NFL Third and Long Week 11: Packers-Offense in der Krise - und Lamar Jacksons Debüt

Von Adrian Franke
21. November 201808:39
Aaron Rodgers und die Offense der Green Bay Packers steht mit dem Rücken zur Wand.getty
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Woche 11 in der NFL, und die Probleme der Green Bay Packers können nicht mehr weg diskutiert werden. Wie sollten die Konsequenzen aussehen? Wie verlief das Debüt von Lamar Jackson bei den Baltimore Ravens? Welche klaren Signale senden die Jaguars, wer gewinnt die NFC East - und ein erster Blick auf den Draft.

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Rams vs. Chiefs: Gewöhnt euch an die neue NFL

Ein paar kurze Gedanken zu dem unfassbaren Spiel am Montagabend in Los Angeles: Diese Partie war die perfekte Visualisierung von Football in der NFL im Jahr 2018. Ich hatte in den vergangenen Wochen mehrfach den Punkt angebracht, dass es in diesem Jahr keine dominante Defense gibt; gemeint ist eine Defense, die konstant und insbesondere auch gegen gute Offenses ein Spiel dominieren kann. Die Top-Offenses in der Liga werden den Ball bewegen und auch punkten, egal, gegen wen es geht.

Der Super Bowl mit seinen 1.151 Combined Yards und 14 Scoring-Drives war das perfekte Beispiel hierfür: die Offenses dominierten die Partie weitestgehend komplett, am Ende war es aber das eine Big-Play der Eagles-Defense - ein Forced Fumble 2:16 Minuten vor dem Ende - das dieses Spiel entschied.

Zumindest vorläufig muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass Defenses ein Spiel dieser Größenordnung kontrollieren können, wie es in der Vergangenheit - die Seahawks auf ihrem Höhepunkt sind sicher das beste Beispiel dafür, die Broncos und Jaguars in den vergangenen Jahren fallen ebenfalls in diese Kategorie - der Fall war.

Aber sehr wohl gibt es noch einen Platz für Defenses in der heutigen NFL, und das hat das Duell am Montagabend ebenfalls gezeigt. Acht Sacks, drei Defensive Scores und sieben Turnover insgesamt zeigen, wie sich die Aufgabe für eine Defense verändert hat: da die wirklich guten Offenses weniger auf Ballbesitz und lange Drives setzen - die Rams hatten gegen KC weniger Yards bei ihren 54 Punkten als die Buccaneers in der Vorwoche gegen Washington (3 Punkte) -, ist es nicht der Job einer Defense, die Offense zu kontrollieren.

Es geht darum, die Big-Play-Offenses mit ein, zwei Big Plays defensiv zu kontern. Das wird den Unterschied ausmachen, auch in den Playoffs; keine kontrollierende Defense. Dafür sind die Elite-Offenses in der NFL aktuell zu stark und zu weit voraus.

Lamar Jacksons Debüt: eine neue Ära bei den Baltimore Ravens?

Verletzungsbedingt waren die Ravens letztlich zum Quarterback-Tausch gezwungen, in der kommenden Woche könnte sich das Szenario wiederholen - und dann? Was sollte Baltimore machen, wenn Joe Flacco wieder fit ist? Gibt Flacco den Ravens aktuell die bessere Chance auf Siege? Oder Jackson? Mit welchem Quarterback können sie Gegnern größere Probleme bereiten, noch Richtung Playoffs schauen - und John Harbaughs wackelnden Stuhl wieder sichern?

Klar ist, und das wurde bei Jacksons Starting-Debüt gegen die Bengals deutlich: Mit dem Rookie-Quarterback sieht die Ravens-Offense dramatisch anders aus als das mit Flacco der Fall war.

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Jackson hatte gegen Cincinnati 27 Runs - kein Quarterback in der Super-Bowl-Ära hatte jemals (!) so viele Rushing-Versuche in einer Partie. Es war der Höchstwert, seitdem Pittsburghs Joe Geri 1950 stolze 29 Mal lief.

