MVP? "Brady hat da nichts verloren"

Von Adrian FrankeStefan PetriMarcus Blumberg
10. November 201617:57
Tom Brady ist ein möglicher MVP-Kandidat - doch nicht bei allen Expertengetty
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Die erste Saisonhälfte liegt hinter uns, Zeit Bilanz zu ziehen. Das SPOX-Panel nennt die wertvollsten Spieler der bisherigen Spielzeit und prognostiziert, wer sich in der engen NFC am Ende die Wildcards sichert. Zudem wird geklärt, ob die Cleveland Browns dieses Jahr noch irgendwas reißen. Und: Was waren eigentlich die bisherigen Highlights in diesem Jahr? Die Redakteure Adrian Franke, Stefan Petri und Marcus Blumberg diskutieren mit Christian Schimmel von derdraft.de.

1.: Die MVP-Top-3 der ersten Saisonhälfte sind ...

Adrian Franke (SPOX): ... aktuell für mich: Matt Ryan, Tom Brady und A.J. Green. Rein nach Leistung pro Spiel wäre Brady die völlig unangefochtene Nummer Eins, was Tom Terrific bislang in dieser Saison spielt ist sensationell. Aber die Tatsache, dass er die Hälfte der bisherigen Spiele nicht absolviert hat, muss ins Gewicht fallen. Nach 16 Spielen sieht das womöglich anders aus, beziehungsweise kann er eventuell mit seinen Leistungen die verpassten Partien wettmachen. Bis dahin ist Matt Ryan bei mir ganz oben: Sein Leistungssprung innerhalb der Offense von Kyle Shanahan ist bemerkenswert. Natürlich hat Ryan mit einer dank Alex Mack stark verbesserten O-Line sowie Julio Jones und Devonta Freeman tolle Unterstützung um sich herum - doch die hat beispielsweise Brady dieser Tage auch. Ryan hat mich mit seinen Auftritten in Denver und Seattle für sich gewonnen, er verteilt den Ball toll, leistet sich nur wenige Fehler, ist konstant und legt unfassbare Statistiken auf. Über die vergangenen Wochen hat er sich gar noch gesteigert. Green war derweil bis zur Rückkehr von Tyler Eifert die einzige konstant gefährliche Waffe in der Bengals-Offense, was sich in seinen absurd hohen Target-Zahlen wiederspiegelt. Trotz der dadurch erhöhten Aufmerksamkeit gegnerischer Defenses lieferte Green, und viel mehr als das. Ebenfalls erwähnenswert: Von Miller, Julio Jones und Andrew Luck.

Christian Schimmel (derdraft.de): ... Tom Brady, Drew Brees und Von Miller. Brady ist für mich aktuell der beste Spieler der Liga. Die Patriots haben zwar auch ohne ihn drei der ersten vier Spiele gewonnen, jedoch ist ihre Offense seit seiner Rückkehr nochmal auf einem komplett anderen Level. Sie sind aktuell der klare Favorit in der AFC und Brady ist einer der wesentlichen Gründe dafür. Drew Brees weiß, dass er in jedem Spiel am besten für 400 Yards und drei Touchdowns wirft, sollen seine Saints gewinnen. Das Laufspiel stockte lange, die Defense ist ohnehin jenseits von Gut und Böse. Brees zieht sein Team immerhin zu einer 4-4-Bilanz, ähnlich abhängig von einem Spieler, sind nur noch die Colts von Andrew Luck. Von Miller schließlich ist nach wie vor der Spieler in Denvers Defense, der den Unterschied macht. Die Einheit ist nicht mehr ganz so stark wie im letzten Jahr, umso mehr Verantwortung hat Miller.

