32. Indianapolis Colts (Vorjahresbilanz: 4-12)
Indy hat fraglos das Potential, hier viele Plätze zu klettern - das aber hängt alleine an der Gesundheit von Andrew Luck. Nach den zahlreichen Versprechungen in dieser Hinsicht in der vergangenen Offseason sind nicht nur Colts-Fans vorsichtiger geworden, wenn Team-Besitzer Jim Irsay davon spricht, dass jetzt auch wirklich alles in Ordnung sein wird. So oder so hat Luck jetzt eine sehr lange Zeit nicht gespielt und niemand kann erwarten, dass er direkt zurückkommt und auf Knopfdruck wieder der Alte ist. Losgelöst von der Luck-Dauerthematik muss man darüber hinaus konstatieren, dass Indianapolis trotz jeder Menge Cap Space in der Free Agency überraschend inaktiv war. Das betrifft einerseits die eigenen Verpflichtungen - bisher kamen Defensive End Denico Autry, Tight End Eric Ebron und Receiver Ryan Grant - aber auch die eigenen Free Agents: Mit Rashaan Melvin und Donte Moncrief wurden hier die beiden Top-Kandidaten gehen gelassen, zusätzlich wurde Johnathan Hankins entlassen. Dieser Ansatz lässt ahnen, dass beim Colts-Umbruch Geduld gefragt ist; die Offensive Line und das Receiving-Corps jedenfalls sind und bleiben große Baustellen, auch wenn Luck wirklich zum Saisonstart fit ist. Indy geht es schon jetzt eher um 2019, nicht um 2018.
31. Miami Dolphins (6-10)
Ein Umbruch ist schön und gut, und Miami hat nach der ersten Free-Agency-Woche einen Kader mit etwas mehr Tiefe auf einigen Positionen. Die große Frage bei den Dolphins aber lautet nach den Entscheidungen der letzten Tage: Wo sind die Stars? Wo sind die Spieler, die den individuellen Unterschied ausmachen? Oder anders gefragt: Warum kreiert man durch Umstrukturierungen und einigen "kleineren" Entlassungen Cap Space - nur um gleichzeitig mit Jarvis Landry und Ndamukong Suh die sportlich prägendesten Spieler auf beiden Seiten des Balls gehen zu lassen? Suhs Cap Hit war natürlich enorm, doch letztlich der schlechten von Miami umgesetzten Vertragsstruktur geschuldet. Nichtsdestotrotz war Suh noch immer der beste Dolphins-Spieler und ein riesiger Garant dafür, dass die Front trotz riesiger Linebacker-Probleme Feuerkraft hatte. Suh durch Quinn zu ersetzen ist ein massives Downgrade, eines, welches aus finanzieller Sicht rückblickend nicht nötig gewesen wäre. Und auf der anderen Seite kehrt Ryan Tannehill nach seinem Kreuzbandriss in eine Offense zurück, in der neben Jay Ajayi nun auch Landry fehlen wird.
30. Buffalo Bills (9-7)
Bevor Bills-Fans die Fackeln und die Klapptische raus holen: Dieses Power Ranking ist selbstverständlich nur eine Momentaufnahme und niemand weiß, was im Draft passieren wird. Aktuell aber müssen wir davon ausgehen, dass A.J. McCarron oder Nathan Peterman der Starting-Quarterback ist - und welcher der beiden es auch aktuell sein mag, er hat eines der schwächeren Wide-Receiver-Corps der Liga zu seiner Verfügung: Mehrere Receiver hatten auslaufende Verträge, Verstärkungen sind hier bislang Fehlanzeige. Mit Trent Murphy, Star Lotulelei und der Rückkehr von Kyle Williams hat Buffalo eine sehr gute, tiefe Defensive Line zusammen, wenngleich der Abgang von Linebacker Preston Brown weh tut. Offensiv aber ist klar: Umbruch und Neustart mit einem Rookie-Quarterback ist angesagt.
29. Cleveland Browns (0-16)
Tja - was macht man jetzt mit den Browns? Kollege De Marco hat ja schon auf die Euphoriebremse gedrückt, und dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Cleveland ist noch längst nicht an dem Punkt, an dem der Umbruch abgeschlossen ist. Aber man ist auf einem guten Weg dahin: Tyrod Taylor gibt den Browns den ersten zumindest durchschnittlichen Quarterback seit Jahren, Taylors Fähigkeiten als Game Manager sollten im krassen Gegensatz zu dem stehen, was der bemitleidenswerte DeShone Kizer über weite Strecken der vergangenen Saison gezeigt hat. Die Defensive Line gehört schon jetzt ins obere Liga-Drittel, die Offensive Line hat mehrere gute Säulen - wenngleich hier der Rücktritt von Joe Thomas natürlich ein riesiges Loch hinterlässt. Doch die Browns haben ein talentiertes Receiving-Corps, durch die Verpflichtung von Carlos Hyde ein dynamisches Running-Back-Duo und der Trade für Randall erlaubt es Jabrill Peppers endlich, näher an der Line of Scrimmage eingesetzt zu werden. Im Draft kann selbstredend gerade bei den Browns noch viel passieren, doch ist das schon jetzt auf dem Papier ein Team, das zumindest nach Durchschnitt aussieht. Ein enormer Fortschritt. Bleibt die Frage: Wie sieht das Coaching 2018 aus?