Jackson hat den Ravens-Franchise-Rekord für Rushing-Yards eines Quarterbacks fast verdoppelt (bisher: Tyrod Taylor, 65 Rushing-Yards 2012) und seine 64 Rushing-Yards in der ersten Hälfte waren der zweithöchste Wert für einen Rookie-Quarterback in einer ersten Hälfte seit 1991; nur Russell Wilson in Woche 15 der 2012er Saison hatte mehr (72).

Und das war auch komplett so geplant: lediglich drei seiner 27 Runs waren Scrambles, die restlichen 24 Läufe waren designed Runs; einen solchen sieht man beispielhaft hier.

Die Ravens, bei ihrem ersten Drive, der über elf Plays und ohne Pass ablief, kommen bei einem frühen Third Down in der eigenen Hälfte in Empty Formations heraus. Die Bengals reagieren konservativ, mit einer 2-Man-Coverage: ein 4-Men-Rush, zwei tiefe Safetys in Zone Coverage, ansonsten überall Eins-gegen-Eins-Coverage.

Das ist eine Einladung für den Play-Call der Ravens. Die spielen einen designten Quarterback-Draw, es handelt sich hier also nicht um einen Scramble; der Center, der direkt Downfield blockt, liefert den Indikator hierfür. Und auch ansonsten räumen die Route-Kombinationen auf beiden Seiten den Weg frei, um Jackson hinter dem Center als Lead-Blocker einen langen Run zu erlauben. Durch den Play-Call der Bengals gibt es keinen Verteidiger in der Box, um auf Jackson zu reagieren.

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Baltimores genereller Ansatz war schlicht ein anderer: Die Ravens liefen in 74 Prozent ihrer offensiven Snaps und warfen den Ball in nur 26 Prozent; der Liga-Schnitt in dieser Saison ist bei rund 60 Prozent Pässen. Baltimore selbst hatte bislang in dieser Saison eine Pass-Quote von über 60 Prozent.

Dabei hatten die Ravens diverse Pakete für Jackson parat, immerhin hatten sie die gelegentlichen Trick Plays mit ihrem Rookie-Quarterback im Laufe der Saison ja immer wieder gespielt. Mit (angetäuschten) Jet Sweeps, Zone Reads, Option Plays, Formationen mit mehreren Spielern im Backfield, Formationen mit den Tackles Outside postiert - die Ravens-Offense mit Jackson statt Flacco gab Cincinnatis Defense einige Denkaufgaben.

Ravens und Jackson: Funktioniert das Passing Game?

Dennoch bleibt ein zentraler Aspekt: in der heutigen NFL muss man auch in der Lage sein, den Ball zu werfen. Und die Ansätze, die Baltimore hier zeigte, sollten Ravens-Fans optimistisch stimmen.

Insbesondere in der vergangenen Saison war es ein zentrales Problem der Ravens-Offense, dass man zu eindimensional und zu vorhersehbar daherkam, da die Run Plays und die Passing Plays zu wenig aufeinander aufbauten. Deshalb investierte Baltimore so in Tight Ends, um zurück zu den 2-TE-Sets zu kommen, und daraus dann laufen sowie ins Play Action Game gehen zu können.

Tatsächlich spielt Baltimore ligaweit nach den Eagles, Texans und Titans mit die meisten 2-TE-Formationen - und wirft daraus häufig und erfolgreich: fast 60 Prozent ihrer Plays aus 2-TE-Sets sind Pässe - für 8,4 Yards pro Pass.

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Das hilft Jackson auch, und mit ihm auf dem Feld ist der Faktor des Kombinierens von Run- und Pass-Plays nochmals gefährlicher für die Defense.

Man sieht es bei dieser Route-Kombination und diesem Play-Call. Eine kurze Completion am Ende, doch das Design und die Formation sind der interessante Part. Die Ravens hatten gegen Cincinnati mehrere Plays mit exakt dieser oder sehr ähnlicher Formation: Ein Running Back hinter Jackson, ein Tight End oder Fullback leicht versetzt vor Jackson.

