Thursday Night Games sind aufgrund der kurzen Woche für beide Teams nicht selten eher schwächere Spiele - beim Duell der Rams gegen die Vikings war davon überhaupt nichts zu sehen. Vom ersten Drive an war es ein echter Schwergewichtskampf, beide Offenses lieferten ein Big Play nach dem anderen und die Defenses wussten Mitte des zweiten Viertels nicht, wo ihnen der Kopf steht. Da half es den Rams zunächst auch nicht, dass Marcus Peters überraschend doch fit geworden war; im Gegenteil, Minnesota attackierte ihn mehrfach gezielt und erfolgreich.
Tatsächlich fand Kirk Cousins (36/50, 422 YDS, 3 TD) den gerade vor einer guten Woche verpflichteten Aldrick Robinson gegen Peters zum Touchdown - es entwickelte sich ein absolut spektakulärer, toll anzuschauender Shootout. Jared Goff (26/33, 465 YDS, 5 TD) spielte herausragend, verteilte den Ball gut und fand vor allem Cooper Kupp immer wieder in guten Matchups, zwei Mal zu Touchdowns. Ein Mal Kupp und ein Mal Todd Gurley fingen Touchdowns gegen Linebacker Anthony Barr, während für die Vikings Robinson noch einen Touchdown drauf legte.
Es dauerte bis tief ins zweite Viertel, ehe beide Defenses mit mehr Pressure- und Blitz-Paketen etwas Zugriff bekamen. Und obwohl die explosive Rams-Offense mehrere riesige Big Plays, unter anderem ein 70-Yard-Touchdown von Kupp sowie ein 47-Yard-Touchdown von Cooks, aufs Board brachte, blieb Minnesota in Schlagdistanz. Insbesondere Adam Thielen hielt mehrere Drives am Leben.
Die zweite Hälfte begann dann für beide Offenses etwas langsamer. Die Rams mussten schnell punten und versuchten, mit einem Fake Punt den Fuß auf dem Gaspedal zu halten - der Pass von Johnny Hekker aber fand keinen Receiver. Es dauerte eine Weile, dann schlug Minnesota zurück: Die Vikes attackierten mit Thielen die Zone Coverage der Rams zum Touchdown, dann erst wachte L.A. auch wieder auf - und Goff feuerte einen perfekten Touchdown-Pass in die Seam-Route zu Robert Woods, wieder zwischen die Zones und gegen Barr.
Doch wieder war es das gleiche Thema, Minnesota blieb im Spiel und nach einem Field Goal und einem kurzen Rams-Drive stand es 38:31, mit 2:20 auf der Uhr, 66 Yards bis zur Endzone. Allerdings war der Pass-Rush der Rams dann am präsentesten, als L.A. ihn brauchte: Donald gelang der Sack bei First Down und nachdem Cousins dennoch ein neues First Down geschafft hatte, schlug Franklin ihm den Ball aus der Hand. Fumble, Game Over.
Rams vs. Vikings - die wichtigsten Statistiken
Los Angeles Rams (4-0) - Minnesota Vikings (1-2-1) 38:31 (7:7, 21:13, 10:8, 0:3) BOXSCORE
- Einige Stats zu der unglaublichen ersten Hälfte von Goff: In den bisherigen drei Saisonspielen hatte Goff zusammengerechnet drei Completions über mindestens 20 Air-Yards - die Zahl verdoppelte er in den ersten beiden Vierteln. 250 Passing-Yards und vier Passing-Touchdowns in der ersten Hälfte hatte bis zum heutigen Abend seit Drew Brees 2015 niemand mehr geschafft, und vier Touchdown-Pässe in einer Halbzeit hatte für die Rams zuletzt Kurt Warner 1999 geworfen. Es ist der erste 4-0-Start für die Rams seit 2001.
- Dabei durften alle Rams-Receiver mal ran. Brandin Cooks (7 REC, 116 YDS, TD), Robert Woods (5 REC, 101 YDS, TD) und vor allem Cooper Kupp (9 REC, 162 YDS, 2 TD) hatten allesamt äußerst produktive Spiele. Beide Teams packten kombiniert über 1.000 Yards in die Stat-Bücher.
- Und die Vikings? Minnesota hatte seit den Wochen 14 bis 16 in der 2013er Saison nicht mehr mindestens 27 Punkte in drei aufeinanderfolgenden Spielen zugelassen. Damals stellten die Vikings eine der ligaweit schlechtesten Defenses und ließen die meisten Touchdown-Pässe aller Teams zu (37), ehe 2014 dann Zimmer das Team übernahm.
