Dabei schienen die Vorzeichen für Washington zunächst nicht gut: Kurz vor Spielbeginn war endgültig klar, dass neben Mason Foster auch die die angeschlagenen Jordan Reed und Rob Kelley nicht spielen können. Doch auf dem Platz merkte man das überhaupt nicht.
Vielmehr waren es die Raiders, die komplett indisponiert auftraten. Derek Carr (19/31, 118 YDS, TD, 2 INT) warf zwei uncharakteristische Interceptions, Kirk Cousins (25/30, 365 YDS, 3 TD) bestrafte beide Picks mit Touchdown-Drives; zunächst auf Thompson, anschließend auf Vernon Davis.
Vor allem überraschend aber war, wie die Redskins defensiv dominierten: Zur Halbzeitpause standen 223 Yards der Hausherren derer 47 für Oakland gegenüber, bei 11:2 First Downs. Und Washington machte offensiv genau so weiter: Oakland fand keine Antworten auf Thompson, Josh Doctson baute die Führung mit einem spektakulären Touchdown-Catch aus.
Trotzdem wurde es nochmals ein wenig spannend, weil Washington die Gäste im Spiel hielt: Ein verschossenes Field Goal sowie kurz darauf ein fallen gelassener Punt von Crowder, der zwei Plays später über Jared Cook in der Endzone endete. Auch danach stotterte Oaklands Offensiv-Motor gehörig - doch Samaje Perine half mit einem Fumble an der eigenen 10-Yard-Line nach. Die Raiders brachten dieses Geschenk jedoch nicht in die Endzone, es war sinnbildlich für eine enttäuschende Leistung der Offense und so brachte Washington seine Führung ungefährdet über die Zeit.
Die wichtigsten Statistiken
Washington Redskins (2-1) - Oakland Raiders (2-1) 27:10 (7:0, 7:0, 7:7, 6:3) BOXSCORE
- Die Raiders konnten gegen Washingtons starke Offensive Line kaum einen Pass-Rush aufbauen. Immer wieder hatte Cousins Zeit in der Pocket. Auffällig, wie er seine Waffen einsetzte: Crowder (6 Receptions), Davis (5) und Thompson (6) hatten je über fünf Catches, was gleichzeitig Cousins zahlreiche kurze Pässe verdeutlicht. Cousins steckte nur einen Sack ein.
- Kurios: Auf beiden Seiten waren je ein Running Back und ein Tight End die Leading-Receiver: Thompson und Davis für Washington, Jared Cook und DeAndre Washington für die Raiders. Crabtree und Cooper fingen je nur einen Ball für sieben beziehungsweise sechs Yards.
- Die 47 Total Yards für Oakland zur Halbzeitpause markierten den niedrigsten Raiders-Wert für eine Hälfte seit Week 14 in der 2015er Saison. Mit den ersten 22 Plays hatten die Raiders Mitte des dritten Viertels infolge eines Sacks 42 (!) Yards erzielt. Die Raiders hatten ihr fünftes First Down erst fünf Minuten vor dem Ende.
- Noch deutlicher: Bei elf Versuchen konnte Oakland kein einzige Third Down in ein First Down verwandeln. Washington stand hier bei 7/15. Die 128 zugelassenen Total Yards markieren den tiefsten Wert für Washington seit 1992.
Die Stimmen zum Spiel
Jay Gruden (Head Coach Redskins): "Unsere Defense hat uns heute so viele Möglichkeiten gegeben. Das war eine der besten Defense-Leistungen, die ich bisher gesehen habe. Das ist in jeder Woche unser Ziel: Großartige Defense spielen, ein gutes Run Game haben und die Ballbesitzzeit kontrollieren."
Jack Del Rio (Head Coach Raiders): "Solche Tage können passieren. Sie dürfen nur nicht so häufig passieren. Wir haben hart gespielt, aber wir haben nicht gut gespielt. Wir haben einige Basics schlecht umgesetzt. Einige Plays muss man einfach machen, um effizient zu spielen. Hätte mir jemand vor dem Spiel gesagt, dass unsere Offense kein Third Down verwertet, hätte ich das niemals geglaubt."
