2. Was bedeutet die Wentz-Verletzung für die Eagles?
Erinnerungen an die Oakland Raiders in der vergangenen Saison kommen unweigerlich hoch. Die Raiders schienen damals das Team zu sein, das den Patriots in den AFC-Playoffs am ehesten gefährlich werden könnte - bis sich Derek Carr an Weihnachten das Wadenbein brach und die Raiders in der Wildcard-Runde in Houston an Brock Osweiler und den Texans scheiterten.
Zwei Unterschiede dazu aber sind hervorzuheben: Die Eagles 2017 sind im Vergleich zu den Raiders 2016 das deutlich komplettere Team. Das Run Game ist vielseitiger und effizienter (4,6 Yards pro Run, 143,3 Rushing-Yards pro Spiel, 20 Big-Play Runs), Phillys defensive Front gehört zur unangefochtenen Liga-Elite, während die Secondary bereits gut auftritt und sich personell noch steigern dürfte. Selbst das Receiving-Corps der Eagles muss sich aufgrund der Tiefe vor dem der Raiders im Vorjahr nicht verstecken.
Auf der anderen Seite aber spielt Wentz in der Offense eine größere Rolle als Carr in der der Raiders im Vorjahr. Zwar haben die Eagles einige der besten Offense-Schemes und Play-Designs, was Wentz aber unter Druck in und außerhalb der Pocket macht ist nicht weniger als spektakulär. Jüngst gegen die Seahawks und auch am Sonntag gegen die Rams hatte Wentz wieder einige Szenen, in denen er mehreren Pass-Rushern auswich und dann aus scheinbar unmöglichem Winkel den Ball noch genau zu seinem Receiver feuerte.
Wie können die Eagles ihre Offense mit Foles spielen?
Wentz hatte noch immer einige Plays liegen gelassen und vor allem das Turnover-Risiko insgesamt (Interceptions und Fumbles) war nach wie vor vergleichsweise hoch. Doch verblasst das, wenn man die Fortschritte in seiner zweiten NFL-Saison sieht. Kurz gesagt: Wentz ist einer der besten Quarterbacks gegen Pressure, lieferte innerhalb aber auch außerhalb des Schemes Big Plays und agierte überdurchschnittlich auf alle Distanzen auf dem Feld.
Und Wentz war - auch das darf man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen - einer der unumstrittenen Leader dieser Offense. Die spannende Frage wird jetzt also sein: Kann das Run Game das Team tragen, wenn Coach Doug Pederson seine Offense umstellt und sie an Nick Foles anpasst? Pederson ist nach wie vor fest in der West Coast Offense verwurzelt, bedeutet: Slants, kurze Dropbacks und andere Arten schneller Pässe gehören durchaus in sein bevorzugtes Repertoire.
Foles hatte seine eine herausragende Saison unter Chip Kelly, als die Eagles noch teilweise eine irre Tempo-Offense spielten und Kelly die Reads für seinen Quarterback vereinfachte, um ihm einfache Completions zu geben. Pederson kann das auch. Wie? Elemente davon sehen wir bereits: Kein Team nutzt in dieser Saison Run-Pass-Options so intensiv wie die Eagles bisher - hieran dürfte sich nichts ändern, und eine gut gespielte Run-Pass-Option sollte dem Quarterback bereits klar definierte Reads geben. Außerdem könnte das Run Game und darauf aufbauend das Play-Action-Spiel eine größere Rolle einnehmen.
Pedersons Fokus sollte darauf liegen, über das Scheme Yards nach dem Catch zu kreieren, anstatt Foles hinter der zuletzt wackligeren Line in Situationen zu bringen, in denen er Wentz' spektakuläres Pocket-Play imitieren soll. Das nämlich wird er nicht leisten können. Dann könnte er die enorme Rolle, die Wentz in der Offense einnahm, etwas ausgleichen - und noch immer die großartige Tiefe und generelle Qualität in seinem Kader nutzen.