Power Ranking nach der Free Agency: Neuer Spitzenreiter, neues Schlusslicht

Von Adrian Franke
22. März 201813:28
SPOX sortiert die NFL nach der ersten heißen Free-Agency-Phasegetty
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Von den Star-Free-Agents ist lediglich noch Ndamukong Suh übrig - der Defensive Tackle lässt sich nach seiner Entlassung in Miami bei der Teamsuche noch Zeit. Doch bevor es in Richtung Draft in die Vollen geht, präsentiert SPOX-Redakteur Adrian Franke das erste Power Ranking des neuen Liga-Jahres! Mit dabei: Ein neues Schlusslicht, ein neuer Spitzenreiter, abgestürzte Schwergewichte - und ein unglaublich breites Mittelfeld mit gleich mehreren austauschbaren Teams.

32. Indianapolis Colts (Vorjahresbilanz: 4-12)

Indy hat fraglos das Potential, hier viele Plätze zu klettern - das aber hängt alleine an der Gesundheit von Andrew Luck. Nach den zahlreichen Versprechungen in dieser Hinsicht in der vergangenen Offseason sind nicht nur Colts-Fans vorsichtiger geworden, wenn Team-Besitzer Jim Irsay davon spricht, dass jetzt auch wirklich alles in Ordnung sein wird. So oder so hat Luck jetzt eine sehr lange Zeit nicht gespielt und niemand kann erwarten, dass er direkt zurückkommt und auf Knopfdruck wieder der Alte ist. Losgelöst von der Luck-Dauerthematik muss man darüber hinaus konstatieren, dass Indianapolis trotz jeder Menge Cap Space in der Free Agency überraschend inaktiv war. Das betrifft einerseits die eigenen Verpflichtungen - bisher kamen Defensive End Denico Autry, Tight End Eric Ebron und Receiver Ryan Grant - aber auch die eigenen Free Agents: Mit Rashaan Melvin und Donte Moncrief wurden hier die beiden Top-Kandidaten gehen gelassen, zusätzlich wurde Johnathan Hankins entlassen. Dieser Ansatz lässt ahnen, dass beim Colts-Umbruch Geduld gefragt ist; die Offensive Line und das Receiving-Corps jedenfalls sind und bleiben große Baustellen, auch wenn Luck wirklich zum Saisonstart fit ist. Indy geht es schon jetzt eher um 2019, nicht um 2018.

31. Miami Dolphins (6-10)

Ein Umbruch ist schön und gut, und Miami hat nach der ersten Free-Agency-Woche einen Kader mit etwas mehr Tiefe auf einigen Positionen. Die große Frage bei den Dolphins aber lautet nach den Entscheidungen der letzten Tage: Wo sind die Stars? Wo sind die Spieler, die den individuellen Unterschied ausmachen? Oder anders gefragt: Warum kreiert man durch Umstrukturierungen und einigen "kleineren" Entlassungen Cap Space - nur um gleichzeitig mit Jarvis Landry und Ndamukong Suh die sportlich prägendesten Spieler auf beiden Seiten des Balls gehen zu lassen? Suhs Cap Hit war natürlich enorm, doch letztlich der schlechten von Miami umgesetzten Vertragsstruktur geschuldet. Nichtsdestotrotz war Suh noch immer der beste Dolphins-Spieler und ein riesiger Garant dafür, dass die Front trotz riesiger Linebacker-Probleme Feuerkraft hatte. Suh durch Quinn zu ersetzen ist ein massives Downgrade, eines, welches aus finanzieller Sicht rückblickend nicht nötig gewesen wäre. Und auf der anderen Seite kehrt Ryan Tannehill nach seinem Kreuzbandriss in eine Offense zurück, in der neben Jay Ajayi nun auch Landry fehlen wird.

30. Buffalo Bills (9-7)

Bevor Bills-Fans die Fackeln und die Klapptische raus holen: Dieses Power Ranking ist selbstverständlich nur eine Momentaufnahme und niemand weiß, was im Draft passieren wird. Aktuell aber müssen wir davon ausgehen, dass A.J. McCarron oder Nathan Peterman der Starting-Quarterback ist - und welcher der beiden es auch aktuell sein mag, er hat eines der schwächeren Wide-Receiver-Corps der Liga zu seiner Verfügung: Mehrere Receiver hatten auslaufende Verträge, Verstärkungen sind hier bislang Fehlanzeige. Mit Trent Murphy, Star Lotulelei und der Rückkehr von Kyle Williams hat Buffalo eine sehr gute, tiefe Defensive Line zusammen, wenngleich der Abgang von Linebacker Preston Brown weh tut. Offensiv aber ist klar: Umbruch und Neustart mit einem Rookie-Quarterback ist angesagt.

