Der Ausfall von Aaron Rodgers überschattet Week 6 - und bringt aus Sicht der Packers riesige Fragen mit sich. Wie kann Green Bay jetzt reagieren? Sollte Colin Kaepernick als Retter kommen? Und wie sieht die Offense künftig aus? Außerdem: Adrian Petersons spektakuläres Debüt, der Quarterback-Tausch in San Francisco, die Eagles als Titel-Anwärter und vieles mehr - in seiner SPOX-Kolumne blickt NFL-Redakteur Adrian Franke auf die vergangene Woche in der NFL zurück.
Was machen die Packers ohne Aaron Rodgers?
Die Superstar-Verletzungswelle fand am Sonntag ihren traurigen Höhepunkt. Die Verletzung von Aaron Rodgers ist nicht nur für Packers-Fans eine traurige Angelegenheit. Trotzdem steht Green Bay natürlich im Fokus, und die Frage: Was machen die Packers jetzt? Wie können sie den Ausfall des talentiertesten Quarterbacks der NFL ausgleichen?
Ein zentrales Problem wird jetzt die Struktur der Offense. Zwar bauten die Packers schon im Laufe der vergangenen Saison mehr aufeinander aufbauende Route-Kombinationen in ihr Scheme ein, viele Laufwege der Receiver finden allerdings immer noch isoliert statt. Rodgers kann, wenn die Receiver so auf sich gestellt länger brauchen, um sich frei zu laufen, besser als jeder andere Quarterback den Spielzug ausdehnen und dann aus scheinbar unmöglichem Winkel einen genauen Pass abfeuern. Diese Qualität wird den Packers mit Brett Hundley fehlen.
Wie also könnte die Offense für die weitere Saison - nachdem klar ist, dass Rodgers operiert werden muss, ist ein Comeback nahezu ausgeschlossen - aussehen? Green Bay wird die Offense anpassen müssen, so viel ist sicher. Rodgers überspielt oft die Schwächen im Scheme sowie mögliche Probleme in der Offensive Line, das können die Packers von Hundley so nicht erwarten.
Bedeutet zunächst einmal: Green Bay muss Hundley leichtere Reads geben, und das funktioniert primär über Route-Kombinationen. Ob Curl-Flat-Kombinationen, generell Rub-Routes, Bunch Formations oder auch Slant-Mischungen - die Packers müssen endlich konstant aufeinander aufbauende Routes verwenden, um Hundley eine Chance zu geben. Gegen Minnesota zeigte Hundley mit beeindruckenden Pässen bei Out-Routes, was sein Arm kann. Er zeigte aber auch, dass er mit Pressure und Reads seine Schwierigkeiten hat.
Und gerade der Pressure-Part wird sich nicht in Luft auflösen. Mit Taylor, Bulaga und Bakhtiari verletzten sich drei O-Liner gegen die Vikes, die Line ist schon das ganze Jahr über ein Problem. Hundley bekommt also keine saubere Pocket, somit muss viel mehr über die Play-Designs funktionieren. Außerdem muss Green Bay ab sofort mehr auf den Run setzen, neben dem Problem mit den Isolation-Routes die zweite große Baustelle der Packers-Offense in den vergangenen Jahren. Laut ESPN Stats hatten die Packers vor Week 6 die prozentual zweitmeisten Dropbacks (71 Prozent) aller Teams. Mit Hundley funktioniert diese Formel nicht.
Bleibt noch ein Aspekt, denn natürlich kamen prompt auch Fragen nach möglichen Ersatzleuten auf - vor allem Colin Kaepernick wurde genannt. Das ist auch verständlich und in meinen Augen sollte Green Bay Kaepernick zumindest zum Training einladen und ihn als Backup in Betracht ziehen. Die Tatsache, dass die Packers als einziges Team keinen direkten Besitzer haben, macht die Situation mit Kaepernicks Protesten und Anschuldigungen gegenüber den 31 Franchise-Besitzern umso spannender.
