NFL

Teurer Seahawks-Sieg in der Wüste

Von Pascal De Marco
Jimmy Graham kam gegen die Cardinals auf zwei Touchdowns
© getty

Die Seattle Seahawks (6-3) nehmen einen enorm wichtigen Sieg aus der Wüste mit. Beim 22:16 gegen die Arizona Cardinals (4-5) hatten beide Offenses große Probleme, ins Spiel zu finden. Hinter zwei wackligen Offensive Lines war es aber wieder einmal Russell Wilson, der die besseren Lösungen parat hatte.

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Ohne Safety Earl Thomas gingen die Seahawks wie schon gegen die Redskins in der Vorwoche mit Sorgen in die Partie. Nach jener könnten diese aber weitaus größer sein. Und das trotz eines Sieges. Richard Sherman riss sich bei einem Play im dritten Viertel die Achillessehne.

Vorher taten sich beide Teams schwer, ins Spiel zu finden. Die Seahawks schossen sich einmal mehr durch eine Vielzahl an Penalties ins Bein. Nach 16 in der Vorwoche waren es dieses Mal wieder 12. Sie sind das am häufigsten bestrafte Team der Liga und begingen alleine beim ersten Touchdown-Drive der Cardinals vier Strafen.

Die Cardinals wollten zwar viel über den Lauf gehen, fanden hier aber nicht ihr Glück. Adrian Peterson fumblete symptomatisch bei seinem allerersten Carry. Dies war ihm vorher noch nie passiert. 34 Team-Ruhsing-Yards forderten auch Drew Stanton (24/47, 273 YDS, TD), es häufiger selbst zu probieren. Er konnte unter großem Druck aber nur sehr unregelmäßig Pässe an den Mann bringen.

Auf der anderen Seite hatten die Seahawks offensiv ebenfalls große Probleme. Russell Wilson (22/32, 238 YDS, 2TD) fand in den entscheidenden Situationen aber meist die richtigen Lösungen. In der Red Zone machte er es sich mit hohen Pässen auf Jimmy Graham einfach. Der Scramble im vierten Viertel vor einem wilden Pass auf Doug Baldwin war verrückt, zeichnet Wilson aber auch aus. Neben Sherman mussten auch Kam Chancellor, Duane Brown und C.J. Prosise die Partie frühzeitig verlassen.

Die wichtigsten Statistiken

Arizona Cardinals (4-5) - Seattle Seahawks (6-3) 16:22 (0:7, 7:8, 3:0, 6:7) BOXSCORE

  • Bei Wilsons Big Play mit dem Pass für Baldwin legte er 34,7 Yards an Scramble-Distanz zurück. Der zweithöchste Wert der Saison. Gleiches gilt für die Zeit bis zur Completion (9,31 Sekunden)
  • Großes Spiel auch für Doug Baldwin. Der Wideout fing alle 5 seiner Targets für 95 Yards. 60 Yards kamen sogar erst nach dem Catch zustande.
  • Seit 2010 hat Jimmy Graham 15 Spiele mit mindestens zwei Touchdown-Receptions. Neben ihm haben das nur Dez Bryant, Jordy Nelson, Calvin Johnson und Rob Gronkowski mit ebenfalls 15 geschafft.
  • Michael Bennett spielte 44 Pass-Rush-Snaps und landete dabei 2 Hits und 4 Hurries. Außerdem gelangen ihm auch noch 2 Run Stops.
  • Seitdem er 2011 in die Liga gekommen ist, hat kein Spieler mehr Interceptions gelandet als Richard Sherman (32). Dem Corner folgen Reggie Nelson (26) und Glover Quin (21).
  • Mit 34 Jahren und 70 Tagen ist Larry Fitzgerald der zweitjüngste Spieler aller Zeiten, der 15.000 Receptions verbucht.