Marcus Blumberg (SPOX): ... Derek Carr, Matt Ryan und - da sind wir uns wohl alle einig - Tom Brady. Und zwar in dieser Reihenfolge. Carr spielt seine bislang beste Saison und hatte selbst im 23-Penalty-Game der Raiders eine passende Antwort parat, warf einfach mal für mehr als 500 Yards und führte sein Team dennoch zum Sieg. Insgesamt ist er hauptverantwortlich dafür, dass die Raiders offensiv so konstant agieren, was wichtig ist, weil die Defense auch schon schlechtere Spiele zeigte. Ryan spielt seine beste Saison seit Jahren und führt die Liga nicht zufällig mit fast 3000 Passing Yards an. Erwähnenswert ist, dass er nicht nur in Kombination mit Julio Jones, sondern auch mit weniger talentiertem Personal effektiv ist. Allerdings verlor er auch schon drei Spiele. Noch gar nicht verloren hat derweil Brady, der die Patriots seit seiner Rückkehr nochmal auf ein höheres Level geführt hat. Klar machte er nur vier Spiele, in denen war er jedoch sehr überzeugend und legte den Grundstein für eine starke zweite Saisonhälfte.

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Stefan Petri (SPOX): Nicht so schnell, Blumi! Eins vorweg: Ob Tom Brady den Award gewinnen kann, obwohl er höchstens drei Viertel der Spiele absolviert, darüber sprechen wir vielleicht im nächsten Panel. Auf dem MVP-Zettel der ersten Saisonhälfte hat er aber meiner Meinung nach nichts verloren, liebe Leute. Sorry, vier Spiele reichen da nicht, auch wenn sie sensationell waren. Für mich ist momentan Matt Ryan vorne. "Matty Ice" war in den letzten Jahren weit weg von den Awards, doch im Alter von 31 spielt er plötzlich die beste Saison seiner Karriere: Die meisten Passing Yards, die meisten TD-Pässe, die meisten Yards pro Passversuch, nur vier Interceptions, hinter Brady das beste Passer Rating (119). Für mich eine klare Sache. Den zweiten Platz wird er wohl nicht halten können, aber hier sehe ich momentan Matt Stafford: Die Stats sind gut, dazu kommen die vielen Lions-Comebacks, bei denen er teilweise unfassbar abgebrüht spielte. Und das alles ohne Calvin Johnson. Den dritten Platz würde ich Derek Carr geben, ganz knapp vor Ezekiel Elliot, Drew Brees, Von Miller, Julio Jones und A.J. Green.

2.: 0-16! Die Browns gewinnen kein Spiel mehr

Stefan Petri (SPOX): Linebacker Chris Kirksey stellte sich nach der Klatsche gegen Dallas vor die Mikrofone und sagte: "Wir werden nicht sieglos bleiben. Wir werden ein Spiel gewinnen. Das ist Fakt." Die Zahlen geben ihm Recht, wenn man so will: Laut NFL Media Research stehen die Chancen auf 0-16 bei 5,6 Prozent - aber so richtig trauen will man den Zahlen nach den letzten Tagen vielleicht auch nicht. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Hue Jackson, Cody Kessler ist kein Blinder, und eigentlich hätte das Team längst einen Sieg verdient gehabt. Aber mit Blick auf den Schedule sage ich: Das Spiel gegen Baltimore ist die letzte Chance. Donnerstags passieren manchmal verrückte Sachen, also wenn Flacco ein paar Picks wirft und das Running Game der Ravens mal wieder krankt, ist was drin. Danach (zweimal Steelers, Giants, Bengals, Bills, Chargers) habe ich wenig Hoffnung.

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Marcus Blumberg (SPOX): Schauen wir doch mal auf den Restspielplan: Man muss noch nach Baltimore, es geht zweimal gegen die Steelers, zudem empfängt man die Bengals, Chargers und Giants. Zudem reisen die Browns noch nach Buffalo. Auf dem Papier ist jetzt kein Spiel dabei, dass die Browns unbedingt gewinnen müssten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich wohl all diese Teams zum Zeitpunkt der jeweiligen Begegnung noch etwas ausrechnen dürften - vielleicht bis auf Buffalo und wohl San Diego. Insofern bestünde die beste Chance auf einen Sieg in den Wochen 15 und 16. Aber sonderlich optimistisch bin ich da nicht, denn bislang fand Cleveland immer wieder kreative Wege, um Spiele trotz teils komfortabler Führung zu verlieren. Davon gehe ich auch in den finalen Wochen der Saison aus. Also nein, Cleveland bleibt sieglos.

