Quarterbacks
Tom Brady vs. Nick Foles
Wie man es auch dreht und wendet - die mit Abstand größte Diskrepanz in diesem Super Bowl ist die auf der wichtigsten Position. Brady steht in seiner 16. Saison als Starter (die 2008er Saison, als er sich im ersten Spiel das Kreuzband riss, nicht einberechnet) zum achten Mal im Super Bowl, eine obszöne Quote. Nick Foles, sein Eagles-Gegenüber am Sonntag, hat drei Playoff-Starts.
Es ist eine von zahlreichen statistischen Spielereien, um den krassen Gegensatz zwischen den beiden Quarterbacks zu verdeutlichen, der ohnehin jedem klar ist: Brady ist ein künftiger Hall-of-Famer und wird als der beste Quarterback aller Zeiten in die Geschichte eingehen, während Foles über weite Strecken seiner Karriere ein Backup oder eine Notlösung war und bereits ernsthafte Gedanken ans vorzeitige Karriereende hatte.
Natürlich hat das auch auf dem Platz ganz konkrete Auswirkungen. Vereinfacht gesagt lässt es sich am ehesten so ausdrücken: Die Eagles müssen ihre Offense um Foles herum gestalten und ihrem Quarterback durch Run Pass Options, das Run Game und Formationen so viel Hilfe wie irgendwie möglich geben.
Die Patriots auf der anderen Seite haben mit Brady den spielintelligentesten Quarterback der NFL und das geht Hand in Hand mit dem komplexen Offense-Scheme des Titelverteidigers. Brady genießt an der Line of Scrimmage ultimative Freiheiten und kann die Offense in puncto Formations, Matchups und generelle Spielzüge komplett am Gegner ausrichten. Finden Brady und die Pats erst einmal eine Schwachstelle beim Gegner, bearbeiten sie die so lange, bis der Gegner zeigt, dass er dieses Leck schließen kann.
Bradys Fähigkeit, aus der No-Huddle und aus diversen Personnel-Gruppierungen die Offense aufs Feld zu bringen, ist eine der Kern-Qualitäten dieser Patriots-Dynastie. Physisch gibt es begabtere Quarterbacks - Aaron Rodgers ist ganz oben in dieser Liste - doch Bradys Gesamtpaket im Zusammenspiel mit dem Scheme ist ligaweit unerreicht.
Eine Stat-Anomalie eint die beiden Quarterbacks übrigens dann doch: Brady und Foles sind die einzigen beiden Quarterbacks in der Geschichte der NFL, die in einer Saison über 25 Touchdown-Pässe und dabei nicht mehr als zwei Interceptions geworfen haben: Brady gelang das Kunststück 2016, als er nach seiner Deflate-Gate-Sperre in zwölf Spielen 28 Touchdowns auflegte und zwei Picks warf. Foles hatte fast die identische Quote 2013 (27 TD, 2 INT) unter Chip Kelly.
Vorteil: Patriots
Running Back Patriots vs. Linebacker Eagles
Dion Lewis, Rex Burkhead, James Develin und James White vs. Mychal Kendricks, Dannell Ellerbe, Nigel Bradham
Wenn man über die sich ständig weiter entwickelnde, in immer neue Formen morphende Patriots-Offense spricht, dann ist die diesjährige Ausgabe unter anderem von der Rolle der Running Backs geprägt. Die Patriots haben einerseits mit Lewis, Burkhead und White ein vielseitiges Trio, insbesondere Burkhead und Lewis haben als Receiver und als Runner auch zwischen den Tackles ihre Qualitäten.
Gerade Lewis hat sich dabei in den Vordergrund gespielt. In den letzten sechs Spielen der Regular Season hatte er acht Runs über mindestens 15 Yards, nur Marshawn Lynch hatte in diesem Zeitraum mehr. Was Yards nach Kontakt pro Run (3,17) angeht, war er laut Pro Football Focus auf dem dritten Rang unter allen Running Backs, die mindestens 50 Prozent der Offensiv-Snaps gespielt haben.
Das gibt New England eine enorme Vielseitigkeit. Die Patriots können aus nahezu jeder Formation und personellen Aufstellung passen oder laufen. Hier kommt dann auch Develin ins Spiel: Der Fullback hat eine Rolle als Matchup-Forcierer. New England kommt gerne mit 21-Personnel aufs Feld - also Develin und ein Running Back sowie mit Gronkowkski ein Tight End - und zwingen so die Defense, dementsprechend zu reagieren.
Sprich: Gegen eine derart "schwere" Formation muss die Defense in den meisten Fällen von Sub-Packages - also Formationen mit mehr Defensive Backs etwa - absehen und stattdessen die Base-Formation mit mehr Linebackern und Defensive Linemen aufbieten. Haben die Pats diesen Vorteil erreicht, können sie dann unabhängig vom Personal plötzlich in eine Spread-Formation übergehen und die Linebacker im Passspiel in unvorteilhafte Matchups bringen.
Hier ruht eine große Gefahr für die Eagles. Bradham (0,62 Yards pro Coverage-Snap zugelassen, zweitbester Wert für Linebacker dieses Jahr) und Kendricks sind dabei nicht das Problem, gelingt es den Pats aber, Philly in 3-Linebacker-Sets zu halten, könnte das in einfachen Yards für Lewis, White und auch Slot-Receiver Danny Amendola resultieren. Antworten die Eagles, indem sie einen der Linebacker durch Safety Malcolm Jenkins ersetzen, wird New England aus 21-Personnel sein Power-Run-Game testen.
Vorteil: Patriots
Running Backs Eagles vs. Linebacker Patriots
LeGarrette Blount, Jay Ajayi und Corey Clement vs. Kyle Van Noy und Elandon Roberts
Eine zentrale Frage wird sein: Wie verteidigen die Patriots die Run Pass Options? Die werden eine extrem wichtige Rolle einnehmen, gelingt es New England, Philadelphia hier konsequent zu stoppen, wird Foles früher oder später Fehler machen. Die Eagles haben laut Pro Football Focus in dieser Saison insgesamt 207 Run Pass Options gespielt und damit im Schnitt 4,6 Yards rausgeholt, die Pats hatten gegen eben jene Option-Plays in der ersten Halbzeit gegen Jacksonville auffällig große Probleme.
Die Eagles sind in ihrem Backfield längst nicht so vielseitig aufgestellt wie New England, haben aber ihre eigene Qualitäten: Zwei sehr physische Runner mit Ajayi und Blount - beide standen in puncto durchschnittliche Yards nach Gegnerkontakt in der Regular Season in der Top-10, Blount (3,56 Yards pro Run nach Kontakt) führte die Liga hier sogar an. Clement kann die Rolle einnehmen, die im AFC Championship Game Corey Grant innehatte, der über kurze Pässe 59 Receiving-Yards gegen New England sammelte.
Die Patriots spielen gerne im Big Nickel (drei statt zwei Safeties), wobei Harmon oder alternativ Cornerback Eric Rowe - dann in normaler Nickel-Formation - den Nickel-Back übernehmen. Hier ist gegen die Run Pass Options einerseits große Disziplin das oberste Gebot, die Patriots werden versuchen, Foles entweder in Fallen zu locken oder aber Runs zu erzwingen, indem die Pass-Optionen zugestellt sind.
Die Eagles allerdings sind auch im Second-Level-Blocking sehr gut, wo auf New Englands Linebacker und Safeties gegen den Run eine schwere Prüfung wartet.
Vorteil: Eagles