29. Cleveland Browns (0-16)

Tja - was macht man jetzt mit den Browns? Kollege De Marco hat ja schon auf die Euphoriebremse gedrückt, und dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Cleveland ist noch längst nicht an dem Punkt, an dem der Umbruch abgeschlossen ist. Aber man ist auf einem guten Weg dahin: Tyrod Taylor gibt den Browns den ersten zumindest durchschnittlichen Quarterback seit Jahren, Taylors Fähigkeiten als Game Manager sollten im krassen Gegensatz zu dem stehen, was der bemitleidenswerte DeShone Kizer über weite Strecken der vergangenen Saison gezeigt hat. Die Defensive Line gehört schon jetzt ins obere Liga-Drittel, die Offensive Line hat mehrere gute Säulen - wenngleich hier der Rücktritt von Joe Thomas natürlich ein riesiges Loch hinterlässt. Doch die Browns haben ein talentiertes Receiving-Corps, durch die Verpflichtung von Carlos Hyde ein dynamisches Running-Back-Duo und der Trade für Randall erlaubt es Jabrill Peppers endlich, näher an der Line of Scrimmage eingesetzt zu werden. Im Draft kann selbstredend gerade bei den Browns noch viel passieren, doch ist das schon jetzt auf dem Papier ein Team, das zumindest nach Durchschnitt aussieht. Ein enormer Fortschritt. Bleibt die Frage: Wie sieht das Coaching 2018 aus?

28. New York Jets (5-11)

Die Jets haben in der Free Agency einige durchaus beachtliche Verträge rausgegeben, nachdem man im Rennen um Kirk Cousins (trotz des mutmaßlich besseren Angebots) allerdings das Nachsehen hatte, war der Cap Space dafür fraglos vorhanden. Und so lässt sich zusammenfassen: Gang Green ist über die vergangenen Tage deutlich besser geworden. Während Mo Claiborne bleibt, wurde zusätzlich Trumaine Johnson verpflichtet. In Kombination mit dem jungen Safety-Duo gibt das den Jets eine auf dem Papier sehr gute Secondary. Spencer Long und Mike Pennel machen New York an der Line of Scrimmage stabil, Avery Williamson ersetzt Demario Davis und Quincy Enunwa wurde via Tender gehalten. Spannend ist auch die Quarterback-Dynamik: Josh McCown kehrt nach sehr guter Vorsaison zurück und dürfte zunächst starten. Im Idealfall aber wandelt sich seine Rolle hin zu der des Mentors von Teddy Bridgewater - beziehungsweise vom Nummer-3-Pick. Die unrühmliche Christian-Hackenberg-Ära sollte damit beendet sein.

27. Oakland Raiders (6-10)

Eventuell hat Gruden mit seinen Entscheidungen ja Erfolg und Straft mich Lügen - ich aber bin kein Fan der Raiders-Offseason bisher. Gar nicht. Gruden, der bei der Combine ganz offen davon sprach, dass er "das Spiel zurück ins Jahr 1998 bringen will", ließ seinen Worten dann auch Taten folgen: Mit Carrier und Smith kamen zwei Blocking-Tight-Ends, mit Keith Smith ein Fullback sowie mit Doug Martin ein zusätzlicher Running Back. Marshawn Lynch soll trotzdem bleiben, dafür wurde mit Cordarrelle Patterson ein sehr guter Special Teamer abgegeben. Letztlich hängt alles davon ab, dass Gruden Derek Carr und dessen Receiver-Corps nach einer desolaten Vorsaison wieder in die Spur bekommt, hier ist der Tausch von Michael Crabtree gegen Jordy Nelson zumindest sportlich definitiv kein Upgrade. Nutzt Gruden Nelson möglicherweise künftig als Slot Receiver in seiner West Coast Offense? Defensiv derweil müssen die Raiders erst zeigen, dass sie gegen den Pass in der kommenden Saison besser aussehen.

26. Arizona Cardinals (8-8)

Die Verpflichtung von Sam Bradford gibt Arizona eine potentiell sehr gute Übergangslösung, wenn - und das ist bei Bradford eine große Frage - er denn auch fit bleibt. Mit Neuzugang Justin Pugh, dem nach Gehaltskürzung gehaltenen Mike Iupati sowie D.J. Humphries, der nach seiner Verletzung zurückkehrt, sollte die Offensive Line zumindest deutlich verbessert auftreten, Receiver-Verstärkungen werden dringend noch benötigt. So oder so scheint aber klar: Im kommenden Draft wird früh ein Quarterback in die Wüste kommen. Ansonsten gibt es nach wie vor einen guten Kern in Arizona. Patrick Peterson und Chandler Jones gehören zu den besten Spielern ligaweit auf ihrer Position, genau wie David Johnson. Larry Fitzgerald hängt noch ein Jahr dran und war in der Vorsaison erneut einer der produktivsten Slot-Receiver, dazu kommen defensive Puzzleteile wie Markus Golden, Deone Bucannon, Budda Baker und Haason Reddick. Eine spannende Frage auf dieser Seite des Balls wird lauten: Wie gravierend wird die Umstellung von der 3-4- auf die 4-3-Front?