Christian Schimmel (derdraft.de): Da halte ich dagegen, Blumi! Die Browns haben, geradezu typisch für sie, unglaublich viel Pech und hatten mit Robert Griffin, Josh McCown, Cody Kessler, Charlie Whitehurst, Kevin Hogan sowie einige Snaps für Terrelle Pryor schon sechs Spieler als (Teilzeit-)Quarterbacks. Schon das zweite Spiel gegen die Ravens hätten sie gewinnen müssen. Auch gegen Miami, Washington, Tennessee und die Jets waren Siege drin.
Es ist viel Pech, es ist aber auch ein kompletter Neuaufbau mit einem sehr jungen Roster. Klar, dass da speziell zu Beginn noch etliches falsch läuft, weil die Routine einfach fehlt. Head Coach Hue Jackson hat jedoch mit sehr variablen Gameplans bewiesen, dass er auch mit limitierter Qualität sein Team in Position bringen kann, Spiele zu gewinnen. Auf Dauer wird sich das Auszahlen und auch das Glück mal auf Seiten der Browns sein. Ansonsten sollte man sich in Cleveland über die gute Entwicklung von etlichen jungen Spielern freuen. Die Superstars aus NHL, NFL und NBA gibt's live und auf Abruf auf DAZNperform

Adrian Franke (SPOX): So langsam wird es zugegebenermaßen eng, sowohl was die Zeit, als auch was die Gegner angeht - ein Team wie zuletzt die Jets hatte ich als möglichen Browns-Sieg im Kopf markiert. Und es wird mit noch vier Division-Spielen auf dem Schedule umso schwieriger, da die AFC North, außerhalb von Cleveland, hart umkämpft ist. Trotzdem sage ich: Die Browns holen sich den einen Sieg irgendwo, um die historische 0-16-Saison zu verhindern. Das Team hat trotz der Ausfälle sowie einer desolaten Defense in den meisten Spielen mitgehalten und gekämpft, die Moral scheint intakt. Hue Jackson coacht einen Sieg aus diesem Kader. Aber selbst wenn nicht: Natürlich will niemand die historische 0-16-Bilanz, Lions-Fans können davon ein Lied singen. Und dennoch sollte man im Auge behalten, dass dieses Browns-Team mit seinem unglaublich jungen Kader im genauso tiefgreifenden wie geplanten Neuaufbau steckt. Wichtig ist, dass sich, neben Pryor, Thomas und Collins, einige der Youngsters sichtbar weiterentwickeln.

3.: Die NFC-Wildcards gehen an ...

Christian Schimmel (derdraft.de): Schwierig. Ich traue den Giants (5-3) noch nicht wirklich über den Weg, auch wenn sie in der aktuell besten Position sind. Sie haben kein Spiel mit mehr als sieben Punkten gewonnen und auch das war ein Erfolg mit viel Mühe gegen die Rams in London. Es wird vermutlich trotzdem für sie klappen, weil ich glaube, dass neun Siege für eine NFC Wildcard sicher reichen werden. Weiterhin vermute ich, dass mindestens eine Wildcard in die NFC North geht, möglicherweise sogar zwei. Die Lions machen aktuell einen sehr stabilen Eindruck und ich habe speziell Matthew Stafford selten so gut gesehen. Die Lions kommen in die Playoffs, die Frage ist nur, ob als Sieger der Division oder über die Wildcard. Den anderen Platz holen sich die Vikings, obwohl sie offensiv aktuell recht eindimensional wirken und die Offensive Line große Probleme hat. Bei den Packers bin ich extrem gespannt wie die Saison weiter geht, sie sind mein dritter Kandidat für zwei Wildcards in der NFC.

