NFL

Offense-Explosion! Steelers walzen über Titans

Die Steelers-Defense glänzte gegen Tennessee mit mehreren Turnovern
© getty

Die Pittsburgh Steelers (8-2) marschieren mit großen Schritten in Richtung Division-Sieg. Zum Auftakt in Week 11 schlagen die Steelers die Tennessee Titans (6-4) deutlich mit 40:17 und können sich die Konkurrenz am Sonntag entspannt anschauen. Titans-Quarterback Marcus Mariota enttäuscht dabei, während Antonio Browns Mega-Vorstellung letztlich zum Kantersieg führt.

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Zunächst noch schien sich ein möglicherweise enges Spiel anzubahnen. Zwar ging Pittsburgh durch den herausragenden Antonio Brown (10 REC, 144 YDS, 3 TD) sowie ein Field Goal nach einer frühen Interception von Mariota (22/33, 306 YDS, TD, 4 INT) schnell in Führung, Tennessee antwortete aber mit einem eindrucksvollen Touchdown-Drive. Danach kontrollierten beide Defenses für eine Weile das Spiel, bis Pittsburgh kurz vor der Halbzeitpause erstmals ein wenig davon zog.

Die Steelers nutzten dabei Mariotas zweite Interception zu einem Field Goal und hatten anschließend auch doppeltes Glück: Beim letzten Drive der Hausherren vor der Halbzeitpause landete Browns Fumble zunächst bei Martavis Bryant, woraufhin die Refs den Ball falsch platzierten - mit unter zwei Minuten auf der Uhr hätte der Spot an der Stelle des Fumbles, nicht der Recovery durch Bryant platziert werden müssen. Der Yard-Unterschied ermöglichte ein weiteres Field Goal.

Der 75-Yard-Touchdown-Pass von Mariota zu Matthews direkt zum Start des dritten Viertels war rückblickend das letzte Aufbäumen der Titans, anschließend erstickte Pittsburgh um den glänzend aufgelegten Ben Roethlisberger (30/45, 299 YDS, 4 TD) die Gäste förmlich. Zwei lange Touchdown-Drives sowie Nummer drei mit einem unglaublichen Catch von Brown bedeuteten die Vorentscheidung, umso mehr, da Mariota seine dritte Interception wenig später folgen ließ.

Die Titans traten dabei gar in Bestbesetzung an - zum ersten Mal seit dem Regular-Season-Auftakt konnte Tennessee auf alle als Starter gelisteten Spieler zurückgreifen. Pittsburgh war da nicht so glücklich: Cornerback Joe Haden und Safety Mike Mitchell hatten sich am Sonntag verletzt und fielen erwartungsgemäß aus, auch Tight End Vance McDonald (Knöchel) wurde nicht rechtzeitig fit.

Die wichtigsten Statistiken

Pittsburgh Steelers (8-2) - Tennessee Titans (6-4) 40:17 (10:7, 6:0, 7:10, 17:0) BOXSCORE

  • Zu keinem Zeitpunkt konnte Tennessee ein Run Game aufziehen - und ohne dieses Element können die Titans auf keinen Fall mit den Schwergewichten mithalten. Derrick Henry (7 ATT, 32 YDS) und DeMarco Murray (8 ATT, 10 YDS) wurden immer wieder an der Line gestoppt.
  • In dieser Hinsicht erging es Pittsburgh allerdings nicht viel besser. Le'Veon Bell (12 ATT, 46 YDS) hatte zwar einige seiner typischen, geduldigen Runs, allzu viele Lücken fand er gegen eine gute Titans-Front aber auch nicht. Im Passspiel war Pittsburghs Star-Running-Back erfolgreicher (9 REC, 57 YDS). Stichwort Passspiel: Rookie-Receiver JuJu Smith-Schuster spielte 89,3 Prozent der offensiven Snaps, ein persönlicher NFL-Höchstwert. 4 Catches für 47 Yards sprangen dabei heraus.
  • Der erste Touchdown war Browns erster TD-Catch in dieser Saison bei einem Pass der mindestens 20 Yards Downfield fliegt. In der vergangenen Saison führte er die Liga mit acht solcher Scores auf dem geteilten ersten Platz an. Roethlisberger derweil ist seit diesem Spiel in einer weiteren Statistik in elitärer Gesellschaft: Big Ben ist der neunte NFL-Spieler aller Zeiten mit 4.000 Completions und überholte Warren Moon in der All-Time Passing-Yard-Liste.
  • Mariota derweil klettert immerhin schon einmal in den Franchise-internen Listen: Mariota hat Vince Young (8.098 Yards) in der Titans-Passing-Yards-Liste überholt und rangiert hier jetzt auf dem fünften Platz. Der 75-Yard-Touchdown zum Start der zweiten Hälfte war Mariotas längster NFL-Pass.

Die Stimmen zum Spiel

Mike Tomlin (Head Coach Steelers): "Die Jungs haben die notwendigen Plays gemacht. Ich denke, wir haben die Aufgabe heute wirklich gut gemeistert."

...über die jetzt anstehenden weiteren drei Primetime-Spiele in Folge: "Die Stars zeigen sich, wenn die Lichter angehen."