Gleichzeitig aber muss man auch verstehen, warum Kaepernick aktuell keine Option als Starter für Green Bay ist. Die Packers setzen wie kaum ein anderes Team konsequent darauf, den eigenen Scouts und jungen Spielern zu vertrauen. Hundley hat jetzt seit 2015 hinter Rodgers gelernt und sich entwickelt, er kennt die Offense, die Sprache des Play-Callings, die Adjustments.
Unter keinen Umständen könnte man Kaepernick jetzt in diese Offense werfen und Erfolge erwarten, und das nicht nur, weil das West-Coast-Scheme mit seinen präzisen Timing-Konzepten nicht unbedingt Kaepernicks Stärken ansprechen würde. Hundley ist für den Moment die richtige und logische Starter-Wahl und braucht jetzt jeden Trainings-Snap mit den Startern, den er bekommen kann.
Wie ist die Leistungsexplosion von Adrian Peterson einzuordnen?
Auch ich gehörte zu denjenigen, die Arizonas Verpflichtung von Adrian Peterson sehr kritisch sahen. Das geringe Risiko (unter 800.000 Dollar Gehalt, maximal ein Sechstrunden-Draft-Pick als Preis) machten die Entscheidung verständlicher - das Spiel gegen Tampa ließ alle Kritiker erst einmal ziemlich schlecht aussehen. 134 Rushing-Yards und zwei Touchdowns bei 5,2 Yards pro Run, 74 Prozent der Snaps spielte er (48, und damit vier mehr als insgesamt für die Saints). Das bis dahin schlechteste Run Game der laufenden Saison erlebte durch Peterson eine 180-Grad-Drehung.
Trotzdem ist Arizonas Offense nicht auf einen Schlag wieder eine explosive Waffe, es war allerdings ein gemeinschaftlicher Schritt in die richtige Richtung. Durch die Rückkehr von Humphries, Watford und Boone in die Startformation war die Offensive Line so gesund wie seit Week 1 nicht mehr, und das merkt man. Insbesondere über den herausragenden Humphries und die linke Seite hatte Peterson immer wieder jede Menge Platz, 57 seiner 134 Yards kamen bei acht Runs über die linke Seite.
Allerdings muss man auch Peterson individuell loben. Er zeigte konstant Geduld hinter der Line of Scrimmage und machte der Line das Blocking so einfacher, mit der richtigen Vision sowie seiner Power konnte er dann mehrfach Lücken aggressiv attackieren. Er verzeichnete Yards nach Gegnerkontakt, gleich der erste Run war etwas, das Cardinals-Fans in dieser Saison kaum einmal gesehen hatten.
Vor allem beeindruckend war aber, wie verändert das Passspiel mit Petersons Präsenz im Backfield aussah. Play-Action-Pässe und Screens funktionierten um ein Vielfaches besser als zuletzt - Arizona war hier eines der ineffizientesten Teams der Liga, gegen Tampa waren immer wieder Receiver nach Play Action komplett offen. Bestes Beispiel war Fitzgeralds Touchdown.
Palmer hatte klar mehr Zeit in der Pocket und musste nicht wieder Hit um Hit über sich ergehen lassen. Coach Bruce Arians stellte Peterson dabei einerseits in der I-Formation sehr tief auf, wo er sich wohlfühlt, andererseits ließ er ihn auch einige Routes von Outside-Positionen aus laufen, was ein zentraler Part für einen Running Back in Arizonas Offense ist.
Ein vielversprechendes Debüt, keine Frage, und viel mehr, als man sich im Vorfeld erhoffen durfte. Peterson, daran besteht kein Zweifel, hat deutlich mehr im Tank als der im Zuge des Trades entlassene Chris Johnson. Wirklich spannend wird es aber, wenn die Line mit der gegnerischen Front größere Probleme bekommt. Cardinals-Geschäftsführer Steve Keim brachte den Trade so auf den Punkt: "Wir werden nicht still herumsitzen, wenn wir glauben, dass wir uns verbessern können." Auf den ersten Blick scheint das gelungen.