25. Washington Redskins (7-9)

Quo vadis, Washington? Das Team aus der Hauptstadt habe ich konstant von oben nach unten und wieder zurück geschoben, einfach weil ich mir die Vorstellungskraft fehlt, was man mit diesem Team machen soll. Klar ist: Die Abgänge von Bashaud Breeland und Kendall Fuller machen die Redskins defensiv deutlich schwächer, der jüngst verpflichtete Orlando Scandrick bietet zumindest eine mögliche Alternative. Der Quarterback-"Tausch" von Cousins zu Alex Smith ist zumindest ein Risiko. Ja, Smith war in der vergangenen Saison besser, doch kann man durchaus argumentieren, dass Cousins besser in die Skins-Offense passt. Im Receiving-Corps soll es jetzt nach dem gescheiterten Pryor-Versuch Paul Richardson richten, und der wurde dafür fürstlich entlohnt - ein Spieler, den ich eher gerne mal hinter einer klaren Nummer 1 gesehen hätte. Dazu kommen Abgänge in der Interior Line, die Line war schon in der Vorsaison ein Problem. Kurzum: allzu viel traue ich Washington aktuell in der kommenden Saison nicht zu.

24. Cincinnati Bengals (7-9)

Bei den Bengals bleiben Zweifel insbesondere im Receiving-Corps sowie auf dem Linebacker-Level: Letzteres wurde zwar mit Preston Brown verstärkt, gleichzeitig aber ist Kevin Minter Free Agent und Vontaze Burfict droht eine weitere Sperre. Tyler Eifert mit einem Einjahresdeal zu halten macht fraglos Sinn, doch werden auch (oder gerade?) Bengals-Fans skeptisch sein, wie viel man vom Tight End tatsächlich auf dem Feld zu Gesicht bekommt. Eine klare Verbesserung ist Left Tackle Cordy Glenn, der durch einen nicht gerade billigen Trade von den Bills geholt wurde, während sich Defensive Tackle Chris Baker als Steal entpuppen könnte. Und sonst? Mit A.J. Green hat man noch immer einen Top-6-Receiver, mit Geno Atkins einen Top-10-DT. Cornerback William Jackson hat sehr vielversprechende Ansätze gezeigt und Joe Mixon soll nach dem Abgang von Jeremy Hill die klare Starter-Rolle erhalten. Die Bengals haben sich über die vergangenen Tage verbessert, es bleibt aber die Frage, ob das reicht, damit Andy Dalton und die Offense auf hohem Level konstante Leistungen zeigen.

23. Tampa Bay Buccaneers (5-11)

Nach einer maßlos enttäuschenden Vorsaison kann man zumindest nicht sagen, dass Tampa seine Baustellen ignoriert hätte. Vinny Curry und Beau Allen sollten die so harmlose Defensive Line stabilisieren, Center Ryan Jensen kann - wenn er konstanter wird - ein deutliches Upgrade in der Interior Line darstellen. Die erwartete Entlassung von Doug Martin bringt die Bucs in die Reihe der Kandidaten für einen frühen Running-Back-Pick im Draft, auch mindestens ein Starting-Cornerback wird weiterhin dringend gesucht. Dann wären auf dem Papier die Puzzleteile eigentlich da, blickt man auf das Offensiv-Arsenal um Mike Evans, Cameron Brate, O.J. Howard und DeSean Jackson sowieso. Somit steht einmal mehr die Frage im Fokus: Kann Jameis Winston den erhofften nächsten Schritt machen und endlich stabiler auftreten? Und kann der Coaching Staff das erneute Vertrauen letztlich doch rechtfertigen?

22. Baltimore Ravens (9-7)

Das Receiving-Corps hat mit John Brown und Michael Crabtree signifikante Upgrades erhalten - was eher eine Aussage über den Status des Ravens-Receiving-Corps als über Brown und Crabtree ist. Hoffnung macht in Kombination damit die zweite Saisonhälfte von Joe Flacco sowie die guten Auftritte von Alex Collins, die Offensive Line allerdings hat mit Howard und vor allem Ryan Jensen zwei wichtige Bausteine verloren. Immerhin stehen Marshal Yanda und Nico Siragusa nach ihren Verletzungen wieder zur Verfügung. Der Herz dieses Teams ist und bleibt aber die Defense: Brandon Williams ist ein Top-12-Defensive-Tackle, Terrell Suggs spielt noch immer auf einem guten Niveau. Gelingt es Baltimore, C.J. Mosley mehr Hilfe zur Seite zu stellen, sollte die Defense wieder im oberen Liga-Drittel spielen. Die Secondary mit Carr, Jefferson, Weddle und Smith hat fraglos das Potential für noch mehr.

