Es war das große Duell in Week 6. Tom Brady gegen Patrick Mahomes. Das Duell der Generationen und die Frage ob Bill Belichick auch für das junge Supertalent und die Highpower-Offense der Chiefs genügend Antworten parat hat. Und wie er das hatte! Die Chiefs bewegten sich gut das Feld herunter und spielten im weiten Feld ihre gewohnt bewegungsreiche Offense. Dann allerdings zeigten die Patriots für einen jungen Quarterback unangenehme Looks und es trat das ein, was gegen Belichick-Defenses zu häufig passiert und am Ende immer teuer zu stehen kommt: Sie mussten sich mit Field Goals zufriedengeben.
New England auf der anderen Seite war wieder einmal ideal vorbereitet und wusste genau, wo sie der Chiefs-Defense am meisten weh tun konnte. Es war eines der seltenen Spiele, in denen die Pats häufiger liefen, als dass sie Pässe warfen. New England war damit enorm effektiv unterwegs, marschierte das Feld herunter und schaffte es dadurch außerdem, den Gegner ins Zentrum zu ziehen und Josh Gordon auf der Außenbahn zu isolieren.
Die Pats-Maschinerie schien nach zwei Chiefs-Turnovern mit der Begegnung und dem Ergebnis wegzulaufen, als einer der besonderen Patrick-Mahomes-Momente eintrat. Der Rookie entwischte dem bislang so zuverlässigen Pass Rush und fand Kareem Hunt auf einer Wheel Route mit einem perfekten Pass aus dem Lauf heraus für einen Score über 67 Yards. Als Brady dann auch noch eine schlechte Entscheidung traf, den Ball trotz guter Protection zu lange hielt, fumblte und die Chiefs dann und im darauffolgenden Drive nach einem 97-Yard-Kickoff-Return zwei Tyreek-Hill-Touchdowns feierten, war das Spiel plötzlich in Kansas Citys Händen und der Wahnsinn eingeläutet.
Mit dem Rücken zur Wand musste Brady abliefern und er sollte selbstverständlich nicht enttäuschen. Dabei griff er schlussendlich auf die für ihn unüblichste Art und Weise zurück und sprang nach einem unerklärlich verpassten Sack der Chiefs selbst in die Endzone. Ein weiteres Field Goal der Pats setzte nun wieder Mahomes unter Zugzwang. Es brauchte einen Touchdown um das Spiel mit weniger als vier Minuten auf der Uhr auszugleichen. Mahomes erkannte beim ersten Play einen Coverage-Fehler von Duron Harmon und Speedster Hill war auf und davon für Touchdown Nummer Drei! Tied Game!
Im finalen Drive setzte Brady dann auf die bis dato selten in Erscheinung getretenen Rob Gronkowski und Chris Hogan. Die Chiefs-Defense hatte darauf keine Antworten und vor allen Dingen keine Timeouts mehr. Ein Field Goal von Steven Gostkowski setzte dem verrückten Spiel ein Ende. Einem Spiel, in dem zwei absolute Favoriten der AFC aufeinandertrafen und in dieser Saison hoffentlich nicht das letzte Mal aufeinandergetroffen sind. Mehr davon!
Patriots vs. Chiefs - Die wichtigsten Statistiken
New England Patriots (4-2) - Kansas City Chiefs (5-1) 43:40 (10:6, 14:3, 3:17, 16:14) BOXSCORE
- Tom Brady ist der erste Quarterback in der Geschichte der NFL mit 200 Regular-Season-Siegen.
- Die Patriots haben in den letzten zwei Minuten der ersten Halbzeit in dieser Saison insgesamt 34 Punkte erzielt. Kein anderes Team in der Liga hat mehr.
- Seit 2013 haben die Patriots in vier Spielen mindestens 40 Punkte zugelassen. Drei davon waren gegen die Chiefs: 2014 (41), 2017 (42), 2018 (40). Das andere Spiel war Super Bowl XXXIX gegen die Eagles (41).
