Third And Long: Cousins und Co. - die Quarterback-Prognose vor der Free Agency

Von Adrian Franke
07. März 201811:26
Das Quarterback-Karussell wird das große Thema der kommenden Free Agency sein.getty
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Ab dem kommenden Montag beginnt das Verhandlungsfenster, am Mittwoch startet die Free Agency und alle Spieler mit auslaufendem Vertrag dürfen wechseln. Im Fokus steht dabei das Quarterback-Karussell um Kirk Cousins, Case Keenum, Teddy Bridgewater und Co. In seiner wöchentlichen NFL-Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf die interessantesten Kandidaten und ordnet sie neuen Teams zu. Außerdem: Mögliche Free-Agency-Steals, die schwächsten Positionsgruppen auf dem Markt - und Johnny Manziel!

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Free-Agency-Quarterbacks: Wohin wechseln Cousins, Bridgewater und Co.?

Kirk Cousins

Welches Scheme passt? Cousins ist durch Shanahan und Gruden primär durch zwei Dinge geprägt: West-Coast-Elemente kombiniert mit einem äußerst effizienten Bootleg-Play-Action-Spiel. Also: Rhythmus und Timing im Passspiel, Big Plays vor allem aber nicht nur über Play Action. Cousins ist ein akkurater Passer, in der vergangenen Saison zeigte er, dass er auch in einer personell schwach besetzten Offense gute Leistungen abliefern kann.

Welches Team macht Sinn? Cousins sucht nach seiner Zeit in Washington dem Vernehmen nach vor allem drei Dinge: Stabilität innerhalb der Organisation, vollste Rückendeckung durch die Team-Bosse und eine ernsthafte Chance auf den Titel. Denver könnte ihm viel bieten, Scheme-technisch könnte er gut zu Bill Musgrave passen. Doch was, wenn die Broncos wackeln und Vance Joseph schließlich doch - wie schon gegen Saisonende der vergangenen Spielzeit erwartet - entlassen wird?

Der beste reine Scheme-Fit wäre mutmaßlich bei den angeblich spendierfreudigen Jets. New York hat überraschend Offensive Coordinator John Morton entlassen und ihn durch Jeremy Bates ersetzt, was bereits mit Blick auf Cousins geschehen sein könnte: Bates hat in Denver unter Shanahan und unter Rick Dennison gelernt, sein Scheme sollte dem, was Cousins aus Washington kennt, am nächsten kommen. Doch wie groß sind die Chancen, dass New York mit Cousins zeitnah ein Titelaspirant ist?

Die wären in Minnesota ohne Frage gegeben, wo zumindest Teile der Offense für Cousins ebenfalls vertraut sein sollten: Der neue Vikings-Offensive-Coordinator John DeFilippo hat zuletzt unter Doug Pederson gearbeitet, hat hier also ebenfalls eine West-Coast-Prägung erhalten. Und die Aussicht, dieses Scheme um Run-Pass-Options zu erweitern und mit mehr Play-Action zu versehen, muss Cousins eigentlich gefallen.

Prognose: Vikings. Ja, Cousins wird teuer und Coach Mike Zimmer hat das bei der Combine offen thematisiert. Auf der anderen Seite: Ein Franchise-Quarterback muss früher oder später bezahlt werden, das würde auch für Bridgewater gelten, sollte der einschlagen, und die Vikings sind von allen Teams auf dem QB-Markt die Franchise, die am deutlichsten jetzt ihr Titel-Fenster hat.

Cousins ist das fehlende Puzzleteil, Bridgewater wäre für Minnesota sportlich ein enormes Risiko. Geht das schief, hat man ein weiteres Jahr im Titel-Fenster verloren - und ein Quarterback wie Cousins wird 2019 mutmaßlich nicht verfügbar sein.

Drew Brees

Welches Scheme passt? Brees glänzt in der durchaus komplexen, Matchup-basierten, auf Underneath-Routes und die Mitte des Feldes attackierenden Offense der Saints. Schon immer benötigt Brees eine besonders solide Interior-Offensive-Line, in der vergangenen Saison zeigte er, wie gefährlich er auch als Komplementär-Spieler neben einem dominanten Run- und Screen-Game sein kann.

Welches Team macht Sinn? Hier kann man es kurz halten. Brees und Saints-Coach Sean Payton haben sich über Jahre ein großartiges Scheme aufgebaut, beide sind auch in punkto Play-Calling aneinander gewöhnt. Es gibt kein Team und keine Offense, in die Brees 2018 besser passen würde.

