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NFL Power Ranking zum Saisonstart: Von Titelanwärtern und ausgeprägtem Tanking

SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die 32 NFL-Teams zum Saisonstart eingeordnet.
© getty

Football ist endlich zurück! Am Donnerstagabend eröffnen die Green Bay Packers und die Chicago Bears die 100. NFL-Saison. Wo stehen die 32 Teams vor dem Saisonstart? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat alle Teams im großen NFL Power Ranking eingeordnet.

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NFL Power Ranking 2019: Saisonstart

32. Miami Dolphins

Miami hatte bereits die rote Laterne, ehe man sich zur Kader-Deadline zum kompletten Ausverkauf entschied. Jetzt ist noch klarer: Kein Team hat in Woche 1, und das lässt sich vermutlich auf die ganze Saison ausdehnen, weniger Qualität in seinem Kader als die Dolphins. Auch alle Diskussionen über die Pläne in South Beach erübrigen sich mit den Abgängen von Laremy Tunsil und Kenny Stills - dieses Team will tanken und richtet sich auf 2020 und 2021 aus. Das gilt selbstredend nicht für die Spieler auf dem Platz, die werden alles geben - doch die Dolphins haben mit diesem Trade gezeigt, dass sie die Ergebnisse der 2019er Saison als Organisation abhaken und lediglich auf die individuellen Entwicklungen der jungen Spieler schauen. Es ist gut möglich, dass Miami die mit Abstand schlechteste Offensive Line und einen der schlechtesten Edge-Rushs in der Liga hat, mit einem sehr wackligen Wide-Receiver-Corps sowie einem Rookie-Head-Coach und -Offensive-Coordinator. Qualität findet man vereinzelt (Xavien Howard, Minkah Fitzpatrick, Jerome Baker), doch Stand heute wäre es überraschend, wenn Miami keinen Top-2-Pick im kommenden April hätte.

31. Washington Redskins

Die Redskins haben eine potenziell wenig verheißungsvolle Situation: Washington könnte sehr gut den schlechtesten Starting-Quarterback und das schlechteste Wide-Receiver-Corps zum Saisonstart aufs Feld führen. Paul Richardson ist vermutlich der Nummer-1-Receiver, Case Keenum der Starting-QB. Dazu eine Offensive Line, in der Trent Williams nach wie vor fehlt und ein Head Coach, für den es um den Job geht. Keine gute Kombination. Die Qualität dieses Teams ist die Front Seven, insbesondere an der Defensive Line muss sich Washington vor niemandem verstecken. Doch war das auch schon im Vorjahr der Fall und das alleine reicht nicht, um in der heutigen NFL mitzuhalten.

30. New York Giants

Man kann Dave Gettleman vieles vorwerfen - dass er die Offensive Line ignoriert, gehört nicht dazu. Wenn sich Nate Solder wieder fängt, sollte hier eine echte Stärke der Giants 2019 liegen, mit der neuen rechten Seite um Mike Remmers und vor allem Kevin Zeitler. Das Wide-Receiver-Corps derweil ist nicht gut, zumal Golden Tate die ersten vier Spiele gesperrt fehlt - dafür haben die G-Men in Saquon Barkley und Evan Engram zwei sehr gute Waffen auf anderen Positionen. Mit Eli Manning in die Saison zu gehen ist dennoch schwer nachvollziehbar, die Umstände wären nicht die schlechtesten, um Daniel Jones schnell reinzuwerfen und ihn lernen zu lassen. Mit Manning hat diese Offense ein minimales Ceiling. Und die Defense? Die Secondary mit den jungen Cornerbacks DeAndre Baker, Julian Love, Grant Haley und Sam Beal (der allerdings die Saison auf IR beginnt) könnte sehr interessant werden . Funktioniert die Secondary, kann James Bettcher über den Blitz agieren, wie er es bevorzugt. Und das wird auch nötig sein, wenn man sich die Pass-Rusher der Giants anschaut. Auch Linebacker wirft so einige Fragen auf.

29. Cincinnati Bengals

Left Tackle Jonah Williams verletzt, Guard Clint Boling zurückgetreten, Center Billy Price zum Backup degradiert, Guard Christian Westerman entlassen: Diese Offensive Line könnte ein sehr, sehr großes Problem werden. Das wiederum ist wenig erfolgsversprechend für Rookie-Head-Coach Zac Taylor, genau wie für Quarterback Andy Dalton. Beide sind auf eine gute Offensive Line eigentlich angewiesen. Dass A.J. Green die ersten Wochen der Saison verletzt verpassen wird, kommt noch massiv erschwerend hinzu, sodass die Offense gehörig Sand im Getriebe haben dürfte. Die Stärke der Bengals ist aktuell die Defensive Line, hier sollte Cincinnati gut sein, dazu hat man Qualität in der Secondary. Doch könnten die Bengals ein Team sein, das nach der kommenden Saison einen größeren Kader-Umbruch in die Wege leitet.

