Die Breakout-Kandidaten 2017

Von Adrian Franke
08. August 201712:36
Wer könnte in der kommenden Saison seinen großen Durchbruch in der NFL feiern?getty
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Mit dem Start der Preseason am Mittwoch haben auch die Prognosen Hochsaison: Welche Teams machen den nächsten Schritt, wer baut ab? Und - auch für Fantasy-Spieler wichtig - die gleiche Frage für die Spieler. SPOX gibt den Überblick über die Breakout-Kandidaten der neuen Saison, die man auch schon in der Preseason im Auge behalten sollte.

Disclaimer: Diesjährige Rookies sind in dieser Liste nicht berücksichtigt.

C.J. Prosise, RB, Seattle Seahawks: Seine Rookie-Saison endete als ein großes Versprechen: Prosise hatte sein mit Abstand bestes Spiel beim Primetime-Sieg in New England Mitte November (66 Rushing-Yards, 87 Receiving-Yards), nur um sich eine Woche später gegen die Eagles an der Schulter zu verletzen und den Rest der Saison zu verpassen. Seither scheint er in der öffentlichen Wahrnehmung fast ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein, viele Berichte rund um die Seahawks-Backs konzentrieren sich auf das Duell zwischen Eddie Lacy und Thomas Rawls.

Doch könnte am Ende Prosise der wichtigste der drei Running Backs sein: Er ist mit weitem Abstand der beste Receiver unter Seattles Backs, bringt Erfahrung als Safety, Receiver und Running Back mit. Prosise hat eine gute Vision, ist explosiv und kann eine Art Mismatch-Spieler in der Seahawks-Offense sein. Seine Fähigkeiten sind einzigartig innerhalb des Teams und garantieren Prosise eine gewisse Anzahl an Snaps.

Bestätigt er den positiven Trend der vergangenen Saison, kann er ein dominanter Spieler werden: Seahawks-Running-Backs erhielten insgesamt in der vergangenen Saison nur 92 Targets - Prosise belegte ligaweit mit seinen 2,57 Yards pro gelaufener Route den zweiten Platz unter Running Backs. Prosise kann ein Schlüsselspieler werden, um Wilson und die Offensive Line zu unterstützen sowie um die Offense generell schwerer ausrechenbar zu machen.

Hunter Henry, TE, Los Angeles Chargers: 17 Prozent (!) der Pass-Targets zu Henry resultierten in Touchdowns - der klare Top-Wert aller Tight Ends. Acht Touchdowns verzeichnete der 22-Jährige bei 36 Receptions in der vergangenen Saison, und das auf einer Position, bei der der Übergang vom College in die NFL zumeist schwieriger ist.

Es ist fest davon auszugehen, dass Henry 2017 noch mehr Snaps von Antonio Gates übernimmt. Schon jetzt vertraut Philip Rivers dem jungen Tight End in der Red Zone, ein gutes Zeichen für erhöhte Produktivität in der kommenden Saison.

Robert Nkemdiche, DT, Arizona Cardinals: Die Rookie-Saison war mehr als enttäuschend: Nkemdiche verpasste mehrere Wochen der Vorbereitung verletzt und brachte es in der Regular Season auf ganze 82 Snaps (7,6 Prozent der Defense-Snaps). Coach Bruce Arians kritisierte damals offen seine Einstellung. Im Vergleich dazu scheint Nkemdiche eine 180-Grad-Drehung hingelegt zu haben: Aus Arizona hört man - ob von Coaches, Mitspielern oder Reportern - unisono Lob und Anerkennung für die mentale Weiterentwicklung des einstigen Erstrunden-Picks.

Nkemdiche ist, abgesehen von Tyrann Mathieu, der eine Spieler, der in jeder Trainingseinheit herausragt. Die Fortschritte zeigte er auch im Hall of Fame Game gegen Dallas. Seine Reaktion: "Man sollte immer sein eigener größter Kritiker sein. Man sollte keinen Coach brauchen, der dir deine Fehler zeigt."

Die Schuhe, die er ausfüllen soll, sind immerhin groß - Arizona baut auf Nkemdiche, um den Abgang von Calais Campbell aufzufangen. Ein weiterer Cardinal, den man im Auge behalten sollte: John Brown. Der Receiver hat seine Verletzungsprobleme überwunden, Muskelmasse drauf gepackt und hinterlässt im Training sehr gute Eindrücke.

Donte Moncrief, WR, Indianapolis Colts: Sieben Touchdowns in neun Spielen (sieben Starts) - Moncrief war schon in der vergangenen Saison ein Red-Zone-Monster für die Colts. 11,1 Prozent seiner Targets kamen innerhalb der gegnerischen 10-Yard-Line, kein anderer Receiver hatte hier über 9,5 Prozent.