- Minnesota versuchte früh, sein Run Game ins Rollen zu bringen - erneut klappte hier aber nicht viel. Vor allem Outside Runs funktionierten nahezu überhaupt nicht, am Ende stand Dalvin Cook bei 10 Runs für 20 Yards und Minnesota insgesamt erlief lediglich 54 Yards - 28 davon durch Cousins-Scrambles.
Der Star des Spiels: Jared Goff (Los Angeles Rams)
Absolut spektakuläre Partie von Goff, der auf seinen starken Auftritt in der Vorwoche - vielleicht sein bestes NFL-Spiel bisher überhaupt - nochmal eine Schippe drauf packte. Extrem präzise Downfield in engste Fenster, mehrere "Wow"-Würfe und es war wohl sein bestes Spiel in puncto Downfield-Passing überhaupt. Goff, der von weitestgehend sehr guter Protection profitierte, hatte schon letztes Jahr mehrere Spiele mit wenigen Fehlern, in denen er die Struktur und das Play-Calling der Offense gut umsetzte. Dieses Jahr, das lässt sich nach vier Wochen festhalten, ist er eine zusätzliche Stärke der Offense.
Der Flop des Spiels: Anthony Barr und Eric Kendricks (Minnesota Vikings)
Man könnte hier auch das Play-Calling nennen, oder zu einem gewissen Grad akzeptieren, dass die Rams-Offense schlicht zu gut darin war, Minnesotas Defense gezielt zu attackieren. Das Ziel waren dabei aber extrem oft Minnesotas Linebacker: Barr wurde immer wieder ganz gezielt in Coverage attackiert, auch Kendricks sah einige Male vor allem in Zone Coverage nicht gut aus. Minnesotas Defense wurde von McVay phasenweise auseinander genommen, und die Linebacker waren im Mittelpunkt.
Analyse Rams vs. Vikings: Die Taktik-Tafel
- Play Action, everybody! Diese Partie war ein Musterbeispiel dafür, wie viel Play Action für eine Offense tun kann. Beide Teams nutzten die Run-Fakes intensiv, insbesondere die Rams hatten es offenbar gezielt als eine Möglichkeit ausgemacht, um die Aggressivität der Vikings an der Line of Scrimmage gegen sie einzusetzen. Die Rams konnten hierbei zudem mehrfach Anthony Barr in Coverage isolieren, vor allem wenn Minnesota nur einen tiefen Safety hatte.
- Dabei nutzte L.A. verschiedene Run-Fakes, auffällig aber war, wie sehr sie wieder das Jet-Sweep-Play zu etablieren - um daraus dann die Defense in Bewegung zu bringen und gegen den Flow der Verteidiger Play-Action-Pässe werfen zu können. Genau das passierte bei Goffs zweitem Touchdown-Pass zu Kupp, vermutlich Goffs bester Pass der bisherigen Saison.
- Außerdem verstand Sean McVay es glänzend, seine Bunch-Formations einzusetzen. Die Rams stellten - wie gewohnt - immer wieder drei Receiver eng zusammen und erzwangen so eine Reaktion der Defense. Der lange Touchdown-Pass zu Brandin Cooks kam, weil er als X-ISO-Receiver auf der anderen Seite der Formation ein Eins-gegen-Eins-Matchup hatte, und sich der tiefe Safety auf die 3-Receiver-Seite orientierte.
- Auch die Vikings arbeiteten viel mit Play Action und Rollouts sowie schnellen 3-Step-Dropbacks, um Cousins aus der Pocket zu bringen und den starken Interior-Pass-Rush der Rams ein wenig kalt zu stellen. Das klappte vor allem früh im Spiel auch gut, zudem war Cousins bei Third Down zu Beginn bemerkenswert präzise. Insgesamt dürfte im Sturm der Rams-Offense ein sehr gutes Spiel von Cousins und seinem Receiver-Duo etwas untergehen, die drei aber hielten Minnesota im Spiel.
- Nicht unerwähnt sollte bleiben, das die zwei einzigen kritischeren Ref-Calls gegen Minnesota gingen - und beide wohl falsch waren. Beim langen Play-Action-Pass zu Todd Gurley pfiffen die Unparteiischen einen klaren Block in den Rücken nicht, früh in der ersten Hälfte hatten die Rams zudem Glück, dass ein Spielzug von den Refs beendet wurde, weil sie dachten, dass Thielen nach einem Catch am Boden berührt worden war. Peters aber hatte ihn nicht erwischt, und statt eines möglichen Touchdowns gab es aus dem Drive nur ein Field Goal.