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Kicker-Debakel! Pats gewinnen in Tampa

Die New England Patriots boten in Tampa eine deutlich bessere Leistung als zuletzt
© getty

Die New England Patriots (3-2) haben zum Auftakt in Week 5 defensiv wieder in die Spur gefunden. Die Pats-Defense zeigte sich nach den Debakeln der vergangenen Wochen deutlich verbessert und führte New England zum 19:14-Sieg über die Tampa Bay Buccaneers (2-2). Quarterback Tom Brady lieferte dabei eine weitere sehr gute Partie ab, trotzdem bleiben auch offensiv Fragezeichen beim Titelverteidiger.

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Für die Pats gab es die erste Hiobsbotschaft schon rund zwei Stunden vor Kick-Off: Rob Gronkowski, der aufgrund einer Oberschenkelverletzung angeschlagen in die Woche gegangen war, würde nicht spielen können. Gleichzeitig gingen allerdings auch die Buccaneers defensiv ohne mehrere Stars in die Partie: Die Linebacker Lavonte David und Kwon Alexander fielen genauso aus wie die Safeties T.J. Ward und Keith Tandy, Doug Martin war nach abgesessener Sperre zurück.

Doch wer angesichts der beiden starken Offenses und der bislang so desolaten Patriots-Defense sowie der dezimierten Bucs-Defense einen Shootout erwartet hatte, sah sich früh getäuscht. Das lag einerseits an individuellen Fehlern - die Interception von Tom Brady (30/40, 303 YDS, TD, INT) war ein viel zu hoher Wurf bei einem kurzen Pass über die Mitte, der nächste Drive endete durch einen Drop von Brandin Cooks - andererseits aber auch an besserem Defense-Play der Patriots: New England vermied die schwerwiegenden Kommunikationsfehler in der Secondary aus der Vorwoche.

Im Run Game allerdings bröckelte die Front, Martin kam im zweiten Viertel eindrucksvoll ins Rollen und sorgte auch für den ersten Touchdown der Partie - während Jameis Winston (26/46, 334 YDS, TD) früh Ungenauigkeiten in seinem Spiel hatte. Brady antwortete mit einem TD-Pass auf Chris Hogan und New England erhöhte noch vor der Halbzeitpause via Field Goal. Zahlreiche Strafen gegen New England halfen Tampas Offense immer wieder, so auch beim finalen Drive im zweiten Viertel. Der 56-Yarder aber ging daneben.

Es entwickelte sich eine zweite Halbzeit, die noch stärker von den beiden Defenses geprägt war. Die Bucs hatten im Passspiel riesige Probleme, New Englands Defense war kein Vergleich zu den vergangenen Wochen. Trotzdem blieb es bis zum Schluss eng - zwei verpasste Field Goals aufseiten der Hausherren aber waren eine schwere Hypothek. Ein 18-Yard-TD zu Cameron Brate brachte Tampa dennoch in Schlagdistanz, die Bucs hatten die Chance zum Game-Winning-Drive eine Minute vor dem Ende und Winston hatte aus 19 Yards einen Versuch für den Sieg, die Pats verteidigten den Pass. Game Over.

Die wichtigsten Statistiken

Tampa Bay Buccaneers (2-2) - New England Patriots (3-2) 14:19 (0:3, 7:10, 0:3, 7:3) BOXSCORE

  • Zumindest phasenweise hatte New England ein solides Run Game. Lewis (7 ATT, 53 YDS) gelang ein 31-Yarder, Mike Gillislee (12 ATT, 52 YDS) dominierte ansonsten das Backfield.
  • Absolut beeindruckendes Comeback von Doug Martin (13 ATT, 74 YDS, TD)! Aufgrund der Suspendierung hatte Martin keinerlei Kontakt-Training, umso besser war der Auftritt in seinem ersten Saisonspiel. Martin zeigte Geduld bei den Zone Runs sowie tolle Cuts, wirkte explosiv und hatte sofort eine genauso große wie wichtige Rolle: Während das Passspiel noch wackelte und keinen Rhythmus fand, war es Martin, der seiner Offense genau diesen Rhythmus gab. Dennoch sah er überraschend wenige Runs in der zweiten Hälfte.
  • Bradys Interception beendete mehrere Serien: Es war sein erster Pick nach 264 Pässen ohne Interception, die zweitlängste Serie seiner Karriere. Darüber hinaus war es Bradys erste Interception in einem Regular-Season-Auswärtsspiel seit 2015!
  • Die Patriots hatten schon vor dem Spiel seit 2016 eine bessere Bilanz ohne Gronk (11-0) als mit ihm (8-4). Dabei haben sie auch mehr Punkte pro Spiel ohne den Tight End (30,5) als mit ihm (28,2) erzielt. Letztere Statistik passte diese Woche nicht, Hogan und Amendola aber hatten noch zentralere Rollen und halfen dabei, die Bilanz ohne Gronk seit 2016 auf 12-0 auszubauen.

Die Stimmen zum Spiel

Dirk Koetter (Head Coach Buccaneers über die Kicking-Probleme): "Der letzte Kick hat uns wirklich weh getan, der hätte uns noch eine Chance gegeben. Aber es ist auch nur ein Play. Man gewinnt und verliert als Team, die Defense allerdings hat heute ihren Beitrag geleistet."

