NFL Third and Long Week 10: Bradys Probleme, die Colts-Offense - und das MVP-Rennen

Von Adrian Franke
13. November 201813:12
Tom Brady und die New England Patriots haben in Tennessee verloren.getty
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Woche 10 in der NFL und das Playoff-Picture wird klarer - außer in der NFC East. Wer geht in den Saison-Endspurt als Favorit auf den MVP-Titel und die anderen Awards? Welche Teams bekommen eine Wildcard? Wie geht es in Seattle weiter, welche Probleme haben die Patriots - und was bedeutet die Kupp-Verletzung für die Rams? Außerdem: was macht die Offense der Indianapolis Colts dieses Jahr eigentlich so stark?

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Die Colts-Offense: die beste Tight-End-Offensive der Liga

Die Indianapolis Colts sind eine der Under-the-Radar-Überraschungen dieser Saison und ein Team, das möglicherweise sogar noch im Wildcard-Rennen der AFC ein Wörtchen mitreden kann. Die Colts sind auf einem extrem guten, vielversprechenden Weg und ein ganz heißer Kandidat, um in zwei Jahren im Titelfenster zu sein; und das beginnt mit dem Passing Game.

Andrew Luck wurde seit Woche 5, oder 189 Dropbacks in Folge, nicht mehr gesacked. Von Quarterbacks mit mindestens 400 Pässen stehen nur Roethlisberger, Brees, Brady, Flacco und Trubisky prozentual seltener unter Druck. Luck hatte dieses Jahr vier Spiele mit null Sacks, zwischen 2012 und 2016 hatte er sieben solcher Spiele. Keine Frage - er spielt hinter der besten Offensive Line seiner NFL-Karriere.

Gegen die Jaguars steckte er ganze zwei QB-Hits ein, über die letzten drei Spiele brachte Luck gut 72 Prozent seiner Pässe für 680 Yards, zehn Touchdowns und eine Interception an. Und dabei fällt eine Sache ganz besonders auf: die Colts sind dieses Jahr unheimlich gut darin, die Tight Ends ins Passing Game einzubinden. Vielleicht besser als jedes andere Team.

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Das war gegen die Jaguars vielleicht am deutlichsten, und einige der kreativsten Tight-End-Play-Designs, die man in der NFL aktuell sieht, waren in diesem Spiel sichtbar. Zehn Targets sahen die Tight Ends gegen Jacksonville, mit denen Indianapolis die Linebacker immer wieder extrem gut attackierte.

Das erste Big Play der Partie kam dann auch über einen In-Line-Tight-End und einer Route-Kombination, die dem Tight End Platz verschaffte.

Die Colts setzen ihren Running Back gerne auf der Seite des primären Tight-End-Reads ein, um einen Linebacker oder Safety auf der Seite mit in Coverage einzubeziehen und im Idealfall eine Seite der Formation zu überladen oder einen Verteidiger dazu zu zwingen, sich zwischen zwei Receivern entscheiden zu müssen.

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Dieses Play zeigt die Kreativität im Umgang mit den Tight Ends. Die Colts kommen mit einer engen Formation raus und deuten bei First Down so Pre-Snap den Run an.

Tatsächlich gibt es auch einen Play-Action-Fake, was die Defense nochmals mehr Richtung der Line of Scrimmage zieht - Play Action bei First Down aus einer I-Formation ist ein wahnsinnig effizientes Konzept, umso mehr, wenn man diese Line und Luck Under Center hat.

Dabei ist der Tight End im Backfield als vermeintlicher Lead-Blocker. Stattdessen aber gibt es nach dem Snap wieder den (erfolgreichen) Versuch, eine Seite der Line of Scrimmage gezielt zu attackieren: Der Outside-Receiver auf der linken Seite der Formation räumt mit einer vertikalen Route den Cornerback aus dem Weg, der Tight End aus dem Backfield läuft eine Mid-Range-Route in Richtung zur Seitenlinie.

Unterstützt wird er dabei durch den Running Back, der nach dem Play-Action-Fake ebenfalls eine kurze Route in die Flat läuft. Das Resultat ist ein sehr guter Raumgewinn bei First Down mit einem Play, bei dem man die Defense in ihr Base Personnel zwingt.