21. New York Giants (3-13)

Natürlich ist Solder ein enormes Upgrade für die Giants, doch tun in der Interior Line die Abgänge von Richburg und Pugh sowie die Tatsache, dass sich Andrew Norwell für die Jaguars und nicht für New York entschieden hat, doch merklich weh. Hoffnung macht den Fans in New York, dass das Waffenarsenal endlich wieder komplett sein wird: Beckham, Shepard und Engram werden Gegnern gehörige Probleme bereiten und auch Manning wieder besser aussehen lassen - genau wie die Schemes und Route-Kombinationen des neuen Head Coaches Pat Shurmur. Nach wie vor aber fehlt ein Starting-Running-Back und nicht wenige vermuten, dass die Giants diese Position früh im Draft adressieren werden. Die Defense sollte unter dem neuen Defensive Coordinator James Bettcher deutlich flexibler daherkommen, was gute Nachrichten etwa für Safety Landon Collins sind. Ein zusätzlicher Cornerback aber wird nach der Trennung von Rodgers-Cromartie - scheinbar bleibt Eli Apple trotz einiger merkwürdiger Geschichten - noch gesucht. Das Linebacker-Corps hinter der gut besetzten D-Line ist durch den Trade für Ogletree in jedem Fall athletischer und explosiver. Ein wichtiges Element in der Bettcher-Defense.

20. Dallas Cowboys (9-7)

Nachdem DeMarcus Lawrence den Franchise Tag erhalten hatte, war es auffällig ruhig in Dallas. Gerüchte über mögliches Interesse an Ndamukong Suh wurden schnell durch örtliche Medien abgeschmettert, Cornerback Orlando Scandrick heuerte nach seiner Entlassung in Big D prompt bei Division-Rivale Washington an. Das ist zunächst einmal kein Todesurteil, eine gewisse Inaktivität in einer Free-Agency-Periode hat für ein Team durchaus auch positive Effekte. Trotzdem bleiben so einige Fragen rund um die Cowboys: Wie soll das so schwache Receiving-Corps verbessert werden? Der Draft hat keinen Spieler zu bieten, der sofort als Nummer-1-Option in Frage kommt. Dez Bryants Verbleib zu unveränderten Konditionen lässt eher darauf schließen, dass er nochmals als Nummer-1-Receiver in die Saison geht. Die Offensive Line ist noch immer eine der zwei, drei besten Lines in der Liga - dahinter aber fehlt nach wie vor jegliche Tiefe, umso mehr, da es hier mehrere auslaufende Verträge gab. Defensiv braucht es dringend noch mehrere Linebacker, zumindest die Front Four aber ist gut aufgestellt.

19. Chicago Bears (5-11)

Mancher wird den Vergleich sicher schon gehört haben, er macht aber auch einfach zu viel Sinn: Die Chicago Bears sind bestens positioniert, um eine ähnliche Wandlung wie die Los Angeles Rams von 2016 auf 2017 hinzulegen. Die Defense ist auf einem sehr guten Weg, Amukamara und Kyle Fuller wurden gehalten und bilden das Starting-CB-Duo sowie gemeinsam mit Adrian Amos und Eddie Jackson eine gute Secondary. Die Front braucht Linebacker-Hilfe, hat aber Qualität in der Defensive Line. Der Fokus allerdings liegt ohnehin auf der Offense, wo der neue Head Coach Matt Nagy sowie dessen Offensive Coordinator Mark Helfrich mit der Aufgabe betraut werden, Mitchell Trubisky zum Franchise-Quarterback zu machen. Und dafür wurde nicht gespart: Allen Robinson, Trey Burton und Taylor Gabriel stellen massive Upgrades im Vergleich zur Vorsaison dar. Bleibt die Frage, wie schnell das alles gemeinsam funktioniert und ob Chicago im Draft die Offensive Line noch verbessern kann. Schaden würde es nicht.

18. Denver Broncos (5-11)

Wie nachträglich raus kam, waren die Broncos nie vollends im Rennen um Kirk Cousins dabei. Zumindest als es in die heiße Phase ging, hatte sich Denver offensichtlich schon längst in eine andere Richtung orientiert. Diese andere Richtung heißt Case Keenum und das geht mit einem gewissen Risiko einher: Gelingt es Denver, eine stark durch Play-Action-Pässe und klar definierte Route-Kombinationen geprägte Offense aufzubauen, kann Keenum auch in Mile High sehr gut funktionieren. Andernfalls aber besteht die Gefahr, dass er nach seiner großartigen Saison in Minnesota im Vorjahr mehrere Schritte zurück macht. Die gute Nachricht für die Broncos: Offensive Coordinator Bill Musgrave hat schon gezeigt, dass er eine derartige Offense entwerfen kann und mit Sanders und Thomas sind die Waffen fraglos vorhanden. Defensiv ist das Titelfenster ohnehin noch offen, auch wenn der Abgang von Aqib Talib erst einmal aufgefangen werden muss. Doch das Potential unter anderem mit Miller, Ray, Barrett, Wolfe, Roby und Harris ist auf dieser Seite des Balls nach wie vor enorm.