49ers: C.J. Beathard ersetzt Brian Hoyer
Vielleicht kam er etwas früher als erwartet, Hoyers bisherige Leistungen aber geben Kyle Shanahan jedenfalls alle Rechtfertigung für den Quarterback-Tausch. Und er wurde durch den weiteren Spielverlauf gegen Washington bestätigt. Mit Beathard wirkte die Offense deutlich gefährlicher als zuvor mit Hoyer, obwohl der aus der extrem Run-lastigen Iowa-Offense kommt. Was also verrät sein Redskins-Tape?
- Beathard zeigte extremes Licht und Schatten. Die Bandbreite reichte etwa von mehreren deutlich zu hohen Pässen bis zu einigen tollen Pässen aus der Bewegung heraus.
- Noch deutlicher war diese Diskrepanz bei den Reads. Einige One-Read-Würfe, bei denen er dann auch trotz Coverage nicht woanders hin schaute. Dem gegenüber standen mehrere Szenen, in denen er zu einem Spieler passen wollte, dann aber die Defense (korrekt) las und nach einem Pump Fake auf die andere Seite des Feldes schaute. Vor allem über die Mitte des Feldes sah er einige Male sehr gut aus.
- Beathard stand in der Pocket, auch gegen Pressure - trotzdem brachte er unter Druck nur drei von elf Pässen an. Deutlich auffällig aber auch die höhere Aggressivität gegenüber Hoyer: Beathard versuchte sieben Pässe, die mindestens 20 Yards Downfield flogen. Davon kamen drei für 98 Yards an.
Zahlensalat und Notizen - der Spieltag in Stichpunkten
- Bei den Giants herrschte vor dem völlig unerwarteten Auswärtssieg in Denver nicht nur internes Chaos, New York nahm auch eine geplante personelle Veränderung vor: Offensive Coordinator Mike Sullivan übernahm das Play-Calling - und das mit überraschendem Erfolg. Liefen die G-Men über die ersten fünf Wochen noch in 31 Prozent der Fälle, schraubte Sullivan diese Quote gegen Denvers bislang so starke Run-Defense auf 59,3 Prozent (!) hoch. Das bedeutet nicht, dass die Giants damit das Feld von hinten aufrollen, Teams werden die Box in den kommenden Wochen sicher noch häufiger zustellen. Die Receiver werden mehr leisten müssen, gegen Denver sahen New Yorks Wide Receiver insgesamt ganze sechs Targets! Über 30 Wide Receiver ligaweit hatten alleine in Week 6 individuell mindestens sechs Targets.
- Miamis Comeback hat so sicher niemand kommen sehen. Zunächst der Blick auf die Dolphins: Miamis Defense spielt insgesamt eine beachtliche Saison, angeführt von einem beeindruckenden Cam Wake. Trotzdem ruht offensiv noch immer viel auf den Schultern von Jay Ajayi, der bei seinen 130 Rushing-Yards gegen die Falcons im Schnitt 3,69 Yards nach Kontakt sowie insgesamt vier Forced Missed Tackles verzeichnete. Ajayi bringt diese Qualitäten mit, das Run-Blocking muss aber deutlich stabiler werden, damit das Run Game das Team offensiv auch konstant tragen kann. Und das muss es.
- Jetzt zu den Falcons: Dass Atlantas Offense das Vorjahres-Level nicht halten können würde, war klar. Man muss sich aber ernstlich fragen, wie groß der Abfall wirklich ist. Gegen die Dolphins hatte die Line Probleme in Pass-Protection, Strafen und individuelle Fehler prägten das Bild und Matt Ryan darf die spielentscheidende Interception so niemals werfen. Atlanta war bereits in Field-Goal-Reichweite, was zum Ausgleich gereicht hätte, und Underneath hätte er eine kurze Route vergleichsweise offen gehabt. Stattdessen warf er einen weiteren Pass in Double Coverage - zwar genau, allerdings mit viel mehr Risiko. Immerhin ein Mutmacher: Ryan hatte sieben Completions von mindestens zehn Yards (elf Attempts), Atlanta braucht das Downfield-Element noch stärker.