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Und es ging genau so weiter, dieses Spiel war ein Lehrbeispiel dafür, wie man Tight Ends kreativ und vielseitig einsetzen und mit Formationen überraschen kann. Das ist der 27-Yard-Pass zu Alie-Cox kurz vor Ende des ersten Viertels beim zweiten Touchdown-Drive der Colts, und spannend ist hier vor allem die Art und Weise, wie Indianapolis ins vertikale Passing Game geht.

Die Colts kommen mit 13-Personnel - also ein Running Back, drei Tight Ends und nur ein Wide Receiver - raus, und spielen daraus ein 4-Verts-Konzept, also vier vertikale Routes. Die drei Tight Ends sind dabei auf einer Seite, der Running Back hat sich aus dem Backfield Pre-Snap auf der linken Formation im Slot aufgestellt.

Daraus laufen zwei Tight Ends tiefe Routes, der dritte, außen postierte Tight End beschäftigt den Outside-Cornerback mit einer Comeback-Route.

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Und die Colts nutzen ihre Tight Ends - wo andere primär auf Wide Receiver setzen - auch bei End Arounds. Das ist Ebrons Touchdown-Run direkt zum Ende des ersten Viertels.

Wieder ist es eine enge Formation, mit Blockern auf beiden Seiten. Jacksonville muss also mit einem Run durch die Mitte, genau wie mit einem Run zu beiden Seiten rechnen. Einen Tight-End-Run jedenfalls sieht man in diesem Bereich des Feldes nicht allzu oft, Ebrons Athletik aber erlaubt den Colts auch hier eine gewisse Vielfalt.

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Ebrons Touchdown-Catch mit etwas über neun Minuten auf der Uhr im zweiten Viertel war eine weitere Variante des Attackierens einer Seite der Defense mit Running Back und Tight End, während die Receiver auf der anderen Seite der Formation aufgestellt werden.

Das kann einerseits einen Hinweis auf die Coverage liefern - ändert die Defense ihre Formation oder bleibt der Cornerback auf der Wide-Receiver-freien Seite? -, außerdem ist auch wieder das Ziel, einzelne Verteidiger auf unterschiedlicher Tiefe zu attackieren.

Und in diesem Fall endet es mit einem Coverage-Breakdown durch die Jaguars, bei denen der Linebacker den Running Back übernimmt, dahinter aber die Abstimmung nicht passt und niemand für Ebron zuständig ist.

Es ist kein Zufall, dass Eric Ebron nach einer für alle Beteiligten frustrierenden Zeit in Detroit gerade die beste Saison seiner Karriere spielt. Oder dass ein Spieler wie Mo Alie-Cox, der dritte Tight End dieses Teams, gegen die Jaguars-Defense vier Targets sieht. Oder dass der bislang in dieser Saison von Verletzungen geplagte Jack Doyle, wenn er dann spielt, pro Partie im Schnitt sechs Targets verzeichnet.

Die Colts sind eine Offense, die maßgeblich über die Tight Ends aufgebaut ist. Wo andere Teams über Motion (Chiefs), vielseitige Formationen (Saints) oder schwer lesbare und eng verknüpfte Play-Designs (Rams) kommen, setzen die Colts auf die Tight Ends, um Defenses in ihr Base-Personnel und in leichter vorhersehbare Coverages zu zwingen.

Die Entwicklung in Indianapolis ist absolut vielversprechend. Und wenn es den Colts gelingt, aus einigen der vielen jungen Starter in der Defense verlässliche Production zu holen, dann wird man schon sehr bald mit Indy rechnen müssen.

Week 10 - Beobachtungen zum Spieltag:

Bills-Debakel: Die Jets brauchen den Neustart. Jetzt!

Die Jets werden Todd Bowles offenbar nicht in der Saison feuern. Das ist - gelinde gesagt - nur schwer nachvollziehbar und gibt den ausstehenden Jets-Spielen einen ganz merkwürdigen Beigeschmack.

Dass Bowles nächstes Jahr nicht mehr der Head Coach in New York sein würde, hatte sich schon seit einer Weile angedeutet. Die Jets haben als Team über die letzten Jahre kaum Fortschritte gezeigt, Bowles ist in puncto In-Game-Management alles andere als gut und dieser Trainerstab scheint in keinster Weise die richtige Wahl zu sein, um die Entwicklung von Sam Darnold voranzutreiben - die oberste Priorität in New York.