Daraus liefen sie regulär, sie liefen Zone Reads - und hier nutzen sie eine genau solche Formation für den Pass. Die Bengals fokussieren sich auf das Zentrum, weil sie einen Run erwarten. Jackson findet nach dem Play-Action-Fake seinen Tight End, der aus dem Backfield in die Flat läuft und dort ungedeckt auf den Pass wartet.

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In eine ähnliche Kategorie fällt dieser Play-Action-Pass 9:20 Minuten vor der Halbzeitpause. Baltimore präsentiert wieder typisches Run-Personnel und eine enge Formation, bei 1st&10 deutet für die Bengals erst einmal vieles auf einen Run hin.

Nach dem Snap blockt die Line nach rechts, ein Pull-Blocker kommt auf die linke Seite rüber und beschützt gemeinsam mit den im Backfield postierten Running Back und Fullback die Backside des Plays.

Jackson kann sich so nach dem Play-Action-Fake ungehindert via Rollout zu seiner rechten Seite bewegen. Auf der Seite haben sich beide Tight Ends in ihre Route begeben, dazu gibt es eine Crossing-Route durch den Receiver auf der anderen Seite. Jackson hat so mehrere Optionen für einen vergleichsweise sicheren Pass und erhält einen einfachen Read.

Mit diesen Mitteln kann Baltimores Offense im Passing Game über die nächsten Wochen noch gefährlicher und vor allem schwerer ausrechenbar werden.

Fazit: Baltimores Offense mit Jackson gefährlicher als mit Flacco

Und das Fazit? Baltimores Ansatz macht die Ravens in jedem Fall zu einer neuen Herausforderung für Defenses.

Flacco hatte nach gutem Start in die Saison zuletzt merklich nachgelassen, insbesondere das explosive Element in der Offense - das Baltimore letztes Jahr so deutlich gefehlt und über das erste Saison-Viertel zurück schien - ist inzwischen wieder weitestgehend verloren gegangen. Über Flaccos letzte fünf Spiele (Steelers, Panthers, Saints, Titans, Browns) lautet seine Bilanz bei Passversuchen über mindestens 20 Yards: 4/30, 94 YDS, 2 INT.

Gleichzeitig konnte Baltimore, und das hängt natürlich zusammen, den Ball in den letzten Wochen nicht mehr so gut laufen. Defenses können die Box wieder aggressiver bespielen, weil das vertikale Passing Game nicht mehr so gefährlich daherkommt. Unter der Prämisse, dass Flacco nicht plötzlich wieder die Big Plays im Passing Game einfach anknipsen kann, müssen sich die Ravens fragen: wie bekommen wir offensiv Big Plays zustande?

Im Passing Game sollte man die, zumindest konstant, von Jackson (noch) nicht erwarten. Aber mit dem Rookie sind die Ravens in der Lage, explosive Plays zumindest über das Run Game zu kreieren. Gegen Cincinnati hatte Baltimore acht Runs über mindestens zehn Yards, 15 Runs für ein neues First Down und insbesondere über die Mitte diverse explosive Plays. Erst zum vierten Mal in dieser Saison knackte Baltimores Offense die 400-Yard-Marke.

Und klar ist auch: Jackson wird gegen stärkere Gegner im Passing Game mehr liefern müssen als es gegen eine inkonstante Bengals-Offense sowie eine seit Wochen anfällige Bengals-Defense der Fall war. Gleichzeitig aber präsentiert Baltimores Offense, wenn die Ravens den Zone-Read-Stil ausbauen und darauf aufbauend auch das Passing Game weiterentwickeln können (etwa mit Run Pass Options, Play Actions, Passing Designs aufbauend auf den Runs), in dieser Form eine für NFL-Defenses ungewohnte Herausforderung, was in der Vorbereitung auf die Spiele kein kleiner Faktor ist.

