San Francisco 49ers (0-1) - Houston Texans (1-0) 13:24 (10:7, 3:0, 0:10, 0:7) BOXSCORE
Es war der Start eines neuen Kapitels auf beiden Seiten: Während die Houston Texans in der Offseason mal eben fast ihre komplette Offense umgekrempelt haben, begann für die 49ers die Ära Chip Kelly - das Fazit in der Bay Area: Es wartet noch jede Menge Arbeit auf San Francisco. Dabei war Kellys Handschrift zweifellos schon erkennbar, Zone Runs, kurze Pässe und jede Menge Tempo prägten das Spiel der Niners.
Das Problem: Carlos Hyde (5 ATT, 27 YDS) leistete sich bei einem Inside Run prompt einen Fumble, den Houston zurück in die Endzone trug. Die Pässe von Blaine Gabbert (4/10, 63 YDS, TD) kamen selbst auf kürzeste Distanz wie etwa Screens und Pässe zum Running Back extrem ungenau und alarmierend inkonstant. Das schlug sich dann auch im Tempo nieder. Der erste Drive dauerte 48 Sekunden und brachte ein Yard, der zweite endete nach 57 Sekunden und vier Plays - es erinnerte an die Eagles-Probleme aus dem Vorjahr.
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Beim dritten Drive der Starter bestrafte Gabbert immerhin einen Ausrutscher in der Texans-Secondary mit einem TD-Pass, Colin Kaepernick war indes aufgrund von Schulterproblemen nicht mit von der Partie. Doch auch bei Houstons Debütanten lief längst nicht alles nach Wunsch: So war die Pass-Protection etwa mehr als wacklig, was in Kombination mit zu langsamen Reads von Brock Osweiler (4/7, 27 YDS) zu viel Druck führte. Osweiler, der mehrfach Spielzüge an der Line of Scrimmage änderte, wirkte hierbei nicht gut in der Pocket.
Besser sah dagegen Lamar Miller (4 ATT, 30 YDS) aus: Der Running Back hatte einige gute Stretch Runs, agierte geduldig und suchte die Lücken. Die Texans ließen ihre neu zusammengestellte erste Offense lange draußen, Braxton Miller und Will Fuller standen mit den Startern auf dem Platz, blieben aber auch mit den Backups drin. Stichwort Backups: Tom Savage (12/24, 168 YDS, 2 TDs) setzte den guten Spieltag für Backup-QBs fort. Auffällig drückte der Schuh dagegen in der Defense: Houston offenbarte große Probleme beim Tackling und in der Run-Defense, was insbesondere Mike Davis (5 ATT, 72 YDS) bestrafte. Vor allem Linebacker Benardrick McKinney erwischte einen rabenschwarzen Tag.
Los Angeles Rams (1-0) - Dallas Cowboys (0-1) 28:24 (7:14, 0:10, 7:0, 14:0) BOXSCORE
Es war alles angerichtet: 89.000 Fans wollten die Rückkehr der Rams inklusive Rookie-Quarterback Jared Goff nach Los Angeles live im Stadion sehen und sorgten damit für einen Preseason-Rekord. Allein: Die Cowboys schoben sich auch ohne Tony Romo und Ezekiel Elliott zumindest in der ersten Halbzeit gekonnt ins Scheinwerferlicht. Das begann bereits beim ersten Play, als Lucky Whitehead den Opening-Kick-Off 101 Yards zum Touchdown zurücktrug - und dann folgte der große Auftritt von Dak Prescott.
Nachdem die Cowboys zuletzt händeringend einen neuen Backup für Tony Romo gesucht hatten, lieferte Prescott (10/12, 139 YDS, 2 TDs) von Anfang an ein starkes Bewerbungsschreiben für den Job ab: Der Rookie agierte sicher aus der Pocket, blieb auch gegen den Blitz ruhig und antizipierte sehr gut. Zwei Mal fand er Dez Bryant mit beeindruckenden Pässen, sein zweiter Touchdown war ein perfekter Pass in die Endzone. Im Laufe des zweiten Viertels leistete er sich dann einige kleinere Fehler, insgesamt kassierten die Cowboys hier zu viele Strafen. Doch es war ein beeindruckendes Debüt des Youngsters, der Dallas in der Zukunft zudem über die Read Option eine neue Dimension geben könnte.