- New Englands Defense bleibt ein wackliges Kartenhaus. Nachdem es gegen Tampa besser aussah, durfte man gegen die Jets wieder Kommunikationsfehler und daraus folgende komplett ungedeckte Receiver beobachten. Die Folge: Die Patriots sind das erste Team in der NFL-Geschichte, das in sechs aufeinanderfolgenden Spielen jeweils dem gegnerischen Quarterback mindestens 300 Passing-Yards erlaubt hat. Zum Vergleich: In der kompletten Vorsaison hatte New Englands Defense ganze drei solcher Spiele.
- Ich bin sehr überrascht, dass Jacksonville Jared Goff nicht deutlich aggressiver attackiert hat, um ihn zu noch mehr Fehlern zu zwingen. Die Jags schickten nur ein einziges Mal fünf oder mehr Pass-Rusher bei Goffs 26 Dropbacks. Umso verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass Jacksonville das aktuell beste Cornerback-Duo der Liga hat - Blitz-Freiheiten sind somit also definitiv gegeben.
- Wann geben die Colts Marlon Mack endlich mehr Snaps? Der Rookie hatte gegen die Titans nur 14 Snaps und lediglich zwei (!) Runs - und konnte trotzdem wieder seine Explosivität mit einem 22-Yard-Run unter Beweis stellen. Frank Gores Höchstwert? 21 Yards bei 85 Runs in dieser Saison. Mack hat mit nur 27 Carries in der laufenden Saison die ligaweit zweitmeisten Runs von über 20 Yards auf dem Konto, die Colts sollten seine Big-Play-Fähigkeiten häufiger nutzen.
Bradford, Eagles, Beckham, Steelers - eure Fragen
#52: Ist Bradford done in Minnesota? Was sind seine Perspektiven für die nächste Saison?
Natürlich ist hier einiges an Spekulation dabei, aber so lautet meine Einschätzung: Bradford, für den die Saison bisher kaum unglücklicher hätte verlaufen können, wird Minnesota verlassen, falls Bridgewater im weiteren Verlauf der Saison ein paar Spiele absolvieren kann (wovon ich sehr stark ausgehe) und sein Knie dabei auch in der Nachbetrachtung hält (hier kommen wir in den spekulativen Part).
Das soll nicht heißen, dass Bradford schlechter wäre als Bridgewater, sieht man seine Zeit in Minnesota, könnte man gar durchaus für das Gegenteil argumentieren. Was er in der vergangenen Saison hinter einer desolaten Offensive Line gezeigt hat, war aller Ehren wert, und in der laufenden Spielzeit bewerte ich ehrlich gesagt nur das Spiel gegen die Saints - und das war nach kurzen Anlaufschwierigkeiten großartig. Sein humpelnder Teilzeit-Auftritt in Chicago fließt für mich nicht mit rein.
Ich sehe stattdessen eher pragmatische Gründe: Minnesota wird Bridgewater durch dessen Verletzung und all die Unklarheiten darum deutlich preiswerter halten können. Sind die oben genannten Faktoren (Bridgewater spielt, das Knie hält) erfüllt, ist er somit die deutlich günstigere Version gegenüber Bradford. Und, nur um das klarzustellen: Bridgewater war vor seiner Verletzung ein sehr solider Quarterback.
Bradford auf der anderen Seite war über seine ganze Karriere ebenfalls nie für seine robuste Fitness bekannt, das bekommen die Vikes aktuell am eigenen Leib zu spüren. Es ist also nicht so, als würden wir hier von klaren Gegensätzen sprechen. Ihn zu halten wäre für Minnesota viel teurer, mit Bridgewater statt Bradford könnte sich Minnesota vereinfacht gesagt ein Free-Agency-Schwergewicht leisten, das sonst nicht drin wäre.
