NFL Top 10 Offenses 2019 - die Plätze 6 bis 4
6. Atlanta Falcons
Quarterback: Im Chaos der enttäuschenden Falcons-Saison ging ein wenig unter, wie gut Matt Ryan phasenweise erneut spielte. Ein Top-5-Quarterback 2018 nach Football Outsiders' DVOA und DYAR, einer der gefährlichsten Deep Passer und einer der besten Play-Action-Quarterbacks der Liga. Sollte Ryan an die vergangene Saison anknüpfen können, sind die Falcons hier erneut sehr gut aufgestellt.
Play-Calling/Scheme: Dirk Koetter ist zurück in Atlanta, wo er bereits von 2012 bis 2014 der Offensive Coordinator war. Der Ex-Buccaneers-HC kennt Ryan also bestens - und war in diesen Jahren mit Ryan und der Falcons-Offense überaus erfolgreich. Koetters Offense verlangt vom Quarterback Aggressivität und Präzision in engste Fenster - Ryan ist dazu in der Lage. Die Falcons hatten unter Sarkisian so ihre liebe Mühe, so dass es spannend sein wird zu sehen, wie viel Koetter ändert.
Offensive Line: Durchschnitt in Pass-Protection, unteres Liga-Drittel im Run-Blocking - die Falcons brachen in der Offensive Line im Laufe der Saison nach und nach ein; das soll sich nicht wiederholen. Mit James Carpenter, Jamon Brown (beide via Free Agency) sowie Chris Lindstrom und Kaleb McGary (beide in der ersten Runde des Drafts) fokussierte sich Atlanta klar auf die Line, und sollte hier jetzt auch außerhalb von Jake Matthews und Alex Mack zumindest perspektivisch deutlich besser aufgestellt sein.
Ein Garant für die spektakuläre Saison unter Kyle Shanahan war auch eine sehr gute Offensive Line. Die Falcons versuchen gerade, das zu reproduzieren. Der Weg ist richtig, ob das auch für die individuellen Spieler gilt, wird sich zeigen müssen.
Waffen: Julio Jones, Calvin Ridley und Mohamed Sanu dürften das beste Wide-Receiver-Trio in der NFL sein. Austin Hooper ist ein solider Tight End, Devonta Freeman ein sehr guter Zone-Running-Back und Ito Smith hat letztes Jahr als Receiver Potenzial angedeutet.
Die Falcons waren letztes Jahr eine Top-6-Offense gemäß Football Outsiders' Drive Success Rate und in den Kategorien Yards sowie Punkte pro Drive. Nur die Chiefs, Saints und Rams waren in allen drei Kategorien ebenfalls in der Top-6. Das Potenzial ist in Atlanta fraglos vorhanden, und der Quarterback sowie die Waffen waren 2018 auch nicht das Problem. Die Line und Koetter werden darüber entscheiden, ob die Falcons diesen Spot rechtfertigen.
5. Philadelphia Eagles
Quarterback: Eines der größten Fragezeichen der gesamten 2019er Saison. Wentz absolvierte letztes Jahr aufgrund seiner Rückenverletzung nur elf Spiele; eine Rückenverletzung, die ihm nach wie vor zu schaffen macht. Die erste Frage also lautet, wann Wentz bei 100 Prozent ist; die zweite Frage, ob er 2019 verletzungsfrei bleiben kann. In puncto Talent bringt er alles mit, um ein Top-10-Quarterback zu sein, und die Offense sowie die Umstände in Philly werden ihm dabei helfen.
Wentz muss jetzt fit bleiben, er muss in seinen Reads konstanter werden und er muss im vertikalen Passspiel das richtige Maß an Aggressivität finden sowie insbesondere in diesem Part noch besser antizipieren.
Play-Calling/Scheme: Pederson konnte 2018 nicht ganz an seine großartige 2017er Saison anknüpfen, was fraglos auch mit den Abgängen seiner beiden Assistenten Frank Reich und John DeFilippo zu tun hatte. Trotzdem sind die Eagles eines der Teams, das mit seinen Play-Designs und mit modernem Denken gewinnt. Passing Plays aus Run-Formationen und bei Early Downs, Play Action, Aggressivität bei Fourth Down - diese Attribute prägen die Eagles-Offense nach wie vor, auch 2019.
Offensive Line: Die Line war letztes Jahr nicht ganz so dominant, wie sie es angesichts des individuellen Potenzials sein sollte - Verletzungen, etwa anhaltende Probleme bei Jason Peters, sowie Inkonstanz auf dem zweiten Guard-Spot gegenüber von Brandon Brooks spielten dabei eine Rolle.