Und damit überstrahlte Prescott auch den eigentlich mit Spannung erwarteten Debütanten: Goff kam, wie erwartet, erst nach Case Keenum (6/7, 58 YDS) zum Einsatz - und gleich sein zweiter Pass landete, Goff kassierte beim Wurf einen heftigen Hit, in den Armen von Linebacker Mark Nzeocha, der damit einen guten ersten Spieltag für die deutschen Verteidiger in der NFL abrundete. Nzeocha sammelte fünf Tackles und war äußerst präsent auf dem Platz.
Es war die denkwürdigste Szene bei Goffs (4/9, 38 YDS, INT) Debüt - nach nur wenigen Snaps im zweiten Viertel war der Tag für ihn beendet, Sean Mannion eröffnete das dritte Viertel. Ursprünglich hieß es, dass Goff das komplette dritte Viertel spielen würde, Jeff Fisher hatte nach einigen Hits auf Goffs Schulter seine Meinung geändert. Mannion (18/25, 147 YDS, 3 TDs, INT) lieferte in Goffs Abwesenheit dann eine Show und führte L.A. mit einem starken Schlussdrive gar zum Sieg. Ebenfalls beeindruckend bei den Rams: Pass-Rusher Ian Seau und Receiver Nelson Spruce.
Tennessee Titans (1-0) - San Diego Chargers (0-1) 27:10 (10:7, 7:3, 0:0, 10:0) BOXSCORE
Nicht wenige hatten die "Exotic-Smashmouth-Offense", die Titans-Coach Mike Mularkey in Zeiten des dominanten Passing Games angekündigt hatte, mit einem müden Lächeln abgetan. Doch wenn das erste Preseason-Spiel ein Indiz für das war, was die Titans offensiv leisten können, dürfen sich Defenses auf einige knallharte Duelle gefasst machen: Tennessee setzte von Beginn an intensiv aufs Running Game, und das mit Erfolg. Die O-Line blockte gut, und beide Running Backs überzeugten.
DeMarco Murray (6 ATT, 93 YDS, TD) hatte gleich zwei Big Plays, darunter ein 71-Yard-TD-Run. Als Derrick Henry (10 ATT, 74 YDS, TD) ihn dann ablöste verlor die Offense mitnichten an Schlagkraft: Der Rookie wirkte beweglich, suchte geduldig die Lücken und zeigte dann seine Power. Darauf aufbauend konnte Tennessee dann auch Play Action einstreuen - die ersten neun Runs von Henry und Murray brachten den Titans 130 Yards Raumgewinn ein, Tennessee ging gegen eine überforderte Run-Defense mit 179 Rushing-Yards in die Halbzeit.
Das Running-Game-Thema liefert auch die ideale Überleitung zu den Chargers - denn San Diego deutete ebenfalls an, dass das Run Game unter Offensive-Coordinator-Rückkehrer Ken Whisenhunt wieder eine bessere Rolle spielen soll: Die ersten fünf Plays der Starter waren allesamt Runs, Melvin Gordon präsentierte sich in guter Früh-Form. Die Chargers spielten 2-Tight-End-Sets und setzten Fullback Derek Watt als Run-Blocker ein, ein Ansatz, der in der Regular Season Druck von Philip Rivers nehmen sollte.
Doch spätestens mit Beginn der zweiten Halbzeit ging aufseiten der Chargers offensiv kaum noch etwas. Das lag insbesondere daran, dass die Backup-Quarterbacks Zach Mettenberger (2/8, 22 YDS, INT) und Mike Bercovici (3/6, 46 YDS, INT) die Offense überhaupt nicht bewegen konnten.
Kansas City Chiefs (0-1) - Seattle Seahawks (1-0) 16:17 (7:0, 6:3, 3:3, 0:11) BOXSCORE
Wie für so viele Teams war es auch für Seattle ein Spiel mit zwei Gesichtern: Die Starter deuteten an, wie das Team in der kommenden Saison auftreten könnte, während sich die Backups beweisen durften. So konnte man sich bei den Startern ein Bild verschaffen, wie die Hawks versuchen werden, die Problemzone Offensive Line zu kaschieren.
