Das Head-Coaching-Karussell kommt langsam ins Rollen, neben den Oakland Raiders haben auch die Chicago Bears inzwischen ihren neuen Cheftrainer gefunden. Anderswo kommt das Coordinator-Wechselspiel in Bewegung - SPOX gibt den Überblick.
Green Bay Packers: Pettine und Philbin übernehmen
In Green Bay lief die Suche nach einem neuen Defensive Coordinator derweil auf Hochtouren - Namen wie Bradley und Vic Fangio kursierten zuletzt. Beide bleiben aber offensichtlich in L.A. beziehungsweise Chicago, wie ESPN-Insider Adam Schefter berichtet, hatte sich der Packers-Fokus aber ohnehin auf einen anderen Kandidaten gerichtet: Ex-Browns-Head-Coach Mike Pettine wird als neuer Defensive Coordinator übernehmen.
Für die Packers ist es schon jetzt eine nach eigenen Maßstäben ungewöhnlich turbulente Offseason. Neben Defensive Coordinator Dom Capers - dessen Defense insbesondere in kritischen Momenten wie Third und Fourth Down sowie in der Red Zone große Probleme hatte - musste auch Geschäftsführer Ted Thompson ersetzt werden.
Pettine bringt als Coordinator ein sehr starkes Resümee mit, seine Defenses gehörten konstant zu den Besten der Liga. Eine erste spannende Frage wird sein, welche Front er spielen lassen will: Mutmaßlich geht Pettine weg von der klassischen 3-4, entweder zu einer Art Hybrid-Front oder gar direkt zu einer 4-3. Green Bay hatte schon unter Capers einige Male auf eine 4-3-Front gesetzt, Pettine könnte hier den Pass-Rush noch stärker auf die Outside Linebacker fokussieren.
Auch offensiv stellt sich Green Bay neu auf, und macht so den Umbruch im Trainerstab unter Mike McCarthy perfekt: Joe Philbin kehrt als Offensive Coordinator nach Green Bay zurück, der Ex-Dolphins-Coach hatte bereits von 2002 bis 2011 verschiedene Rollen im Trainerstab der Packers inne - darunter auch den Posten des Offensive Coordinators von 2007 bis 2011. Mit Quarterback Aaron Rodgers sollte also eine gewisse Vertrautheit herrschen.
Offensiver Umbruch bei den Seattle Seahawks
Lange hatte sich die Kritik an Offensive Coordinator Darrell Bevell und Offensive-Line-Coach Tom Cable rund um die Seattle Seahawks gehalten - jetzt kommt es tatsächlich zum Cut: Die Seahawks trennen sich von Bevell und Cable und stellen eine Offense, die sich insbesondere in der Vorsaison viel zu sehr auf Russell Wilson verlassen hatte und einen Alternativplan vermissen ließ, neu auf.
Die Line ist in Seattle seit Jahren ein Problem, doch auch die Passing-Schemes drum herum halfen wenig. Wilson wird somit 2018 zum ersten Mal in seiner NFL-Karriere einen anderen Coordinator als Bevell haben.
Und auch defensiv könnte sich bei den Seahawks, für die es schon jetzt eine extrem turbulente Offseason ist, etwas tun: Berichten zufolge hat Defensive Coordinator Kris Richard grünes Licht erhalten, um sich nach anderen Coaching-Gelegenheiten umzuschauen. Seattle könnte also bald auf der Suche nach einem neuen Offensive Coordinator und einem neuen Defensive Coordinator sein.
Panthers: Shula muss gehen - kommt Norv Turner?
Bei den Carolina Panthers kündigt sich ein großer Umbruch an: Das Team verkündete am Dienstagabend, dass sowohl Offensive Coordinator Mike Shula als auch Quarterback-Coach Ken Dorsey entlassen wurden. Dahinter steht wohl ein klarer Ansatz - Cam Newton soll mit einem neuen Trainerstab einen neuen Start erhalten. Eine "neue Perspektive" soll der nächste Offensive Coordinator mitbringen, "es geht darum, zu wachsen. Und dieses Team hat das Potential dafür", erklärte Head Coach Ron Rivera.
Unter Shula hatte Newton zwar 2015 seine MVP-Saison in der er herausragend spielte - gleichzeitig aber fehlte es der Panthers-Offense einerseits an Konstanz und andererseits an einer klaren Identität. Carolina wechselte hier immer wieder, ging etwa von einem Power-Run-Game über zu einem versuchten Kurzpassspiel, was in dieser Saison weitestgehend nicht funktionierte.
Die Offense hatte nach wie vor ihre besten Auftritte, wenn sie um das Run Game herum aufgebaut war und hierbei auch Newton selbst eine zentrale Rolle gab. Allerdings kam das Base Run Game - also die Konzepte im Laufspiel ohne Newton als Runner - in dieser Saison nie ins Rollen. Das bereitete Carolina große Probleme und legte zu viel Druck auf Newtons Schultern.
