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Roter Teppich für die Patriots?

Nach der schweren Verletzung von Derek Carr lichtet sich das Contender-Feld in der AFC
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Die Verletzung von Derek Carr könnte weitreichende Auswirkungen auf die AFC-Playoffs haben: Die Oakland Raiders rutschen zunächst vom Titel-Anwärter ins Postseason-Mittelfeld ab, Backup-Quarterbacks dominieren das Bild. Eine Frage kommt daher in der Öffentlichkeit schon vor Week 17 zunehmend auf: Wer wird sich den New England Patriots auf dem Weg zum Super Bowl ernsthaft in den Weg stellen? Und welche Möglichkeiten bleiben den Raiders jetzt noch?

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"It's broke. It's broke." Derek Carr wusste nur wenige Sekunden nach der Kollision, dass das gerade sein wohl letzter Snap für diese Saison war. Es brauchte keinen großen Lippenleser, um zu sehen, dass Oaklands Quarterback die heraneilenden Ärzte über seinen Beinbruch informierte und wenige Minuten nach dem Sieg über die Colts war klar: Wadenbeinbruch, OP, Saisonaus.

Es ist eine Verletzung, wie sie bitterer für ein Team kaum vorstellbar ist. Die ganze Saison über waren die Raiders eine Art Märchen für sich, die jahrelange Playoff-Durststrecke endete endlich und mit dem Kern bestehend aus Carr, Amari Cooper, Khalil Mack und Michael Crabtree sowie einer der besten Offensive Lines der NFL schien Oakland auf bestem Wege, bis tief in den Januar hinein zu spielen - und womöglich sogar darüber hinaus.

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Donald Penn, festes Mitglied dieser Offensive Line, war es, der den verheerenden Sack gegen die Colts erlaubte, und auch hier wurde die Tragik deutlich: Es war der erste Sack, den Penn in der gesamten Saison zugelassen hat. "Ich bin sehr enttäuscht von mir selbst, weil das mein Mann war, der ihn erwischt hat", haderte Penn anschließend auf der Team-Website mit sich selbst.

Niemand macht Penn dafür einen Vorwurf, vielmehr unterstreicht es den unvermeidbaren Zufalls-Faktor im Football: Hinter der besten Pass-Protecting-Line der NFL und einem Left Tackle, der noch keinen Sack erlaubt hat, verletzt sich der Quarterback eines Super-Bowl-Anwärters. Unweigerlich womöglich mit Folgen für die gesamte AFC.

Backups, wohin das Auge schaut

Denn die Playoff-Quarterbacks in der AFC - die Teilnehmer stehen ja bereits fest, nur die Reihenfolge ist noch offen - lauten inzwischen: Matt McGloin (Oakland), Matt Moore (Miami), Tom Savage (Houston), Alex Smith (Kansas City), Ben Roethlisberger (Pittsburgh) - und Tom Brady.

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Letzterer kann mit seinen Patriots den Nummer-1-Seed und damit Heimvorteil durch die Playoffs mit einem Sieg in Miami am Sonntag perfekt machen, der Rote Teppich für den Weg zum Super Bowl wäre damit endgültig ausgerollt für New England - oder?

Zumindest ist das ein Fazit des vergangenen Spieltags, das man dieser Tage auffällig häufig hört, schließlich tritt nicht nur Oakland mit seinem Backup-Quarterback an. Die Dolphins müssen ohne Ryan Tannehill ran, zwar geht der bittere Kelch namens "Kreuzbandriss" an Tannehill vorbei, dennoch macht ihn eine Knieverletzung zum Zuschauer - und Matt Moore zum Starter.

Derweil haben die Texans zumindest vorläufig den Quarterback-Wechsel vollzogen, Savage ersetzt den maßlos enttäuschenden Brock Osweiler und lieferte gegen ein Bengals-Team, für das es um nichts mehr ging, eine bestenfalls durchwachsene Leistung ab.

"Viele Ähnlichkeiten" zwischen McGloin und Carr?