Und dann ist da noch der Keenum-Faktor. Der spielt in seiner Teilzeit-Rolle bisher nämlich beachtlich und könnte den Verantwortlichen noch mehr Vertrauen geben, eine klare Quarterback-Entscheidung zu treffen, anstatt mit Bradford und mit Bridgewater in die kommende Saison zu gehen. Keenums Vertrag läuft zwar auch aus, in beiderseitigem Interesse sollte eine Einigung aber realisierbar sein. Bradford derweil wird auf dem Markt zahlreiche Angebote haben: San Francisco, Washington (je nachdem, was mit Cousins passiert), Jacksonville, die Jets, die Giants - da gibt es viele zahlungswillige Optionen, garantiert auch einige, an die jetzt noch niemand denkt.
Luke: Siehst du die Eagles als Super Bowl Contender?
Mit den Super Bowl Contendern nach Week 6 ist das bekanntermaßen immer so eine Sache - was im Oktober passiert, spielt nicht selten im Dezember und vor allem im Januar keine Rolle mehr. Wenn ich jetzt aber eine Prognose abgeben müsste, dann: Ja, aktuell sind die Eagles für mich ein Super Bowl Contender.
Das hat mehrere Gründe, und letztlich kommen wir wie so oft gerade in dieser Saison zurück zu den Kernelementen des Footballs: der Line of Scrimmage. Die Eagles haben bisher eine Offensive Line, die besser ist, als ich gedacht hätte, und eine Defensive Line, die Spiele noch deutlicher dominiert, als ich vermutet habe. Die Konsequenzen daraus sind eindrucksvoll: Defensiv kann Philly bisher individuelle Schwächen in der Secondary häufig kaschieren, offensiv sieht man klare Fortschritte im Run Game und vor allem bei Carson Wentz.
Das Receiving-Corps ist deutlich besser als letztes Jahr, auch weil Agholor und Ertz auftrumpfen und die Secondary sollte mit Ronald Darby sowie möglicherweise auch Sidney Jones im Laufe der Saison noch Upgrades bekommen. Der Kern für mich aber: Es gibt aktuell wenige - man könnte fast sagen: gar keine - Teams, die in der Offensive und der Defensive Line gleichzeitig überzeugen (Washington etwa wäre ein Kandidat, die Rams ein potentiell weiterer), und kein Team schafft das auf dem Niveau der Eagles. Das ist ein riesiger Trumpf.
Johannes Pressler: Ist die OBJ-Verletzung (sofern es zu einer vollen Genesung kommt) das Beste, was den Giants hätte passieren können?
Die Giants würden auch mit Beckham im weiteren Saisonverlauf mutmaßlich nicht mehr ernsthaft um die Playoffs spielen, zu groß sind die Fragezeichen im Run Game, auf der Left-Tackle-Position oder auch generell in der Defense. Beckhams Ausfall raubt einer eindimensionalen Offense den Fixpunkt und so sind die Chancen auf einen hohen Draft-Pick nochmals deutlich höher. So weit ein nicht ganz unberechtigter Ansatz.
Ich bin persönlich kein Fan vom Tanking und glaube auch, dass es das in der NFL in dem Sinne nicht gibt - die NFL ist zu schnelllebig, für Coaches und viele Spieler geht es jedes Jahr um den Job. Bewusst schlechte Auftritte sind da nicht drin, und insbesondere die Jets zeigen dieses Jahr, wie es aussieht, wenn ein individuell unterlegenes Team kratzt und beißt. Die Saison eines Teams kann verrückte Entwicklungen einschlagen, der Sieg der Giants selbst in Denver ist das beste Beispiel.
Zudem spielt Eli Manning besser als in der Vorsaison und es könnte sein letztes Jahr auf diesem Level sein. Natürlich, der vermeintliche hohe Pick ermöglicht es den Giants, möglicherweise eine Weichenstellung für die Zukunft in Person eines Quarterbacks vorzunehmen. Doch ist das alles andere als eine Garantie, der Draft viel zu ungewiss und alle Prognosen in der Hinsicht im Oktober mehr oder weniger unmöglich. Beckhams Ausfall wird letztlich im Draft einige Spots bringen. Das ist Stand heute aber eher ein kleiner Trost als ein langfristiger Hauptgewinn.