Für Stirnrunzeln sorgen allerdings die Gerüchte über den Favoriten auf Shulas Nachfolge: Berichte aus Charlotte sowie NFL-Network-Insider Ian Rapoport vermelden, dass Norv Turner der Nummer-1-Kandidat sein soll.
Turner war bis Mitte der 2016er Saison als Offensive Coordinator in Minnesota tätig, seine Offense ist um tiefe Dropbacks, Downfield-Receiver und ein Pocket-Passing-Game aufgebaut. Newtons Stärke als Passer ist fraglos der lange Ball - doch gäbe es berechtigten Grund zu der Annahme, dass Newton als Runner in einer Norv-Turner-Offense keine große Rolle spielen würde.
Los Angeles Chargers: Bradley und Whisenhunt bleiben
Bei den Los Angeles Chargers wird vor der zweiten Saison unter Head Coach Anthony Lynn auf Stabilität gesetzt: Wie das Team vermeldete, kehren sowohl Offensive Coordinator Ken Whisenhunt als auch Defensive Coordinator Gus Bradley mit neuen Verträgen zurück zum Team.
Laut NFL-Network-Insider Ian Rapoport erhält Bradley einen Dreijahresvertrag - der Ex-Jaguars-Head-Coach wurde unter anderem in Green Bay und Seattle, wo Bradley bereits als Defensive Coordinator gearbeitet hat, für einen Coordinator-Posten gehandelt. Bradleys Chargers-Defense ließ in der Regular Season im Schnitt 17 Punkte pro Spiel zu, der drittbeste Wert hinter Minnesota (15,8) und Jacksonville (16,8).
Chiefs: Eric Bieniemy ersetzt Matt Nagy
Kansas City hatte seinen Offensive Coordinator kurz nach dem Playoff-Aus gegen Tennessee bereits verloren: Matt Nagy ist der neue Head Coach der Chicago Bears. Die Suche nach einem Nachfolger ging ähnlich schnell über die Bühne.
Nur 24 Stunden später vermeldete das Team, dass Head Coach Andy Reid Running Backs Coach Eric Bieniemy zum Offensive Coordinator befördert. Bieniemy hatte diesen Posten seit fünf Jahren inne, zuvor arbeitete er als Running Backs Coach in Minnesota. "Ich kenne Eric schon lange, als Spieler und als Coach. Er hat mit unseren Running Backs großartige Arbeit geleistet und war über die letzten fünf Jahre in alle Aspekte unserer Offense involviert", teilte Reid in einem Statement mit.
Welche Auswirkungen das auf die Play-Calling-Verantwortung hat, bleibt abzuwarten. Reid hatte im Laufe der Saison hier Kompetenzen an Nagy abgegeben, was Nagy als Head-Coach-Kandidat eine noch prominentere Bühne verschafft hatte. Da es Bieniemys erster Coordinator-Posten ist, dürfte Reid zumindest vorerst das Zepter wieder selbst in die Hand nehmen.
Ravens: Martindale neuer Defensive Coordinator
Keine Überraschung gibt es bei den Baltimore Ravens: Nachdem Defensive Coordinator Dean Pees seine Karriere nach Week 17 beendet hatte, bleiben die Ravens bei einer internen Lösung: Linebacker-Coach Don Martindale wird zum Defensive Coordinator befördert. Der 54-Jährige ist seit 2012 in Baltimore und hatte zuvor schon als Defensive Coordinator in Denver gearbeitet. Martindale genießt bei den Spielern intern ein sehr hohes Standing und bringt einen aggressiven Ansatz mit.
Auch in Seattle dreht sich das Coordinator-Karussel: Nach Informationen von NFL-Insider Ian Rapoport haben die Seahawks ihren langjährigen Offensive Coordinator Darrell Bevell entlassen. Damit zog die Franchise die erste Konsequenz aus dem Verpassen der Playoffs. Die Offensive der Hawks präsentierte sich in dieser Saison massiv unkonstant und oftmals komplett abhängig von Russell Wilson alleine.
Ein Nachfolger für Bevell wurde noch nicht bekanntgegeben, aber es scheint nicht unwahrscheinlich, dass Head Coach Pete Carroll einen neuen Offensive Coordinator aus dem eigenen Trainerstab benennt.
Bengals holen Teryl Austin als Defensive Coordinator
Die Cincinnati Bengals bleiben zwar bei Head Coach Marvin Lewis, der aber wird mit einem neuen Defensive Coordinator zusammenarbeiten müssen: Paul Guenther geht nach Oakland und arbeitet ab sofort unter Jon Gruden, Cincinnati holte im Gegenzug Teryl Austin. Der war von 2014 bis 2017 Defensive Coordinator in Detroit.