Die Playoffs stehen unmittelbar vor der Tür, mit den Wildcard-Games feiert die Postseason am kommenden Wochenende ihren Auftakt. Was macht die Teams, die es unter die letzten zwölf der Saison geschafft haben, aus? Und wo könnten sie verwundbar sein? Wir werfen einen Blick auf die Stärken und Schwächen in der NFC.
NFC Playoffs: Philadelphia Eagles (6. Seed)
Die Stärken der Philadelphia Eagles
Der Grundpfeiler für den (Playoff-)Erfolg der Eagles im Vorjahr war die defensive Dominanz an der Line of Scrimmage. Nachdem die Defensive Line etwas schwerfällig in die neue Saison fand, ist Philly in diesem Bereich nun schon wieder gefährlich nah an dem Niveau des Super-Bowl-Jahres. Fletcher Cox verbuchte über die vergangenen vier Wochen mehr Pressures als jeder andere Spieler, über die gesamte Saison gesehen schaffte es nur Aaron Donald noch öfter in die Nähe des Quarterbacks. Auch Brandon Graham steht unter allen Edge Defendern mal wieder in den Top 10 in puncto Pressures. Mit Michael Bennett, Chris Long, Tim Jernigan, Haloti Ngata und Co. sind die Eagles in der Breite zudem erneut stark aufgestellt und können so sicherstellen, dass ihre besten Spieler in den entscheidenen Momenten bei Kräften sind.
Auch offensiv findet das Team von Doug Pederson an der Line of Scrimmage mehr und mehr zu seiner Vorjahres-Form. Vom Status der vielleicht besten Offensive Line der NFL ist Philadelphia aktuell zwar ein gutes Stück entfernt, vor allem die linke Seite mit Jason Peters und Isaac Seumalo ist allenfalls NFL-Durchschnitt, mit Jason Kelce hat man aber einmal mehr den vielleicht besten Center der Liga in den eigenen Reihen, Tackle Lane Johnson und Guard Brandon Brooks spielen nach kleinen Durchhängern mittlerweile auch wieder auf sehr hohem Niveau. Gegen die brutale Front der Bears erwartet die Offensive Line eine schwere Aufgabe, über das Potenzial, um diese zu meistern, verfügen die Eagles allerdings durchaus.
Darüber hinaus verfügt Philly über genug Waffen, um offensiv variabel aufzutreten und verschiedenste Schwächen in der gegnerischen Defense zu attackieren. Mit Zach Ertz kann man auf einen der drei besten Tight Ends der NFL bauen, vor allem über kurze und mittlere Distanzen ist er einer der am schwersten zu verteidigenden Spieler überhaupt. Dazu kommen Alshon Jeffery, ein klassischer X-Receiver, der im Eins-gegen-eins jeden Ball erreichen kann, Golden Tate, der vor allem nach dem Catch brandgefährlich ist und Nelson Agholor, der als Deep Threat aus dem Slot stets für ein Big Play gut ist. Kaum ein Team kann im Passing Game auf mehr zuverlässige Optionen zurückgreifen als der amtierende Champ.
Die Schwächen der Philadelphia Eagles
Nick Foles ist amtierender Super-Bowl-MVP und hat über die letzten zwei Spiele gegen die respektablen Defenses von Houston und Washington sechs Touchdowns bei nur zwei Interceptions geworfen. Trotzdem bleibt der 29-Jährige ein Risiko under Center. Foles hat einen herausragenden Touch und ist an guten Tagen, vor allem aus einer sauberen Pocket, dazu fähig, jeder Defense Kopfzerbrechen bereiten. An schlechten Tagen kann er allerdings auch haarsträubende Entscheidungen treffen und große Probleme haben, die eigene Offense zu bewegen. Beispiele dafür finden sich in den letzten Playoffs (Falcons), beim Saisonstart (Falcons) und mit Abstrichen auch in den letzten Wochen (Rams).
Dazu kommt, dass Foles eine große Verantwortung in der Eagles-Offense trägt. Philly kann seinem Quarterback zwar sowohl über das Scheme als auch über die individuelle Qualität der Receiver leichte Würfe ermöglichen, schafft gleichzeitig aber auch nur wenig Entlastung über das Running Game. Die Rückkehr von Darren Sproles als Change-of-Pace-Back hilft zwar, vor allem bei Early Downs kann man sich auf das Run Game jedoch nicht verlassen. Josh Adams, der zwischenzeitlich wie die Lösung des Problems aussah, hat in den letzten vier Spielen nie mehr als 50 Yards sammeln können.