Prognose: Saints. Brees bleibt in New Orleans. Finanziell wird man sich einigen, beide Seiten brauchen einander, um 2018 als ganz heißer Titelanwärter anzugreifen.

Case Keenum

Welches Scheme passt? Der Vergleich von 2016 auf 2017 und von Jeff Fisher auf Sean McVay beziehungsweise Pat Shurmur bei Jared Goff und Case Keenum zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Coaching und Scheme für einen Quarterback sind - sofern man nicht über einen der wenigen Elite-QBs verfügt. Keenums völlig unerwartete Vorsaison, die mit weitem Abstand beste Spielzeit seiner Karriere, kam in der extrem Scheme-lastigen, auf Formations-Vielfalt, aufeinander abgestimmte Routes und freie Releases für die Wide Receiver aufbauenden Offense von Shurmur.

Welches Team macht Sinn? Der größte Steal der vergangenen Free Agency (1 Jahr, 2 Millionen Dollar) zeigte 2017, dass er einerseits in einer guten Offense funktionieren kann. Andererseits offenbarte er auch individuelle Qualitäten: Sein Pocket-Verhalten etwa, genau wie seine Passgenauigkeit und die Risiko-Bereitschaft, wenn er dem Scheme vertraute.

Shurmur nach New York zu folgen ist allerdings keine Option, die Giants bauen auch weiter auf Eli Manning. Somit wird er in jedem Fall ein neues Scheme lernen müssen. Ein Verbleib in Minnesota wäre mit Blick auf Keenums Vertrautheit mit den Receivern und der Offensive Line nicht die schlechteste Idee, Arizona unter Mike McCoy könnte ebenfalls passen.

Denver mit Bill Musgrave und seinem Power-Run-Game auf der einen, sowie der Erfahrung mit unterschiedlichen Quarterbacks (Christian Ponder in Minnesota, Nick Foles in Philly und Derek Carr in Oakland) auf der anderen Seite dürfte für Keenum ebenfalls attraktiv sein.

Prognose: Broncos. In diesem Szenario zieht Denver bei Cousins den Kürzeren, und da John Elway nicht wieder auf einen Rookie-Quarterback setzen, sondern stattdessen das Titel-Fenster seiner Defense jetzt nutzen will, entscheidet er sich für den nach Cousins - Brees außen vor - für 2018 "sichersten" Quarterback.

Teddy Bridgewater

Welches Scheme passt? Ein ausgedehntes West-Coast-Scheme, das Bridgewaters mentale Vorteile nutzt. Schon in seinen ersten beiden NFL-Spielzeiten zeigte Bridgewater ein bemerkenswert großes Spielverständnis. Er kann eine Defense vor und nach dem Snap lesen, mit kleinen Bewegungen nutzt er die Pocket effizient. Seine größte Schwäche ist das Downfield-Passing-Game, insofern würde eine Mischung aus Spread, West Coast und Option-Routes Bridgewaters Stärken wohl am ehesten bedienen.

Welches Team macht Sinn? Diese Mischung könnte glänzend nach Minnesota passen, wo man unter John DeFilippo auf viele exakt dieser Elemente bauen wird. Die große Frage lautet: Sind die Vikings bereit, die Chance auf Cousins vorbeiziehen zu lassen und mit einem Quarterback-Risiko in die kommende Saison zu gehen - statt als klarer Contender mit Cousins?

Klar ist: Bridgewater benötigt so viel Hilfe wie möglich in punkto O-Line, Run Game und Wide Receiver, um möglichst schnell wieder einen Rhythmus und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu finden. Denver, sollten die Broncos bei Kirk Cousins scheitern, wäre eine denkbare Option. Offensive Coordinator Bill Musgrave setzt auf ein Power-Run-Game als maßgebliche Identität seiner Offense, kombiniert mit einem Timing-Passing-Game. Eine gute und bekannte Basis für Bridgewater.