Letzte Woche hatte ich noch geschrieben, dass ich mit einer Entlassung nach Saisonende rechne. Dieser völlig blutleere, peinliche Auftritt gegen ein hoffnungsloses Bills-Team - und insbesondere wie Bowles' Defense gegen Matt Barkley auseinandergefallen ist - lässt den Jets in meinen Augen aber keine Wahl: die Entlassung muss jetzt erfolgen.

Dieses Team braucht dringend einen Neustart, und ein derart desolates Spiel gegen ein anderes Kellerkind, das aber eindrucksvoll gezeigt hat, wie man sich dennoch präsentieren kann direkt vor der Bye Week, ist der rote Teppich für das Ende.

Und dann? Die Jets müssen sich endlich von ihrem eigenen Mantra lösen, und nach vielen Jahren mal wieder einen Head Coach mit einem offensiven Background verpflichten. Einen Coach mit einem Trainerstab, der bestmöglich dafür ausgestattet ist, um Darnold zu entwickeln. Sei es John DeFilippo, Lincoln Riley, Matt LaFleur oder ein ganz anderer Kandidat. Und dann muss im nächsten Schritt in der Free Agency und im Draft der Großteil der Ressourcen in die Offense gesteckt werden. So gewinnt man in der NFL heute.

Patriots: Bradys Probleme werden offensichtlich - und angreifbar

Der Sieg der Titans über die Patriots war unerwartet deutlich und im Verlauf der Partie nur sehr selten wirklich in Gefahr. Das war so nicht abzusehen und sollte Pats-Fans nicht gleich in Panik versetzen - aber einen Trend, der dann doch etwas besorgniserregend ist, kann man inzwischen in New England doch erkennen; und der betrifft niemand anderes als Tom Brady.

Brady hatte drei seiner schlechtesten Saisonspiele gegen Detroit, die Packers und jetzt gegen Tennessee. Das ist kein Zufall, denn diese Defenses haben New England mit ähnlichem Ansatz attackiert: mit komplexen Coverages und vielseitigen Pressure- sowie Blitz-Paketen, um dem Quarterback Post-Snap möglichst viele andere Dinge zu präsentieren, als er vor dem Snap vermeintlich erkennen konnte.

Diese Teams waren darauf aus, Brady den ersten Read zu nehmen und ihm kein klares Matchup zu präsentieren, um ihm die Post-Snap-Reads so schwer wie möglich zu machen. Und das hat geklappt. Wenn Brady in dieser Saison den Ball länger als 2,5 Sekunden hält, fällt seine Completion-Quote um fast 30 Prozent, eine der höchsten Diskrepanzen. Seine Touchdown-zu-Interception-Quote fällt bei diesen Plays auf 2:1, auf Augenhöhe mit Fitzpatrick, Trubisky oder Prescott; Brady hat dieses Jahr große Probleme mit dem Blitz.

Das ist selbstverständlich nichts, was zwangsläufig den Rest der Saison so bleiben muss. Insbesondere wenn die Patriots Josh Gordon und Rob Gronkowski mal über einen längeren Zeitraum gemeinsam fit aufs Feld bekommen, werden Teams mit ihren Safetys anders spielen und mehr reagieren als agieren müssen. Allerdings ist es ein auffälliger Trend, den andere Defenses beobachten werden. Die Vikings in Woche 13 könnten der nächste Test hierfür sein.

L.A. Rams: Cooper Kupps Verletzung ist ein Tiefschlag

Ja, die Los Angeles Rams sind eine der besten Offenses was Play-Designs und Play-Calling angeht und sie werden die schwere Verletzung von Cooper Kupp dadurch besser auffangen können als die allermeisten Teams dazu in der Lage wären. Josh Reynolds wird vermutlich wieder in die Rolle rutschen; aber diese Verletzung wird sich auch - oder vielleicht gerade - in diesem Scheme bemerkbar machen.

Ganz davon zu schweigen, dass Kupp mit Goff glänzend harmoniert und einer der gefährlichsten Mid-Range Slot-Receiver in der NFL aktuell ist (2,42 Yards pro gelaufener Slot-Route, von allen Spielern mit mindestens 100 Slot-Snaps der zweithöchste Wert hinter Tyreek Hill), setzt die generelle Herangehensweise der Rams-Offense auch stark auf Kupp.