Darauf aufbauend lautet dann die Frage: wie groß ist die realistische Chance, dass Flacco seine Form aus dem ersten Saisonviertel nochmals wiederfindet und so als Passer wirklich den Unterschied ausmacht? Oder ist es wahrscheinlicher, dass man für die ausstehenden Spiele dieser Saison mit Jackson die unkonventionellere, nicht unbedingt zeitgemäße, aber dennoch gefährlichere Offense hat?

Ich würde auf Letzteres setzen.

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Week 11 - Beobachtungen zum Spieltag:

Packers: McCarthy ist ein Problem - Rodgers ein anderes

Hat Packers-Coach Mike McCarthy während der Niederlage gegen Seattle Pluspunkte gesammelt? Absolut nicht. Der Lockett-Catch war ein monströs kritischer Moment in diesem Spiel und hätte zwingend eine Challenge-Flag nach sich ziehen müssen. Der Punt gut vier Minuten vor dem Ende bei 4th&2 war ein riesiger Fehler - es gab keinen Grund, in diesem Spiel der eigenen Defense zu vertrauen.

Mehrere Play-Calls bei Third Down sorgten ebenfalls für Stirnrunzeln und wie er Aaron Jones vernünftig einsetzt, scheint für McCarthy nach wie vor nicht ganz klar zu sein. Green Bay hat eines der gefährlichsten Run Games der NFL aktuell, dennoch scheint McCarthy Jones nicht zu vertrauen. Es ist einer von vielen Aspekten, die zu einem klaren Bild führen: die Packers machen sich die Arbeit schematisch und auch individuell unnötig viel zu schwer.

Aber man kann nicht alle Probleme der Packers-Offense an McCarthy festmachen. Vielmehr muss man auch in eine Richtung schauen, in die Packers-Fans nicht schauen wollen, und lange auch nicht schauen mussten: Aaron Rodgers spielt keine gute Saison. Gegen die Seahawks waren es wieder einige Ungenauigkeiten im Passing Game, die man in den vergangenen Wochen ebenfalls beobachten konnte, und das dieses Mal überraschenderweise auch aus sauberer Pocket. Mit Pressure hatte er schon über die letzten ein, zwei Jahre Probleme.

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Der offensichtlichste Miss kam direkt vor dem Punt-Fehler, als die Packers eine gute Route-Kombination aufs Feld brachten: Ein Rub-Konzept zu Rodgers rechter Seite, gegen Man Coverage, wodurch der Verteidiger gezwungen ist, um zwei Spieler herum zu navigieren. Rodgers primärer Read ist offen, aber er verfehlt den freien Receiver für ein neues First Down deutlich.

Teilweise sind McCarthys Play-Calls in den falschen Momenten je zu aggressiv oder zu konservativ, teilweise ist es Rodgers selbst, der im falschen Moment aus der Struktur des Plays ausbricht, die einfache Completion ignoriert und ganz konkret auch immer wieder Receiver verfehlt hat. All diese Dinge spielen zusammen.

Und was die schematischen Aspekte angeht, sehen wir seit Jahren vergleichbare Probleme. Ich will in Green Bay ein Scheme sehen, dass den Quarterback nicht nur unterstützt - McCarthys Designs erreichen das wie erwähnt durchaus -, sondern ihn auch besser macht; statt permanent von ihm spektakuläre Pässe zu erwarten.

Ein Scheme, das nicht erst einen öffentlichen Appell von Rodgers braucht, um Aaron Jones vernünftig einzusetzen. Das endlich mit den Isolation-Routes aufräumt, und Rodgers Fähigkeiten außerhalb der Pocket mit einem Play-Action-lastigen Scheme - vergleichbar mit Kyle Shanahan oder Sean McVay - besser zur Geltung bringt. Oder welche schematische Erklärung gibt es dafür, dass Rodgers dieses Jahr gerade einmal eine Play-Action-Quote von 20 Prozent hat, während fast 38 Prozent der Pässe von Jared Goff via Play Action kommen?

