Die Seattle Seahawks halten mit einem 27:24-Sieg über die Green Bay Packers ihre Playoff-Hoffnungen am Leben. Russell Wilson brachte Seattle spät im Spiel mit einem Pass auf Ed Dickson in Führung. Daraufhin traf Packers-Head-Coach Mike McCarthy eine Entscheidung, die in der nächsten Woche sicher für viele Diskussionen sorgen wird.
Die Seahawks gingen mit großen Erwartungen in das Spiel und starteten es genau so, wie sie es sich nicht vorgestellt hatten. Mit dem ersten Carry der Partie fumblete Chris Carson und lud die Packers, die wie der Gastgeber dringend einen Sieg brauchten, in traumhafter Lage zum ersten Touchdown von Aaron Jones ein. Sichtlich geschockt liefen die Seahawks erst einmal weiter drauf los und sich gleichzeitig fest. Und das, während der Gast weiter an einem Traumstart arbeitete.
Die Packers-Offense klickte nämlich hervorragend bei den ersten Drives. Das lag vor allen Dingen am zielgenauen Aaron Rodgers und seiner Connection zu Davante Adams. Es lag an einem verpassten Field-Goal-Versuch von Mason Crosby, dass die Packers nicht bei ihren ersten drei Drives scorten. Als die Seahawks-Defense beim dritten Drive die Pocket der Packers bei einem Third Down durchbrachen, wich Rodgers zur Seite aus, improvisierte wieder einmal herausragend und fand seinen einzig anspielbaren Receiver in Tight End Robert Tonyan für dessen ersten NFL-Catch und einen 54-Yard-Touchdown.
Seattle erholte sich erst im zweiten Viertel, als man immer wieder über Play Action Lücken in der Secondary der Packers ausmachte. Dank einer kostbaren PI-Penalty gegen Green Bay fand man sich kurz vor der Pause sogar in Führung. Drei Pässe auf Jones für insgesamt 63 Yards und den Touchdown aber machten diese wieder zunichte, als Green Bay mit der Führung in die zweite Halbzeit ging.
Hier waren es dann die Defensive Lines, die ihre Duelle in den Trenches gewannen. Frank Clark und Kyler Fackrell machten nun Play für Play und verschafften den Puntern einen arbeitsreichen Tag. Im Schlussviertel gelang es Wilson (21/31, 225 YDS, 2 TD) häufiger als Rodgers (21/30, 332 YDS, 2 TD), gegen starke Pass Rushs für Plays zu sorgen und so brachte der Playcaller der Seahawks sein Team mit einem Pass gegen den Packers-Blitz spät im vierten Viertel in Führung. McCarthy traute seiner Offense daraufhin ein 4th and 2 nicht zu und warf bei der Entscheidung trotz nur einer Timeout zu punten gleichbedeutend die weiße Flagge.
Die Seahawks verbessern ihre Bilanz auf 5-5 und halten ihre Playoff-Hoffnungen am Leben. In der nächsten Woche trifft man beim Auswärtsspiel in Carolina auf einen weiteren direkten Konkurrenten im Rennen um einen Wildcard-Spot. Die Packers hingegen stehen vor einer weiteren undankbaren Reise nach Minnesota, wo man Gefahr läuft, auch das siebte Auswärtsspiel in Folge zu verlieren.
Seahawks vs. Packers - die wichtigsten Statistiken
Seattle Seahawks (5-5) - Green Bay Packers (4-5-1) 27:24 (3:14, 14:7, 0:0, 10:3) BOXSCORE
- Russell Wilson gelang der 21. 4th-Quarter- oder Overtime-Gamewinning-Drive seit 2012. Damit liegt nur Matthew Stafford in diesem Zeitraum vor ihm, der auf 26 solcher kommt.
- Chris Carson lief für 83 Scrimmage-Yards und einen Touchdown. Zu Beginn der Partie fumblete er jedoch. Das war erst der zweite Fumble Carsons, seine College-Karriere inbegriffen.
- Davante Adams kam auf 10 Receptions für 166 Yards. Damit fehlen ihm nun nur noch 47 Yards für seine erste 1000-Yard-Saison überhaupt.
- Mit der Niederlage bei den Seahawks verloren die Packers nicht nur ihr sechstes Spiel in Folge, sie bleiben damit auch seit über 10 Jahren ohne Sieg in Seattle. Seit dem Sieg am 12.10.2008 gab es nun vier Niederlagen gegen die Seahawks. Und auch in Sachen Auswärtsspiele wird es nicht leichter. Green Bays nächste beiden Ausflüge gehen nach Minnesota und Chicago.