Defensiv machte die Eagles-Secondary über die letzten Wochen zwar einen Sprung nach vorne, dennoch bleibt Philly hier abhängig vom eigenen Pass-Rush. Defensive Coordinator Jim Schwartz baut darauf, dass er den gegnerischen Quarterback auch ohne Blitzing unter Druck setzen kann. Das Personal dafür hat er, gelingt das allerdings nicht, fehlt es - auch aufgrund von Verletzungen - an Qualität in der Secondary, um dies auszugleichen. Einen echten Nummer-eins-Cornerback hat Philadelphia nicht, vor allem Sidney Jones zeigte sich in dieser Spielzeit immer wieder anfällig.
NFC Playoffs: Seattle Seahawks (5. Seed)
Die Stärken der Seattle Seahawks
Russell Wilson. Aufgrund der so stark auf den Run fixierten Offense fliegt Wilson in dieser Saison ein wenig unter dem Radar. Abgesehen von der Tatsache, dass er einfach wenig(er) wirft, spielt der 30-Jährige allerdings ein Jahr, das in in vielerlei Hinsicht zu den besten seiner Karriere gehört. Wilson beendete die Saison mit mehr Yards pro Pass als jemals zuvor und verbuchte gleichzeitig seine beste Touchdown-Interception-Ratio aller Zeiten. Ja, er schluckt zu viele Sacks, dennoch bleibt Wilson das Herz dieses Seahawks-Teams und ist unglaublich schwer auszuschalten.
Lange wurde (und wird?) Seattle für seine um den Run aufgebaute Offense belächelt und inwieweit diese Fixierung auch in den Playoffs erfolgreich sein können wird, bleibt abzuwarten. Bei 160 Rushing Yards pro Spiel kommt man aber nicht umher, das Running Game bei Seattles Stärken zu thematisieren. Die Seahawks sind in der Lage, die Uhr zu kontrollieren und kurze Drives zu minimieren. Darüber hinaus öffnen sich so auch mehr und mehr Räume für das brandgefährliche vertikale Passing Game über Wilson und vor allem Tyler Lockett.
Defensiv steht und fällt Seattle mit Linebacker Bobby Wagner. Der 28-Jährige dürfte in diesem Jahr seine vierte Berufung ins First-Team-All-Pro feiern können und ist Woche für Woche omnipräsent - sowohl im Passing als auch im Running Game. Dass KJ Wright neben ihm rechtzeitig zu den Playoffs zurückgekehrt ist, gibt Seattle schematisch viele Freiheiten und Möglichkeiten, da beide Linebacker nicht nur starke Tackler, sondern vor allem herausragende Allrounder sind.
Die Schwächen der Seattle Seahawks
Die offensive Identität Seattles bleibt trotz des Erfolgs zuletzt zumindest fragwürdig. Inwieweit Offensive Coordinator Brian Schottenheimer und Head Coach Pete Carroll flexibel genug sind, um dieses Skript zu modifizieren, falls das Spiel es verlangt, bleibt abzuwarten. Die Seahawks dürfen sich auf gar keinen Fall einer ihrer größten Waffen berauben: den Qualitäten von Russell Wilson im Passing Game.
Damit einher gehen Seattles zugelassene Sacks. Ja, die Offensive Line ist in dieser Saison verbessert. Trotzdem sind 51 Sacks deutlich zu viel, mit einer Adjusted Sack Rate von 10,4 Prozent belegen die Seahawks ligaweit Platz 30. Wilson selbst verantwortet zu viele Sacks, in Woche 17 gegen die Cardinals fiel allerdings auch die Pass Protection wieder in alte Muster zurück. Seattle muss zu viele lange Passing Downs in jedem Fall vermeiden.
Zu guter Letzt: Pete Carroll hat mehr Playoff-Erfahrung als fast jeder andere Coach, auch Leader wie Wilson, Wagner oder Doug Baldwin sind die große Bühne gewohnt. Aber: Viele zentrale Spieler der Seahawks stehen erstmals im ganz großen Rampenlicht. Vor allem in der Secondary tummeln sich unerfahrene Spieler. Nach 17 Regular-Season-Spielen sollten sich die Folgen zwar in Grenzen halten, in engen Matches kann dies allerdings durchaus zu einem Faktor werden.