Dabei ist es zunehmend wichtig, Rodgers selbst auch kritisch zu betrachten, mit einer zentralen Frage jedoch im Hintergrund: könnte man mit einem besseren Scheme aus Rodgers nochmal mehr heraus holen? Oder könnte McCarthys Scheme mit einem anderen Quarterback besser funktionieren? Und welche Variante wäre die erfolgsversprechendere?

Da ist die Antwort für mich dann doch Ersteres. McCarthy zeigt durchaus gute Route-Kombinationen und die richtigen Coverage-Beater. Aber das einerseits zu inkonstant, und andererseits ist die Offense zu statisch, zu wenig zeitgemäß, zu inflexibel. Wo sich Teams wie die Chiefs, die Saints, die Rams oder auch die Patriots neuer Ideen bedienen und sich permanent weiter entwickeln, hat man in Green Bay das Gefühl, dass die Offense seit einigen Jahren weitestgehend stehengeblieben ist.

Und das ist keine neue Erkenntnis: das mögliche Titelfenster mit Aaron Rodgers wird gerade rasant kleiner.

Jaguars: Man kann seinen Quarterback nicht verstecken!

Wie schon in den Playoffs vor allem gegen New England letztes Jahr, haben es die Jags auch gegen Pittsburgh wieder versucht; sie haben versucht, Blake Bortles zu verstecken. Jacksonville beendete die Partie mit 43 Runs und gerade einmal 18 Pässen, in der modernen NFL eine bemerkenswerte Diskrepanz.

Noch bemerkenswerter ihre Yards pro Play: im Passing Game waren es 5,7, im Run Game 4,1. Rechnet man die Sacks dazu, hatten die Jags im Passspiel gerade einmal 3,5 Yards pro Play. Eine erbärmliche Zahl, und dennoch schien Jacksonville mit dieser Art Offense einen Sieg gegen ein Contender-Team klauen zu können. Die einzigen längeren Drives auf beiden Seiten in der ersten Hälfte endeten in Field Goals für die Jaguars, darunter ein 15-Play-Drive mit nur einem einzigen Pass, ein 5-Yarder zu Dede Westbrook.

Das Problem mit diesem Ansatz? Man kann einen Gegner nicht deutlich distanzieren, so lange das Run Game nicht ultra-dominant ist - und das war das Run Game der Jaguars gegen Pittsburgh genauso wenig wie in der vergangenen Saison. Die Jags beendeten die Partie mit vier 3&Outs nacheinander, gefolgt vom Strip-Sack durch Watt gegen Bortles.

Der Ablauf bei diesen 3&Outs?

  • 2 Runs (-1 Yard), 1 Pass (Incomplete)
  • 1 Run (2 Yards), 2 Pässe (2 Sacks)
  • 2 Runs (-1 Yard), 1 Pass (Incomplete)
  • 3 Runs (6 Yards)

Jedes einzelne Mal war dabei das First-and-10-Play ein Run, bei drei dieser vier Drives war auch das zweite Play ein Run. Jacksonville versuchte krampfhaft, das Spiel zu gewinnen, ohne Bortles werfen zu lassen - während Pittsburgh mit zwei schnellen Touchdown-Drives konterte und die Partie drehte, auch wenn der Game-Winning-Touchdown selbstverständlich einiges an Glück brauchte.

An einem Tag, an dem die Defense trotz weiter vorhandener Probleme im Pass-Rush alles tat, um diese Partie zu gewinnen, wurde einmal mehr deutlich, dass Bortles nicht nur das offensichtliche Problem ist; sondern dass die Coaches ihm in kritischen Situationen auch schlicht nicht mehr vertrauen.

Buccaneers: Dirk Koetters letzte Chance ist abgelaufen

Vor einigen Wochen noch hatte Tampa Bays Head Coach Dirk Koetter kaum eine andere Wahl: Jameis Winston spielte grausam und hangelte sich von Turnover zu Turnover, während die Fitzmagic zwar abgelaufen war; Ryan Fitzpatrick allerdings immer noch entschieden mehr Big Plays lieferte als Winston. Koetter brauchte kurzfristigen Erfolg und traf dafür die kurzfristige Entscheidung, wenngleich für die mittel- und langfristige Sichtweise der Franchise Fitzpatrick statt Winston keinerlei Sinn machte.