Mit Andre Dillard haben die Eagles in der ersten Runde des Drafts ihren Nachfolger für Peters gefunden, angesichts der Qualität von Brooks, Lane Johnson und Jason Kelce bleibt eigentlich nur ein echtes Fragezeichen: Wird Isaac Seumalo auf Left Guard eine Schwachstelle, die gegnerische Teams attackieren können?
Waffen: Hier kann kaum ein Team mit den Eagles mithalten. Philly hat die physischen Contested-Catch-Receiver in Jeffery und Arcega-Whiteside, den Speedster in DeSean Jackson, das Big-Slot-Target in Nelson Agholor, den produktivsten Tight End der Liga in Zach Ertz und zusätzlich noch mit Dallas Goedert einen zweiten aufstrebenden Tight End, wodurch die bevorzugten 2-TE-Sets ebenfalls brandgefährlich sind.
Am ehesten ist das Backfield noch ein Fragezeichen. Jordan Howard kam via Trade aus Chicago, dürfte in der Offense letztlich aber nicht viel mehr als ein Short-Yardage-Runner sein. Spannender ist wohl Zweitrunden-Rookie Miles Sanders, der aufgrund seiner Fähigkeiten auch als Receiver eher die Matchup-Waffe aus dem Backfield werden kann, die Philly bereits seit einer Weile sucht.
Die Eagles haben mit Doug Pederson, mit der Offensive Line und mit diesem Waffenarsenal die perfekten Umstände, um eine der gefährlichsten und prägenden Offenses der kommenden Saison zu werden. Jetzt liegt es an Wentz, das alles auch zusammen zu führen.
4. Indianapolis Colts
Quarterback: Als er nach seiner langen Pause zurückkam, wirkte Luck zu Beginn der vergangenen Saison zunächst wie ein primär auf Sicherheit und Vorsicht bedachter Game-Manager. Doch etwa nach dem ersten Saison-Viertel änderte sich der Eindruck: Luck wurde mutiger, das vertikale Passspiel wurde gefährlicher und bis auf die Niederlage in Jacksonville sowie das Playoff-Aus bei den Chiefs spielte Luck dann eine fantastische Saison, in der er die Liga daran erinnerte, dass er noch immer einer der Top-Quarterbacks ist.
Play-Calling/Scheme: Frank Reich hat den Colts hier eine neue Identität gegeben. Weg von dem vertikalen Scheme, das immensen Druck auf den Quarterback ausübt, hin zu klarer definierten Reads, gezielt forcierten Matchups und Vorteilen durch Aufstellung und Personnel-Groupings. Reich machte die Colts zu einer Tight-End-Offense mit T.Y. Hilton als primärem Deep Threat und einem variablen Backfield. Hier sollte Indianapolis im zweiten Jahr unter Reich noch Schritte nach vorne machen.
Offensive Line: Eine der Storys der vergangenen Saison war der Turnaround der Colts-Line. Indianapolis hat mit Quenton Nelson, Ryan Kelly und Braden Smith zwischen 2016 und 2018 drei Starter für die Line im Draft gefunden, dazu hat sich Mark Glowinski etabliert und der Fünfte im Bunde ist Left Tackle Anthony Castonzo.
Zweifellos profitierte die Line vom Kurzpassspiel und dem schnellen Release von Andrew Luck. Gleichzeitig aber war die Line auch für sich betrachtet phasenweise komplett dominant, belegt den zweiten Platz nach Football Outsiders' Adjusted Sack Rate und bleibt komplett zusammen. Hier ist sogar noch ein Schritt nach vorne zu erwarten.
Waffen: In der vergangenen Saison fokussierte sich im Wide-Receiver-Corps zu viel auf Hilton, das soll sich jetzt ändern. Der in der Free Agency verpflichtete Devin Funchess gibt Indy einen physischen Big-Body-Receiver, Zweitrunden-Pick Parris Campbell dürfte als Speed-Underneath-Receiver sofort eine Bereicherung für die Offense sein.
Das Tight-End-Corps ist, angeführt von Eric Ebron und Jack Doyle, gut und tief besetzt, im Backfield scheint Marlon Mack bereit für eine Breakout-Saison: Ein solider Contact-Runner mit Explosivität, der als Receiver noch Luft nach oben hat. "Diese Offense wird furchteinflößend sein", hatte Hilton kurz nach dem Draft gesagt. Er könnte damit genau ins Schwarze getroffen haben.