason. Eine Liste der Teams gefällig, die in der vergangenen Preseason die 1,66 Punkte pro Drive nicht knacken konnten? Cleveland, die Rams, San Francisco, Tennessee und Dallas. Eher mittelgute Gesellschaft was Offense 2015 angeht.

Aber das macht ja gar nichts: Denn dieser Tom Brady, der am Freitagabend von der Bank kam, sah nicht so schlecht aus. Ihm könnte die Zukunft in Foxborough gehören! Schon jetzt scheint er intern jedenfalls ein unangefochtener Leader zu sein.

Andy Reids geheime Fantasie: In seinen kühnsten Träumen hätte es Chiefs-Coach Andy Reid nicht gewagt, sich diese Vorstellung seiner Offense auszumalen: Bei 4th&2 an Chicagos 42-Yard-Line sowie bei 4th&1 an Chicagos 2-Yard-Line ging Andy "die Uhr" Reid auf Nummer sicher - und ließ punten beziehungsweise ein Field Goals kicken. IN DER PRESEASON!!

Das Resultat: Die Chiefs dominierten die Bears was Yards (169:30), First Downs (11:2) und Ballbesitzzeit (18.15:6.55) anging. Die daraus resultierende Führung: Ein solides 6:0. Mann, Mann, Mann.

Aber: All das flog (und nicht zu Unrecht) ein gutes Stück weit unter dem Radar, weil nach dem Spiel alle damit beschäftigt waren, die Scherben der Bears-Offense irgendwie wieder zusammen zu setzen. Von der O-Line über die Quarterbacks bis hin zu den Receivern war es ein komplettes Debakel, selbst Alshon Jeffery passte sich dem Niveau mit einem Mega-Drop an. So wundert es dann auch nicht wirklich, dass Chicago die erste Hälfte mit -7 (!!) Passing-Yards beendete.

Wilson? Klassisch! Der Pocket-Magier hat wieder zugeschlagen! Russell Wilson gab den Cowboys eine ganz besondere Kostprobe seiner Fähigkeiten zu Fuß. Unter Druck drehte er sich mehrfach (!) um die eigene Achse, wich so gleich vier Cowboys-Pass-Rushern aus und donnerte dann einen Touchdown-Pass aus knapp 20 Yards in die Endzone.

Es war einer dieser klassischen Russell-Wilson-Momente, die Seahawks-Fans über die letzten Jahre so zu schätzen gelernt haben - die gleichzeitig aber auch ein Warnzeichen sind. Seattles Offensive Line hat die von vielen vermuteten Probleme in Pass Protection über die komplette Preseason offenbart und man muss sich schon fragen, wie die Line aussieht, wenn Defenses sie gezielt mit einem Game Plan attackieren.

Den einen oder anderen Wilson-Magie-Moment werden wir wohl auch ab September erleben.

Weitere Notizen:

  • Cam Newtons Hut-Debakel geht weiter! Wie unsere regelmäßigen Leser bereits wissen (der Hangover berichtete), ist das Hut-Game stark beim Sportskollegen Newton. Das stellte er auch nach seinem enttäuschenden Auftritt am Wochenende unter Beweis! Und nicht nur das: Auch beim Sonntagsspaziergang darf der Hut natürlich nicht fehlen!
  • Kurzer Ausflug zum College-Football: Die Saison hat hier am Wochenende begonnen, das erste Spiel zwischen Cal und Hawaii fand in Australien statt - und Hawaii eröffnete die Saison mal eben mit einem Onside Kick! Beim ersten Kick-Off! Man muss College-Football einfach mögen. Geklappt hat der gewagte Versuch leider nicht.
  • Achtung Quarterbacks - NFL-Pass-Rusher haben die Grätsche als Tackle-Form für sich entdeckt! Packers-Backup-Quarterback Joe Callahan bekam gegen die Niners schon einen ersten Vorgeschmack und wurde mal eben sauber abgeräumt.

Das Wort zum Schluss: Ich hatte nach dem ersten Preseason-Spiel schon darauf hingewiesen: In der Preseason gilt es, ruhig zu bleiben und einzelne Spieler zu beobachten - Team-Strategien spielen so gut wie keine Rolle. Daher jetzt auch abermals die Erinnerungsnotiz an alle Prescott-Fans, Bears-Kritiker und an alle da draußen, die sich um die Gesundheit von Andrew Luck sorgen.

Sam Bradford (sorry Eagles-Fans) ist hier zu perfekt, um ihn nicht als Beispiel anzubringen: Im dritten Preseason-Spiel 2015 agierte er aus einer ruhigen Pocket heraus und brachte zehn von zehn Pässen für 121 Yards und drei Touchdowns an.

Vor dem Duell mit den Colts (in dem Bradford wieder gut aussah, das nur am Rande) hatte er selbst gesagt: "Im Vorjahr dachten nach dem dritten Preseason-Spiel auch alle, dass wir in den Super Bowl kommen." Davon, und ich denke da sind wir uns doch alle einig, waren die Eagles dann doch ein Stück weit entfernt.

Week 3 der Preseason im Überblick