Ein Team, das für beide Seiten mit am meisten Sinn machen könnte, sind die Arizona Cardinals. Arizona steht zum Start des neuen Liga-Jahres bekanntermaßen ohne Quarterback und mit einem neuen Offensive Coordinator in Mike McCoy da. Der bringt eine gewisse West-Coast-Prägung mit, hat dieses Scheme aber deutlich komplexer ausgebaut und gleichzeitig in den vergangenen Jahren eine hohe Anpassungsfähigkeit an sein Spieler-Material unter Beweis gestellt. Mit Larry Fitzgerald und David Johnson hätte Bridgewater direkt zwei verlässliche Säulen um sich.

Prognose: Cardinals. Arizona geht ohne Quarterback unter Vertrag ins neue Liga-Jahr, Bridgewater will sich mit einem Ein- oder Zweijahresvertrag beweisen. Die Cards sind derzeit nicht konkret im Titel-Fenster, können sich das Risiko also sportlich leisten und sichern sich die Chance, nach den Abgängen von Arians und Palmer womöglich den Franchise-Quarterback der Zukunft zu finden.

A.J. McCarron

Welches Scheme passt? Gute Frage. McCarron ist 27 Jahre alt und hat vier NFL-Starts auf dem Konto, alle in der 2015er Saison. Im Vorjahr warf er nochmals insgesamt 14 Pässe. Bei McCarron macht es fast mehr Sinn, aufs College-Tape zu schauen - das zeichnet das Bild eines guten Game Managers mit verlässlichem Timing und guter Wurfgenauigkeit vor allem im Kurzpassspiel.

Welches Team macht Sinn? Hue Jackson ließ zu seiner Bengals-Zeit mitunter eine äußerst vielseitige, kreative Offense spielen. West-Coast-Elemente gemischt mit einem Zahlen-System genau wie jede Menge Pre-Snap-Motion, unkonventionelle Formationen, Run-Pass-Options lange bevor diese die NFL im Sturm eroberten und vieles mehr: McCarron sollte in Cincinnati, wenn er auch wenig gespielt hat, im Training und bei den Film-Sessions jede Menge aufgeschnappt haben.

In der vergangenen Saison war von dieser Art Offense in Cleveland unter Jackson wenig zu sehen, eher prägten schwierige Isolation-Reads das Bild. Die Browns haben eine Offensive Line, die kreative Freiheiten gibt. Gleichzeitig dürfte Clevelands Offense unter dem neuen Offensive Coordinator Todd Haley ganz anders aussehen.

Kurzum: McCarron ist weitestgehend eine Unbekannte und auch Teams werden nicht genau wissen (können), was genau der 27-Jährige mitbringt. Das geht so weit, dass man nicht einmal sagen kann, ob McCarron überhaupt das Zeug zu einem fähigen NFL-Starter hat.

Prognose: Browns. Cleveland wollte bekanntermaßen schon während der vergangenen Saison einen nicht gerade günstigen Trade für McCarron einfädeln, kaum ein Coach außerhalb von Cincinnati kennt den Ex-Bengals-Backup besser als Browns-Coach und Ex-Bengals-OC Hue Jackson. McCarron gibt Cleveland eine Starter-Option für 2018, ohne dass die Browns Unsummen ausgeben müssten. So ist gleichzeitig gewährleistet, dass auch ein Quarterback mit dem Nummer-1-Pick im Rennen bleibt.

Sam Bradford

Welches Scheme passt? Bradford ist von allen Kandidaten wohl der flexibelste Quarterback - schlicht weil er schon in so vielen Offenses gespielt hat. Pat Shurmur, Josh McDaniels, Brian Schottenheimer und Norv Turner waren bisher seine Offensive Coordinators. Bradford hat einen mitunter spektakulären Arm und ist ungeheuer präzise, Vikings-Fans dürften sich noch heute an den unglaublich beeindruckenden Season-Opener gegen New Orleans zurückerinnern.

Welches Team macht Sinn? Die große Frage bei Bradford ist nicht, wozu er sportlich in der Lage ist, sondern schlicht und ergreifend, ob er fit bleiben kann. 2016 hinter einer mehr als wackligen Offensive Line hatte Bradford eine unter den Umständen herausragende Saison. Doch welcher Coach in welcher Situation vertraut seinen Knien?

Bradfords Verletzungshistorie wird ihn günstiger machen, er ist ebenfalls ein Kandidat für die Übergangslösung. Vielleicht sogar der beste Kandidat für einen solchen Job aus der gesamten Liste.