ClemsonNation: Wie wahrscheinlich sind HC-Entlassungen während der Saison? (Kandidaten wären vielleicht Hue Jackson, John Fox, Ben McAdoo)
Die werden kommen. McAdoo könnte sich bei den Giants mit dem Sieg in Denver tatsächlich etwas Zeit erkauft haben, auch wenn viele Dinge - die Stagnierung des Offense-Schemes, sein öffentlicher Umgang mit den Spielern, der generelle Rückschritt in der Defense, seit Jahren die gleichen Baustellen - gegen ihn sprechen.
Die Bears spielen aktuell überraschend gut, John Fox sollte also noch etwas Leine haben. Ich habe Clevelands Hue Jackson weit vorne auf der Liste. Ja, der ganze Browns-Plan wird Zeit brauchen, das war auch vorher klar. Aktuell aber fehlt mir jegliche Entwicklung innerhalb des Teams, mit der Quarterback-Baustelle - eigentlich Jacksons vermeintliche Stärke - als Spitze des Eisberges.
Lennart Kirchhoff: Detroit scheint wie eine One-Man-Show von Stafford - oder steckt mehr hinter den Siegen?
One-Man-Show wäre zu viel gesagt, die Defense hat in mehreren Spielen überzeugt. Aber Detroit hat ein riesiges Problem in der Offensive Line, und das war gegen die Saints wieder sichtbar. Zwei Sacks und sieben QB-Hurries für Cam Jordan alleine, sechs Sacks gelangen New Orleans insgesamt. Stafford hatte bei 39 Prozent seiner Dropbacks Pressure.
Die Lions haben auch in dieser Saison bislang kein verlässliches Run Game und sind im Passspiel zu eindimensional, das Deep-Ball-Game ist ein zu geringer Faktor. Dazu kommen Drops der Receiver - kurzum: Es ist keine One-Man-Show, trotzdem hängt zu viel an Stafford, dessen Knöchelprobleme ihn gegen die Saints hinter dieser Line zu einem einfachen Ziel machten. So wie die Lions aktuell spielen, wird es schwer, bis zum Schluss um die Playoffs mitzuspielen.
tbSilva: Sind die Steelers diese Saison wieder ein Defense First Team (+ Bell)?
Völlig richtige Beobachtung! Egal, ob Ben Roethlisberger jetzt denkt, dass er noch etwas im Tank hat oder auch nicht - Fakt ist: Das Passspiel hat bisher in dieser Saison keinen Rhythmus und vor allem lange Pässe sind und bleiben ein Problem. Roethlisberger hatte enormes Glück, dass sein Pass gegen Kansas City, der letztlich zu Browns Touchdown führte, keine Interception war - das Spiel hätte kippen können.
Was die Steelers aber defensiv haben, ist einerseits eine im Vergleich zu 2016 klar verbesserte Secondary, andererseits eine individuell glänzend besetzte Defensive Line. Cam Heyward und Stephon Tuitt müssen aktuell eines der besten Interior-Line-Duos sein, das bekam auch Kansas City zu spüren. Pittsburgh müsste defensiv gar nicht so komplex agieren, wie das über die ersten Wochen teilweise der Fall war.
Und Bell? 4,13 Yards im Schnitt nach Kontakt, neun (!) Forced Missed Tackles - Bell hatte in dieser Saison schon einige großartige Spiele, dieser Auftritt war schlicht sensationell. Allerdings müssen die Steelers aufpassen, dass sie ihren Running Back nicht komplett überarbeiten, nach sechs Spielen hat Bell bereits 134 Runs sowie 30 Catches auf dem Konto. Dieser Umstand war auch in der vergangenen Saison bereits sichtbar. Pittsburgh täte gut daran, James Conner häufiger mal ins Spiel zu bringen.