28. Arizona Cardinals

Vermutlich die größte Unbekannte vor dem Start der neuen Saison. Nicht nur, weil Arizona im zweiten Jahr in Folge den kompletten Umbruch inklusive neuem Trainerstab und neuem Quarterback eingeleitet hat - es ist vor allem die Art und Weise, wie die Cardinals es dieses Jahr angehen. Eine neue, aufregende Offense unter Kliff Kingsbury, ein potenziell spektakulärer Quarterback in Kyler Murray, ein Kader mit sieben Wide Receivern und nur zwei Tight Ends. Vielleicht haben die Cardinals mit Kingsbury und Murray die Tür in eine rosige Zukunft aufgestoßen. Der Pass-Rush und die Safeties sollten gut sein, zu Beginn der Saison ist aber auch klar: Die Cornerbacks werden ein Problem sein, solange Patrick Peterson gesperrt ist und Robert Alford verletzt fehlt. Und die Offensive Line wird, auch wenn mit etwas weniger Verletzungspech als letztes Jahr eine Steigerung zu erwarten ist, abermals mindestens wacklig auftreten. Rein mit Blick auf die Ergebnisse muss das den Ausblick dämpfen.

27. Oakland Raiders

Die Füße und Helme von Antonio Brown hin oder her - eine Sache steht ohne Zweifel fest: Die Raiders haben sich im Vergleich zur Vorsaison offensiv dramatisch verbessert. Brown und Tyrell Williams bedeuten einen Quantensprung für dieses Wide-Receiver-Corps, Hunter Renfrow könnte im Slot ebenfalls schon als Rookie eine große Rolle einnehmen. Trent Brown gibt der Offensive Line mehr Stabilität, Josh Jacobs ist der Three-Down-Back, den die Raiders gesucht haben. Bleibt eigentlich nur eine Frage: Was macht Derek Carr damit? Carr ist ein durchschnittlicher Quarterback; er ist konstant, aber sicher kein QB, der eine Offense trägt. Das gibt den Raiders nach obenhin klare Grenzen - und könnte Gruden dazu bringen, 2020 einen Quarterback hoch zu draften. Grenzen gibt's auch durch ein Cornerback-Corps voller Fragezeichen sowie einen nach wie vor längst nicht reparierten Pass-Rush.

26. Detroit Lions

Das erste Team, dessen Einordnung wirklich schwierig ist. Die positiven Punkte vorneweg: Die Lions haben gute individuelle Qualität, mit Kenny Golladay, Marvin Jones, Danny Amendola und Matthew Stafford offensiv vorneweg. Dazu eine potenzielle Top-10-Offensive-Line und ein junger, talentierter Running Back in Kerryon Johnson. Doch was planen Matt Patricia und Darrell Bevell mit dieser Offense? Vieles deute darauf hin, dass hier das nächste Team entsteht, das massiv auf den Run setzen und so nicht mit den Erkenntnissen der letzten Jahre mitgehen wird. Das gibt der Lions-Einschätzung natürlich einen Dämpfer. Defensiv sollte Detroit in der Lage sein, die Line of Scrimmage mit Spielern wie Trey Flowers, A'Shawn Robinson und Damon Harrison gegen die meisten Teams zu kontrollieren, die Secondary hat ebenfalls einige sehr gute Bausteine, unter anderem in Darius Slay und Justin Coleman. Die Lions haben die individuellen Bausteine, um einige Teams zu überraschen - mit dem großen Fragezeichen, ob Patricia und Bevell das auch dementsprechend umsetzen.

25. Tennessee Titans

Wie optimistisch sind Titans-Fans noch, dass Marcus Mariota im fünften Jahr seinen Breakout hat? Antworten darauf gerne in die Kommentare. Was dafür spricht, ist ein endlich verbessertes Waffenarsenal, in dem Delanie Walker zurückkehrt und die neuen Wide Receiver Adam Humphries und A.J. Brown dringend benötigte Verbesserungen darstellen. Die Offensive Line sollte mit Rodger Saffold ebenfalls besser sein, wenngleich Taylor Lewan, der beste Spieler dieser Line, die ersten vier Spiele gesperrt verpasst. Und einen drastischen Scheme-Wechsel dürfte man unter dem intern beförderten, neuen Offensive Coordinator Arthur Smith auch nicht erwarten. Somit muss man erneut von einer Offense im Mittelmaß ausgehen, mit einer Defense, die allerdings sehr gut werden könnte. Die Secondary ist exzellent besetzt, Cam Wake und Harold Landry sollten ein gutes Edge-Rush-Duo bilden und so Jurrell Casey im Zentrum entlasten, mit Rashaan Evans dahinter als Sideline-to-Sideline-Linebacker. Diese Seite des Balls wird nicht das Problem in Nashville sein.