Buffalos neuer Offensive Coordinator Brian Daboll wird seine Version der Erhardt-Perkins-Offense installieren. Die ist einerseits komplex und verlangt viel vom Quarterback - einen Rookie hier rein zu werfen scheint also wenig sinnvoll und die Stärken von Tyrod Taylor bedient diese Offense ebenfalls überhaupt nicht - andererseits hat Bradford damit unter Josh McDaniels schon einige Erfahrungen gesammelt.

Prognose: Bills. Dieses Szenario setzt natürlich einen Abgang von Tyrod Taylor voraus, die Bills wollen eine Offense spielen, die schematisch nicht zu Taylor passt. Zum extrem akkuraten Pocket-Passer Bradford dagegen schon. Buffalo hätte so eine gute Übergangslösung, hinter der Peterman und möglicherweise ein Rookie im kommenden Draft herangeführt werden können.

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Vienna Falcons: Jenseits der Quarterbacks: Welche Position ist in deinen Augen am stärksten in der diesjährigen Free Agency? Welche ist Top-Heavy mit wenig Tiefe, welche hat kaum Stars aber viel gutes, billiges Midlevel-Talent?

Tiefste Gruppe:Defensive Tackle und Cornerback. Sheldon Richardson, Muhammad Wilkerson, Dontari Poe, Star Lotulelei, Haloti Ngata, Chris Baker, Bennie Logan, Kyle Williams - die Defensive-Tackle-Gruppe gehört für mich zur tiefsten Gruppe in der Free Agency in diesem Jahr. Hier ist für verschiedene Schemes verschiedene Positionen und vom "sicheren" Rotationsspieler bis zum Risiko-High-Upside-Kandidaten (Wilkerson vorneweg) jede Menge geboten.

Die Cornerbacks sind noch tiefer. Neben Malcolm Butler, Trumaine Johnson und Patrick Robinson als die Header kommt ein hochinteressanter Spieler wie Kyle Fuller - um den man zumindest bieten kann - dazu. Dann gibt es verlässliche Spieler wie Prince Amukamara oder Tramon Williams, Rashaan Melvin sticht ebenfalls heraus.

Ein Morris Claiborne sollte nach der vergangenen Saison genau wie Nickell Robey-Coleman, E.J. Gaines und Aaron Colvin hohe Aktien haben. Da sprechen wir noch gar nicht von soliden Ergänzungsspielern wie Byron Maxwell und Bashaud Breeland.

Top-Heavy mit wenig Tiefe:Offensive Tackle. Abgesehen von Nate Solder würde ich keinen Free-Agent-Tackle verpflichten wollen. Bei den Pass-Rushern sieht es nur bedingt besser aus.

Kaum Stars, vieles gutes, billiges Talent:Wide Receiver. Mit Allen Robinson und Sammy Watkins gibt es zwei potenzielle Stars, die Stand heute sogar beide auf den Markt kommen. Selbst ohne die beiden gefällt mir dahinter die Breite, die finanziell erschwinglich sein sollte: Marqise Lee, Paul Richardson, Donte Moncrief, John Brown, Albert Wilson, Dontrelle Inman, Jaron Brown, Terrelle Pryor, und so weiter. Einen Nummer-1-Wideout würde ich aus dieser Gruppe außerhalb von Robinson und Watkins nicht wählen wollen, aber für die 2 und die 3 ist genug dabei.

Roman John: Bradford, Bridgewater oder Keenum: Wer bekommt das meiste garantierte Geld im neuen Vertrag?

Keenum. Der am wenigsten talentierte der drei Kandidaten kommt gleichzeitig aber auch mit den wenigsten Fragezeichen. Bei Bridgewater würde mich alles andere als ein Ein- bis Zweijahresvertrag - möglicherweise mit eingebauten Optionen für weitere Spielzeiten - schwer überraschen. Bradford, sportlich die Nummer 1 aus diesem Trio, hat inzwischen auch für den größten Fan eine zu große Krankenakte. Ein Quarterback, der nicht spielt, hilft niemandem. Deshalb erwarte ich, dass Teams bei beiden finanziell vorsichtig agieren und sich auch sportlich absichern wollen.

Derartige Bedenken bringt Keenum nicht mit, bei ihm ist es die Frage: Kann er seine Vorjahres-Saison wiederholen? In meinen Augen hat man einige Dinge gesehen, die er wiederholen kann. Ganz besonders sein Verhalten in der Pocket, aber auch der Mut im Downfield-Passing-Game sowie sein Auftreten gegen Pressure. Keenum braucht definitiv die richtige Situation um sich herum, aber abgesehen von Cousins (und Brees, falls man den dazuzählen will), trifft das auf alle Free-Agent-Quarterbacks zu.