Moncrief ist erst 24 Jahre alt und wenn er seine Schulter-Probleme überwunden und seine Explosivität zurückgewonnen hat (nur 2,5 Yards im Schnitt nach dem Catch 2016), sollte er endgültig eine prominente Rolle in der mutmaßlich erneut Pass-lastigen Colts-Offense einnehmen.

Tyreek Hill, WR, Kansas City Chiefs: Wenn ein Spieler die Positionsbezeichnung "Allzweckwaffe" verdient, dann ist es wohl Tyreek Hill. In der generell eher konservativen Chiefs-Offense machte der 23-Jährige schon in seiner Rookie-Saison im Vorjahr mehr als einmal den Unterschied aus: Hill ist ein Speedster, ein Returner, ein Wide Receiver, ein Running Back. Und all das in Personalunion.

Kein Receiver verzeichnete mehr Yards nach erstem Gegnerkontakt bei Rushing-Versuchen als Hill (99), der zudem einen Kick-Off- sowie zwei Punt-Return-Touchdowns auflegte. Bei Returns generell verursachte er mit weitem Abstand die meisten Forced Missed Tackles (30, kein anderer Spieler über 20) und legte weitere 19 Forced Missed Tackles nach dem Catch drauf.

Jeremy Maclin ist nicht mehr in Kansas City und aus KC kommen zunehmend Berichte, wonach Hill der neue klare Nummer-1-Receiver sein wird. Er ist in jedem Fall die mit Abstand explosivste Waffe, die die Chiefs haben. Und in seinem zweiten Jahr eventuell die explosivste Waffe der gesamten Liga.

Tyler Higbee, TE, Los Angeles Rams: Higbees Breakout-Potential ist größtenteils der neuen Offense und den neuen Coaches zuzuschreiben. Der neue Rams-Coach Sean McVay hat gezeigt, dass er in Washington Tight Ends gut einsetzen kann und will - das gilt auch für den neuen Offensive Coordinator Matt LaFleur, der aus Atlanta kommt und die Falcons-Offense von Kyle Shanahan kennt.

Higbees Bedeutung in der Offense stieg im Laufe der Saison, die Coaches wollen ihm eine prominentere Rolle geben. Higbee und Gerald Everett werden aller Voraussicht nach die Starting-Tight-Ends sein, der ehemalige College-Wide-Receiver Higbee sollte für Jared Goff eine sichere Pass-Option darstellen.

Paul Perkins, RB, New York Giants: Nach Draft und Free Agency grüßt Perkins als Starter aus der Depth Chart der Giants - und ist damit vielleicht der am wenigsten diskutierte Starting-Running-Back in der NFL. New York zeigte zwar Interesse an LeGarrette Blount, der entschied sich aber für die Eagles und so geht Perkins als klarer Nummer-1-Back in die Preseason.

Trotz seiner Physis zeigte Perkins sehr gute Ansätze in Pass-Protection (nur ein zugelassener QB-Pressure bei 31 Pass-Blocking Snaps laut Pro Football Focus), eine elementare Disziplin für einen Starting-Back. Im College zeigte er zudem seine Fähigkeiten auf engstem Raum, die muss er jetzt auch in der NFL anbringen. Dann könnte Perkins eine große Rolle in einer stärkeren Rushing-Offense der Giants spielen. Immerhin: Defenses werden dem starken Receiver-Trio Beckham/Marshall/Shepard sowie Tight End Evan Engram viel Aufmerksamkeit schenken müssen.

Ty Montgomery, RB, Green Bay Packers: Im Schnitt 5,14 Yards nach erstem Gegner-Kontakt (Liga-Spitze). Ein Forced Missed Tackle alle 4,42 Touches. 5,9 Yards pro Run (Ligaspitze unter Running Backs mit mindestens 75 Runs). Es besteht keine Frage: Montgomerys Umwandlung vom Wide Receiver zum Running Back war ein schneller Erfolg. "Wenn er alle 16 Spiele und die Playoffs absolviert, werden wir über ihn im Januar viele tolle Dinge sagen", brachte es Packers-Coach Mike McCarthy jüngst auf den Punkt. "Er ist eine vielseitige Bedrohung. Er kann mit dem Ball laufen, er kann Routes laufen. Er muss jetzt nur noch die Trainingseinheiten in der Pass-Protection erhalten."

Es ist kaum möglich, Montgomerys Vielseitigkeit in der Packers-Offense hoch genug zu bewerten. Green Bay baute im Laufe der vergangenen Saison etwas häufiger auf Route-Kombinationen, nach wie vor aber findet hier zu viel in Isolation statt. Bedeutet: Gewinnt ein Receiver seine Route direkt gegen den oder die Gegenspieler nicht, ist er keine Option für den Quarterback. Das macht die Offense insgesamt statischer und vorhersehbarer, Spieler wie Montgomery oder auch der neue Tight End Martellus Bennett können diese Statik aufbrechen.