Kein Team spielt mehr 11-Personnel - also 3-WR-Sets - als die Rams, die ganze Offense baut darauf auf; genau wie auf dem Route-Running der Receiver, die so lange wie möglich offen halten müssen, ob sie blocken oder tatsächlich eine Route laufen. Eine zentrale Stärke dieser Rams-Offense sind die Play-Designs, die sich extrem ähneln: Defenses wissen oft nicht, ob ein Run, ein Pass oder ein Play-Action-Pass kommt.

Das beschert Todd Gurley so viele leichte Boxes, das verschafft Jared Goff offene Receiver insbesondere im Play Action Game. Reynolds - mutmaßlich - wird also nicht nur ein klarer Starter sein, er darf auch nicht der Spieler werden, den Verteidiger als Key-Read verwenden, um Plays zu erahnen. Auch ist denkbar, dass McVay jetzt gezwungenermaßen etwas von seinem Scheme abweicht: als Kupp vor einigen Wochen ausfiel, hatten die Rams auffallend mehr 2-TE-Sets in ihrem Game Plan.

Cowboys, Eagles, Redskins - die NFC East ist ein Chaos

Sind die Philadelphia Eagles das frustrierendste Team dieser Saison? Ich würde inzwischen so weit gehen. Was das Potential angeht - offensiv wie defensiv - sollte Philly diese Division eigentlich klar anführen. Washington hat eines der limitiertesten Passing Games der NFL und ist durch Verletzungen dezimiert, während die Cowboys in puncto Passing Offense auf Washingtons Level sind und Dak Prescott noch versucht, wieder konstanter in die Spur zu finden.

Beide Teams kommen über das Run Game, in einer Passing-Liga - und mit einem theoretisch deutlich besseren Passing Game in Person der Eagles in der eigenen Division. Doch bei Philly bleibt Play-Calling genauso ein Problem wie die Pass-Protection und auch das Run Game, und so lange die Eagles hier keine Konstanz rein bekommen, werden sie auch weiterhin Probleme haben.

Ich habe die Eagles über die letzten Wochen immer verteidigt, aber Washington hat den einfacheren Schedule und mit zwei Siegen mehr den klaren Vorteil was die Ausgangs-Lage angeht. Die Eagles laufen inzwischen ernsthaft Gefahr, dass die Titelverteidiger-Saison zu einer Enttäuschung ohne Playoffs wird.

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MVP und Co., Wildcard-Teams, Prescott, Russell Wilson - eure Fragen

Jonas Barthel: Wer ist dein Favorit für MVP, DPOY, OROY, DROY?

MVP: Abgesehen von Brees und Mahomes sollte niemand ernsthaft in dieser Diskussion sein, und ich gebe Mahomes den Zuschlag. Beide Quarterbacks spielen in herausragenden Schemes mit Elite-Waffen und sehr guten (Brees) bis guten (Mahomes) Offensive Lines jeweils eine sensationelle Saison. In meinen Augen ist das, was Mahomes macht, aber noch schwieriger umzusetzen. Mahomes arbeitet mit einem deutlich vertikaleren Passspiel und ist mit seiner Athletik und Präzision außerhalb der Pocket eindeutig mehr gefordert.

DPOY: Aaron Donald. So gut Spieler wie Danielle Hunter oder auch Chandler Jones (wieder) spielen - Donald ist in einer eigenen Liga. Dazu gleich noch mehr.

OROY: Bis vor einigen Wochen hätte ich hier noch als Standard-Pick Saquon Barkley rein geschrieben; nicht gerade kreativ, aber bei aller Kritik an dem Draft-Pick konzeptuell betrachtet muss man auch sagen: Barkley spielt angesichts der Umstände eine gute Saison. Inzwischen bin ich aber so weit, umzudenken und Baker Mayfield zu meinem Favoriten zu machen. Er spielt natürlich die viel komplexere und wichtigere Position, und hat dabei jetzt mehrere gute bis sehr gute Partien auf dem Konto - mit dem jüngsten Spiel gegen Atlanta als Highlight. Wenn sich die Browns-Offense so weiter entwickelt, wie es sich seit dem Coordinator-Tausch andeutet, dann glaube ich, dass sich Mayfield den Award in der zweiten Saisonhälfte sichert.