Schnelle Pässe aus Empty Formations heraus halfen der O-Line enorm, Russell Wilson (3/6, 34 YDS, INT) bekam den Ball nach wenigen Sekunden weg. Gleichzeitig endete sein einziger Drive mit einem Pick gegen Interception-Maschine Marcus Peters, als Wilson in der Endzone einen Pass in Double Coverage warf. Kombiniert wurde das schnelle Passing Game mit guten Inside Runs, insbesondere Christine Michael (7 ATT, 44 YDS) sah hier bei Runs zwischen Guard und Center sehr gut aus.
Stichwort O-Line: Seattles Line wirkte im Interior-Run-Blocking bereits besser als erwartet, bei längeren Pass-Spielzügen und gelegentlich auch bei Outside-Runs aber offenbarten sich mitunter große Probleme. Die Hawks ließen ihre Starter länger draußen, so dass auch Trevone Boykin (16/26, 188 YDS, TD), der um den Backup-Job kämpft, hinter der ersten Line spielen durfte. Boykin agierte meist aus der Shotgun oder der Pistol heraus und nutzte die Zone Read. Beim 2-Minute-Drill vor der Halbzeit zeigte er, dass er aus dem College eine Tempo-Offense gewohnt ist und nicht in Panik verfällt - und beim Hail-Mary-TD kurz vor Schluss offenbarte er seinerseits Improvisationsfähigkeiten.
Auch bei den Chiefs, bei denen Rookie Chris Jones überzeugte, erhielt mit Nick Foles (4/8, 37 YDS) ein Backup einige Snaps, Foles bewies bei seinen Drives, dass er die Offense seines alten Coaches Andy Reid noch bestens kennt und sollte eine solide Backup-Option für Alex Smith sein. Smith (3/4, 36 YDS) hatte zuvor einen guten, effizienten ersten Drive gezeigt: Aufgebaut über schnelle Pässe bewies er mit einem spektakulären Pass die gute Connection zu Jeremy Maclin, die Chiefs beendeten den Opening-Drive mit einem Touchdown-Run von Spencer Ware. Im Running Game auffällig: Beide Teams setzten auf blockende Fullbacks.
Buffalo Bills (0-1) - Indianapolis Colts (1-0) 18:19 (9:0, 0:9, 3:0, 6:10) BOXSCORE
Nachdem das Hall-of-Fame-Game abgesagt werden musste begann die Saison für die Colts später, als erwartet - doch das änderte nichts an Indys Quarterback-Plänen: Andrew Luck spielte nicht, stattdessen durften sich Scott Tolzien (12/23, 140 YDS, TD) und Stephen Morris (5/9, 104 YDS, TD) zeigen - beide nutzten Probleme in der Bills-Secondary mit langen TD-Pässen zu Chester Rogers beziehungsweise Jordan Todman.
Das Running-Back-Corps wurde zum Preseason-Auftakt von Josh Ferguson angeführt, doch hier hatten die Colts das komplette Spiel über Probleme: Gegen eine im Zentrum starke Bills-Defense (Rookie Adolphus Washington feierte hier unter anderem ein gutes Debüt) gelangen Indianapolis ganze 1,3 Yards pro Run. Einen positiven Eindruck hinterließen darüber hinaus zwei Bills-Offense-Spieler: Das erste Viertel stand komplett im Zeichen von Chris Gragg, der Tight End blockte zunächst einen Punt und fing dann den ersten Touchdown-Pass des Spiels von EJ Manuel (10/18, 91 YDS, TD).
Nach Manuel, der einmal mehr Licht und Schatten zeigte, durfte schließlich Rookie-Quarterback Cardale Jones ran und stellte seinen starken Arm mehrfach unter Beweis. Jones lieferte einige gute Pässe über die Mitte, hatte aber auch Accuracy-Probleme (11/21, 162 YDS, TD). Doch war es kein schlechtes Debüt, Jones hätte Buffalo am Ende mit einer tollen Aufholjagd beinahe noch den Game-Winner per Two-Point-Conversion beschert. Reggie Bush durfte zudem wie erwartet als Punt-Return-Man ran, LeSean McCoy schien bei seinem Kurzeinsatz schon in guter Frühform.