28. New York Jets (5-11)
Die Jets haben in der Free Agency einige durchaus beachtliche Verträge rausgegeben, nachdem man im Rennen um Kirk Cousins (trotz des mutmaßlich besseren Angebots) allerdings das Nachsehen hatte, war der Cap Space dafür fraglos vorhanden. Und so lässt sich zusammenfassen: Gang Green ist über die vergangenen Tage deutlich besser geworden. Während Mo Claiborne bleibt, wurde zusätzlich Trumaine Johnson verpflichtet. In Kombination mit dem jungen Safety-Duo gibt das den Jets eine auf dem Papier sehr gute Secondary. Spencer Long und Mike Pennel machen New York an der Line of Scrimmage stabil, Avery Williamson ersetzt Demario Davis und Quincy Enunwa wurde via Tender gehalten. Spannend ist auch die Quarterback-Dynamik: Josh McCown kehrt nach sehr guter Vorsaison zurück und dürfte zunächst starten. Im Idealfall aber wandelt sich seine Rolle hin zu der des Mentors von Teddy Bridgewater - beziehungsweise vom Nummer-3-Pick. Die unrühmliche Christian-Hackenberg-Ära sollte damit beendet sein.
27. Oakland Raiders (6-10)
Eventuell hat Gruden mit seinen Entscheidungen ja Erfolg und Straft mich Lügen - ich aber bin kein Fan der Raiders-Offseason bisher. Gar nicht. Gruden, der bei der Combine ganz offen davon sprach, dass er "das Spiel zurück ins Jahr 1998 bringen will", ließ seinen Worten dann auch Taten folgen: Mit Carrier und Smith kamen zwei Blocking-Tight-Ends, mit Keith Smith ein Fullback sowie mit Doug Martin ein zusätzlicher Running Back. Marshawn Lynch soll trotzdem bleiben, dafür wurde mit Cordarrelle Patterson ein sehr guter Special Teamer abgegeben. Letztlich hängt alles davon ab, dass Gruden Derek Carr und dessen Receiver-Corps nach einer desolaten Vorsaison wieder in die Spur bekommt, hier ist der Tausch von Michael Crabtree gegen Jordy Nelson zumindest sportlich definitiv kein Upgrade. Nutzt Gruden Nelson möglicherweise künftig als Slot Receiver in seiner West Coast Offense? Defensiv derweil müssen die Raiders erst zeigen, dass sie gegen den Pass in der kommenden Saison besser aussehen.
26. Arizona Cardinals (8-8)
Die Verpflichtung von Sam Bradford gibt Arizona eine potentiell sehr gute Übergangslösung, wenn - und das ist bei Bradford eine große Frage - er denn auch fit bleibt. Mit Neuzugang Justin Pugh, dem nach Gehaltskürzung gehaltenen Mike Iupati sowie D.J. Humphries, der nach seiner Verletzung zurückkehrt, sollte die Offensive Line zumindest deutlich verbessert auftreten, Receiver-Verstärkungen werden dringend noch benötigt. So oder so scheint aber klar: Im kommenden Draft wird früh ein Quarterback in die Wüste kommen. Ansonsten gibt es nach wie vor einen guten Kern in Arizona. Patrick Peterson und Chandler Jones gehören zu den besten Spielern ligaweit auf ihrer Position, genau wie David Johnson. Larry Fitzgerald hängt noch ein Jahr dran und war in der Vorsaison erneut einer der produktivsten Slot-Receiver, dazu kommen defensive Puzzleteile wie Markus Golden, Deone Bucannon, Budda Baker und Haason Reddick. Eine spannende Frage auf dieser Seite des Balls wird lauten: Wie gravierend wird die Umstellung von der 3-4- auf die 4-3-Front?
25. Washington Redskins (7-9)
Quo vadis, Washington? Das Team aus der Hauptstadt habe ich konstant von oben nach unten und wieder zurück geschoben, einfach weil ich mir die Vorstellungskraft fehlt, was man mit diesem Team machen soll. Klar ist: Die Abgänge von Bashaud Breeland und Kendall Fuller machen die Redskins defensiv deutlich schwächer, der jüngst verpflichtete Orlando Scandrick bietet zumindest eine mögliche Alternative. Der Quarterback-"Tausch" von Cousins zu Alex Smith ist zumindest ein Risiko. Ja, Smith war in der vergangenen Saison besser, doch kann man durchaus argumentieren, dass Cousins besser in die Skins-Offense passt. Im Receiving-Corps soll es jetzt nach dem gescheiterten Pryor-Versuch Paul Richardson richten, und der wurde dafür fürstlich entlohnt - ein Spieler, den ich eher gerne mal hinter einer klaren Nummer 1 gesehen hätte. Dazu kommen Abgänge in der Interior Line, die Line war schon in der Vorsaison ein Problem. Kurzum: allzu viel traue ich Washington aktuell in der kommenden Saison nicht zu.