Mike Mularkey (Head Coach Titans): "Man darf sich keine Turnover erlauben, und das gilt ganz besonders gegen ein Team wie Pittsburgh. Da gibt man sich selbst keine Chance, das Spiel zu gewinnen. Wir können hier viel lernen, vor allem unsere jungen Spieler, und hoffentlich nehmen die Jungs das auch etwas persönlich."

Der Knackpunkt: Walkers Drop und Pittsburghs Touchdown

Nach Matthews Touchdown deutete sich ein potentieller Schlagabtausch an, daraus aber wurde nichts - und der Knackpunkt kam kurz vor Ende des dritten Viertels: Erst ließ Delanie Walker einen vermeintlich sicheren Titans-Touchdown fallen, Tennessee kam nur zum Field Goal. Direkt im Gegenzug marschierte Pittsburgh mit zwölf Plays das Feld zum Touchdown runter und zog so auf 30:17 davon. Der maßgebliche Schritt hin zur Vorentscheidung.

Das entscheidende Duell: Steelers-Front vs. Titans-Line

Es war das Duell Stärke gegen Stärke - mit besserem Ende für Pittsburgh. Anfangs hatte Mariota noch einige Male Zeit in der Pocket, die wurde aber dank Hayward, Tuitt und Co. immer kürzer. Auch im Run Game, gerade bei Inside Runs, gab es kaum Räume für die Titans, was die so stark um den Run herum aufgebaute Offense empfindlich traf.

Der Star des Spiels: Antonio Brown

Noch immer gibt es keinen Spieler in der NFL, der seine Routes und Cuts so explosiv läuft wie Brown. Das bekam Tennessee schmerzhaft zu spüren, Brown verdoppelte kurzerhand seine Touchdown-Ausbeute für die laufende Saison und bot eine Show. Ob als isolierter Receiver wie beim ersten Touchdown oder mit einem Zirkus-Catch bei Nummer 3 - letztlich hatten die Titans in der Secondary keine Chance. Brown ist der erste Spieler mit 1.000 Receiving-Yards in dieser Saison und hat jetzt mit seiner fünften 1.000-Yard-Saison in Folge den Steelers-Rekord von Hines Ward übernommen.

Der Flop des Spiels: Marcus Mariota

Kein gutes Spiel des sonst so verlässlichen Titans-Quarterbacks. Die erste Interception war ein deutlicher Overthrow, wie man ihn von ihm nicht kennt. Nummer zwei war ein klarer Misread, als Mariota Zone Coverage vermutete, Pittsburgh aber Man spielte und Sensabaugh sich den Pick schnappte. Die dritte Interception war dann ein Wurf in den Rücken des Receivers in ein sehr enges Fenster, der daraus resultierenden Abpraller wurde zum Turnover. Der vierte Pick kam dann schon in Garbage Time.

Die Taktik-Tafel

  • Tennessee hatte in der Vorwoche endlich ein deutlich vielseitigeres, flexibles Run Game mit jeder Menge Misdirection und Fakes gezeigt - gegen Pittsburgh wirkte die Offense wieder konservativer. Das zeigte sich schon in den Formationen: Die Titans spielten hier sehr eng und nutzten auffällig häufig nicht ansatzweise die Breite des Feldes. Das zog zwar die Safeties nach innen und öffnete theoretisch Wege für Outside Runs und Screens, hier aber fehlte Tennessee einmal mehr die individuelle Geschwindigkeit in der Offense.
  • Auch davon abgesehen war das Passspiel der Gäste eher simpel gestrickt. Viele schnelle Pässe für Mariota bei Out-Routes, aber auch mehrfach Isolation-Routes ohne aufeinander aufbauende Laufwege der Receiver und auch regelmäßig nur wenige Routes gleichzeitig generell. Das wurde umso problematischer, als der Druck von Pittsburghs Defensive Line zunahm.
  • Eine Sache aber war deutlich: Tennessee hatte sich auf Pittsburghs Cover-4 vorbereitet. Der 75-Yard-Touchdown zu Beginn des dritten Viertels war eine Post-Route gegen Cover-4 mit eingebauter Inside-Route, um den Safety zu beschäftigen. Auch Delanie Walkers langer Catch wenig später kam auf diese Art zustande.
  • Pittsburghs Passspiel war ebenfalls von schnellen, kurzen Pässen geprägt, möglicherweise auch mit den Blitz-Paketen von Tennessees Defensive Coordinator und Steelers-Legende Dick LeBeau im Hinterkopf. Die Steelers setzten mehrfach auf No-Huddle und Empty-Formations, um den Ball schnell aus Roethlisbergers Hand zu bekommen und den Pass-Rush zu neutralisieren.
  • Ein weiteres Muster, das im Passing Game der Steelers zu erkennen war: X-ISO-Routes, also Laufwege, bei denen ein Receiver auf einer Seite der Formation outside alleine postiert wird. So kam der frühe Touchdown zu Brown zustande, mit einer Trips-Formation auf der anderen Seite, auch JuJu Smith-Schuster hatte daraus einen wichtigen Red-Zone-Catch.
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