Die Green Bay Packers haben in den letzten Momenten des Monday Night Games eine faustdicke Überraschung abwenden können. Beim 33:30-Sieg über die San Francisco 49ers brauchte es bei gut einer Minute Restspielzeit einen weiteren Comeback-Drive von Aaron Rodgers. Zum Helden wurde ausgerechnet Mason Crosby, der in der Vorwoche noch fünf Kicks vergeben hatte.
Green Bay wollte sich im Monday Night Game von einer schmerzhaften Niederlage gegen die Lions erholen, doch war das Erste, was Packers-Fans zu Gesicht bekamen, waren ein weiteres mal eine wehrlose Secondary sowie viele Abstimmungsprobleme. Die Niners marschierten mit dem ersten Drive problemlos das Feld herunter und legten mit einem Touchdown los. Aaron Rodgers ließ sich daraufhin nicht bitten und orchestrierte seinerseits einen Touchdown-Drive, der lediglich zwei Plays andauerte. Es war der Beginn eines packenden Schlagabtausches im ersten Viertel.
Die Niners fumblten beim darauffolgenden Kick-Off-Return und als Kicker Mason Crosby das Wiedererlangen seiner Zielsicherheit demonstrierte, schienen die Packers bei einem schnellen zehn-Punkte-Polster bereits in sicherem Fahrwasser. Ein beeindruckender C.J. Beathard (16/23, 245 YDS, 2 TD, INT) aber konterte in einer aggressiven Offense, in der er zwei tiefe Touchdown-Pässe zu Marquise Goodwin warf und die Niners so schnell zurück in die Partie führte. Als San Francisco im zweiten Viertel auch noch defensiv Antworten fand und erfolgreich Druck ausübte, war der Außenseiter zur Pause plötzlich verdient in Front.
Die 49ers setzten den hervorragenden Game Plan von Kyle Shanahan auch im zweiten Durchgang sehr gut um. Lange, zermürbende Drives aus einer Offense, die sich zumeist in denselben Personnel-Gruppen aufstellte. In der aktuellen Personal-Situation war das aller Ehren wert, auch wenn Beathards Genauigkeit und Entscheidungstreffung mit Verlauf des Spiels immer schwächer wurde.
Gerade deshalb ließ man die Packers aber im Spiel und gerade das ist gegen Rodgers wahnsinnig gefährlich. Auch wenn der Superstar nämlich erneut wenig Hilfe vom Scheme bekommen hat glich Rodgers die Partie mit seinem zweiten Touchdown-Pass auf Devante Adams aus. Die Packers sollten den Ball bei rund einer Minute Spielzeit und ohne Timeouts erneut bekommen. Rodgers lief heiß und warf traumhafte Pässe auf die Außenbahn zu Adams und erstmals im Spiel zum startenden EQ St. Brown um die Uhr zu stoppen. Am Ende war es ausgerechnet Crosby, welcher in der Vorwoche noch fünf Kicks versemmelt hatte, der die Partie zugunsten Green Bays entschied.
Packers vs. 49ers - Die wichtigsten Statistiken
Green Bay Packers (3-2-1) - San Francisco 49ers (1-5) 33:30 (17:14, 3:10, 3:3, 10:3) BOXSCORE
- Seit 2017 hat Aaron Rodgers 12 Touchdowns und keine Interception im vierten Viertel geworfen. Das beste TD-INT-Verhältnis in diesem Zeitraum.
- Seit 2017 hat Devante Adams sieben Touchdowns im vierten Viertel gefangen. Die meisten in diesem Zeitraum. Adams hat außerdem seit 2016 28 Touchdowns gefangen. Mehr wie jeder andere.
- Jimmy Grahams 54-Yard-Reception im ersten Viertel war seine längste seit Week 2 2013. Damals war er noch im Jersey der Saints unterwegs.
- Zum erst zweiten Mal in den letzten 12 Jahren haben die Packers mindestens 24 Punkte in der ersten Halbzeit in Lambeau Field zugelassen.
- Kyle Shanahan hat die Niners 2017 übernommen und bereits zehn Spiele gehabt, die mit maximal drei Punkten entschieden wurden. Mehr als jedes andere Team in diesem Zeitraum. Sieben davon gingen verloren.
Der Star des Spiels: Aaron Rodgers (Green Bay Packers)
Rodgers begann das Spiel mit einer 60-Yard-Completion zu Marquez Valdes-Scantling und hatte weitere gute Würfe, doch fanden die Niners anhand des stringenten Schemes der Packers schnell Antworten im Pass Rush. Derartige Probleme konnte auch Rodgers (25/46, 425 YDS, 2 TD) anfänglich nicht ausmerzen und so sah vieles nach einer Überraschung aus. Der Comeback-König aber erkannte seine Chance, als sie sich auftat und warf in der Schlussphase Pässe wie zu seinen besten Zeiten. Bei den letzten beiden Packers Drives waren nicht zu verteidigende Würfe dabei.
Der Flop des Spiels: Greg Mabin (San Francisco 49ers)
Ein ganz bitterer Abend für Mabin. Der 24-Jährige hatte in der Schlussphase die Aufgabe, Devante Adams zu verteidigen und kam hiermit überhaupt nicht klar. Rodgers pickte sich immer wieder das Duell der beiden heraus und lief genau wie sein Receiver heiß. Mabin hatte hierbei zu große Separation und so blieb ihm in der entscheidenden Phase nichts anderes, als hinterherzuschauen.
Analyse Packers vs. 49ers: Die Taktiktafel
- San Francisco baute seine Offense rund um das Run Game und einer Menge vertikaler Routen auf und spielte zumeist aus 21- oder 12-Personnel. Die Niners versuchten viel mit viel Play Action und schafften daraus lange Completions. Beathard warf viele Pässe mit vielen Air Yards im ersten Durchgang und erwischte Green Bays junge Secondary damit gerne und oftmals auf dem falschen Fuß.
- Die Packers versuchten häufiger als sonst zu blitzen und zeigten hier verschiedene aggressive Pakete, doch schien Beathard und eine hervorragend funktionierende O-Line der Niners gut vorbereitet. Gegen Blitzes warf Beathard im ersten Durchgang 6 von 6 für 166 Yards und zwei Touchdowns und war auch bei Scrambles enorm effektiv. Vor dem Spiel war Beathard noch bei einer Completion-Rate von 52 Prozent und 145 Yards bei keinem Touchdown und einem Pick gegen Blitzes.
- Auch Green Bay nutzte auffallend häufig Play Action und konnte dadurch Big Plays erzielen. Als die Niners-Offense aber aggressiver wurde und nach der Verletzung von Bryan Bulaga immer häufiger Druck erzielen konnten, war es wieder einmal meist an der Improvisation von Rodgers, Plays zu kreieren. Zu selten gab es Crossing und Slant Routes, die schnelle Pässe ermöglichten. Motion und Pick- oder Rub-Routes konnte man so gut wie gar nicht sehen.
- Equanimeous St. Brown startete für die Packers durch die Abstinenz von Randall Cobb und Geronimo Allison. Der Wideout konnte beim ersten Touchdown durch einen guten Block auf sich aufmerksam machen, setzte sich dann allerdings nicht mehr in Szene und musste wieder über weite Strecken auf die Bank. Es dauerte bis zum letzten Drive, als er seinen ersten Target sah. Bei einem Back-Shoulder-Throw von Rodgers aber schaffte St. Brown an der Seitenlinie eine schwierige Reception gegen die Laufrichtung und fiel mit dem Ball aus dem Spielfeld um die Zeit anzuhalten. Ein tolles Play!