Bill Belichick (Head Coach Patriots): "Defensiv haben wir heute eine sehr gute Reaktion gezeigt. Natürlich können wir uns in allen Bereichen des Spiels verbessern, aber ich bin stolz auf das Team. Tampa hatte 100 Yards in der ersten Hälfte, wir haben genug gemacht, um das Spiel zu gewinnen."

Das entscheidende Duell: Die Pats-Secondary vs. Tampas Receiver

Deutliche Steigerung aufseiten der Patriots. New England zeigte enge Coverage, sehr gutes Tackling (zumindest über drei Viertel) und sogar einen Pass-Rush. Hier zahlte sich auch New Englands stärkere Fokussierung auf Zone Coverage aus, Tampas Receiver waren kaum einmal offen und abgesehen von DeSean Jacksons langem Catch-and-Run im Schlussviertel erlaubten die Pats auch kaum Yards nach dem Catch. In der Red Zone wurde Mike Evans gezielt gedoppelt, der Trend passt hier. Problematisch allerdings bleibt die Run-Defense.

Der Knackpunkt: Die Bucs-Fehlschüsse im Schlussviertel

Auch wenn die Patriots über weite Strecken besser waren, stand es zu Beginn des Schlussviertels nur 16:7 - mit der Chance, dass das Spiel kippt: Nach einem Sack-Fumble von Brady kam Tampa in Field-Goal-Reichweite, konnte aber einmal mehr ein Third Down nicht verwerten. Der 49-Yard-Kick hätte ein One-Score-Game bedeutet, der aber ging überdeutlich daneben. Und es wurde noch schlimmer: Cameron Brates Drop in der Endzone einige Minuten später, der Tampa wertvolle Minuten und ultimativ auch den Touchdown kostete, folgte - woraufhin Folk den 31-Yarder ebenfalls vergab. Ein desolater Auftritt, die Bucs müssen ihr Kicking Game endlich hinbekommen.

Der Star des Spiels: Danny Amendola

Brady startete ungewohnt holprig, vor allem bei kurzen Pässen hatte er mehrere Ungenauigkeiten. Er steigerte sich im Laufe des Spiels und hatte einige tolle Würfe - ein Grund für seine letztlich gute Vorstellung war Danny Amendola (8 REC, 77 YDS). Immer wieder gewann er entweder gegen Man Coverage oder fand die Lücken in der Zone Coverage, Brady und Amendola zeigten eine tolle Chemie. Der Einfluss des Receivers auf das Spiel war größer, als seine Stats vermuten lassen würden.

Der Flop des Spiels: Jameis Winston und Nick Folk

Folk muss zwei der drei Kicks, mindestens aber den letzten ohne Frage verwandeln und dürfte zeitnah seine Papiere bekommen. Aber: Gegen diese Patriots-Offense bei all den defensiven Ausfällen nur 19 Punkte zuzulassen spricht ganz klar für Tampas Defense. Die eigene Offense konnte daraus jedoch überhaupt kein Kapital schlagen, und das lag zu einem großen Teil an Winston. Obwohl ihn das Run Game entlastete, war Winston von Anfang an extrem ungenau, übersah freie Receiver und leistete sich falsche Reads sowie Würfe in Coverage. Die erste Third-Down-Conversion gelang knapp zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels.

Die Taktik-Tafel

  • Wer sich gefragt hatte, ob sich die Bucs defensiv an New England anpassen würden, hatte schon früh seine Antwort: Tampa spielte von Beginn an viel der gewohnten Cover-4-Defense, was immer wieder Lücken underneath und schlechte Matchups für die Defense offenbarte. Zudem spielte Tampa zu häufig eine sehr starke Soft-Coverage, was New England einfache Yards und sogar den Touchdown ermöglichte.
  • Genau darauf hatte der Game Plan der Pats offenbar abgezielt. Während die Patriots bislang eine Downfield-Offense waren (28 Prozent von Bradys Pässen flogen davor mindestens 15 Yards downfield, pro Pass stand er bei zehn Air Yards), war der Ansatz in Tampa ein anderer: Von Anfang an bauten die Pats auf deutlich mehr kurze, schnelle Pässe sowie No-Huddle und ignorierten den Run anfangs komplett - die ersten acht Plays waren allesamt Pässe, erst von der eigenen 2-Yard-Line gab es den ersten Run.
  • Umso besorgniserregender waren die offensichtlichen Schwachstellen in der Pats-Offensive-Line, denn große Probleme in Pass-Protection prägten das Bild der Offense. Auch mit den vielen kurzen Pässe stand Brady viel zu häufig unter Druck, kassierte trotz guter Pocket-Movement drei Sacks (die Bucs hatten zuvor in drei Spielen insgesamt einen Sack) sowie sechs QB-Hits. Brady hat schon jetzt mehr Sacks eingesteckt als in seinen zwölf Regular-Season-Spielen 2016 insgesamt, gegen Pressure brachte er nur fünf von 13 Pässen an.
  • Umgekehrt war auch Tampas offensiver Game Plan schnell kein Geheimnis mehr, die Bucs hatten sich ganz offensichtlich vorgenommen, New Englands Secondary früh zu testen: Sechs von Winstons ersten sieben Pässen flogen mindestens zehn Yards weit. Das kombinierten die Hausherren mit guten Inside Runs über Doug Martin, wo New Englands Linebacker-Probleme mehr als deutlich wurden. Winstons Ungenauigkeiten sowie schlechte Entscheidungen sorgten aber dafür, dass das Passspiel kaum einmal einen Rhythmus fand.
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