17. Kansas City Chiefs (10-6)

Eines der spannendsten Teams der bisherigen Offseason. Die Chiefs haben defensiv einen klaren Umbruch eingeleitet, sei es durch den Trade von Marcus Peters oder die Trennung von Derrick Johnson und Tamba Hali. Bennie Logan und Phillip Gaines sind ebenfalls Free Agents. Defensiv muss man also mit einem Rückschritt rechnen, zumindest vorübergehend. Was dagegen offensiv passiert, ist komplett offen: Hier steht selbstverständlich der Quarterback-Tausch im Fokus, Alex Smith wurde abgegeben, die Zeit von Patrick Mahomes ist gekommen. Der hat einen spektakulären Arm und ist ein Gunslinger in jederlei Hinsicht - doch wird die Frage sein, wie weit er in puncto Spielintelligenz ist und wie sehr Andy Reid ihm hier über das Scheme helfen kann. In jedem Fall wird sich Mahomes nach der Verpflichtung von Sammy Watkins, der das Arsenal um Tyreek Hill, Travis Kelce und Kareem Hunt ergänzt, nicht über mangelnde Waffen beschweren können.

16. Detroit Lions (9-7)

Ehrlicherweise hatte ich die Lions lange ein Stück weit tiefer eingestuft - Stafford, Slay und Quin sind letztlich die Gründe, warum es für Rang 16 reicht. Detroit hat ein gutes Receiver-Corps, eine solide Offensive Line und neben dem Franchise Tag für Ziggy Ansah auch in Person von Devon Kennard in den Pass-Rush investiert. Trotzdem frage ich mich ernsthaft, ob die Lions wirklich besser sind als vor dem Start der Free Agency; nach wie vor schreit vieles rund um Detroit (die oben genannten Namen ausgeschlossen) "Mittelmaß". Sinnvoll ist die Verpflichtung von LeGarrette Blount als Hammer zwischen den Tackles. Allerdings nur, wenn jetzt zusätzlich auch im Draft früh in die Running-Back-Position investiert wird.

15. Seattle Seahawks (9-7)

Die Seahawks haben den rechtzeitigen Umbruch eingeleitet, nach dem in dieser Zusammensetzung finalen Versuch, All-In zu gehen, steht jetzt eine Saison im Wandel bevor. Dieser kann schnell vonstatten gehen, hat man doch mit Wilson, Thomas, Baldwin, Wright, Wagner, Brown und Clark noch immer einen starken Kern. Gleichzeitig aber bleiben durch die Abgänge von Sherman, Bennett und auch Sheldon und Paul Richardson naturgemäß Defizite zurück. Die Offensive Line bleibt eine Problemzone, in der Secondary muss man sich - abgesehen von Thomas - womöglich komplett neu aufstellen. Die Leistungsträger auf beiden Seiten des Balls geben Seattle noch immer eine sehr gute Basis, allzu hohe Sprünge nach oben sollte man in der kommenden Saison aber eher nicht erwarten.

14. San Francisco 49ers (6-10)

Sparsamkeit war nicht gerade das Zauberwort in San Francisco - ehrlicherweise gab es dafür aber mit Blick auf den enormen Cap Space auch keinen wirklichen Grund. Der neue Deal von Jimmy Garoppolo wurde sinnvoll nach vorne gewichtet, Jerick McKinnon - ein idealer Fit für die Shanahan-Offense - zwar deutlich überbezahlt, allerdings ebenfalls mit Fokus auf den diesjährigen Salary Cap. Weston Richburg gibt Shanahan den Wunsch-Center, während sich Richard Sherman als einer der Steals dieser Free Agency entpuppen könnte. Dennoch bleiben Fragezeichen in der Secondary und die Niners dürften auch weiterhin nach einem zusätzlichen Wide Receiver und einem Running Back Ausschau halten. Doch entsteht hier fraglos eine Offense, die perfekt den schematischen Wünschen von Shanahan entspricht, während defensiv zumindest die Defensive Line noch enormes Potential hat.