- Zum siebten Mal in Folge sind die Seahawks für mindestens 150 Yards gelaufen. Das ist die drittlängste Serie in den letzten 40 Jahren.
- Packers-Linebacker Kyler Fackrell hat das wohl beste Spiel seiner Karriere absolviert und gleich 3 Sacks gesammelt. Dies gelang ihm nach dem Spiel gegen Buffalo zum zweiten Mal in diesem Jahr, womit die Gesamtausbeute bei 8 liegt. Im Rookie-Jahr 2016 gelangen ihm nur 2 und im Vorjahr insgesamt 3 Sacks.
Der Star des Spiels: Russell Wilson (Seattle Seahawks)
Für Russell Wilson geht nach einem eigentlich wenig berauschenden Spiel ein weiteres 4th-Quarter-Comeback in die Bücher ein. Der 29-Jährige hatte in der ersten Halbzeit einige Ungenauigkeiten, unter anderem einen einfachen Touchdown kostenden Passversuch auf den vollkommen freien Doug Baldwin in der Endzone, bei dem er seinen Lieblings-Receiver kläglich überwarf. Wilson jedoch rehabilitierte sich und zeigte wieder einmal, warum er einer der besten Play-Action-Quarterbacks der Liga ist. So fand er nämlich seinen Rhythmus und das Selbstvertrauen, um im vierten Viertel wieder zur Bestform aufzulaufen. Hier gelangen ihm auch gegen hohen Druck famose Würfe in die Hände von David Moore und Tyler Lockett, bei denen er selbst engster Coverage keine Chance gelassen hat und das Spiel schließlich mit einem korrekten Blitz-Read und einem schnellen Pass auf Ed Dickson entschied.
Der Flop des Spiels: Mike McCarthy (Head Coach, Green Bay Packers)
Über das Playcalling der Packers mag man diskutieren. Green Bay konzentrierte sich wieder einmal enorm auf das Passing Game und ließ Aaron Jones trotz einer Führung über weite Strecken der Partie nur elfmal laufen. Darüber hinaus haben Offensive Coordinators der Liga wieder einmal nur ganz wenig präsentiert bekommen, was zu Überlegungen hinreißen lässt, Packers-Plays in das eigene Playbook aufzunehmen. Die Fehlentscheidung, die den Packers das Spiel aber gekostet haben könnte, war es, den Punter aufs Feld zu rufen, als man mit 4:20 Minuten Restspielzeit und einer verbliebenen Timeout bei 4th and 2 stand. Eine Entscheidung, die nicht nur weitere Minus-Punkte bei Aaron Rodgers zur Folge haben wird.
Analyse Seahawks vs. Packers: Die Taktiktafel
- Die Seahawks haben sich dem Run Game verschrieben und das änderte sich auch gegen die Packers nicht. Seattle versuchte es früh und häufig und traf bei viel zu vielen Inside Runs auf vollgestopfte Boxen. Wären da nicht die weiterhin existierenden Tackling-Probleme der Packers, die gerade bei Rashaad Pennys 30-Yard-Run im ersten Viertel wieder einmal demonstriert wurden, so würde das Playcalling hier auf gar keine anstatt auf wenig Gegenliebe stoßen.
- Ganz ohne positive Begleiterscheinungen war der Ansatz ab Mitte des zweiten Viertels dann aber nicht. Dann nämlich schickte Seattle Zwei-Tight-End-Sets auf das Feld, um daraus Play Action zu laufen. Auffällig häufig jedoch war zu beobachten, dass Seattle aus den Heavy Formationen Play Action spielte und beispielsweise dann lief, wenn man die Defense der Packers mit Bunch-Formations auseinander ziehen wollte. Dies hatte auf beide Stilmittel positive Auswirkungen.
- Da Green Bay aus Respekt vor Seattles Run Game seltener als noch in den letzten Wochen blitzte, hatte Wilson viel zu viel Zeit seine Receiver zu finden. Play Action hatte so eine ganze Menge Erfolg und Seattle griff bei seinem zweiten Touchdown-Drive so gut wie bei jedem zweiten Play darauf zurück.
- Green Bay hingegen fand wie gewohnt weniger Gefallen am Run Game und das änderte sich auch deshalb nicht, weil es gegen eine gut vorbereitete Front Seven der Seahawks keinen Erfolg fand. Die Packers schickten zwar immer wieder einen ihrer Receiver in Motion, doch lief man stets aus Heavy Formations, was gegen Seattle nichts nutzte, weil unter anderem die Linebacker der Seahawks ihre Matchups dominierten.