Dem ist vor allem so, weil Green Bay beide vor dem Snap herumbewegen kann - vom Backfield, in den Slot, auf eine Outside-Position. Das gibt Rodgers Hinweise auf die geplante Coverage und es erlaubt den Packers, bestimmte Matchups zu diktieren. Montgomerys 457 Rushing-Yards verhinderten, dass Aaron Rodgers (369) die Packers in der Vorsaison in Rushing-Yards anführte. Läuft die kommende Saison nach Plan, kann der ehemalige Wide Receiver ganz andere Zahlen anpeilen.

Willie Snead, WR, New Orleans Saints: Der Abgang von Brandin Cooks zu den Patriots hinterlässt eine Lücke in New Orleans, genauer gesagt eine 117-Target-8-Touchdown-Lücke. Die Saints haben noch immer eines der am besten designten Passing Games sowie einen der besten Quarterbacks in der NFL, auch 2017 wird der Ball im Big Easy eher häufiger fliegen. Brees hatte seit 2011 nie weniger als 4.870 Passing-Yards in einer Saison (vier Mal über 5.000).

All das bringt Snead in Position für eine größere Rolle: Ted Ginn mag als Deep Threat geholt worden sein, Snead aber sollte im Slot stärker in den Fokus rücken. Schon 2016 hatte er mit 1,89 Yards pro gelaufener Slot-Route die neuntmeisten Yards in dieser Kategorie, seine 707 Slot-Yards waren ligaweit die viertmeisten. Snead könnte sich hinter Michael Thomas als neuer Nummer-2-Receiver in der Saints-Offense etablieren.

DeVante Parker, WR, Miami Dolphins: Der 24-Jährige ist im Prinzip seit seiner Rookie-Saison 2015 ein alljährlicher Breakout-Kandidat - in diesem Jahr ist es endlich so weit. Miami hat ein starkes Waffen-Arsenal, mit Jay Ajayi, Jarvis Landry und Kenny Stills. Spieler, die Aufmerksamkeit durch die Defense erfordern. Parker scheint endlich körperlich bei 100 Prozent zu sein und die Trainingseinheiten wirklich für sich nutzen zu können.

Schafft er es, seine Kombination aus Größe und Geschwindigkeit auf den Platz zu übertragen, kann er im zweiten Jahr unter Adam Gase ein dominanter Receiver werden. Offensive Coordinator Clyde Christensen erklärte laut Pro Football Talk bereits, dass er ein "gigantisches Jahr" von Parker erwartet: "Er bewegt sich viel besser und er ist hungrig. Er trainiert hart und ist voll fokussiert." Der Quarterback-Tausch hin zu Jay Cutler sollte an alldem nicht viel ändern. Cutler kennt die Offense und ist er fit, hat er den Arm, um Parker auch Downfield viele Gelegenheiten zu geben.

D.J. Reader, DT, Houston Texans: "Hohe Erwartungen" habe Houston in diesem Jahr an Reader, das stellte Defensive-Line-Coach Anthony Weaver jüngst klar. Reader hat sich in der vergangenen Saison in die Startformation gespielt, in seinem zweiten NFL-Jahr übernimmt er die Starter-Rolle vom gerade zurückgetretenen Vince Wilfork. Der 23-Jährige verzeichnete in der vergangenen Saison eine Top-Stop-Rate bei Runs und sollte in der spannenden neuen Texans-Front eine größere Rolle einnehmen.

Tyrell Williams, WR, Los Angeles Chargers: Schon in der vergangenen Saison profitierte Williams von den Verletzungen im Receiving-Corps der Chargers - und es deutet einiges darauf hin, dass die gleiche Situation auch in diesem Jahr winkt. Top-Pick Mike Williams droht das Saisonaus und somit könnte Tyrell Williams schnell wieder in eine prominentere Rolle rücken.

Der 25-Jährige verzeichnete 2016 insgesamt 1.059 Yards (15,3 Yards pro Catch) und sieben Touchdowns, dabei war er besonders produktiv aus dem Slot heraus: Seine 2,48 Yards pro gelaufener Route aus dem Slot waren der zweitbeste Wert aller Receiver hinter Jordy Nelson (2,75).

Weitere Kandidaten:

  • Austin Hooper, TE, Atlanta Falcons
  • Elandon Roberts, LB, New England Patriots
  • P.J. Williams, CB, New Orleans Saints
  • Paul Richardson, WR, Seattle Seahawks
  • Ameer Abdullah, RB, Detroit Lions
  • Josh Doctson, WR, Washington Redskins
  • Duke Johnson, RB/WR, Cleveland Browns
  • Nelson Agholor, WR, Philadelphia Eagles