Gegen die Giants war dann auch die letzte Spur der Fitzmagic aufgebraucht und nach weiteren horrenden Turnovern zog Koetter - mal wieder - die Quarterback-Reißleine. Damit ist die Saison auch in der Hinsicht vorbei, die letzte Hoffnung, dass Koetter mit Fitzpatrick nochmal die explosive, vertikale Offense aus den ersten Wochen der Saison aufs Feld bringen kann, darf begraben werden.

Damit sollte jetzt auch für Koetter Endstation in Tampa Bay sein. Wollen die Bucs Winston jetzt überhaupt noch auf dem Feld sehen? Immerhin ist seine Fifth-Year-Option für nächstes Jahr nur im Verletzungsfall garantiert. Oder ist Winston für nächstes Jahr noch fix als Starter eingeplant, und ihm wieder einen Rhythmus und Selbstvertrauen zu geben, hat oberste Priorität?

So oder so, die mittel- und langfristigen Pläne der Franchise müssen jetzt Priorität haben. Und in denen wird Koetter keine Rolle mehr spielen.

Random Stat zu Week 11: Andrew Luck geht nicht zu Boden

Nachdem Washingtons verrückte Serie von Spielen ohne Lead-Change innerhalb der Partie in Week 11 schließlich doch endete, ist es an der Zeit, eine neue Serie zu suchen. Und die gibt's in Indianapolis: Andrew Luck wurde seit nunmehr 214 Dropbacks in Folge nicht mehr gesackt, es ist die längste Serie seit Mark Rypien 1991 (252 Dropbacks in Folge).

Für den All-Time-Rekord wird Luck noch sehr viel Zeit aufrecht in der Pocket verbringen müssen - der gehört nämlich Dan Marino, der zwischen 1988 und 1989 in 759 aufeinanderfolgenden Dropbacks von keinem Verteidiger zu Boden gebracht wurde.

NFC East Sieger, Super Bowl Geheimtipp, Top-5-Pick, Panthers - eure Fragen

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Jonas Barthel und Simon Peters: Wer gewinnt die NFC East und braucht man dazu mehr als 9 Siege? Ist Dallas nun der Topfavorit in der NFC East?

Man muss es mittlerweile so sagen - Dallas ist für mich inzwischen tatsächlich der Favorit in der NFC East. Bei den Eagles warte ich zu lange schon darauf, dass sich die Offense findet; stattdessen sehen wir weiter fragwürdiges Play-Calling, Protection-Probleme, kein Run Game und früher oder später auch Wackler von Carson Wentz. Das Cornerback-Corps ist nach noch weiteren Verletzungen eines der schlechtesten in der NFL und selbst der noch immer sehr gute Pass-Rush kann das nicht überspielen.

Die Cowboys haben aktuell die beste Defense der Division, genau wie die beste Offensive Line - während Washington seit Wochen Spieler in der Offense weg brechen, mit dem traurigen Höhepunkt der schweren Verletzung von Alex Smith. Die Line ist dezimiert, das Receiving-Corps ebenfalls und jetzt soll ein Backup-Quarterback es richten, während die Defense zuletzt anfälliger war.

Ich denke, neun Siege reichen am Ende für die Division. Und ich denke, Dallas hat die besten Chancen, da noch hin zu kommen. Wenngleich die Cowboys mit ihrem limitierten Passing Game natürlich ebenfalls alles andere als ein komplettes Team sind und für mich gegen die wenigsten Wildcard-Kandidaten (Minnesota, Carolina, Chicago, vielleicht noch Seattle oder Green Bay) selbst bei einem Heimspiel Favorit wären.

Doch mit der starken Front, mehreren sehr guten Spielern in der Secondary und Ezekiel Elliott, der für dieses Team einfach den Unterschied ausmacht, spricht im Moment jedenfalls mehr für Dallas als für die Division-Konkurrenten.