Und dann sind da natürlich die Raiders, bei denen Matt McGloin (266 NFL-Pässe, 1.847 YDS, 11 TD, 11 INT) jetzt für den verletzten Carr einspringt. Der Großteil seiner Stats kommt aus der 2013er Saison, McGloins Rookie-Jahr, als er sechs Spiele von Anfang an bestritt. Oaklands Top-Receiver damals waren Denarius Moore und Rod Streater, Dennis Allen noch der Head Coach. Im darauf folgenden Jahr wurde Carr gedraftet.

Jetzt muss McGloin wieder ran, und ganz Oakland fragt sich: Wie weit kann das Team mit dem langjährigen Backup kommen? Greg Olson, 2013 und 2014 Offensive Coordinator der Raiders, hat beide Quarterbacks als Rookies erlebt und verriet im MMQB-Podcast: "Obwohl das unterschiedliche Spieler sind, gibt es in meinen Augen doch viele Ähnlichkeiten. Und sie werden in der Lage sein, darauf mit Matt aufzubauen. Beide sind klug, beide haben einen starken Arm. Und beide studieren ihre Gegner intensiv."

Völlig unabhängig davon aber muss Oakland seine Philosophie jetzt umstellen. Die Raiders waren bislang ein Team, das Shootouts nur zu gerne in Kauf genommen hat: Während die Defense die zweitmeisten Yards pro Pass (7,9), die mit Abstand meisten Passing Plays von wenigstens 20 Yards (73) und die viertmeisten Yards pro Run (4,6) zulässt, war die Raiders-Offense um Carr, Amari Cooper und Michael Crabtree ihrerseits ebenfalls brandgefährlich und jederzeit dazu in der Lage, eine gegnerische Secondary zu zerpflücken.

Diese Grundannahme und der Hauptgrund dafür, dass Oakland eine potentielle Gefahr für New England darstellte, ist mit dem Ausfall von Carr nicht mehr gültig. Stattdessen muss ein neuer Ansatz her - und glücklicherweise aus Sicht der Raiders sollte Oakland genau dazu in der Lage sein.

Neue Identität zum Mitnehmen

Als die Raiders im Frühjahr viel Geld in die Hand nahmen, um Ex-Ravens-Guard Kelechi Osemele zu verpflichten, erhielt eine starke O-Line das noch fehlende Puzzle-Teil. Zuvor war schon Center Rodney Hudson ebenfalls für eine stolze Summe aus Kansas City gekommen, Penn wurde gehalten und auf der rechten Seite hatte Oakland bereits Gabe Jackson und Menelik Watson.

Unter dem Strich eine extrem physische Offensive Line, und auf diese Wurzeln sollte sich Coach Jack Del Rio jetzt besinnen: Das Running Game muss die Raiders ab sofort tragen. Zusätzlich zur Line hat Oakland dafür mit Latavius Murray, DeAndre Washington und Jalen Richard auch die Running Backs, alle drei sollten künftig in einer Rotation auf jede Menge Laufversuche kommen.

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In gewisser Weise gibt McGloin der Offense dafür sogar wieder mehr Möglichkeiten, denn die jüngst erlittene Fingerverletzung von Carr zwang die Raiders dazu, fast alle Runs aus der Shotgun oder der Pistol heraus zu laufen. McGloin kann sich jetzt, ohne die Gefahr, den Finger erneut zu beschädigen, auch wieder under Center aufstellen, was das Running Game deutlich effektiver machen sollte.

"Es ist schon ein Problem", hatte Del Rio bei ESPN noch vor dem Colts-Spiel über die Limitierungen in der Aufstellung gesagt. "Es ist nicht ideal, wenn ich ehrlich bin. Wir arbeiten daran." McGloin gibt den Raiders diese Option auf einen Schlag zurück, und sie werden sie brauchen. Nur ein kontinuierliches Run Game ermöglicht es Oakland jetzt, Spiele auch weiterhin zu bestimmen oder Gegner zumindest unter Druck zu setzen.

Die vielen Waffen der Chiefs

Gelingt es den Raiders so, die Broncos - deren Anfälligkeit fraglos in der Run-Defense liegt - in Week 17 zu schlagen, hätte Oakland den Division-Titel sowie eine Playoff-Bye-Week sicher. Nicht unerheblich für den Versuch, die Offense an McGloin anzupassen. Gibt's dagegen eine Pleite gegen den Titelverteidiger, stünden dahinter die Kansas City Chiefs parat - ein Team, auf das die Patriots Stand jetzt wohl wesentlich weniger gerne treffen würden.

