Die Pittsburgh Steelers haben im letzten Spiel von Week 3 ihren ersten Saisonsieg einfahren können. Beim 30:27-Zittersieg über die Tampa Bay Buccaneers profitierte man in der ersten Halbzeit von schlimmen Fehlern von Ryan Fitzpatrick und überstand dann einen historischen Comeback-Versuch.
Es begann eigentlich wunderbar für die Bucs, die nach einem Three and Out und einer Interception in Führung gingen. Doch war es wohl eine Frage der Zeit, bis der Zauber in Tampa Bay zu Ende ging. Und schmerzhafter hätte dies nicht passieren können, als durch einen krachenden Stiff Arm von Tight End Vance McDonald, der Bucs-Safety Chris Conte wie einen Schuljungen in den Boden rammte und darauf das gesamte Feld über 75 Yards bis in die Endzone lief.
Dies hatte offenbar nicht nur auf Conte Auswirkungen, sondern auf das restliche Team. Nach einem Punt im nächsten Drive nämlich verzeichneten die Bucs in vier aufeinanderfolgenden Drives Turnover. Erst fumblte Chris Godwin, doch weitaus schlimmer als das war die plötzliche Implosion von Ryan Fitzpatrick (30/50, 411 YDS, 3 TD, 3 INT). Der Veteran warf nämlich drei Picks in der ersten Halbzeit, wovon zwei übel aussahen und einer von Bud Dupree in die Endzone getragen wurde.
Die Steelers profitierten nicht nur von den Fehlern der Buccaneers-Offensive, sie wussten auch die horrenden Problemzonen in der Secondary auszunutzen. So warf Ben Roethlisberger (30/38, 353 YDS, 3 TD, INT) schon im ersten Durchgang für 273 Yards und 3 Touchdowns. Tampa hatte riesige Probleme im Tackling und dies war nicht alleine auf einen matschigen Untergrund zurückzuführen.
Die Bucs schüttelten die brutale erste Halbzeit ab und setzten zu einem historischen Comeback im Schlussviertel an. Fitzpatrick schien noch einmal etwas vom magischen Pulver zu finden warf zwei Touchdown-Pässe, einen davon zum überragenden Mike Evans, um den Rückstand auf bis zu drei Punkte zu trimmen. Selbst dann bekam man den Ball mit genügend Zeit nochmal in die Hände, doch verschwendete man seinen Drive mit riskantem Playcalling und ungenauen Pässen. James Conner war es dann, der dem höchstaufregenden Spiel ein Ende setzte. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Buccaneers gewesen, dass sie einen 17-Punkte-Rückstand im vierten Viertel wettmachen hätten können.
Buccaneers vs. Steelers - die wichtigsten Statistiken
Tampa Bay Buccaneers (2-1) - Pittsburgh Steelers (1-1-1) 27:30 (7:6, 3:24, 3:0, 14:0) BOXSCORE
- Die Ups and Downs des Ryan Fitzpatrick sind unglaublich. Er startete die Saison mit einer Interception in 75 Wurfversuchen. Dann warf er plötzlich drei in drei aufeinanderfolgenden Würfen. Es ist das 15. Spiel, in dem er mindestens 3 Interceptions warf. Letztmals unterlief ihm das in Week 4 der 2016er Saison, als er als Jets-Quarterback 6 Interceptions gegen die Kansas City Chiefs warf.
- Fitzpatrick hat eine ebenso schwer nachzuvollziehende historische Leistungsproblematik in Week 3's. Seine Karriere-Stats in Week 1-2 sind 18 TD's und 4 INT's. In Week 3's steht er bei 6 Touchdowns und 15 Interceptions.
- Und dennoch trug er sich in die Geschichtsbücher ein. Er ist der einzige Spieler in der Geschichte der Liga, der dreimal in Folge für über 400 Yards warf. Den Rekord für 400+-Passing-Yard-Games in einer Saison halten Dan Marino (1984) und Peyton Manning (2013).
- Zum 15. Mal in den letzten zehn Saison hat Roethlisberger für mindestens 250 Yards in der ersten Hälfte gepasst. Dies ist in diesem Zeitraum ansonsten nur Drew Brees gelungen.
- Das Spiel sah schon in der ersten Halbzeit vier Roughing-the-Passer-Calls (Mindestens zwei fragwürdig). Dies ist ein Höchstwert seit der Saison 2001.
- Die Steelers sind erst das zweite Team überhaupt, das eine Saison mit drei Spielen startet, in denen man mindestens 12 Penalties gesehen hat. Vorher ist dies nur den Redskins 1948 passiert.
- Bucs-Neuzugang Jason Pierre-Paul sammelte seinen dritten Sack der Saison. Damit hat er nun schon mehr als jeder Spieler der Bucs in der 2017er Saison.
Der Star des Spiels: Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers)
Nach einer schlechten Entscheidung früh im Spiel rehabilitierte sich Big Ben und zeigte gegen eine stark anfällige Bucs-D ein souveränes Spiel. Manchmal braucht es dafür noch nicht einmal großartige Highlight-Plays. Doch er wusste seine Playmaker so einzusetzen, dass sie ihre Mismatches bestmöglich ausnutzen konnten. Ben spielte über mehr als drei Viertel nahezu fehlerfrei.
Der Flop des Spiels: Ryan Fitzpatrick (Tampa Bay Buccaneers)
Viele erwarteten eine Regression von Fitzpatrick. Doch dass dies in dieser Art und Weise geschehen würde... Nun ja, so ist das eben mit Fitzpatrick. Denn war es trotz einer guten Leistung im zweiten Durchgang er, der dieses Spiel im zweiten Viertel verloren hat. Der zweite Pick war wohl einer Miscommunication geschuldet, doch war dies ein schlimmer Overthrow. Der Pick Six aus der eigenen Endzone war dann ein katastrophaler Blackout. Fitzpatrick leitete zwar noch das Comeback ein und warf für verrückte Zahlen, doch war die Bürde, die er an diesem Abend aufgelegt hatte, schlichtweg zu groß. Nun heißt es in Tampa Bay eine schwierige Entscheidung zu treffen. Kommt Jameis Winston in Week 4 zum ersten Start der Saison oder geht man weiterhin mit Fitzpatrick?
Analyse Buccaneers vs. Steelers: Die Taktik-Tafel
- Die Steelers scheinen ihre Hausaufgaben unter der Woche gemacht zu haben und legten alles darauf, das Downfield-Passing-Game der Bucs zu unterbinden. So versuchten die Bucs immer wieder mit Underneath-Throws zu operieren, doch funktionierte dies bei weitem nicht so effizient wie in den ersten beiden Wochen. Dabei waren die Bucs gerade bei First Down weitaus vorsichtiger als noch in den ersten zwei Spielen.
- Auf der anderen Seite des Balles schafften die Steelers es immer wieder, ihre Wideouts in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Bucs-Secondary-Spieler zu bringen. Hier dominierte Pittsburgh seine Duelle wie erwartet. Die Rückkehr von Brent Grimes half den Buccaneers kein bisschen.
- Tampa erzielte den ersten Touchdown mit einem herrlichen Play-Action-Pass in der Red Zone bei First Down. Ähnlich kreatives Playcalling vermisste man daraufhin allerdings. Mit Verlauf der Spielzeit wurde Fitzpatrick gegen Druck anfällig und beging Fehler, gerade bei kurzen Pässen. Auch zum Ende der Partie hätte er noch mehrmals intercepted werden können.