David Nicolas: Saints, Chiefs und Rams sind die Favoriten auf den Super Bowl. Wen siehst du direkt dahinter als engste Konkurrenten? Wer könnte ein möglicher Geheimtipp sein?

Die Chargers und die Patriots hab ich nach diesen drei Teams als nächstes auf der Liste, genau wie die Steelers - keiner dieser Kandidaten würde aber wohl als "Geheimtipp" durchgehen. Wenn Trubisky sich weiter so entwickelt und er die Pässe zum Kopfschütteln, die er immer noch nahezu jede Woche drin hat, abstellen kann, sind die Bears auch ein möglicher Kandidat. Scheme, Waffen und die Defense sind gut genug.

Hier ist ein Team, das seit einigen Wochen heiß läuft: die Indianapolis Colts! Als ernsthaften Super-Bowl-Kandidaten habe ich die Colts dieses Jahr noch nicht auf dem Zettel, aber die Frage war ja nach einem Geheimtipp.

Ich hatte die Colts-Offense letzte Woche ausführlicher analysiert, und so lange die Offensive Line (kein Sack seit 5 Spielen zugelassen, gegen Tennessee kein QB-Hit) so weiterspielen kann, wichtig hierfür wäre eine schnelle Rückkehr von Ryan Kelly, Luck auf diesem Level spielt und das Scheme sich weiter so entwickelt, sind die Colts in der heutigen NFL ein Team, das gegen viele Gegner mithalten kann.

ChrisF.: Wie sind die starken Leistungsschwankungen mancher Teams von Woche zu Woche zu erklären? Aktuellen Beispiel: Die Titans.

Tennessee, Carolina (inzwischen), Dallas, Minnesota, Seattle, Green Bay: alles derzeit inkonstante Teams, die zu sehr guten Spielen in der Lage sind, aber auch immer wieder das Gegenteil zeigen. Für mich eint diese Teams ein Aspekt: ein inkonstantes Passing Game.

Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Bei den Cowboys sind es der Quarterback, die Waffen und das Scheme, bei den Seahawks der generelle Ansatz, bei den Packers Scheme und, mittlerweile, auch Rodgers, bei den Vikings primär die Offensive Line, bei Carolina der Run-Ansatz und die Protection und bei Tennessee von allen genannten Aspekten ein bisschen was.

Die Teams, die dieses Jahr konstanter stark sind, haben auch die besten Passing Offenses der Liga. Die Rams, Chiefs und Saints natürlich, im etwas weiteren Kreis die Patriots, Steelers und Chargers. Wer in der heutigen NFL nicht in der Lage ist, Spiele über das Passing Game zu gewinnen, der wird auch keinen konstanten Erfolg haben.

Pulp: Mit den noch ausstehenden Spielen und der heutigen Leistung: Playoffs für die Panthers wieder eher Träumerei?

Wirklich problematisch sehe ich da die beiden Spiele gegen die Saints - alle anderen Gegner sollten für Carolina schlagbar sein. Die Seahawks sind ähnlich aufgebaut, die Bucs sind die Bucs, für Atlanta sollte es in Woche 16 um nichts mehr gehen und dann sind da noch die Browns

Wir sehen langsam die Probleme in der Offensive Line und im Pass-Rush, die vor der Saison zu vermuten waren. Aber Carolina hat immer noch Qualität in seiner Front, einen guten Quarterback und ein gutes Running Scheme, während sich D.J. Moore immer besser zurechtfindet. Ich tippe Carolina auf zehn Siege und einen Wildcard-Platz - und wenn es ist, weil in keiner anderen NFC-Division das "zweite" Team gerade so richtig überzeugend aussieht.

Dominik Müller: Du redest immer wieder von nicht dominanten Defenses. Gibt es im Gegensatz dazu dominante Offensive Lines, speziell die Colts? 5 Spiele ohne Sack, ist das individuelles Talent? Oder was macht die Colts beziehungsweise was macht Lines generell dieses Jahr stark?

