Cowboys ringen Arizona nieder

Von Adrian Franke
26. September 201707:15
Die Dallas Cowboys haben zum Abschluss von Week 3 in Arizona gewonnengetty
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Die Arizona Cardinals kommen in dieser Saison auf keinen grünen Zweig. Im ersten Heimspiel der Saison setzte es eine 17:28-Pleite gegen die Dallas Cowboys - trotz eines großartigen Starts. Doch die bekannten Probleme in der Offensive Line wurden einmal mehr offensichtlich, Dallas konnte defensiv so wichtige Anpassungen vornehmen - und sich offensiv auf Dak Prescott verlassen.

Beide Teams hatten schon im Vorfeld einige schwerwiegende Ausfälle zu beklagen. Die Cards mussten erneut ohne Bucannon, Humphries und Iupati ran - zumindest Iupati und Bucannon hatten bis zuletzt auf einen Einsatz gehofft. Auch Receiver John Brown wurde nicht rechtzeitig fit. Aufseiten der Cowboys fehlten defensiv Carroll, Awuzie und Hitchens. Und die personellen Probleme in Dallas' Defense machte sich schnell bemerkbar.

Carson Palmer (29/48, 325 YDS, 2 TD) fand schnell Lücken in der Secondary, insbesondere über die Mitte des Feldes. Zwar spielten die Cowboys eine gute Run-Defense, ihre Zone Coverage aber war anfangs zu anfällig. So dominierte Arizona das erste Viertel mit 140:3 Yards bei 13:06 Minuten (!) Ballbesitzzeit. Palmer fand direkt beim ersten Drive Jaron Brown aus 25 Yards zum Touchdown, allerdings vergab Arizona auch ein Field Goal aus 36 Yards sowie einen Touchdown wegen einer Holding-Strafe.

Es waren zwei von mehreren individuellen Fehlern, mit denen sich Arizona das Spiel kostete. Ein klar verpasstes Tackle von Mathieu ermöglichte einen 30-Yard-Run vom lange ineffizienten Elliott, Strafen erleichterten Cowboys-Drives und Dak Prescott (13/18, 183 YDS, 2 TD) sprang nach gutem Punt-Return von Switzer via Zone Read spektakulär in die Endzone, weil Golden das Play falsch las. Nach einer ersten Hälfte, die Arizona spielerisch weitestgehend dominierte, stand es so Unentschieden.

Und es wurde immer besser für Dallas: Elliott hatte zum Start der zweiten Hälfte etwas häufiger Platz, Dez Bryant trug nach kurzem Prescott-Pass mehrere Verteidiger in die Endzone. Dieses Mal aber konnten die Cards antworten, Palmer fand zwei Mal Fitzgerald tief, der zweite Pass zum Touchdown. Doch Prescott hatte das bessere Ende für sich: Mehrere spektakuläre lange Pässe zu Butler ebneten den Weg zu einem wichtigen Auswärtssieg, Arizona konnte aufgrund seiner Line offensiv nicht schritthalten. Trotzdem wäre zumindest der Onside Kick möglich gewesen, doch Arians wählte bei Fourth Down eine Minute vor dem Ende einen Pass statt das kurze Field Goal - Incomplete, Turnover on Downs.

Die wichtigsten Statistiken

Arizona Cardinals (1-2) - Dallas Cowboys (2-1) 17:28 (7:0, 0:7, 7:7, 3:14) BOXSCORE

  • Die Zahlen von Elliott (22 ATT, 80 YDS, TD) lesen sich letztlich solide. Doch überspielt das ein wenig das Tape: Elliott wirkte erneut wenig explosiv, auch wenn die Line zum wiederholten Male Probleme bereitete. Leading-Receiver bei den Boys war Brice Butler (2 REC, 90 YDS, TD), Dez Bryant fing nur zwei Pässe (12 YDS, TD) und keinen davon gegen Patrick Peterson, der mit 0 zugelassenen Receiving-Yards aus dem Spiel geht.
  • Arizona wird mit dieser Offensive Line nicht viele Spiele gewinnen, das machte auch das dritte Saisonspiel wieder deutlich. Die Cowboys, ohne überaus aggressiv zu spielen (meist eher im Gegenteil) kamen auf 6 Sacks, 10 QB-Hits und 9 Tackles for Loss.
  • Palmer brachte seine ersten elf Pässe alle zum Mitspieler, die Cardinals sammelten im ersten Viertel 140 Yards. Danach dauerte es bis ins Schlussviertel, ehe die Offense wieder aufwachte. Immerhin: Ein starker Larry Fitzgerald (13 REC, 149 YDS, TD) überholte Marvin Harrison beim TD-Catch in der All-Time-Receiving-Liste. Mit 13 Catches in einem Spiel stellte er zudem die persönliche Bestmarke ein.
  • Bei den Cardinals durfte Chris Johnson starten, war allerdings extrem ineffizient (12 ATT, 17 YDS). Das lag auch an der schlechten Line, Andre Ellington (5 ATT, 22 YDS; 5 REC, 59 YDS) wirkte in der zweiten Hälfte aber deutlich explosiver. Gut vorstellbar, dass Arizona nach David Johnson, Kerwynn Williams und Chris Johnson mit Ellington in Week 4 den vierten Starting-Running-Back hat.
  • Die Cowboys haben jetzt alle sieben Spiele gewonnen, in denen Prescott einen Rushing-Touchdown verzeichnen konnte.