DROY: Hier sollte es keine allzu große Diskussion geben. Bradley Chubb hatte jetzt mehrere gute Spiele, Jaire Alexander in Green Bay gefällt mir richtig gut, Leighton Vander Esch findet seinen Rhythmus immer besser. Aber hier kann ich keinen anderen als Derwin James nennen. Der wird nicht nur genauso flexibel eingesetzt wie man es anhand seines College-Tapes gehofft hatte - er ist auch richtig gut, egal wo er spielt. Als Safety, als Corner, als Blitzer, als Linebacker: James ist der beste Defensive Rookie und auf dem Weg, ganz schnell einer der besten Verteidiger generell zu werden.

dakofla: Quarterbacks mal außen vor gelassen: Wer ist dein Non-QB-MVP der bisherigen Saison?

Aaron Donald. Offensiv ist der statistisch spektakulärste Spieler natürlich Todd Gurley, und wahrscheinlich würden viele ihn hier auch nennen. Aber schaut euch das Tape an und achtet darauf, gegen wie viele "leichte" Boxes und durch welch große Lücken Gurley läuft. Ja, er ist auch ein Faktor im Passing Game - aber unter dem Strich ist seine Saison für mich zu einem gewaltigen Teil ein Produkt des Schemes. Man könnte diverse andere Running Backs in dieses Scheme setzen, und sie hätten nicht unähnliche Zahlen, davon bin ich überzeugt.

Donald dagegen? Das ist eine komplett andere Geschichte. Als Interior Lineman ist er der dominanteste Pass-Rusher dieser Saison, und das mit weitem Abstand. Keiner hat ansatzweise so viele Quarterback-Pressures wie Donald, der schon jetzt seinen persönlichen Saison-Sack-Bestwert überboten hat. Donald ist unfassbar explosiv und agil und in einer insgesamt anfälligen Rams-Defense DER Spieler für die Big Plays, die diese Defense braucht und der unabhängig vom Scheme dominiert.

Andere Kandidaten in dieser Verlosung: Michael Thomas und Tyreek Hill.

Keven Schultchen: Welches der Teams "in the Hunt" siehst du in der Wildcard?

In der AFC ist eine Wildcard für mich ganz klar - die Chargers oder die Chiefs, je nachdem, wer die Division am Ende nicht gewinnt, werden eines der beiden Tickets bekommen. Das andere ist komplett offen. Die Titans sind ein heißer Tipp, wenn die mal ihre Passing-Offense konstant aufs Feld bekommen würden. Die Defense jedenfalls ist eine der gefährlichsten.

Die Bengals fallen gerade ein bisschen auseinander, genau wie die Ravens-Offense und Miami sehe ich am Saisonende auch nicht mehr da oben. Ich tippe Stand heute auf Tennessee; stolpern die Titans aber weiter durch die Saison, dann gibt's eine Überraschung und die Colts kommen rein!

Und in der NFC? Die Panthers scheinen mir auch mit dem Debakel in Pittsburgh im Hinterkopf noch immer stark genug, um sich eine Wildcard zu sichern. Die andere geht an die NFC North; die Vikings sind und bleiben mein Tipp auf den Division-Sieg und ich vertraue Chicagos Passing Game noch immer nicht wirklich, weshalb ich sage: die Packers fangen Chicago für die zweite Wildcard ab!

Enforcer: Das Play-Calling der Seahawks und dass man eigentlich kein Vertrauen hat, das Spiel in die Hände von Russell Wilson zu legen - wird es nach der Saison heißen: Wilson oder Pete Carroll?

Ganz so drastisch sehe ich es nicht. Ich glaube eher, dass das Carrolls Philosophie von einem Team ist, als dass es mangelndes Vertrauen in Wilson ist: mit dem Run Game und dann der Defense dominieren, Possessions für den Gegner limitieren und selbst den Spielfluss kontrollieren. Am ehesten kann man sagen, dass dieser Ansatz in der heutigen NFL nicht mehr funktioniert, und das Rams-Spiel war ja das beste Beispiel dafür.

Beide Teams hatten Big Plays im Run Game, doch während bei den Rams die Run- und die Pass-Play-Designs eng miteinander verknüpft sind und das eine Basis für das generelle offensive Scheme ist, ist Seattle viel sturer in seinem Ansatz. Die Seahawks sind eine Running-Offense in einer Passing-Liga.