Coaching, Technik und das richtige Scheme (unter anderem: ist meine Line eher für Zone oder für Man Blocking geeignet?) spielen eine zentrale Rolle. Bestes Beispiel dieses Jahr sind die Seahawks: Seattle hat über die Jahre immer wieder stolze Ressourcen in die Line gesteckt, das Ergebnis hat aber nie mit den Investitionen zusammengepasst. Mit neuem Coach sieht das dieses Jahr komplett anders aus. Auch die Patriots sind eines der besten Beispiele dafür, wie mit soliden Spielern eine gute Line gecoacht werden kann.

Die Colts haben gutes Coaching, sie haben aber auch eine merklich verbesserte individuelle Qualität; und sie helfen ihrer Line mit dem Scheme: Von allen Quarterbacks mit mindestens 300 Pässen in dieser Saison werden nur Ben Roethlisberger (im Schnitt 2,38 Sekunden bis zum Pass), Andy Dalton (2,38) und Drew Brees (2,41) den Ball schneller los als Luck. Und wenig überraschend ergänzen gerade Big Ben und Brees eine sehr gute Line mit ihrem schnellen Release, und erleichtern ihrer ohnehin starken Line so zusätzlich die Arbeit.

Mit Screens, Play Action und einem schnellen Rhythmus im Passing Game kann man der eigenen Line immer helfen. Wichtig ist aber auch der Quarterback individuell: Quarterbacks wie Russell Wilson oder Aaron Rodgers werden immer auch einige Sacks kassieren, die andere nicht kassieren - weil sie den Ball zu lange halten und nach dem Dropback gerne nicht dort sind, wo sie via Play Design eigentlich sein sollten. Auf der anderen Seite aber werden sie eben auch einige Sacks verhindern, wenn die Line geschlagen ist.

Ein Juppie: Welches Team, das aktuell einen Top-5-Pick im kommenden Draft haben würde, gibt deiner Meinung nach am ehesten seinen Pick ab? Und bei welchem Team wäre es am sinnvollsten? Außerdem: Nick Foles wird nach der Saison Free Agent. Was passiert mit dem amtierenden Super-Bowl-MVP?

Die Top-5-Draft-Reihenfolge aktuell:

  • 49ers
  • Raiders
  • Cardinals
  • Jets
  • Giants

Sollte es so bleiben - und natürlich ist es noch früh im Draft-Prozess -, vermute ich, dass die 49ers Bosa holen, um endlich den Edge-Rusher zu bekommen, den sie schon so lange suchen. Arizona könnte aber schon der erste Kandidat sein, der ein paar Spots zurück geht, um vielleicht einen weiteren Erstrunden-Pick einzustreichen.

Die Cardinals könnten etwa darauf zocken, dass sie in dem Elite-Defense-Draft auch ein paar Spots weiter unten ihren Wunsch-O-Liner erhalten. Auch die Jets sind ein potentieller Trade-Kandidat, um sich Picks aus dem Darnold-Trade zurückzuholen und ihre zahlreichen Baustellen um Darnold herum besser adressieren zu können.

Die Raiders brauchen so dringend wie kein anderes Team Elite-Spieler, und haben schon eine Vielzahl an Top-Picks über die nächsten Jahre; hier sehe ich keinen Trade zurück. Und die Giants sollten - sofern in der Free Agency nichts Überraschendes passiert - einer der heißesten Quarterback-Kandidaten im Draft sein. Da ist ein Trade zurück eher unwahrscheinlich.

Foles wird ein Quarterback sein, den Teams als Übergangslösung sehen; etwa wenn sie planen, früh im Draft einen Rookie-QB zu holen. Die Giants, sofern sie sich von Eli Manning trennen, sind da gar nicht so unwahrscheinlich. Ich erwarte nicht, dass ein Team Foles als möglichen Starter für längere Zeit anseht, wie es nach der vergangenen Saison bei Keenum der Fall war.