Stefan Petri (SPOX): "Schwierig" ist gar kein Ausdruck, Christian. Wenn ich die Schedules der Verdächtigen durchgehe, kann ich mir bei fast allen neun Siege vorstellen - aber beim zehnten wird es dann kritisch. Mein Tipp: Die Giants-Offense ist zuletzt ins Rollen gekommen, schlägt die Bengals und danach die Bears und Browns. Das gäbe bei 8-3 ein kleines Polster, das am Ende reicht. In der NFC South gefällt mir der Aufwärtstrend der Saints: Ein Sieg über die Broncos würde mich nicht überraschen, danach dürfte Drew Brees gegen die Secondary der Panthers aufräumen. Vielleicht reicht es doch zu zehn Siegen - was Brees zu einem MVP-Kandidaten machen würde. Ja, das würde bedeuten, dass die NFC North leer ausgeht, aber ich kann mir vorstellen, dass die Vikings durchgereicht werden, Green Bay weiter so unbeständig bleibt und die Lions am Ende die Division gewinnen. Wahrscheinlich sieht nächste Woche aber wieder alles ganz anders aus. Oh, und die Cardinals? Denen macht am Ende das Unentschieden einen Strich durch die Rechnung.

Marcus Blumberg (SPOX): Es wird in jedem Fall ein spannendes Finish in der NFC geben. Und die Restprogramme der Wildcard-Kandidaten sind durch die Bank recht sportlich. Daher denke ich, dass die Giants eine der Wildcards mitnehmen, weil sie die Cowboys nicht mehr einholen, aber dennoch auf genügend Siege kommen. Zudem sollte man die Saints auf dem Zettel haben, um mal wieder in die Playoffs einzuziehen. Sie haben noch vier Heimspiele, zudem zumindest mal das Gastspiel in Tampa, das man gewinnen sollte. Außerdem geht es nach Arizona und Atlanta, was jeweils Domes sind. Also geht da auch was für Brees und Co. Die Saints sind für mich im Grunde das Dark Horse der NFC. In der North werden sie sich untereinander zu viele Siege wegnehmen, als dass dort eine Wildcard drin wäre. Und was die Eagles betrifft, zeigten mir selbige zu viele Schwächen in den letzten Wochen.

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Adrian Franke (SPOX): Gehen wir die Divisions doch mal durch: Im Süden machen die Falcons das Rennen, im Osten die Cowboys. Die NFC West sollte trotz der Probleme in der O-Line an Seattle gehen, die NFC North ist mittlerweile komplett offen. Auch die Lions mit ihrer starken Offense sind voll im Rennen, meine Prognose: Die Packers gewinnen die Division letztlich knapp, weil sie im Vergleich mit Minnesota und Detroit das komplettere Team haben. Ich glaube, dass zahlreiche Teams bis ganz zum Schluss Wildcard-Chancen haben, und da ich mich hier ja festlegen muss: Die Vikings und die Saints! New Orleans ist offensiv seit einigen Wochen eines der stärksten Teams der Liga und ich glaube, dass die Defense mit der Rückkehr von Breaux und Rankins zumindest unterer Durchschnitt sein kann. Für Minnesota gilt die gleiche Analyse, nur umgekehrt. Die Defense ist herausragend und wird sich wieder fangen. Offensiv müssen die beiden alten Kumpels Shurmur und Bradford die O-Line so weit wie irgend möglich entlasten. Dabei könnte der unerwartete Wechsel von Norv Turner zu Shurmur deutlich helfen: Weg von einem vertikalen Passing Game, hin zur West Coast Offense.

4.: In der zweiten Saisonhälfte bin ich besonders gespannt auf ...