NFC Playoffs: Dallas Cowboys (4. Seed)
Die Stärken der Dallas Cowboys
Defensiv kann Dallas jedes Team vor echte Probleme stellen - und das in fast allen Mannschaftsteilen. Im Pass-Rush vertrauen die Cowboys vor allem auf ihren 4-Men-Rush ohne allzu viel oder exotisch zu blitzen. Angeführt von DeMarcus Lawrence, der erneut zu den besten Edge-Rushern der Liga zählt, schafft es das Team von Head Coach Jason Garrett immer wieder auch so Druck zu erzeugen. Teams mit unterdurchschnittlichen Tackles könnten hier starke Probleme bekommen.
Doch auch in anderen Mannschaftsteilen sind die Cowboys defensiv herausragend besetzt. Leighton Vander Esch und Jaylon Smith stellen vielleicht das beste Linebacker-Duo der Liga dar. Inwieweit auch Sean Lee eine zentrale Rolle für Dallas übernehmen kann, bleibt abzuwarten. Mit Byron Jones verfügt das Team in jedem Fall über einen Top-Cornerback, auch Chidobe Awuzie, Anthony Brown und Jourdan Lewis spielen allesamt eine gute Saison. Eine echte Schwachstelle im Passing Game zu finden, könnte für Offenses zu einer Mammutaufgabe werden.
Ohne Travis Frederick und mit einem schwächer werdenden Tyron Smith verfügt Dallas zwar nicht mehr über die dominante Offensive Line vergangener Tage, mit einem fitten Zack Martin stellen die Cowboys jedoch immer noch eine der besseren Units der NFL - vor allem im Run-Blocking. Im Verbund mit Ezekiel Elliott, dem vielleicht besten Runner der Liga, stellt das eine echte Waffe dar. Vor allem bei eigener Führung könnte diese Kombi für Dallas brutal wertvoll werden.
Die Schwächen der Dallas Cowboys
Die großen offensiven Probleme des Saisonstarts liegen zwar hinter den Cowboys, dennoch bleibt das Playcalling von Offensive Coordinator Scott Linehan zumindest phasenweise fragwürdig. Kann das Run Game die Offense nicht tragen, oder zumindest stark unterstützen, droht der Stillstand.
Auch Dak Prescott spielte keine durchgehend starke Saison. Vor allem unter Druck trifft er zu oft schlechte Entscheidungen und bleibt als Passer insgesamt ein wenig limitiert. Die Verpflichtung von Amari Cooper wirkte kleine Wunder, dieser alleine wird in den Playoffs als Waffe allerdings nicht ausreichen.
Ebenfalls ein Grund zur Besorgnis: Im Playoff-Auftakt darf Dallas noch zuhause ran, anschließend warten aber Auswärtsspiele auf die Cowboys - in dieser Saison alles andere als ihre Spezial-Disziplin. Im finalen Auswärtsspiel der Saison gewann man zwar mit Ach und Krach gegen die Giants, zuvor kassierte das Team allerdings einen Shutout von den Colts, zudem setzte es unter anderem Niederlagen gegen Washington und Carolina. In dieser Form wäre für die Cowboys aller Voraussicht nach in der Divisional Round Schluss.
NFC Playoffs: Chicago Bears (3. Seed)
Die Stärken der Chicago Bears
Die Cowboys-Defense mag auf allen Leveln stark besetzt sein, die Bears verfügen allerdings über noch mehr Qualität von oben nach unten, von vorne bis hinten - das ist nicht erst seit Sean McVays Pressekonferenz bekannt. Chicagos Klasse beginnt dabei bei Khalil Mack, der zu den drei besten Edge Defendern der NFL zählt und bei den Bears in dieser Saison mit Akiem Hicks oder auch Leonard Floyd endlich Hilfe von fähigen Pass-Rushern erhält.
Hinter dieser herausragenden Defensive Line wartet mit Danny Trevathan und Roquan Smith eines der athletischsten Linebacker-Duos der Liga, auch in der Secondary mit Kyle Fuller, Eddie Jackson, Adrian Amos und Prince Amukamara ist auf jeder Position Qualität vorhanden - auch wenn der Wegfall von Bryce Callahan schmerzt. Die gefährlichste defensive Unit ligaweit ist wohl die von Defensive Coordinator Vic Fangio.
Offensiv ist Chicago in dieser Spielzeit zwar noch nicht ganz auf dem Niveau seiner defensiven Unit, dank der Variabilität und Kreativität von Head Coach Matt Nagy sind die Bears allerdings durchaus in der Liga, gegen jedes Team zu scoren, mit Tarik Cohen verfügt das Team zudem über eine explosive Waffe. Darüber hinaus verfügt Chicago in puncto Pass-Protection über eine der besten Offensive Lines der Liga.