Das sehe ich als das zentrale Thema sein. Pete Carroll und sein Trainerstab leisten gute Arbeit, das sieht man bei den jungen Defensive Backs, das sieht man bei der Offensive Line. Aber vielleicht ist Carrolls alles übergreifender Ansatz nicht mehr zeitgemäß. Die Frage muss man sich in Seattle stellen.

Taufeger: Dak Prescott - im Rookie-Jahr überragend, jetzt das zweite Jahr in Folge recht mittelmäßig. Woran liegt es? Coaching? Fehlende Entwicklung von Dak? War es nur ein Überraschungseffekt?

Prescotts Entwicklung ist wirklich ein sehr ungewöhnlicher Weg bislang - gerade bei Quarterbacks ist es extrem selten dass die Rookie-Saison sein bestes Jahr ist, und er danach erst einmal nachlässt. Das macht seine Bewertung mit Blick auf einen möglichen neuen Vertrag auch so spannend, denn individuell bewertbare Dinge wie Pocket-Verhalten und Accuracy, die er in seiner ersten Saison fraglos an den Tag legte, wirken verschlechtert - was nicht passieren sollte.

Einige Punkte kann man festhalten: Prescott hat seine Accuracy-Breakdowns; wenn er ungenau ist, dann kommt der Ball teilweise auch richtig schlecht. Und Prescott ist kein Quarterback, der eine Offense alleine trägt, zumindest noch nicht. Er braucht Hilfe über das Scheme, über die Receiver und über die Line - vergleichbar etwa mit einem Andy Dalton.

Dieses Jahr ist auffällig, welch enorme Probleme er mit Pressure hat, was zumindest in Teilen auf die Scheme-Frage zurückkommt. Prescott sollte in einer Offense spielen, die auf Spread-Formationen sowie auf ein ausgeprägtes Rollout-Play-Action-Passspiel aufgebaut ist, und auch ein prägendes Option-Element mitbringt. Die Cowboys haben das nur teilweise, Amari Cooper hatte definitiv schon einen positiven Effekt. Aber Dallas muss ihm die Reads wieder klarer machen; das funktioniert vor allem über Run Pass Options, Play Action und ein effizientes Kombinieren der Run- und Pass-Formationen.

Die gute Nachricht für die Cowboys ist, dass sich Prescott aus sauberer Pocket stabilisiert hat, letztlich ist das meine Prognose: Prescott mag nie ein konstanter Top-5-, vielleicht sogar Top-10-Quarterback werden. Aber er bringt sehr viele Bausteine mit, um ein guter Game Manager zu werden, so lange man ihn in die richtigen Umstände packt. Deshalb würde ich Stand heute auch mit Prescott verlängern - denn auch einen guten Game Manager findet man nicht einfach so.

Nirual: Denkst du, dass sich die Defenses im Laufe der Saison noch stabilisieren und eine größere Rolle spielen werden? Oder gewinnt am Ende, wer die bessere offensive Feuerkraft besitzt.

Kurze Antwort: nein. Wer diese Kolumne in den vergangenen Wochen verfolgt hat, der kennt meinen Standpunkt - es gibt dieses Jahr keine konstant dominante Elite-Defense in der NFL. Das hat natürlich viele Gründe, die sich individuell (etwa der nachlassende Pass-Rush der Jaguars, die anfälligere Secondary der Eagles oder die Linebacker-Probleme der Vikings) erklären lassen, aber es gibt auch übergreifende Themen, auf einige davon bin ich letzte Woche kurz eingegangen.

Die Quintessenz: Während Offenses über die letzten zwei, drei Jahre vor und nach dem Snap immer dynamischer und flexibler wurden, haben Defenses den gleichen Sprung noch nicht geschafft; wir sehen also aktuell viel zu häufig die gleichen Rush- und Coverage-Konzepte wie vor fünf Jahren, während Offenses schon an einem ganz anderen Punkt sind.

Gerade was Blitz-Pakete angeht, gibt es einige Teams, die sich an neue Dinge herantasten. Insbesondere mit Rush-Paketen, bei denen sich die Spieler, die Post-Snap einen Blocker zugeteilt haben, in Coverage fallen lassen, um schwer berechenbar und im Pass-Rush effizienter zu sein, während Quarterbacks den Ball immer schneller loswerden wollen. Diese Dinge werden aber noch Zeit brauchen, ehe sie in der NFL richtig ankommen. Eine Blitz-Heilung (Wortspiel nicht beabsichtigt) gibt es hier nicht.