13. Carolina Panthers (11-5)

So wirklich rund läuft die Offseason nicht für die Panthers. Sicher, mit Cam Newton, Luke Kuechly, Thomas Davis, Kawann Short, Christian McCaffrey, Julius Peppers und Greg Olsen hat man noch immer einen sehr starken Kern, der etwa durch Neuzugang Dontari Poe oder Center Ryan Kalil ergänzt wird. Gleichzeitig aber musste man mit Guard Andrew Norwell das stärkste Mitglied der eigenen Offensive Line ziehen lassen, während der Trade für Torrey Smith Newton zwar einen Speedster gibt - mehr aber nicht, und dafür war der Preis (Cornerback Daryl Worley) doch beachtlich. Carolina wird im Draft weiter in die Receiver-Position investieren müssen, nach der geplatzten Verpflichtung von Cornerback Bashaud Breeland bleibt auch hier eine Lücke. Die Panthers haben noch immer einen guten Kader, ohne Frage aber fehlen noch mehrere Teile, um wieder ganz oben angreifen zu können. Vielleicht die spannendste Frage: Wie funktioniert Newton in der Offense von Norv Turner? Die sollte schematisch in vielen Bereichen gut passen - doch ist Turner auch bereit, Newtons Fähigkeiten als Runner einzubauen?

12. Tennessee Titans (9-7)

Ähnlich wie bei den Bears sehe ich auch in Tennessee (endlich!) den Versuch, eine Offense aufzubauen, welche die Stärken des eigenen Quarterbacks voll zur Geltung bringt. Dabei ist keine Verpflichtung wichtiger als die des neuen Offensive Coordinators Matt LaFleur, der in den vergangenen Jahren unter Kyle Shanahan und unter Sean McVay gelernt hat. LaFleur dürfte dementsprechend eine Spread-Option-Offense installieren, die Play Action in den Mittelpunkt rückt und so Mariota in eine bessere Grund-Position bringt. Die Verpflichtung von Dion Lewis als Matchup-Waffe passt hier perfekt rein und durch die Entlassung von Murray Derrick Henry in den Vordergrund zu rücken war überfällig. Die Titans können noch immer Explosivität in ihrer Offense gebrauchen, die Defense wird durch die Verpflichtung von Malcolm Butler nochmals deutlich besser und vielseitiger: Die Tatsache, dass der neue Defensive Coordinator Dean Pees mit Butler, Logan Ryan und Adoree' Jackson drei gute Cornerbacks hat, erlaubt mehr Scheme-Vielfalt und mehr Aggressivität.

11. Jacksonville Jaguars (10-6)

Aus Football-Fan-Perspektive bin ich nach wie vor enttäuscht, dass Jacksonville die Quarterback-Position so komplett ignoriert hat und ganz offensichtlich ohne mit der Wimper zu zucken auf Blake Bortles in der kommenden Saison setzt. Gerade wenn man sieht, was Teddy Bridgewater in New York bekommt - als Backup und potentieller Konkurrent hätte er das den Jags ebenfalls wert sein sollen. Durch dieses massive Handicap auf der wichtigsten Position fällt Jacksonville aus der Spitzengruppe raus, denn die Defense hat ohne Frage noch immer das Zeug für ganz oben. Auch wenn man hier den Abgang von Slot-Cornerback Aaron Colvin nicht unterschätzen sollte. Immerhin machen die Jags kein Geheimnis um ihren Plan: Allen Robinson ziehen zu lassen sowie inzwischen auch Allen Hurns zu entlassen und sich stattdessen mit Andrew Norwell den Top-Guard auf dem Markt sowie zusätzlich zwei Tight Ends zu holen, spricht eindeutig dafür, dass das Run Game 2018 noch stärker in den Fokus gerückt werden soll.

10. Houston Texans (4-12)

Die AFC South ist wieder wer! Und Houston sollte in der kommenden Saison jeder auf dem Zettel haben: Die Texans erhalten einerseits die verletzten Superstars J.J. Watt, Deshaun Watson und Whitney Mercilus zurück, was Houston alleine schon zu einem Playoff-Kandidaten macht. Zusätzlich schnappte man den Jags Aaron Colvin weg und verpflichtete außerdem Tyrann Mathieu. Houston sollte mit Watt, Clowney und Mercilus in der Front sowie Colvin, Mathieu und McKinney dahinter eine mehr als furchteinflößende Front aufbieten, dennoch muss in die Secondary dahinter weiter investiert werden. Die größte Baustelle ist jetzt allerdings die Offensive Line. Nicht nur, weil Watson von einem Kreuzbandriss zurückkehrt, sondern auch, weil einige der in der Vorsaison noch so erfolgreichen taktischen Mittel, um die Line zu unterstützen, voraussichtlich nicht mehr so einfach funktionieren werden.