Die Schwächen der Chicago Bears
Mitchell Trubisky geht in seine ersten NFL-Playoffs und hat in puncto Wurfkonstanz weiterhin viel Luft nach oben. Der 24-Jährige hat einen guten Arm, kann theoretisch jeden Wurf in einem NFL-Playbook zeigen und ist als Scrambler vielleicht gefährlicher als jeder andere Quarterback. Gleichzeitig verfehlt Trubisky allerdings auch immer mal wieder offene Receiver oder leistet sich falsche Reads. Kein Quarterback warf mehr Interceptions aus einer sauberen Pocket. Gegen eine komplexe Defense könnte er in den Playoffs Probleme bekommen.
Dazu stehen auch hinter dem Running Game durchaus Fragezeichen. Jordan Howard steigerte sich über die letzten vier Wochen zwar, spielt insgesamt aber seine bislang schwächste NFL-Saison. Über die gesamte Spielzeit gesehen gehört die Bears-Line in puncto Run-Blocking zu den schwächeren der Liga.
Zudem profitierten die Bears besonders stark - womöglich stärker als jedes andere Team der Liga - von Turnovern. Chicago führt die Liga sowohl in Interceptions als auch Interception Return Yards an. Das ist zwar durchaus auch der aggressiven Spielweise geschuldet, allgemein lassen sich Turnover dauerhaft allerdings nicht garantieren. Kann das Team auch ohne Takeaways weit kommen? Das werden die kommenden Wochen zeigen.
NFC Playoffs: Los Angeles Rams (2. Seed)
Die Stärken der Los Angeles Rams
Von ihrer offensiven Dominanz zum Saisonstart haben die Rams - auch aufgrund der schweren Verletzung von Cooper Kupp - mittlerweile ein wenig einbüßen müssen, trotzdem bleibt L.A. weiter in der Lage gegen jede Defense offene Receiver und lange Drives über das eigene Scheme zu produzieren. Kann die Offensive Line Jared Goff weitgehend saubere Pockets ermöglichen, dürfte kaum ein Team mit der offensiven Feuerkraft der Rams mithalten können.
Dabei spielt auch das Run Game eine entscheidende Rolle. Auch wenn es nur die Cardinals und die 49ers waren, zeigten die letzten Wochen, dass das Team von Sean McVay auch über den Boden weiterhin Schaden anrichten kann - und dafür braucht es nicht mal unbedingt Todd Gurley. Das konstante Ground Game ermöglicht L.A. einfache und kurze 3rd Downs und kann auch die Räume für das brandgefährliche Play-Action-Game öffnen.
Defensiv geht Aaron Donald alleine als Stärke durch. Der 27-Jährige spielte in dieser Saison in seiner eigenen Liga, verpasste den Sack-Rekord denkbar knapp und sammelte eine schier unglaubliche Zahl an Pressures. Der zweite Defensive-Player-of-the-Year-Titel in Serie dürfte nur noch Formsache sein. Als Abrissbirne in der Mitte der Defensive Line kann Donald jedes Spiel im Alleingang herumreißen - man frage nur bei den Chiefs nach. Jedes Team, das auf die Rams trifft, wird sich in der Mitte der eigenen Offensive Line Antworten überlegen müssen.
Die Schwächen der Los Angeles Rams
Unter Druck kann Goff Probleme bekommen. Die Rams verzichten zwar nahezu komplett auf ein Quick-Passing-Game, bauen jedoch darauf, dass sie über ihre Outside-Zone-Play-Action genug Zeit für ihren Quarterback kaufen können, um konstant tief attackieren zu können. In den Spielen gegen die Elite-Defensive-Lines der Eagles und der Bears funktionierte das zuletzt allerdings überhaupt nicht. Goff bekam weniger Zeit und machte prompt Fehler. Angesichts der wartenden Gegner in der NFC muss das für McVay und Co. alarmierend sein.
Auf der anderen Seite des Balls gilt für L.A. das Gleiche in grün. Die Rams bauen darauf, konstant Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben zu können. Ein Konzept, das dank Donald und Co. durchaus oft aufgeht. Bleiben die Pressures jedoch aus, kann die Unit von Defensive Coordinator Wade Philipps Probleme bekommen. Im Linebacker-Corps fehlt es an Speed und auch ein wenig an Klasse, um konstant zu covern. Die Secondary ist talentiert, die aggressive Spielweise der Cornerbacks Aqib Talib und Marcus Peters kann jedoch auch zu Big Plays für die Offense führen - zumal beide wohl nicht zu 100 Prozent fit sein werden.
