Bears gegen Rams bedeutete für viele das große Duell zwischen Defense und Offense und die Frage, ob Elite-Defenses heutzutage noch mit Elite-Offenses mithalten können. Und wer die erste Halbzeit gesehen hat, musste sagen: Definitiv! Die Bears hielten L.A. in den ersten drei Drives bei mickrigen 33 Yards. Und hier waren wir schon Mitte des zweiten Viertels. Deshalb sah sich Sean McVay auch dazu gezwungen, in die Trickkiste zu greifen.
Doch auch ein erfolgreicher Fake-Punt von Johnny Hekker resultierte lediglich in einem Drive, welcher in einem Field-Goal-Versuch endete. Da sah die Offense der Bears eigentlich besser aus. Eigentlich. Denn wo die Bears-Drives mit effektiven Elementen im Laufspiel versehen waren, war Mitch Trubisky (16/30, 110 YDS, TD, 3 INT) im Passing Game unglaublich inkonstant. Die beiden Interceptions des Bears-Quarterbacks im ersten Durchgang waren horrende Missed Throws. Erst überwarf er Josh Bellamy deutlich, dann warf er den Ball in Richtung eines komplett gedeckten Taylor Gabriel.
Doch da auch Jared Goff nicht den besten Tag erwischte, ging das Spiel ausgeglichen in die Kabine. Goff wurde bei einem Wurfversuch von Left Tackle Andrew Withworth berührt, der sein Duell mit Jonathan Bullard verlor. Der flatternde Ball landete in den Händen von Roquan Smith. Goffs Hail-Mary-Versuch in letzter Sekunde wurde von Eddie Jackson abgefangen.
Bears vs. Rams: Chicagos Big Men sorgen für Touchdown
Auch im zweiten Durchgang wurde der Rams-Offense gleich einmal der Stecker gezogen. Bears-Lineman Eddie Goldman brachte Goff in der eigenen Endzone zu Boden und leitete den perfekten Start in Durchgang Zwei ein. Die Bears marschierten nämlich bis 2 Yards vor die gegnerische Endzone und brachten plötzlich fünf weitere Big Men anstatt von Skilled Playern auf das Feld, um das Third Down auszuspielen. Tackle Bradley Sowell fing den Play-Action-Pass von Trubisky für eine 15:6-Führung.
Doch auch durch diese Watschn wurden die Rams nicht wach. Im Gegenteil. Erst gabs ein Three-and-Out, dann warfen beide Quarterbacks wieder katastrophale Interceptions. Und auch im Kicking-Department ließen beide Crews noch Versuche ungenutzt. Und da der Bears-Pass-Rush konstant mit vier Mann großen Druck auf Goff (20/44, 180 YDS, 4 INT), welcher noch eine vierte Interception warf, ausüben konnte und Chicagos Linebacker überragten, ging das Resultat vollkommen in Ordnung.
Die Bears landen einen Statement-Erfolg und setzen sich mit einer Bilanz von 9-4 erst einmal von den Vikings ab. In Sachen Playoff-Bye müsste man wohl noch die Rams einholen und das scheint nicht mehr machbar. L.A. hingegen hat die Spitzenposition in der NFC wieder an die Saints abgegeben.
Bears vs. Rams - die wichtigsten Statistiken
Chicago Bears (9-4) - Los Angeles Rams (11-2) 15:6 (3:3, 3:3, 9:0, 0:0) BOXSCORE
- In der ersten Halbzeit hielten die Bears Todd Gurley bei 11 Rushing Yards in 5 Versuchen. Der niedrigste Wert in dieser Saison für Gurley und der zweitniedrigste in seiner Karriere.
- Die Bears haben ihre Gegner in dieser Saison schon in 7 Spielen bei 6 oder weniger Punkten zur Halbzeit gehalten. Bestwert in der Liga. Die Rams kamen dagegen als dritterfolgreichstes Team mit 17,3 erzielten Punkten pro Spiel in der ersten Halbzeit ins Spiel. Nie haben sie in dieser Saison weniger Punkte als gegen die Bears erzielt.
- Die Rams haben nun im zweiten Spiel in Folge einen Touchdown durch einen gegnerischen Offensive-Line-Spieler zugelassen.
- Die Bears haben nun schon mehr Interceptions (25) als in den letzten drei Spielzeiten zusammen (24).
- Jared Goff hat zum ersten Mal in seiner Karriere 4 Interceptions geworfen.
Der Star des Spiels: Roquan Smith (Chicago Bears)
Hinter einer bärenstarken D-Line spielten auch die Linebacker der Bears hervorragend. Unglaublich schnell erkannten sie Screen-Plays und waren hervorragend im Tackling. Smith war gegen den Run und in Coverage eine absolute Bank und krönte seine Performance mit dem ersten Pick seiner Karriere.
Der Flop des Spiels: Jared Goff (Los Angeles Rams)
Nach einem dürftigen Auftritt gegen die Lions spielte Goff gegen die Bears das schlechteste Spiel seiner Saison. Zahlreiche ungenaue Pässe und Unstimmigkeiten mit den Receivern. Goff warf Pässe in Coverage und verschuldete mindestens drei Picks. Dann ließ er sich zu lange gegen den effektiven 4-Men-Rush der Bears Zeit und trug an mehreren Sacks Mitschuld.
Analyse Bears vs. Rams: Die Taktiktafel
- Beide Teams verzeichneten hervorragende erste Halbzeiten von ihrer defensiven Seite. Auffallend dabei war, dass beide Teams auf Blitzes verzichteten. Nahezu alles ging über den 4-Men-Rush. Und während die Bears mit Double- und Triple-Teams einen guten Job darin machten, Aaron Donald zu kontrollieren, hatten die Rams mit Khalil Mack etwas größere Probleme.
- Trubisky ist einer der Quarterbacks, die über einen gesamten Drive elektrisieren und im nächsten Moment alles wegwerfen können. Seine zweite Interception in die Hände von Nickell Robey-Coleman war ein unerklärlicher Passversuch gegen Cover 2. Gabriel war schon im Moment des Passes nicht mehr für Trubisky zu erkennen. Wehtun konnte er den Rams stattdessen dann, wenn er die Lücke im 4-Men-Rush fand und loslief.
- Chicago machte hohen Gebrauch von Tarik Cohen. Der Running Back war wieder einmal schon vor dem Snap fleißig unterwegs und wurde durch kurze Pässe oder das Laufspiel in Szene gesetzt. Die Bears wollten das Spiel in die Breite ziehen und machten vor allem von der Schnelligkeit von Cohen Gebrauch.
- Es verwunderte wenig, dass der erste Touchdown des Spiels von einem Defensive Spieler erzielt wurde. Die Art und Weise war dann aber doch ungewöhnlich. Chicago schickte bei 3rd-and-2 fünf weitere Big Men anstatt von Skilled Playern ins Spiel. Akiem Hicks war dabei wie in der Vorwoche im Backfield aufgestellt. Trubisky spielte diesmal aber einen Play Action Fake aus. In den Trenches befreite sich Tackle Bradley Sowell nach angetäuschtem Block und fing den Pass sicher.