Die Stimmen zum Spiel

Jason Garrett (Head Coach Cowboys, über die Geste zum Start, als alle Cowboys-Spieler vor der Hymne knieten): "Unser Ziel war es, für Einigkeit und Gleichheit einzustehen, ohne dabei die Hymne oder unsere Flagge zu involvieren."

Carson Palmer (Quarterback Cardinals): "Wir haben uns in mehrere lange Third Downs gebracht. Wir haben heute gegen eine schwierige, schlaue Defense gespielt und dann ist es schwer, diese Downs zu verwerten. Einige Male habe ich den Ball nicht schnell genug wegbekommen, ich muss mich in der Pocket besser bewegen."

Das entscheidende Duell: Prescott gegen den Pass-Rush

Es ist extrem ungewohnt, Dallas' Offensive Line mit zwei schlechten Spielen nacheinander zu sehen - doch nachdem sie in Denver dominiert wurde hatte die Cowboys-Line auch in Arizona große Mühe. Umso wichtiger war, dass Prescott mehrfach den Pass-Rush egalisierte: Im Laufe des Spiels bewegte er sich immer besser in der Pocket, das absolute Highlight waren seine Bewegungen und der Pass zum 21:14. Wenig später folgte der vorentscheidende Pass auf Butler - wieder nach toller Bewegung weg vom Pass-Rush.

Der Knackpunkt: Prescotts langer Pass auf Butler

Arizona hatte gerade per Field Goal auf 17:21 verkürzt, über sechs Minuten waren noch auf der Uhr. Die Cardinals-Defense hatte also die Chance, der eigenen Offense die Chance auf einen Game-Winning-Drive zu bescheren. Doch die Cowboys spielten ihren besten Play-Call des Abends: Als bei First Down alles mit einem Elliott-Run rechnete, fand Prescott Butler zum 53-Yard-Pass - und so standen die Cowboys blitzartig wieder in der Red Zone. Ein paar Plays später stürmte Elliott in die Endzone, Game Over.

Der Star des Spiels: DeMarcus Lawrence

Spektakuläres Spiel von DeMarcus Lawrence. Dallas' bester Pass-Rusher zerstörte mehrere Cardinals-Drives im Alleingang und dominierte die rechte Seite der Offensive Line, insbesondere Jared Veldheer. Auch gegen den Run war er mehrfach blitzartig im Backfield, es war seinem dominanten Auftritt zu verdanken, dass Palmer immer größere Probleme hatte, die Lücken in der Secondary der Cowboys auszunutzen. Lawrence' individuelle Überlegenheit erlaubte den Cowboys auch mehr 3-Men-Rush, womit Arizona nicht zurecht kam. Drei Sacks standen am Ende auf seinem Konto, sein Einfluss auf das Spiel war noch viel größer.

Der Flop des Spiels: Arizonas Offensive Line

Ergänzend zum Star des Spiels, doch Arizonas Offensive Line war schlicht die mit Abstand schwächste Unit auf dem Platz - wieder einmal. Wie schon in den ersten drei Spielen stand Palmer selbst gegen den 3-Men-Rush unter Druck, Arizona konnte seinen Quarterback im Laufe des Spiels immer schlechter schützen. Und das übertrug sich auch auf das Run-Blocking, der Bereich, in dem Arizonas-Line in der Vorsaison noch zu den besseren in der NFL gehörte. Dallas hatte allein in der ersten Hälfte sechs Tackles for Loss

Die Taktik-Tafel

  • Arizona attackierte die Seams gegen die Zone Coverage der Cowboys mit guten Route-Kombinationen. Dazu kamen Under-Routes über die Running Backs, womit Dallas' Linebacker und Safeties ihre liebe Mühe hatten. Außerdem auffällig in Arizonas Passspiel: Sehr viele Empty Formations, auch um die Under-Routes zu spielen.
  • Dallas hatte dabei zunächst große Probleme, die Mitte des Feldes auf allen Ebenen zu verteidigen und war aufgrund der Ausfälle in den Coverage-Paketen zu limitiert, was in viel Zone Coverage resultierte. Die Coverage-Probleme wurden allerdings eingedämmt, weil der Pass-Rush aufwachte und Palmer zunehmend keine Zeit in der Pocket hatte. Hier half Dallas auch der 3-Men-Rush, etwas, womit Arizona schon die ganze Saison über Probleme hat. Gegen die 8-Men-Coverage waren Arizonas Receiver kaum offen, die Line kam auch mit drei Rushern nicht klar.
  • Offensiv hatten die Cowboys einen sehr konservativen Game Plan mitgebracht. Lange kaum Downfield-Pässe, viele vorhersehbare und somit auch schnell gestoppte Runs. Arizona stellte mehrfach acht Spieler in die Box, aber Dallas' Line hatte auch ungewöhnliche Probleme in eins-gegen-eins-Duellen. Das galt auch für die Pass-Protection, an der offensiven Line of Scrimmage erinnerte das Spiel in der ersten Hälfte an die Cowboys-Pleite in Denver in der Vorwoche.
  • Das änderte sich spät im Spiel - auch weil Prescott außerhalb der Pocket brillierte. Die Cowboys nutzten den Zone Read sowie Rollouts, um Arizonas anfangs noch dominanten Pass-Rush zunehmend zu neutralisieren.