- Sony Michel ist der erste Running Back der Patriots der in drei aufeinanderfolgenden Spielen mindestens 18 Carries bekommt seit LeGarrette Blount 2016. Es scheint klar, dass die Pats dieses Jahr in Michel einen Nummer-1-Back haben wollen.
- Das Spiel zwischen den Patriots und den Chiefs hatte in 23 Drives nur einen einzigen Punt.
- Dieses Spiel ist das bereits dritte in dieser Saison in dem beide Teams mindestens 40 Punkte erzielen. 2017 gab es keines davon und das letzte Mal, dass es in einer Saison drei solcher Spiele gab, war im Jahr 1986.
Der Star des Spiels: Tom Brady (New England Patriots)
Trotz eines schweren Aussetzers war Brady wieder einmal der Dirigent einer herrlich anzusehenden Offense. Er traf meist die richtigen Entscheidungen, machte die richtigen Pre-Snap-Adjustments um den Blitz zu eliminieren und krönte seine Performance sogar mit einem seltenen Rushing Touchdown. Wenn der Maestro in einem derartigen Spiel mit 41 Jahren nur einen bösen Fehler macht und ansonsten derart souverän seine Offense orchestriert, dann werden die Pats das steigende Alter gerne in Kauf nehmen und auf Jahre weiter an Brady festhalten.
Der Flop des Spiels: Breeland Speaks (Kansas City Chiefs)
In einer allgemein vor allem im Run Game viel zu anfälligen Defense machte Speaks spät im Spiel einen entscheidenden Fehler. Der Rookie hatte den Sack gegen Brady im vierten Viertel bei Third and Goal schon, ließ den 41-Jährigen allerdings wieder los. Gegner der jüngsten Auslegung der Roughing-the-Passer-Penalty werden hier zwar eine Erklärung bereits gefunden haben. Nichts desto trotz muss Brady hier auf den Hosenboden und der Touchdown verhindert werden. Speaks sagte nach dem Spiel, dass er dachte, Brady sei den Ball bereits losgeworden.
Analyse Patriots vs. Chiefs: Die Taktiktafel
- Um die Schwäche der Chiefs auf den defensiven Außenseiten zu attackieren erhielt Josh Gordon seinen bislang mit Abstand größten Workload seit seiner Ankunft in New England. Der großgewachsene Wideout wurde immer wieder auf der linken Seite isoliert und erhielt von Brady sogar in 4th-Down-Situationen Vertrauen.
- Großen Erfolg gegen eine der schlechtesten Run-D's hatten die Pats, die enorm häufig auf das Ground Game zurückgriffen, weil sie Fullback James Develin konstant auf dem Feld hielten. Develin agierte als Lead Blocker in Running Plays, war aber auch im Passing Game involviert. Für das Run Game ließen die Pats ihre Guards außerdem immer wieder auf die Seite des Runs ziehen.
- Defensiv hingegen stellten die Pats Mahomes hingegen die größte Herausforderung seiner noch jungen Karriere. New England präsentierte immer wieder alle Linemen und Linebacker stehend an der Line of Scrimmage. Immer wieder liefen sechs Verteidiger nach dem Snap zum Blitz an, nur um sich kurz danach wieder in Coverage fallen zu lassen. Mahomes dachte so, er würde unter Druck stehen, obwohl er es gar nicht tat. Diese Methode zeigte sich sehr effektiv. Auch die erste Interception kam so zustande.
- Kansas City hingegen versuchte früh seine Offense wie gewohnt in Bewegung zu setzen. Motion und Option Plays für den Rookie-Play-Caller. Das funktionierte soweit im weiten Feld, wenn die Playmaker Platz hatten und Mahomes sie so in Szene setzen konnte, dass Yards nach dem Catch entstanden sind. Ging es in die Red Zone aber war dieser Platz nicht mehr da und Mahomes hatte mit den schwer zu lesenden Looks der Patriots Probleme.