Thomas Fritzsche: Welche Free Agents könnten sich in deinen Augen zu echten Steals was das Preis/Leistungs-Verhältnis angeht entwickeln?

Neben Bridgewater könnte auch sein (noch)-Teamkollege Jerick McKinnon in diese Kategorie fallen. Der hatte endlich eine konstante Saison, überzeuge im Laufspiel und glänzte im Passspiel. Mit Dion Lewis kommt gewissermaßen eine bessere Version von McKinnon auf den Markt, genau wie mehrere Backs mit mehr gutem Tape - ganz zu schweigen vom Draft, der einmal mehr jede Menge Running-Back-Qualität zu bieten hat. McKinnon könnte als Co-Starter für ein Team zum Steal werden.

Für mutmaßlich fast nichts wird man Alfred Morris verpflichten können, obwohl der in Dallas mehr als solide Leistungen gezeigt hat. Im Passspiel sind die beiden Cardinals-Receiver Jaron Brown und John Brown hochinteressant - man darf davon ausgehen, dass Arizona mindestens einen der beiden gehen lässt. Vor allem John Brown kommt verletzungsbedingt mit einigen Fragezeichen, was seinen Deal schmälern wird.

Ein Spieler, dessen Markt ich noch nicht einschätzen kann, ist Paul Richardson. Insofern bleibt abzuwarten, ob er finanziell ein Steal wird - aber in einer guten Offense kann er auf jeden Fall glänzen. Der ultimative Risiko-Spieler abseits von Bridgewater ist Tyler Eifert. Bei ihm dreht sich alles darum, ob er fit bleiben kann und das wird ihn 2018 in einen günstigen Einjahresvertrag zwingen. Als er fit war, war Eifert ein Top-4-Tight-End.

Was die Trenches sowie die Defense insgesamt angeht, fiel mir diese Analyse noch schwerer. Zwei Spieler, die ich defensiv hervorheben würde: Prince Amukamara, der sich seit Jahren mit Einjahresverträgen in der Liga hält und eigentlich nie enttäuscht, sowie Alex Okafor, der nach soliden Leistungen in Arizona in der Vorsaison bis zu seiner Verletzung in New Orleans voll überzeugen konnte. Mögliche Wildcard: Junior Galette, der jetzt jahrelang verletzt war, ähnlich wie Okafor aber einer der wenigen guten Pass-Rusher auf dem Markt sein könnte.

Flo: Alle reden über Cousins, aber vorausgesetzt, dass das Knie hält: Könnte nicht eher Bridgewater der Preis-Leistungs-Quarterback der Free-Agency werden? Und welcher Backup wäre geeignet, um im Notfall einzuspringen?

Ganz klar: Bridgewater kann der größte Free-Agency-Steal seit einer ganzen Weile werden. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass sich das Risiko lohnt. Natürlich könnte er floppen, aber dieser Aspekt ist bei nahezu jedem Free Agent gegeben, und durch Bridgewaters Vorgeschichte sollte sich das finanzielle Risiko in Grenzen halten.

Natürlich kann man nicht mit Bridgewater als alleiniger Option in die Saison gehen - hier wäre das sportliche Risiko zu groß und kein Head Coach würde dem zustimmen. Ich würde ihm einen Spieler wie Josh McCown oder Ryan Fitzpatrick zur Seite stellen. Erfahrene Quarterbacks, die notfalls einspringen können, aber keine sofortige Quarterback-Debatte auslösen, wenn Bridgewater anfangs noch Probleme hat. Wenn man bereit ist, es mit Bridgewater zu riskieren, wäre das eine Konstellation, die ich gut heißen würde.

TheRealRasmus: Welche Teams werden in der Free Agency am aggressivsten sein?

Wenn man bei einem Team sicher sein kann, dann sind das die Cleveland Browns. Die Entscheidung, nach nur zwei Jahren wieder einmal den Kurs radikal zu wechseln, spricht eine klare Sprache: Team-Besitzer Jimmy Haslam wurde ungeduldig und will sofortigen sportlichen Erfolg, auch auf die Gefahr hin, den eigentlich langfristig eingeschlagenen Kurs abzubrechen.

