Divisional-Runde: Keine Chance! Patriots-Warp-Speed zu viel für die Titans

Von Adrian Franke
14. Januar 201807:11
Die New England Patriots stehen im AFC Championship Game!getty
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Die New England Patriots haben den erwartet souveränen Playoff-Start hingelegt: Gegen unter dem Strich überforderte Tennessee Titans gewannen die Pats mit 35:14 und werden somit einmal mehr das AFC Championship Game ausrichten! Dabei war vor allem New Englands offensives Tempo zu viel für Tennessee.

Wirklich spannend war es nicht allzu lange - zumindest aber im ersten Viertel konnte Tennessee, das ohne den verletzten DeMarco Murray antreten musste, sich ein wenig Respekt verschaffen: Die Defensive Front kontrollierte die Line of Scrimmage eindrucksvoll gut, offensiv dirigierte Marcus Mariota (22/37, 254 YDS, 2 TD; 4 ATT, 37 YDS) einen beachtlichen 94-Yard-Drive, und das obwohl Right Tackle Jack Conklin früh mit einer Knieverletzung raus musste. Am Ende stand ein perfekter Touchdown-Pass zu Corey Davis, der so seinen ersten NFL-Touchdown in den Playoffs und das spektakulär mit einer Hand fing!

New England, ohne die angeschlagenen Burkhead und Gillislee aber wieder mit Hogan, hatte offensiv anfangs noch kleinere Probleme und fand zunächst keinen Rhythmus. Das änderte sich aber dann doch schnell: Die Pats stellten auf No-Huddle um und überrannten Tennessee so komplett, die Titans fanden überhaupt keine Antworten auf die kurzen Pässe, die Outside-Runs und Bradys Adjustments an der Line of Scrimmage in der Tempo-Offense. Ein langer Catch-and-Run von Lewis brachte New England in Position, James White fing den kurzen Shovel-Touchdown.

So ging es geradewegs weiter. Brady (35/53, 337 YDS, 3 TD) hielt den Fuß auf dem Gaspedal und machte die Titans-Defense schnell müde, ein zweiter blitzartiger Drive endete mit Whites zweitem Touchdown und so gingen die Pats im zweiten Viertel erstmals in Führung. Noch vor der Halbzeitpause erhöhte Hogan mit ähnlichem Play-Calling-Muster auf 21:7.

Das große Problem aus Titans-Sicht in der zweiten Hälfte war dann nicht mehr New Englands Warp-Speed-Offense - sondern die aggressivere Defense. Die Patriots wurden im Pass-Rush mutiger und erwischten Mariota gleich mehrfach, einige Titans-Drives endeten ganz direkt aufgrund von Sacks. New England limitierte dabei Mariotas Runs und zwang ihn so dazu, aus der Pocket heraus zu spielen, was Mariota selbst und dadurch Tennessees Offense insgesamt große Probleme bereitete.

So plätscherte das Spiel in der zweiten Hälfte über weite Strecken vor sich hin, New England verwaltete die Partie mit starker Defense und baute seine Führung mit einem weiteren Touchdown-Drive, abgeschlossen durch einen kurzen Run von Bolden aus der I-Formation, noch aus. Rob Gronkowski (6 REC, 81 YDS, TD), den Brady gegen die Man Coverage und hier gegen Safeties immer wieder erfolgreich suchte, legte im Schlussviertel einen weiteren Touchdown nach - die Pats richten einmal mehr das AFC Championship Game aus!

Die wichtigsten Statistiken

New England Patriots - Tennessee Titans 35:14 (0:7, 21:0, 7:0, 7:7) BOXSCORE

  • Die Titans waren die ganze Saison über defensiv stark gegen den Run und hatten gegen den Pass Probleme. Dementsprechend sah der Game Plan der Pats aus: 27 Runs standen am Ende 53 Pässe gegenüber, und das obwohl New England das Spiel ab dem zweiten Viertel komplett kontrollierte. Danny Amendola (11 REC, 112 YDS) führte das Receiving-Corps an, bei den Titans hatte Rookie Corey Davis (5 REC, 63 YDS, 2 TD) zum Abschluss einer für ihn sehr enttäuschenden Saison zumindest ein kleines Highlight.
  • Wie schnell die Patriots in der ersten Hälfte spielten? So schnell: 31 Pässe für Brady bedeuteten die Einstellung einer persönlichen Bestmarke, insgesamt 44 Plays hatte New Englands Offense über die ersten beiden Viertel. Vor allem im zweiten Viertel war das Tempo enorm.
  • Stolze acht Sacks verzeichnete der über weite Strecken dieser Saison zahnlose Pass-Rush der Patriots. Es ist ein neuer Franchise-Playoff-Rekord für ein Spiel!
  • Für Brady ist es das zehnte Playoff-Spiel mit mindestens drei Passing-Touchdowns. Damit hat er Joe Montana für die meisten solcher Spiele in der Super-Bowl-Ära überholt. Die Patriots ziehen durch den Sieg in ihr siebtes AFC Championship Game in Folge ein, in der Brady-Belichick-Ära ist es in 16 Jahren Nummer 12.