Marcus Blumberg (SPOX): Abgesehen von der NFC in ihrer Gesamtheit wird es besonders interessant zu sehen, wie sich der Schlussspurt in der AFC West entwickelt. Können die Raiders die erste Hälfte bestätigen und vielleicht sogar die Division gewinnen? Hält Kansas City sein aktuelles Niveau und was wird aus Denver? Die Offense der Broncos beeindruckt niemanden, stellt sich also die Frage, ob die Defense das Team erneut weit tragen kann. Und die San Diego Chargers darf man eigentlich auch noch nicht gänzlich abschreiben. Deren Playoff-Chancen sind zwar überschaubar, aber nach Carr haben sie wohl den zweitbesten Quarterback im Westen - das könnte sich nochmal auszahlen.

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Adrian Franke (SPOX): ... die, ich nenne sie mal unverhofften, Contender. Jetzt kommen wir in die Phase der Saison, in der Coordinator ligaweit ein Gefühl basierend auf ausreichend Tape für ihre Gegner haben. Marschieren Dak Prescott, Ezekiel Elliott und die Cowboys dennoch weiter, oder holt die Quarterback-Debatte Dallas ein? Bleibt die Falcons-Offense so schwer ausrechenbar? Gelingen den Raiders Arbeitssiege mit dem Running Game, wenn Carr einen schlechten Tag hat? Darüber hinaus bin ich gespannt, ob jemand aus dem Trio der bisher Enttäuschten - Arizona, Pittsburgh, Carolina - noch einen Run startet, um die Division und vielleicht sogar ein Playoff-Bye zu gewinnen (Pittsburgh), oder ins Wildcard-Rennen zurück zu stürmen (Arizona und Carolina). Last but not least personell: Sehen wir Jared Goff noch in dieser Saison? Und wenn ja, wie präsentiert sich der von den Rams so teuer erkaufte Draft-Pick?

Stefan Petri (SPOX): ... darauf, ob sich in der AFC ein Rivale für die Pats herauskristallisiert bzw. wer das sein wird. Die Broncos als Titelverteidiger haben vor allem die Pass Defense und den Pass Rush, um Brady gefährlich zu werden. Aber die Run Defense ist extrem schwach und die Offense zu oft nicht existent. Die Chiefs sind ebenfalls gut gegen den Pass, schwach gegen den Run. Setzt sich der Aufstieg der Raiders fort? Wird Pittsburgh mit einem fitten Big Ben noch zur Offensiv-Dampfwalze? In der NFC marschieren die Cowboys zwar derzeit vorneweg, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Playoffs dort extrem weit offen sein werden und jeder jeden schlagen kann.

Christian Schimmel (derdraft.de): ... die Entwicklung der Rookie-Quarterbacks. Jared Goff hat bisher keine Sekunde gespielt. Das ist insbesondere in Anbetracht der schwachen Offensive Line wohl auch gut so. Dennoch wird der Druck auf Jeff Fisher irgendwann dazu führen, dass er auflaufen wird. Carson Wentz hatte in Philadelphia einen fantastischen Start, jedoch ist er in den letzten Wochen nicht mehr ganz so erfolgreich. Das liegt auch am Ausfall von Tackle Lane Johnson, aber auch daran, dass gegnerische Defensive Coordinator mittlerweile eine recht gute Idee für die Offense der Eagles haben. Dak Prescott schließlich hat sehr schnell, sehr viel gelernt und macht wenige Fehler. Wenn er weiter so auftritt, dürfte es für Jason Garrett sehr schwer werden, ihn durch Tony Romo zu ersetzen. Dennoch kann er sich mit einem gesunden etablierten Starter in Romo kaum Schwächen erlauben, will er das Jahr durchspielen. Wie er damit umgeht, wird spannend.