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Man könnte sogar argumentieren, dass die Chiefs selbst mit einem gesunden Derek Carr das aktuell bessere Team sind. In jedem Fall sind sie das ausgeglichenere. Denn wie kaum anderswo verteilt sich die Last in KC in dieser Saison auf mehrere Schultern: Die O-Line ist in Pass-Protection und im Run-Blocking grundsolide, Andy Reid gönnt sich zunehmend auch einige aggressive Calls und mit Travis Kelce verfügt KC aktuell, in Abwesenheit des verletzten Rob Gronkowski, über den gefährlichsten und komplettesten Tight End der NFL.

Dazu kommt Allzweckwaffe Tyreek Hill: Ob als Receiver, Returner oder als Runner aus dem Backfield heraus: Hill und Kelce sind Matchup-Probleme für jede Defense, Reid schafft es, via Scheme beide stark zu involvieren - jüngstes Beispiel der Sieg über die Broncos. Und das ist nur die Offense, defensiv verfügen die Chiefs über ein brandgefährliches Pass-Rusher-Duo, das in Kombination mit der opportunistischen Secondary schon für zahlreiche Turnover verantwortlich war.

Pittsburgh: Zur richtigen Zeit brandheiß?

Selbst in Pittsburgh, seit dem Sieg über Baltimore frisch gebackener AFC-North-Champion, ist die Defense wieder zumindest verlässlich: Die junge Secondary hat sich über die vergangenen Wochen gesteigert, die Front um den starken Javon Hargrave ist in der Run-Defense besser geworden.

Und auch die Line auf der anderen Seite des Balls scheint pünktlich zum Playoff-Start ihre Topform erreicht zu haben, die Steelers stellen in der Metrik von Football Outsiders inzwischen eine Top-3-Line in Run-Blocking und in Pass-Protection.

Das ist ein Grund dafür, dass Le'Veon Bell aktuell 156,5 Yards from Scrimmage pro Spiel verzeichnet und Ben Roethlisberger in der Pocket oftmals jede Menge Zeit hat. Dennoch waren Big Bens Auftritte zuletzt phasenweise überaus wacklig - in Pittsburgh dürften sie hoffen, dass das Schlussviertel gegen Baltimore ein Vorzeichen auf die Playoffs war.

Gelassenheit? Ja. Roter Teppich? Nein

Und New England? Während Miami nicht nur mit Moore ran muss, sondern auch in der Secondary aktuell (Maxwell, Jones, Abdul-Quddus) stark dezimiert ist und Houston auch mit Tom Savage offensiv bestenfalls inkonstant ist sowie um Lamar Miller bangt, können die Pats vergleichsweise entspannt in Richtung Januar gehen - auch wenn der Ausfall von Rob Gronkowski in den Playoffs nochmals schwerer ins Gewicht fallen könnte.

Aber es gibt signifikante Unterschiede im Vergleich zum Vorjahres-Team: Die Offensive Line spielt deutlich besser, darüber hinaus haben die Pats endlich wieder ein starkes Run Game. Lediglich Dallas und Buffalo verzeichnen mehr Runs pro Spiel als New England (30,2), während Tom Bradys Pocket-Movement nochmals besser aussieht als 2015.

Die Raiders sind nach der Verletzung von Derek Carr aller Voraussicht nach nicht mehr das gefährliche Team, das in den AFC-Playoffs für mächtig Furore sorgen und New England in Foxboro stürzen wird. Dennoch hat Oakland die Chance, sich, bis es womöglich so weit ist, eine neue Identität zuzulegen.

Derartige Sorgen haben die anderen beiden Contender Kansas City und Pittsburgh nicht, vielmehr scheinen beide über das letzte Saisondrittel ihre Topform gefunden zu haben. Beide haben die Mittel, um in Foxboro zu bestehen - die Playoffs werden auch nach dem Carr-Aus mitnichten ein Roter Teppich für die Patriots.

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