9. Los Angeles Chargers (9-7)

Die Chargers waren eigentlich schon in der vergangenen Saison ein Playoff-Team. Aber eben nur eigentlich. Damit daraus ein "tatsächlich" wird, müssen unter anderem die Special-Team-Probleme endlich beseitigt werden - die Qualität für den nächsten Schritt ist aber ohne Zweifel vorhanden. Das beginnt bei der zunehmend besser wirkenden Offensive Line, die mit dem jüngst verpflichteten Mike Pouncey auf dem Papier schon sehr gut aussieht. Im Receiving-Corps (Keenan Allen, Mike Williams, Tyrell Williams, Travis Benjamin, Hunter Henry) müssen sich die Chargers ohnehin vor niemandem verstecken und auch Philip Rivers gehört noch in die Liga-Spitze. Dass L.A. defensiv über eines der Top-Pass-Rush-Duos sowie in Casey Hayward über einen der aktuell besten Cornerbacks der Liga verfügt, ist kein Geheimnis - die Linebacker- und Safety-Position gilt es hier weiterhin zu adressieren.

8. Green Bay Packers (7-9)

Eine für Packers-Verhältnisse mehr als ungewöhnliche Free Agency, in der mit Jimmy Graham und Muhammad Wilkerson gleich zwei prominente Neuzugänge präsentiert wurden. Graham ist ein klares Upgrade über Jordy Nelson, sollte er doch in der Red Zone ein ähnlich gutes Ziel für Aaron Rodgers sein, während Graham gleichzeitig auch außerhalb der Red Zone flexibler einsetzbar ist. Wilkerson gibt der neuen Defense unter Mike Pettine eine weitere Präsenz an der Line, hier sind die Packers jetzt mit Wilkerson, Kenny Clark und Mike Daniels sehr gut aufgestellt. Das Rodgers-Comeback alleine macht Green Bay selbstredend Woche für Woche gefährlich, aber, und das muss man auch anmerken: Was genau der Plan in der ohnehin schon wackligen Secondary ist, nachdem man Morgan Burnett jetzt gehen lässt und Damarious Randall via Trade abgegeben hat, ist und bleibt ein Rätsel - und könnte einmal mehr die Chance auf den ganz großen Wurf verhindern.

7. Pittsburgh Steelers (13-3)

Gewohnt ruhige Free Agency bisher in Pittsburgh, was allerdings nicht nur aufgrund der allgemein bekannten Tendenzen der Steelers zum Start der Free Agency sinnvoll erscheint: Die Steelers haben nicht das Maß an Baustellen, das eine Überaktivität auf dem Markt erfordern würde - geschweige denn den Cap Space dafür. Letzteres ist erst recht reduziert, da der Franchise Tag für Le'Veon Bell nicht gerade günstig ist. Der aber zeigt auch, dass die Steelers 2018 nochmals voll angreifen werden: Mit Bell, mit Big Ben, mit Brown, mit JuJu Smith-Schuster und Stand heute auch mit Martavis Bryant, der entgegen anderslautender Gerüchte noch nicht getradet wurde. Pittsburgh verfügt noch immer über eine der besten Offensive und eine der besten Defensive Lines der Liga, Ex-Packers-Safety Morgan Burnett gibt defensive Flexibilität. Weiter braucht es aber mit Blick auf den bereits feststehenden Ausfall von Ryan Shazier Linebacker-Hilfe, auch nach der Verpflichtung von Jon Bostic.

6. Atlanta Falcons (10-6)

Atlanta hat, ähnlich wie die Steelers, nach wie vor einen der komplettesten Kader in der NFL. Geld ausgegeben wurde für den neuen Starting-Guard Brandon Fusco, der Abgang von Dontari Poe soll wohl im Draft aufgefangen werden. Ansonsten verfügen die Falcons noch immer über einen der besten Wide Receiver der Liga, eine solide Offensive Line, starke Running-Back- und Linebacker-Duos und eine bemerkenswert tiefe Secondary. Das größte Problem für Atlanta könnte es durchaus sein, dass die Saints in der eigenen Division spielen. Denn auf dem Papier bringen die Falcons alles für einen tiefen Playoff-Run mit.

5. Los Angeles Rams (11-5)

Kaum ein Team war in den vergangenen Wochen so aggressiv wie die Rams und hat dem Rest der Liga derart deutlich gemacht, dass man sich jetzt im Titelfenster befindet. Mit den Trades für Aqib Talib sowie für Marcus Peters haben sich die Rams nicht nur mal eben ein neues Starting-Cornerback-Duo geholt - L.A. verfügt jetzt auch über das aggressivste, risikofreudigste Cornerback-Tandem in der NFL. Das macht insofern Sinn, als dass die Defensive Line und namentlich Aaron Donald für jede Menge Druck sorgt und der Quarterback so häufig zu schnellen Würfen gezwungen wird. Gleichzeitig aber brauchen die Rams dringend noch Edge-Rusher. Dass Lamarcus Joyner und Nickell Robey-Coleman bleiben, war zusätzlich ein großer Erfolg. Das größte Fragezeichen offensiv: Nach dem Abgang von Sammy Watkins fehlt L.A. ein echter Downfield-Receiver, der konstante Aufmerksamkeit durch die Defense verlangt.

