Week 13 endet in Cincinnati: Die Bengals (5-6) empfangen den persönlichen Erzrivalen Pittsburgh. Die Steelers können weiter in Richtung Division-Sieg marschieren - und schauen gleichzeitig auf die Patriots im Rennen um den Top-Seed der AFC. Cincinnati derweil kämpft um seine Playoff-Chance, je aus Sichtweise also ist es die letzte Chance oder ein Trap Game. Im Coin Toss diskutiert mySPOX-User Lattenknaller mit SPOX-Redakteur Adrian Franke über das Monday-Night-Duell. DAZN überträgt den Kracher in der Nacht zum Dienstag ab 2.30 Uhr live!
Cincinnati Bengals (5-6) - Pittsburgh Steelers (9-2) (Di., 2.30 Uhr live auf DAZN)
mySPOX-User Lattenknaller: Die 50. Season der Bengals läuft nicht ganz so wie erhofft: Nach einem 0-3 Start mit einer erschreckend schlechten Offensivleistung musste man zum ersten Mal in der Geschichte der Franchise einen Coordinator in der laufenden Season entlassen. Seitdem nun Lazor die Plays ansagt, konnte man fünf Siege bei drei Niederlagen einfahren und hat sogar noch Hoffnungen auf die Playoffs! Und nun kommt mit den Steelers nicht nur ein Divisionsrivale sondern auch das Feindbild ins Paul Brown Stadium - und das zur Prime Time.
Die Bengals und die Steelers haben in dieser Saison eine Sache gemeinsam: Beide Teams mussten sich nach einigen ihrer Siege verwundert fragen: Wie haben wir das denn noch nach Hause geschaukelt? Cincy gewinnt seine Spiele mit weniger offensive Yards als der Gegner und die Steelers machen sich mit Turnover das Leben selbst schwer.
Wenn man sich die Begegnung auf dem Papier anschaut, könnte man sagen, dass es eine klare Sache ist - Pittsburgh hat die Division so gut wie sicher und liegt auch in den meisten Stats deutlich vor Cincinnati. Allerdings sind Begegnungen der beiden stets hart umkämpfte Schlachten, bei denen auch die Refs ihre Mühe haben, die Emotionen im Zaum zu halten.
Die Offense muss auf dem Feld bleiben
Wenn die Bengals dieses Spiel gewinnen wollen, müssen sie vor allem eines tun: Die Offense auf dem Feld halten. Ihre Defense steht im Schnitt 33:06 Minuten pro Spiel auf dem Feld (nur die 49ers überbieten das noch um eine Minute) und so kommt es, dass in den letzten Minuten die Puste ausgeht und man die Spiele noch aus der Hand gibt. Also muss man so früh wie möglich in Führung gehen und die Uhr im Griff haben.
Letzte Woche hat man bewiesen, dass man doch den Ball laufen kann, diese Woche muss man das bestätigen - was für die Offense mit den wenigsten Plays from Scrimmage und Yards pro Spiel gegen die starke Steelers-Defense nicht einfach werden wird. Dalton könnte seine INT-freie Serie auf sechs Spiele ausbauen; seine letzten beiden Picks waren gegen Pittsburgh, allerdings wirkt er inzwischen wesentlich solider unter Druck (69 Prozent Adjusted Completion).
Die Line muss allerdings auch die Leistung gegen Cleveland wiederholen und Räume für Mixon schaffen. Der hatte vier durchbrochene Tackles gegen die Browns und nun wartet auf ihn mit Shazier der Linebacker mit den meisten Missed Tackles der NFL - ein Matchup, das sich auszahlen könnte. Auf der anderen Seite des Balles muss aber auch alles stimmen. Die Front-Four muss Big Ben unter Druck setzen, um ihn zu Fehlern zu zwingen - gegen Pressure hat er über die letzten sechs Wochen lediglich eine Passer-Rating von 73,9.
Antonio Brown wird zwar normalerweise gut von Jones und Jackson bewacht, ist aber immer für ein Big Play gut. Auf Bell wird man natürlich ebenfalls achten müssen: Cincys Run Defense tut sich schwer und das wird man sich gegen einen RB seiner Klasse nicht erlauben können, seine Touches sollte man so gering wie möglich halten. Idealerweise, indem man die Uhr im Griff hat.
Adrian Franke (SPOX): Die Offensive Line der Bengals mag zuletzt Tendenzen nach oben gezeigt haben - jetzt aber wartet ein ganz anderes Kaliber. Pittsburghs Front ist nicht voll auf dem Level der Jaguars und der Eagles, allzu viel Abstand zu den beiden ist in der Defensive Line aber nicht. Brandgefährlich im Pass-Rush, absolut stabil gegen den Run, extrem athletisch und explosiv: Hier sehen wir möglicherweise schon den Faktor, der dieses Spiel fernab von den Receiver- oder Running-Back-Superstars entscheidet.
Die Secondary dahinter ist besser als in vergangenen Jahren, Pittsburgh kommt in der Pass-Defense insgesamt extrem stark daher - muss sich dabei aber zugegebenermaßen Fehltritte, wie sie mehrfach gegen die Packers zu sehen waren, sparen. Andernfalls ist Cincinnati zu Big Plays in der Lage, auch weil sich Andy Dalton - da gebe ich dir völlig Recht - merklich stabilisiert hat.
Mit mehr Disziplin in der Coverage sollten sich die Steelers dann auf A.J. Green fokussieren - und in der Front Joe Mixon unter Kontrolle bringen können. Der hatte jetzt zwar ein gutes Spiel ausgerechnet gegen die stabile Browns-Front, die Lücken gegen die Steelers-Front in ihrer aktuellen Verfassung werden aber eher nicht größer.
Wie verteidigt Cincy Brown und JuJu?
Auf der anderen Seite des Balls haben sich die Bengals zwar gegen den Pass verbessert, viel mehr als solides Mittelmaß sehe ich dort aber nicht. Und solides Mittelmaß wird gegen Antonio Brown und den wieder genesenen Smith-Schuster nicht reichen.
Smith-Schuster sollte den Bengals aus dem Slot heraus allerhand Probleme bereite, Brown und Martavis Bryant haben ihren Anteil daran, dass die Steelers die ligaweit siebtmeisten Passing-Plays von mindestens 20 Yards (47) sowie darunter die meisten von mindestens 40 Yards (11) auf dem Konto haben.
Zum Vergleich: Die Bengals stehen hier bei lediglich 25 beziehungsweise sieben solcher Plays. Auch Pittsburghs intensiv betätigtes Screen Game (zehntmeiste Yards über Screen-Pässe bei nur 4,8 Yards pro Screen-Play) wird die Bengals-Defense vor Probleme stellen.
Bleibt das Run Game, und auch hier ist Cincinnati mit seiner guten Front stabil. Pittsburgh ist trotz der Line und trotz Le'Veon Bell hier noch längst nicht auf dem Vorjahres-Level, 3,7 Yards pro Run sind sogar ein richtig schlechter Wert. Aber die Steelers kommen trotzdem auf einen Rhythmus im Run Game, weil sie hartnäckig damit umgehen - 28,4 Runs pro Spiel bedeuteten vor dem Start in Week 13 Rang 11, noch vor Teams wie Chicago, Tennessee, Kansas City oder Cleveland.
Die Bengals werden also über 60 Minuten alle Bereiche verteidigen müssen - und das wird eine Herkulesaufgabe.