Der anstehende Draft steht ganz im Zeichen der Quarterbacks. Drei QBs in der Top-4 sowie vier in der Top-10 sind alles andere als mutige Prognosen, viele Experten tippen auf fünf Quarterbacks in der ersten Runde. Darüber hinaus gibt es einen sechsten Kandidaten: Mason Rudolph hat eine echte Chance auf Runde 1, SPOX nimmt Rudolph unter die Lupe.
Ein maßgeblicher Grund dafür, dass die NFL vor einem der faszinierendsten Drafts der letzten Jahre steht, ist die Quarterback-Vielfalt: Mit Baker Mayfield, Josh Rosen, Lamar Jackson, Sam Darnold und Josh Allen ist nicht nur jede Menge Qualität vorhanden - es sind auch fünf bemerkenswert unterschiedliche Spielertypen, die da in die NFL kommen.
Ein sechster Kandidat für diese Liste ist Mason Rudolph. Rudolph mag kein sofortiger NFL-Starter sein, doch die Anlagen, die er zeigt, sind unbestreitbar - und nicht nur physischer Natur, wie etwa bei Josh Allen.
Oklahoma States Quarterback der letzten drei Jahre zeigt vielmehr Züge, die NFL-Coaches begeistern dürften, und mit etwas Zeit könnte sich Rudolph als ein Glücksgriff entpuppen. Gerade mit Blick auf die hohen Preise, die einige Teams an der Spitze des Drafts zahlen müssen beziehungsweise bereit sind zu zahlen, um einen der drei, vier Top-Kandidaten zu bekommen.
Nach der ausführlichen Analyse der Top-5-Quarterbacks im anstehenden Draft stellt sich die Frage: Könnte Rudolph möglicherweise gar in diese vermeintliche Phalanx vorstoßen?
NFL Draft Analyse: Mason Rudolph - wo liegen seine Stärken?
Wer sich mit Rudolph beschäftigt, den wird früh eine Eigenschaft anspringen: Rudolphs Deep Ball ist eine Augenweide. Nicht aufgrund seiner Armstärke, die ist gar nicht so außergewöhnlich. Vielmehr ist es eine Mischung aus Antizipation, Touch und Ball Placement, mit der Rudolph regelmäßig für Big Plays sorgt.
So ist es kein Zufall, dass er in seiner letzten College-Saison eindrucksvolle zehn Yards pro Pass auflegte. Rudolph war aus sauberer Pocket einer der besten Passer der vergangenen College-Spielzeit, er gibt Routes eine Chance und bewegt sich dabei schon gut und flüssig vor und nach dem Dropback.
Außerdem zeigt er ein gewisses Maß an Spielverständnis, insbesondere wenn er Lücken beziehungsweise Schwachstellen in der gegnerischen Zone-Coverage attackiert. Hier hilft er mit Pump-Fakes oder seinen Augen auch nach und zieht Verteidiger so aus dem Weg.
Insgesamt zeigt Rudolph schon die Fähigkeit zu exzellentem Ball Placement. Wenn er weiß, wo sich ein gutes Matchup befindet, gibt er seinen Receivern immer wieder Chancen - und zwar ohne, dass der Verteidiger die Gelegenheit hat, an den Ball zu kommen.
Mason Rudolphs College-Stats im Überblick:
Jahr | Spiele | Comp/Att | YDS (YDS/Att) | TD | INT |
2014 | 3 | 49/86 (57%) | 853 (9,9) | 6 | 4 |
2015 | 13 | 264/424 (62,3%) | 3770 (8,9) | 21 | 9 |
2016 | 13 | 284/448 (63,4%) | 4091 (9,1) | 28 | 4 |
2017 | 13 | 318/489 (65%) | 4904 (10,0) | 37 | 9 |
NFL Draft Analyse: Mason Rudolph - wo liegen seine Schwächen?
Auf der anderen Seite ist es auch kein Zufall, dass Rudolph - zumindest bei den meisten Experten - nicht im gleichen Atemzug wie die Top-Kandidaten des Drafts genannt wird. Um genau zu sein stehen zwei Gründe dafür ganz konkret im Mittelpunkt.
Rudolph nämlich hat einerseits immer wieder sichtbare Probleme mit Pressure, und das in zweierlei Form. Er hat einerseits ein schlechtes Gespür für Edge-Rusher und identifiziert sie vor und nach dem Snap zu selten.
Andererseits fühlt er sich außerhalb der Pocket sichtbar unwohl. Rudolph will die Pocket nur ungern verlassen, wird gleichzeitig aber im Laufe eines Plays schnell unsicher in der Pocket, wenn sein Read nicht wie erhofft da ist. Dann bekommt man den Eindruck, dass Rudolph dem, was er sieht und liest, nicht vertraut. Er hält in diesen Szenarien den Ball zu lange und klebt gleichzeitig auch in einer zusammenbrechenden Pocket, weshalb er nicht selten in Pass-Rusher rein läuft.
Das andere Problem ist seine Inkonstanz, was Reads und Accuracy angeht. Ersteres fällt vor allem auf, wenn Rudolph an einem Read klebt und den Ball trotz Coverage wirft. Letzteres fällt vor allem gegen Man Coverage auf, oder wenn Rudolph einen Ball in enge Fenster bekommen muss. Ist in einer Zone Coverage nichts offen, werden Rudolphs Probleme (noch) größer.
Draft Prognose: Wohin passt Mason Rudolph - und wann geht er?
Die große Frage, die sich Teams bei Rudolph stellen werden, lautet: Kann man die Schwächen durch Coaching aus dem Weg räumen - oder ist er unter dem Strich nicht mehr als ein Projekt, aus dem sich aufgrund einiger zentraler Problemzonen nie ein Top-15-Quarterback in der NFL entwickeln wird?
Während bei Josh Allen das physische Potential enorm ist, man aber nicht weiß, ob ein Coach all das auch zusammenfügen kann, ist bei Rudolph eher die Frage, ob das Potential für wirklich Großes tatsächlich vorhanden ist - oder ob der Rahmen für ihn nach oben und nach unten bereits mehr oder weniger feststeht. Sein Arm, sein Verhalten in der Pocket, seine Schwierigkeiten bei Reads liefern jedenfalls Argumente dafür.
Der bevorstehende Quarterback-Run könnte Rudolph dennoch in die späte erste Runde spülen. Nicht zu unterschätzen ist für Teams dabei der Vorteil, dass ein Erstrunden-Pick über die Fifth-Year-Option ein weiteres Jahr vergleichsweise günstig gehalten werden kann. Bei Quarterbacks ist dieses Mittel für Teams lukrativer als bei irgendeiner anderen Position.
Rudolph wird allerdings, was den Umgang mit dem Pass-Rush sowie, was die Geschwindigkeit und Konstanz seiner Reads und Progressions angeht, in der NFL deutlich zulegen müssen. Das gilt auch für seine Accuracy bei kurzen Pässen. Verbesserungen in diesen Bereichen sind nicht ausgeschlossen, aber auch alles andere als ein Selbstläufer.
Gelingt ihm das nicht, wird er es nicht schaffen, ein langfristiger NFL-Starter zu werden.