5.: Mein Highlight der ersten Saisonhälfte

Adrian Franke (SPOX): Aus Nerd-Sicht gab es da zwei Dinge. Einmal, das 6:6-Unentschieden zwischen Arizona und Seattle - weil ich Defense-Schlachten, die man heute nur noch selten sieht, unglaublich packend finde, weil es ein hochdramatisches Spiel und die Overtime völlig verrückt war. Ganz im Gegensatz dazu: Die Auftritte der Falcons-Offense in Denver und Seattle, sowie vor allem die beiden Game-Plans, die Kyle Shanahan für die beiden Spiele, auswärts, gegen zwei der besten Defenses der Liga, entworfen hat. Da kann ich nur jedem empfehlen, zum Tape zurück zu gehen! Okay, okay, Entertainment! Lachen musste ich ganz besonders, als Kevin Harlan beim zweiten Monday Night Game in Week 1 zwischen San Francisco und L.A. den Flitzer auf dem Platz einfach nur sensationell kommentierte! Wer es noch nicht gesehen hat - mehr als empfehlenswert. Und die Gronk-PK, als er seinen 69. Touchdown angekündigt hat und dabei selbst rot wurde, war Gronk pur ...

Stefan Petri (SPOX): Das Highlight, an das ich auch sofort zurückdenken muss, war das 6:6. Einfach nur der Wahnsinn! Adrian schrieb die Analyse, und ich weiß noch, wie ich ihm von daheim geschrieben habe: "Ich lese nur Punt, Punt, Punt, Punt. Da klick ich nicht rein." Hab ich dann natürlich doch - und ich bin froh, dass ich es getan habe. Das Ende dieses Spiels am Bildschirm und gleichzeitig auf Twitter zu verfolgen, war einfach nur ein surreales Erlebnis. Weitere Höhepunkte: Rob Gronkowskis Deutschstunde bei Sebastian Vollmer - man muss Gronk einfach mögen, es geht nicht anders. Und die Rushes von Von Miller: Wenn er außen am Right Tackle vorbei geht und sich dabei in die Kurve legt, als würde er auf einer Yamaha sitzen ... es ist mir jedes Mal unbegreiflich, wie er dabei das Gleichgewicht halten kann.

Christian Schimmel (derdraft.de): Der erste Sack von Joey Bosa gegen die Raiders. Der lange Vertragspoker, bei dem beide Seiten keine gute Figur gemacht haben, dann die anschließenden kleineren Verletzungsprobleme. Letztlich wusste keiner wie gut und wie schnell er in der Liga ankommen wird. Als 3rd-Overall-Pick waren die Erwartungen hoch, auch wenn man sich unsicher war, inwiefern er in die 3-4 der Chargers hineinpassen würde. Er zieht bisweilen jetzt schon konstant zwei gegnerische Blocker auf sich und macht viel Arbeit gegen den Lauf, die am Ende des Tages nicht im Boxscore zu finden ist, für das Team jedoch einen enormen Wert hat. Die Coaches und insbesondere Defensive Coordinator John Pagano haben hier jedoch einen wirklich guten Job gemacht und setzten ihn an seinen Stärken orientiert ein. Bosa ist, zusammen mit Linebacker Jatavis Brown und Tight End Hunter Henry, Teil einer bisher tollen Rookie-Klasse in San Diego.

Marcus Blumberg (SPOX): Ich fahre jetzt einfach noch ein Stück weiter auf dem Raiders-Bandwagon: Die Two-Point Conversion in Week 1 kurz vor Ende zum 35:34-Erfolg in New Orleans. Carr zu Crabtree in die Endzone, fertig! Das Play an sich war recht unspektakulär, aber die Entscheidung von "Black" Jack Del Rio war überragend. Er sendete damit ein klares Signal an die eigene Mannschaft, die Fans und die gesamte NFL: Die Raiders sind wieder wer, lassen sich nicht mehr herumschubsen und wollen gewinnen! Mit diesem Call in der Schlussminute bewies er nicht nur "Stones", er legte auch den Grundstein für eine Saison, die wohl die beste seit mehr als einem Jahrzehnt werden könnte für Oakland - im vielleicht auch letzten Jahr in der Bay Area. Auf dem College sieht man solche Entscheidungen am Spielende schon hin und wieder, aber in der NFL? Auf keinen Fall! Viel zu riskant, zumal die Chart sagt: Die Siegchance ist höher bei Extra-Punkt und dann Verlängerung. Hat Del Rio aber nicht interessiert und das war gut so!

Der NFL-Spielplan im Überblick