Die Stimmen zum Spiel

Tom Brady (Quarterback Patriots, über die negativen Berichte in der großen ESPN-Story): "Ich bin schon so lange dabei, Kritik gehört dazu und über die Jahre habe ich auch viel Lob bekommen. Ich versuche einfach, konstant zu arbeiten und dem Team bestmöglich zu helfen. Egal, ob ich der beste oder der schlechteste Quarterback der Liga bin - oder irgendwo dazwischen. Wir wissen den Erfolg zu schätzen, wir wissen, wie schwer es ist, ins Championship Game zu kommen. Unser Team hat über die Jahre bewiesen, dass wir wichtige Spiele gewinnen können. Das haben wir heute getan. Und das müssen wir wiederholen."

Marcus Mariota (Quarterback Tennessee): "Man spielt nicht, um in der Divisional-Runde zu verlieren. Man spielt, um den Titel zu holen. Wir haben unsere Plays nicht umgesetzt, die Patriots schon. Ich hoffe, die Jungs nutzen dieses Spiel als Motivation. Es ist schön, in den Playoffs zu sein. Aber man spielt nicht nur, um dabei zu sein. Vor allem spielt man nicht, um so zu verlieren. Ich denke, wir können uns in vielen Bereichen verbessern. In meinen Augen haben wir in dieser Saison als Team kein komplettes Spiel abgeliefert."

Der Knackpunkt: Das zweite Viertel

In dem Sinne keine einzelne Szene, kein einzelnes Play - es war eher die schiere Dominanz der Patriots im zweiten Viertel, die am Ende besonders hängen bleibt. Nachdem Tennessee eigentlich einen guten Start in die Partie erwischt hatte, zerlegte Brady die Defense aus der Tempo-Offense heraus. In der Folge wurde New England im Pass-Rush aggressiver und im Laufe der zweiten Hälfte konnten die Patriots das Spiel extrem komfortabel verwalten. Man bekam den Eindruck, dass die Pats im zweiten Viertel mal eben ernst gemacht und das Spiel dadurch entschieden haben.

Das entscheidende Duell: Patriots-Backs vs. Tennessees Linebacker

Kein Team ließ in dieser Saison mehr Receiving-Yards durch gegnerische Running Backs zu als die Titans - für sich betrachtet schon eine riesige Hypothek in einem Duell mit den Patriots. Und so passierte dann auch das, was kaum jemanden überraschen konnte: Dion Lewis (9 REC, 79 YDS) und James White (4 REC, 29 YDS, TD) bereiteten Tennessee konstant riesige Schwierigkeiten. Die Matchup-Probleme hier waren Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Tempo-Offense der Pats.

Der Star des Spiels: Tom Brady

Wer darauf gehofft hatte, dass Tennessee den Patriots möglicherweise durch Inside-Pressure Probleme bereiten könnte, sah sich schnell getäuscht. Bradys Pocket-Verhalten war einmal mehr glänzend, und als New England in die No-Huddle-Offense überging, zeigte Brady seine Maestro-Fähigkeiten und machte mit der Titans-Defense bereits Pre-Snap, was er wollte.

Der Flop des Spiels: Tennessees Offensive Line

Tennessees offensive Wunsch-Identität ist kein Geheimnis: Mit dem Run Game den Rhythmus des Spiels bestimmen und mit der Offensive Line die Line of Scrimmage physisch kontrollieren. Das schien auch in Foxboro die beste Chance zu sein, immerhin hatte New England die ganze Saison über immer wieder Probleme im Pass-Rush und in der Edge-Run-Defense. Davon war aber, abgesehen vom frühen Touchdown-Drive, überhaupt nichts zu sehen. Vielmehr war es New England, das vor allem in der zweiten Hälfte die Line of Scrimmage bestimmte.

Die Taktik-Tafel

  • Tennessee hatte offensiv zunächst gute Ideen: Die Titans gaben Mariota Shotgun- und Spread-Plays, ließen aus 3-Receiver-Sets sowie aus der Shotgun heraus laufen und zogen so die Patriots-Defense in die Breite. Darauf aufbauend hatte Mariota früh einige gute Runs, allerdings steigerte sich New Englands Front und Tennessees Play-Calling erinnerte im Laufe der Partie phasenweise wieder an die konservativen Titans aus den ersten drei Saison-Vierteln. Als Mariota dann aus der Pocket spielen musste, wurde es schnell schwierig.
  • Es war kein Zufall, dass New England mit der No-Huddle-Offense das Spiel quasi auf Knopfdruck an sich riss. Tennessee spielt ohnehin keine allzu tiefe D-Line-Rotation, was sich mit der schnellen Aneinanderreihung von Snaps noch stärker in puncto Fitness bemerkbar machte.
  • Vor allem aber konnte Brady so an der Line of Scrimmage Anpassungen vornehmen und seine Running Backs im Passing Game genau wie Gronkowski in gute Matchups bringen. Tennessee fand hier viel zu häufig keine Antworten und verharrte in seinen Man-Coverage-Konzepten, was Mismatches garantierte.
  • Eine Hoffnung der Titans war es, ähnlich wie Houston im Playoff-Spiel im Vorjahr über die Mitte Druck auf Brady zu erzeugen und so das Passspiel der Pats aus dem Rhythmus zu bringen. Das klappte allerdings viel zu selten und Tennessee war gleichzeitig auch mit seinen Blitz-Paketen zu zögerlich.