Auch auf die Running Backs der Rams sollte man zumindest mit einem Auge schielen. Gurley setzte zuletzt aus - auch um fit in die Playoffs gehen zu können. Wird der 24-Jährige dann sofort wieder bei 100 Prozent sein? Und was, wenn er es nicht ist? Übernimmt CJ Anderson dann tatsächlich eine Schlüsselrolle? Nur ein Team lief in dieser Saison häufiger bei First Down, das Run Game ist ein zentraler Bestandteil der Rams-Offense. Diese Fragen sollten bis zum ersten Spiel geklärt sein.
NFC Playoffs: New Orleans Saints (1. Seed)
Die Stärken der New Orleans Saints
Gäbe es da nicht dieses ewige Duo drüben in New England, Drew Brees und Sean Payton wären das eingespielteste Quarterback-Head-Coach-Duo der NFL. Payton kennt die Stärken und Tendenzen seines Quarterbacks perfekt, Brees hat das Scheme über die Jahre mehr und mehr verinnerlicht und perfektioniert. Dass der 39-Jährige in den letzten zwei Saisons zwei Mal einen neuen Rekord in puncto Completion Percentage aufstellte, ist kein Zufall. Die Vorzüge des perfekten Zusammenspiels zwischen Spieler und Coach bzw. dessen Scheme können kaum überschätzt werden.
Darüber hinaus verfügt Brees in der Offense über zwei absolut überragende Matchup-Waffen. Sowohl Michael Thomas als auch Alvin Kamara gehören auf ihrer Position zum Besten, das die Liga zu bieten hat. Das Trio Brees-Thomas-Kamara sucht zumindest in der NFC seinesgleichen. Dass Brees in der Lage und auch willens ist, auch unerfahreneren und unbekannteren Spielern zu vertrauen, ist bekannt. Eine Antwort auf Thomas und Kamara zu finden, ohne andere Bereiche komplett zu vernachlässigen, könnte für Defenses zu einer Mammutaufgabe werden.
Defensiv kristallisiert sich die Defensive Line über die letzten Wochen derweil mehr und mehr zu einer echten Stärke heraus. Cameron Jordan fliegt als Edge-Defender immer noch unter dem Radar, zudem spielt Defensive Tackle Sheldon Rankins eine richtig starke Saison. Auch Rookie Marcus Davenport wird immer mehr zu einem Faktor. Auf dem Niveau der Eagles oder der Bears mag die Saints-Line zwar nicht ganz sein, vor Probleme stellen kann sie gegnerische O-Lines in den kommenden Wochen aber ohne jede Frage.
Die Schwächen der New Orleans Saints
Über Wochen schien die Offensive Line der Saints eine ihrer größten Stärken zu sein. Brees spielte aus einer sauberen Pocket, Terron Armstead war der vielleicht beste Left Tackle der Liga. Seit der 27-Jährige verletzt ausfällt, bietet New Orleans allerdings ein anderes Bild. Die Offense litt merklich unter den Problemen im Pass-Blocking - nicht nur gegen die Cowboys. In Week 16 feierte Armstead ein kurzes Comeback, musste jedoch vor Spielende wieder vom Feld. Sollten die Saints ohne ihren zweitteuersten Offensivspieler in ihr erstes Playoff-Spiel gehen, wäre das eine massive Schwächung.
Dazu stellt sich die Frage, wie flexibel Brees, Payton und die Saints-Offense sein können. Thomas und Kamara sind ohne Zweifel überragende Waffen, in kritischen Momenten tendierte New Orleans jedoch hin und wieder dazu, sich zu sehr auf sein Duo zu fokussieren. Die Cowboys konzentrierten sich in ihrem beeindrucken Sieg über die Saints besonders darauf, Kamara und Thomas aus dem Spiel zu nehmen und hatten damit vor allem bei Third Downs großen Erfolg. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, nur wenige Teams verfügen überhaupt über das Spielermaterial, um dies konstant zu vollbringen. New Orleans muss allerdings darauf achten, nicht vorhersehbar zu werden. Die Rückkehr von Ted Ginn als eine weitere Option könnte hier helfen.
Zu guter Letzt bleibt der Kopf. Es ist noch kein Jahr her, dass die Saints bereits mit eineinhalb Beinen im NFC Championship Game standen und dieses durch einen der wahnsinnigsten Momente der Playoff-Geschichte verpassten. Wird das in den Gedanken der Saints - und vor allem Safety Marcus Williams - eine Rolle spielen, sobald es in den kommenden Wochen zu einer ähnlichen Situation kommt?