Die Stimmen zum Spiel

Russell Wilson (Seattle Seahawks), über eine mögliche schwere Sherman-Verletzung:

"Er ist einer der besten Teamkollegen, die man sicher vorstellen kann. Er ist ein harter Arbeiter, den man nicht ersetzen kann. Er ist ein Hall-of-Fame-Cornerback. Es wäre sehr hart."

Larry Fitzgerald (Arizona Cardinals):

"Jedes Spiel gegen sie ist von der Physis geprägt. Ich hatte das Gefühl, jedes mal wenn ich mich umgesehen habe, medizinisches Personal auf das Feld laufen zu sehen. Keiner hält sich hier zurück."

Der Knackpunkt: Wilsons 54-Yard-Completion auf Doug Baldwin

Mit zwei Punts und keinem selbst erzielten First Down starteten die Seahawks die zweite Halbzeit. Die Cardinals klopften nach einem Field Goald mit nur noch fünf Punkten Rückstand an der Türe. Im dritten Drive sah man sich nach zwei Strafen, einem False Start und einem Holding mit einer Second-and-21-Situation konfrontiert. Wilson verließ die Pocket nach links und sah zwei Verteidiger auf sich zukommen. Er musste wieder nach hinten ausweichen und warf erst 10 Sekunden nach dem Snap einen wilden Pass in Richtung Baldwin. Der war eigentlich in enger Coverage, fand aber trotzdem einen Weg den Ball zu sichern, dem Gegenspieler auszuweichen und bis kurz vor die Endzone für über 54 Yards zu laufen.

Das entscheidende Duell: Cardinals-Blitzing gegen Russell Wilson

Die Cardinals wollten das Spiel von Wilson außerhalb der Pocket verhindern und attackierten mit einem 4-Men-Rush. Außerdem sollten Blitzes den Playcaller immer wieder unter Druck setzen. Alles in Allem konnte man Seattles Produktion dadurch sehr gut im Zaum halten. Wilsons einfachste Blitz-Lösung Graham fand nur in der Red Zone statt.

Der Star des Spiels: Russell Wilson

Er schafft es immer wieder einen Weg zu finden, solche Spiele zu gewinnen. Die O-Line wackelte wieder einmal gewaltig und Wilson steckte 5 Sacks und 7 Hits ein. Zudem kamen wieder so einige Offensive-Penalties. Wilson spielt ob dieser Voraussetzungen auf MVP-Niveau.

Der Flop des Spiels: Adrian Peterson

Nach 37 Carries und 159 Yards in der Vorwoche war der Tank nur vier Tage später wohl etwas leer. Eine ungewohnte Unkonzentriertheit beim ersten Carry, die mit dem Fumble bestraft wurde. Später ein Safety, bei dem vor ihm die Line zusammenbrach. Und auch ansonsten lief All Day bei 21 Carries nur für 29 Yards. Der längste Run ging über 9. So war er nicht die erhoffte Entlastung.

Die Taktik-Tafel

  • "Stop the Run" war bei mehreren Kameraeinblendungen von den Lippen von Pete Carroll zu lesen. Die Seahawks versuchten die Zone zuzustopfen und Peterson keine Lücken zu geben. Dieser Linebacker-Corps machte die Lücken in der Line zu und hielt Peterson hervorragend zurück.
  • Die Cardinals ihrerseits agierten im 4-Men-Rush und versuchten immer wieder zu blitzen. Ein absolut effektives Mittel gegen die wacklige O-Line und unsauberes Blocking der Running Backs. Wilson allerdings fand vereinzelt wieder Lösungen, die Gold wert waren.
  • Red-Zone-Target Graham. Der Tight End spielt in der Form, welche man sich von seinem Trade vor drei Jahren erhofft hatte. Einfache Lob-Pässe, die er wie ein Basketball-Spieler Rebounds aufnimmt, gegen kleinere Gegenspieler herunterpflückt. Es waren die Touchdowns 4 und 5 in den letzten 4 Spielen.
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