Das entscheidende Duell: Die Redskins-Front vs. Oaklands O-Line
Oaklands Offensive Line gilt zurecht als eine der besten Lines in der NFL - nicht wenige sehen sie sogar noch vor der Cowboys-Line. Über die ersten beiden Wochen war diese Einordnung auch durchaus berechtigt, am Sonntagabend aber drehten die Redskins den Spieß um: Die Hausherren dominierten die Line of Scrimmage defensiv, was - neben einem merkwürdigen Game Plan der Gäste - dazu führte, dass Oakland sein Run Game nie ins Rollen brachte (13 ATT, 32 YDS). Zudem stand Carr auch ungewohnt häufig unter Druck, teilweise weil er den Ball länger halten musste als bisher, teilweise aber auch weil die Protection schnell einbrach. Washingtons Defense insgesamt hatte ein herausragendes Spiel.
Der Knackpunkt: Die beiden Carr-Interceptions
Oakland stellte die Weichen schon früh für ein sehr schweres Auswärtsspiel - die beiden schnellen Interceptions von Carr fungierten als Weichensteller. Beide nämlich endeten im Gegenzug in Redskins-Touchdown-Drives, das ermöglichte Washington zwei Dinge: Die Defense hatte im Pass-Rush mehr Freiheiten und die Offense baute stärker auf Ballbesitz und das Run Game. Trotzdem gilt festzuhalten: Einen richtigen Knackpunkt in dem Sinne gab es kaum, zu dominant war Washingtons Defense und zu schwach die Offense der Raiders.
Der Star des Spiels: Chris Thompson
Natürlich lesen sich Cousins' Statistiken am Ende großartig und viele Fehler hat er sich auch nicht geleistet. Allerdings hätte Doctsons Touchdown eigentlich eine Interception sein müssen - und viele von Cousins' Yards kamen durch einen Mann zustande: Chris Thompson war ein absoluter X-Faktor-Spieler. Washington attackierte mit ihm die anfälligen Linebacker der Raiders mehrfach in Coverage, zudem war er im Screen Game eine zentrale Waffe und machte aus kurzen Pässen lange Raumgewinne. Inklusive beim kritischen 3rd&19, als Oakland gerade ins Spiel zurückkam. Am Ende stand er bei 38 Rushing- sowie 150 Receiving-Yards.
Der Flop des Spiels: Derek Carr
Die beiden frühen Interceptions waren komplett uncharakteristisch für den sonst so präzisen Carr: Ein Mal las er die Coverage offensichtlich falsch, beim zweiten Pick warf er schlicht in die Arme des Verteidigers, der den Ball im Fallen nur festhalten musste. Carr wirkte den ganzen Abend über unsicher, offenbarte schlechtes Verhalten in der Pocket sowie gegen Pressure und seine Pässe kamen ungenau. Dazu sah man offensichtliche Kommunikationsprobleme mit der eigenen Line, Carr wurde sichtlich mehrfach von einem zu frühen beziehungsweise ungeplanten Snap überrascht.
Die Taktik-Tafel
- Der offensive Game Plan der Redskins war relativ schnell klar: Auch ohne Kelley sollte das Run Game das Team tragen, Washington attackierte so die vermeintliche Schwäche der Raiders-Defense - wenngleich die bislang in dieser Saison so nicht aufgetreten war. Doch die starke Skins-Line, die schon in der Vorwoche gegen die Rams geglänzt hatte, öffnete auch dieses Mal immer wieder Lücken im Run Game, während Cousins die Linebacker in Coverage teilweise zerpflückte.
- Defensiv gelang es Washington, mit Off-Coverage und Zone-Man-Konzepten Carr dazu zu zwingen, den Ball lange zu halten, was zu mehreren Sacks führte.
- Gleichzeitig präsentierte sich Oakland auch selbst schematisch ungewohnt. Viele Empty Formations, mehr Downfield-Pässe als sonst sowie riskante Pässe bei Short-Yardage-Situationen. Offensiv wie defensiv wurde die Aggressivität der Raiders von Washington früh ausgenutzt und bestraft.
- Carr hatte so schnell vier Passversuche von über zehn Yards auf dem Konto, seine Bilanz Mitte des zweiten Viertels dabei: 0/4, 2 INT. Bei Empty Formations kam Washingtons Pass-Rush mehrfach bei Carr an, von der gewohnten Formel - Run Game und ein präzises Passspiel - war quasi nichts zu sehen. Nicht einmal in der Red Zone, wo Oakland eher auf Pässe als auf Lynch-Runs setzte.