John Dorsey und Co. - Sashi Brown durch Dorsey zu ersetzen spricht hierbei schon für sich - sollen diese Offseason als Katalysator nutzen, um ein Team zusammen zu stellen, das schon 2018 zumindest konkurrenzfähig sein kann. Die Browns haben 111 Millionen Dollar an Cap Space und im Draft in den Top-65-Picks hat Cleveland gleich sechs Draft-Optionen (1, 4, 33, 35, 64, 65). Cleveland wird sehr aggressiv vorgehen.

Nico Bellic: Welcher "Star" wird in der Free Agency leer ausgehen und kein Team finden?

Es ist im Vergleich zu den letzten Jahren nicht gerade eine gut besetzte Free-Agency-Klasse, insofern gehe ich davon aus, dass alle großen Namen letztlich irgendwo unterkommen werden. Ein Spieler, der es aber denke ich schwer haben wird, ist Adrian Peterson. Die Cardinals werden Peterson entlassen und auch wenn der noch einige gute Spiele in der vergangenen Saison - die für ihn verletzungsbedingt vorzeitig endete - hatte: In der heutigen NFL ist Petersons Wert schlicht sehr begrenzt.

Ein 2-Down-Back, der aus der Shotgun-Formation nicht effizient ist sowie Defizite als Pass-Protector und als Receiver hat, löst nicht gerade Begeisterungsstürme bei Offensive Coordinators aus. So gut Peterson als Runner tatsächlich noch immer sein mag, seine Limitierungen werden den Markt für ihn sehr klein machen. Und dann ist die große Frage, für welche Summe Peterson noch spielen will.

Martin Schmitt: Was meinst Du: Werden die Cowboys in Sachen Wide Receiver auf dem Free-Agent-Markt tätig? Und wenn ja: wer? Oder draften sie komplett neu? Wie hoch würdest Du den Verbleib von Dez Bryant prozentual einschätzen?

Dez Bryant bleibt in Dallas, da habe ich keinen Zweifel - Jerry Jones will ihn (noch) nicht abgeben. Wir werden hier mutmaßlich eine kurze Vertragsverlängerung sehen, die den Cap Hit für 2018 deutlich reduziert. Damit brauchen die Cowboys für meinen Geschmack trotzdem noch immer mindestens einen Starting-Receiver. Und zwar idealerweise eine echte Nummer 1, denn in dieser Rolle sehe ich Bryant längst nicht mehr.

Im Slot ist Dallas mit Beasley und Switzer gut aufgestellt, aber Terrance Williams sollte bestenfalls die 3, vielleicht sogar eher die 4 sein. Meine Vermutung: Die Cowboys sind ein heißer Kandidat für einen Wide Receiver in der ersten Runde des Drafts, und werden sich in der Free Agency somit auf eine "bessere" Nummer 3 mit Potenzial nach oben konzentrieren. John Brown, Marqise Lee, Dontrelle Inman - in dieser Kategorie gibt es mehr als genügend interessante Optionen.

Niklas_Cage: Welche Franchise wäre ein potentieller Fit für Johnny Manziel?

Bei Manziel muss man Scheme-Fits und sonstige spielerische Dinge erst einmal komplett hinten anstellen. Für ihn werden ganz andere Dinge wichtig sein, sollte er tatsächlich nochmal einen NFL-Vertrag erhalten: Ein überdurchschnittlich stabiles Team mit klaren Anführern. Eine möglichst solide Quarterback-Situation. Und ein Head Coach, der bereit ist, mit ihm zu arbeiten.

Ein Team, das für mich nahezu wie geschaffen für Manziel scheint, sind die Kansas City Chiefs. Andy Reid hat nicht nur bei Mike Vick gezeigt, dass er einen unkonventionellen, vor allem aber einen einst in Ungnade gefallenen, reumütigen Quarterback unter seine Fittiche nehmen kann. Spieler wie Eric Berry, Justin Houston oder Mitchell Schwartz geben dem Team interne Stabilität, während Patrick Mahomes als der klare Starter in die kommende Saison geht.

Darüber hinaus benötigt KC nach dem Trade von Alex Smith einen neuen Backup-Quarterback - und selbst mit Blick auf das Scheme muss man sich nur die vergangene Chiefs-Saison anschauen, um viele Dinge zu sehen, die zu Manziels Spiel passen würden.