Moritz Böhringer kämpft bei den Minnesota Vikings weiterhin um seinen Kaderplatz. Für den deutschen Receiver wird es vor dem dritten Preseason-Spiel gegen die San Diego Chargers (18.50 Uhr, live auf DAZN) ernst - mit SPOX sprach er über das Training Camp, Rookie-Talent-Shows und eine mögliche Umstellung auf Tight End.
SPOX: Herr Böhringer, die erste Frage direkt zu einer schönen Anekdote um Sie: Laufen Sie eigentlich immer noch zur Arbeit?
Moritz Böhringer: (lacht) Nein, nein, das war nur während der Offseason.
Erlebe ausgewählte Spiele der NFL auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
SPOX: Die heiße Phase der Saisonvorbereitung ist bereits in vollem Gange: Wie lief das Training Camp aus Ihrer Sicht? Wie kamen Sie mit dem Alltag in einem NFL-Training-Camp zurecht?
Böhringer: Ja, das war schon alles in Ordnung. Ich bin immer noch hier, also muss ich im Training Camp ganz gut zurechtgekommen sein.
SPOX: Wann läuft denn so ein normaler Tag im Training Camp ab? Ich hatte zuletzt mit Anthony Dable darüber gesprochen, und er hat mir teilweise von 12-Stunden-Tagen mit jeder Menge Video-Studium erzählt. War das bei Ihnen ähnlich? Mussten Sie sich irgendwo besonders umstellen?
Böhringer: Das war bei mir ähnlich, ja. Umstellen...eigentlich nicht. Ich hatte mir das Training Camp ehrlich gesagt genau so vorgestellt, wie es letztlich auch war. Da war mir eigentlich von Anfang an klar, was mich erwartet.
SPOX: Das ist sicher ein schwieriger Vergleich, aber kann man eigentlich irgendwelche Parallelen zwischen der Saisonvorbereitung in der GFL und der Vorbereitung in der NFL ziehen?
Böhringer: Puh, das kann man eigentlich überhaupt nicht vergleichen. Das sind schon zwei sehr verschiedene Dinge.
Die deutschen Kader-Chancen in der NFL: Wer darf mitspielen?
SPOX: Ist die GFL Ihren neuen Mitspielern überhaupt ein Begriff?
Böhringer: Die GFL kennen sie nicht, nein. Viele kennen noch die NFL Europe, aber man muss dann schon erklären, wie Football in Deutschland heute existiert und dass es in gewisser Weise wieder ein neuer Sport ist.
SPOX: Mussten Sie zum Start ihrer Vikings-Karriere eigentlich ein Rookie-Ritual über sich ergehen lassen?
Böhringer: Wir mussten eine Rookie-Talent-Show machen, ja. Ich habe...ein Lied gesungen.
SPOX: Welches Lied?
Böhringer: Das weiß ich nicht mehr. (lacht)
SPOX: Zurück zum Tagesgeschehen: Ich habe mitbekommen, dass Sie oft nach den Trainingseinheiten noch mit erfahrenen Spielern Einzel-Sessions eingelegt haben. Worum ging es da?
Böhringer: Ich versuche natürlich, jeden Tag und mit jeder Einheit besser zu werden und habe dann nach dem Training gelegentlich noch an einzelnen Dingen gearbeitet. Terence Newman (einer der erfahrensten Cornerbacks der Vikings, d. Red.) hat mir da beispielsweise geholfen, aber ich habe mir auch einfach von den Receivern noch Sachen zeigen lassen, die ich besser machen kann.
SPOX: Wie klappt inzwischen das Lernen des Playbooks? Wie viel Zeit hat es gedauert, das alles zu verinnerlichen?
Böhringer: Mittlerweile hatte ich ja einige Monate Zeit, daher geht es jetzt eher noch um Details. Aber davor ist man schon eine Weile damit beschäftigt. Ich würde sagen, dass ich mich etwa zwei Stunden am Tag mit dem Playbook beschäftigt habe.
Odell Beckham im Interview: "Es wird niemals Gnade geben"
SPOX: Ist es für Sie vorstellbar, eventuell auch als Tight End aufzulaufen? Wurde das schon mal angeregt?
Böhringer: Das war noch nie ein Thema, nein.
SPOX: Und wie sieht es mit dem Special Team aus? Mussten Sie sich da im Vergleich zu Deutschland sehr umstellen?
Böhringer: Die Technik ist etwas anders, das schon. Aber hat ganz gut geklappt, da komme ich eigentlich gut zurecht.
SPOX: Zum Abschluss vielleicht ein kleiner Ausblick: Haben Sie schon irgendeine Ahnung, wie es weitergehen könnte, falls Sie den Sprung in den Kader nicht schaffen?
Böhringer: Da denke ich noch nicht drüber nach - wenn es passiert, dann passiert es. Natürlich sind die Vikings mein Nummer-1-Team, aber sollte es hier nicht klappen, wäre es für mich auch überhaupt kein Problem, es anderswo zu versuchen. Im Endeffekt geht es mir ja darum, dass ich irgendwo spielen kann.