4. New England Patriots (13-3)

In meiner Kolumne dieser Woche hatte ich bereits ein etwas ausführlicheres Zwischenfazit zur Offseason der Patriots gezogen. Die Quintessenz: Natürlich machen die Abgänge von Amendola, Solder, Butler und Lewis New England erst einmal schlechter. Allerdings haben alle vier Verträge unterschrieben, die sie in diesem Umfang bei den Pats niemals erhalten hätten. Stattdessen hat New England unglaublich effiziente Trades eingefädelt, Jason McCourty, Danny Shelton und Cordarrelle Patterson machen die Pats in verschiedenen Bereichen sofort besser, während Julian Edelman nach Verletzung zurückkommt. Die größte Frage offensiv lautet, wie New England letztlich den Solder-Abgang auffängt, Waddle oder Fleming dürften die erste Wahl sein - beide sind aber ebenfalls Free Agents. Defensiv wurde mit Clayborn bereits in die Edge-Position investiert, James Harrison könnte ebenfalls bleiben. Hier sticht das Linebacker-Corps ins Auge, wenngleich auch hier mit Dont'a Hightower ein prominenter Rückkehrer erwartet wird.

3. New Orleans Saints (11-5)

Die Tatsache, dass Drew Brees dem Vernehmen nach in seiner ersten echten Free Agency seit einer gefühlten Ewigkeit auf viel Geld verzichtet hat, um mit den Saints noch ein bis zwei finale Titel-Versuche anzugehen, spricht bereits für sich: New Orleans gehört 2018 ohne jede Frage zum engsten Contender-Kreis. Die Gründe dafür sind vielseitig, die Saints etwa hatten in der Vorsaison primär über Alvin Kamara das beste Screen-Game der NFL, während Brees einerseits als Game Manager, andererseits aber auch als dominanter Quarterback auftreten kann. Die Offensive Line ist sehr gut, in Michael Thomas hat man einen klaren Nummer-1-Receiver und die Defense spielte dank Marshon Lattimore auf einem ganz anderen Level. Die Secondary wurde jetzt mit Patrick Robinson noch verstärkt, während Pass-Rusher Alex Okafor gehalten wurde. Die Saints dürften im Draft die Linebacker weit oben anpeilen, insgesamt aber ist das einer der komplettesten Kader der Liga.

2. Philadelphia Eagles (13-3)

Der einzige Grund dafür, dass der Titelverteidiger nicht an der 1 steht, ist das Knie von Carson Wentz. Weil die Verletzung vergleichsweise spät passierte, muss man damit rechnen, dass er eventuell bis zum Saisonstart nicht bei 100 Prozent sein wird. Bei allem Respekt vor den Leistungen im Championship Game und im Super Bowl von Nick Foles muss der das trotzdem erst einmal wiederholen. Davon abgesehen gibt es ehrlicherweise nicht viel zu kritisieren. Curry und Robinson musste man aus finanziellen Gründen gehen lassen, dass man Nigel Bradham halten und den Curry-Abgang durch den Trade für Michael Bennett auffangen konnte, ist den Eagles hoch anzurechnen. Haloti Ngata ersetzt den ebenfalls abgewanderten Beau Allen, während Philly noch immer über ein sehr starkes Receiving-Corps sowie glänzende Offensive und Defensive Lines verfügt. Mit Wentz zurück bei 100 Prozent muss man die Eagles abermals ganz oben auf dem Zettel haben - die NFC wird in der kommenden Saison ein einziger Schwergewichtskampf.

1. Minnesota Vikings (13-3)

Man muss es so klar sagen: Alles außerhalb des NFC Championship Games wäre für die Vikings 2018 eine Enttäuschung, und eigentlich sollte es schon zumindest der Trip in den Super Bowl sein. Diese Sprache sprechen die Verpflichtungen von Sheldon Richardson und natürlich allem voran die von Kirk Cousins. Die Vikings dürften sich im Draft auf die Interior-Offensive-Line konzentrieren, ansonsten sind alle Bausteine für den ganz großen Wurf da: Die wohl beste Front in der gesamten NFL, ein Nummer-1-Cornerback, ein flexibles, sehr gutes Safety-Duo, explosive und aggressive Linebacker, eines der ligaweit besten Wide-Receiver-Duos, ein Red-Zone-Tight-End und ein junger, hochtalentierter Running Back. Dazu kommen nicht zuletzt ein sehr guter Head Coach sowie ein spannender Offensive Coordinator - und jetzt eben der Franchise-Quarterback. Das Titelfenster in Minnesota ist jetzt so weit offen wie es nur sein kann. Die Vikings müssen diese Chance in einer extrem kompetitiven NFC jetzt "nur" noch nutzen ...