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Jets, Free Agents unterm Radar, Combine - eure Fragen
Alex Wentz: Welche Franchise wird am aggressivsten in der Free Agency vorgehen?
Ich tippe hier auf die Jets. Die Colts haben mehr Cap Space, aber die Jets sind nicht weit dahinter und ich vermute, dass New York jetzt so richtig sein Titelfenster mit Darnold öffnen will. Die Colts haben sehr viele junge Spieler in ihrem Team und werden denke ich eher einzelne Baustellen adressieren.
Die Jets haben mehr Baustellen und ich vermute, dass sie jetzt so richtig angreifen wollen. Neue Linemen, ein paar "Splashes" für die Offense (Bell? Brown?) und auch einen Edge-Rusher sehe ich allesamt als denkbar. Kein Team hat in meinen Augen die Kombination aus vielen Baustellen, viel Cap Space und der Möglichkeit, das Titelfenster jetzt aufzustoßen, wie die Jets sie haben.
Jan: Wenig zahlen, viel bekommen - welche Free Agents fliegen unter dem Radar?
Ist tatsächlich oftmals die spannendere Frage als die nach den Top-Free-Agents. Wer es schafft, mit günstigen Spielern große Problemzonen zu schließen, ist oft auf einem guten Weg, sich einen starken Kader aufzubauen. Ein paar Ideen:
- Tre Boston, S, Cardinals: Spektakulär 2017 bei den Chargers, und dann nicht viel schlechter letztes Jahr in Arizona. Ein echter Deep Free Safety, der in einer Cover-3/Cover-1-Defense das Rückgrat der Secondary sein kann. Gewissermaßen ein "Earl Thomas Light", der einer Defense vor allem gegen den Pass viel Stabilität verleihen kann.
- Pierre Desir, CB, Colts: Breakout-Saison letztes Jahr und der beste Outside-Cornerback der Colts, was dazu führte, dass er, wenn die Colts in Man Coverage gingen, meist den gegnerischen Nummer-1-Receiver übernahm. Gute Cornerbacks sind viel wert, auch wenn Teams sich jetzt natürlich fragen werden, ob Desir die Saison wiederholen kann, oder ob es eine einmalige Sache war.
- Tyrod Taylor, QB, Browns: Nick Foles und Teddy Bridgewater sind die Headline-Namen, Joe Flacco wird nach Denver getradet - ich frage mich, ob manche Tyrod Taylor ein wenig vergessen. Das Browns-Jahr war letztlich für ihn ein Desaster, aber das lag nicht nur an ihm. Ich sehe in Taylor noch immer einen Quarterback, der ein sehr guter Game Manager sein kann - wenn man gewillt ist, die offenen Pässe, die er liegen lässt, in Kauf zu nehmen.
- Bryce Callahan, CB, Bears: Hat sich im Dezember den Fuß gebrochen und auch während der Saison mehrere Spiele verpasst. Wenn er auf dem Platz stand, sah er manchmal aber wie einer der besten Slot-Cornerbacks der Liga aus. Diese Position ist in der heutigen NFL de facto eine Starter-Position, und man muss hier gute Cover-Spieler haben.
- Jon Halapio, C, Giants: Hatte einen fantastischen Start in die Saison vor allem in Pass-Protection, ehe er sich im zweiten Spiel den Knöchel brach. Der 2014er Sechstrunden-Pick kam nur in den beiden vergangenen Jahren für die Giants zum Einsatz, hatte da aber sehr gute Ansätze gezeigt. Im Alter von 27 Jahren ist er in einer Liga, die immer nach Offensive Linemen sucht, definitiv einen Versuch wert.
Draft Nerd DE: Letztes Jahr waren es Keenum und Cousins, jetzt sollen Bridgewater und Foles die Heilsbringer sein. Kann man über die Free Agency eigentlich seinen Franchise-Quarterback finden?
Einen Franchise-Quarterback, der für 10 Jahre die Offense anführt, in der Free Agency zu finden ist sehr viel verlangt - Quarterbacks mit dem Potential dafür kommen einfach nicht auf den Markt, zumindest nicht mit Mitte 20.
Aber einige Erfolgsbeispiele gibt es ja. Drew Brees ist natürlich das offensichtlichste Beispiel, und auch der war ja damals infolge seiner schweren Verletzung ein echtes Fragezeichen. Peyton Manning in Denver, Brett Favre in Minnesota, Rich Gannon für die Raiders, Kurt Warner für Arizona - die Quarterbacks, die als Free Agent kamen und ein Team für mehrere Jahre geprägt haben, gab es definitiv.
Ich denke, das sollte eher der Ansatz sein, wenn wir von Quarterbacks in der Free Agency sprechen. Ein Team kann hier eine Antwort für einige Jahre finden; genau darauf hoffen mutmaßlich die Jaguars gerade bei Nick Foles.
Und genau das macht für mich Teddy Bridgewater so interessant: Hier haben wir einen Quarterback, der eine langfristige Antwort für ein Team sein kann, und dass ein solcher Spieler zu haben ist, sieht man schlicht fast nie.
Philipp: Wie wichtig ist aus deiner Sicht die Combine? Es gibt ja immer wieder Spieler, die sich nur auf einige Dinge beschränken und den Rest lieber beim Pro Day absolvieren (z. B. Kyler Murray, der nicht wirft. )
Die Combine ist in zwei Punkten für mich wichtig. Die Gespräche der Prospects mit den Teams, von denen wir natürlich nichts mitbekommen, sind im Endeffekt der wichtigste Part was die Spieler-Bewertung aus Sicht der Teams angeht.
Denn: es sollte aus Team-Sicht bei der Combine keinen Grund geben, die eigenen Tape-Eindrücke zu überstimmen, weil ein Spieler schnell über 40 Yards läuft oder 30 Wiederholungen beim Bankdrücken schafft. Aber, und das ist der zweite Punkt, es gibt wie für jede Regel Ausnahmen. Nämlich dann, wenn wir ins Extrem gehen.
Ein Spieler, von dem man das nicht ansatzweise erwartet hatte, bricht den 40-Yard- oder 3-Cone-Drill-Rekord für seine Position, oder ist beim Hoch- und Weitsprung besser als alle in seiner Gewichtsklasse - oder dramatisch schlechter! Wenn ein Spieler bei der Combine positive oder negative Extreme erreicht, sollte dies das Teams dazu bringen, sich das Tape nochmals unter diesen Gesichtspunkten anzuschauen. Bei einem Spieler, der eine solide Combine ohne Ausreißer abliefert, sollten Teams einfach einen Haken dahinter setzen und wieder aufs Tape schauen.
Zu Murray noch ein kurzer Gedanke, denn dass er in Indianapolis letztlich nichts auf dem Feld macht, ist wenig überraschend. Ich vermute, dass er sich in puncto Gewicht gezielt ein paar Pfund drauf gepackt hat, um auf der Waage eine bessere Zahl hinzulegen und mehr an die Combine-Werte von Russell Wilson zu erinnern.
Dabei (207 Pfund) handelt es sich aber nicht um sein Gewicht auf dem Football-Feld. Um bei den Combine-Drills keine Verletzung zu riskieren oder etwa beim 40-Yard-Sprint eine unerwartet schlechte Zahl mit dem zusätzlichen Gewicht hinzulegen, sehen wir ihn erst wieder bei seinem Pro Day auf dem Feld. Der Vergleich zwischen Murray und Wilson liegt auf den ersten Blick vielleicht auf der Hand, abgesehen von der Größe sind beide aber sehr unterschiedliche Körper-Typen.