In einer harten Partie, die zahlreiche verletzte Spieler zur Folge hatte, begannen beide Seiten offensiv eher konservativ und blieben somit nach dem guten Auftakt-Drive der Falcons, der in einem Field Goal durch Matt Bryant endete, lange Zeit wirkungslos.
Den ersten wirklichen Fehler leistete sich Eagles-Quarterback Carson Wentz, der eine Reihe von harten Hits einsteckte und kurz vor der Pause mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung behandelt werden musste. Er warf eine Interception Ende des ersten Viertels zu Desmond Trufand. Im zweiten Viertel dann gelang den Eagles der Ausgleich durch Jake Elliotts Field Goal. Im Gegenzug vergab Bryant einen Kick aus 50 Yards, allerdings hielt die Freude darüber bei den Gästen nur kurz an.
Direkt im nächsten Play warf nämlich Wentz eine unglaubliche Interception, erneut zu Trufant, der ausgerutscht war und weitestgehend allein auf dem Boden saß beim Pick an der 35-Yard-Linie der Falcons. Atlanta bedankte sich schließlich mit einem 34-Yard-Touchdown-Pass von Matt Ryan auf Calvin Ridley zur erneuten Führung. Die Eagles verkürzten jedoch innerhalb der finalen Minute der ersten Hälfte per Field Goal auf 6:10 infolge einer Ryan-Interception. Am letzten Drive vor der Pause war im Übrigen auch Backup-QB Josh McCown beteiligt, da Wentz behandelt werden musste.
Die Eagles hatten also erneut einen Hauch von Momentum auf ihrer Seite, doch direkt beim Kick-Off ging dieses wieder verloren: Corey Clement verlor einen Fumble beim Return. Die Falcons brauchten dann nur drei Spielzüge, ehe Ryan Julio Jones in der Endzone fand - 4-Yard-Touchdown. Die Eagles kamen jedoch zügig zurück ins Spiel, da sich Ryan in den folgenden zwei Angriffsserien jeweils Interceptions leistete. Die erste durch Ronald Darby führte gar zu einem Touchdown-Pass von Wentz auf Nelson Agholor.
Carson Wentz bringt Eagles zurück ins Spiel
Gegen Ende des vierten Viertels dann hatte Wentz endgültig seinen Rhythmus gefunden. Das wohl wichtigste Play war ein sehenswerter Pass unter Druck im Vorwärtsfallen Richtung Mack Hollins für 17 Yards. Kurz darauf machte es Wentz selbst und erzielte per QB-Sneak den Touchdown zur Führung samt Two-Point Conversion auf Zach Ertz (20:17 Eagles). Die Krönung eines Drives über 13 Plays und 73 Yards.
Es blieb jedoch genug Zeit für die Hausherren, nochmal zu antworten. Und das taten sie auch: Bei einem vierten Versuch an der eigenen 46 fand Ryan per Screen Jones, der den Turbo anwarf für einen 54-Yard-Catch-and-Run zum Touchdown. Philadelphia blieben dann noch knapp zwei Minuten für einen weiteren Konter. Der blieb aber aus. Wentz befreite sich zwar noch einmal aus einem 4th-and-14, doch 30 Sekunden vor Schluss wurde schließlich Zach Ertz kurz vorm Marker bei einem weiteren vierten Versuch durch einen starken Tackle von Isaiah Oliver gestoppt.
Beide Teams mussten diverse Verletzungen von Leistungsträgern verkraften. Bei den Hausherren etwa blieb Rookie-Right-Tackle Kaleb McGary längere Zeit draußen, bei den Eagles waren es neben Wentz vor allem DeSean Jackson (Leiste), Alshon Jeffery (Wade) und Dallas Goedert (Wade), die ganz oder zeitweilig raus mussten.
Atlanta Falcons (1-1) - Philadelphia Eagles (1-1)
Ergebnis: 24:20 (3:0, 7:6, 7:6, 7:8) BOXSCORE
Falcons vs. Eagles - die wichtigsten Statistiken
- Die Eagles spielten schlicht die falsche Coverage gegen die Falcons-Top-Receiver Jones und Ridley. Meist war es Off-Coverage, die Cornerbacks ließen den Receivern also Platz an der Line of Scrimmage. In solchen Fällen fingen die beiden 10 Pässe für 143 Yards und 2 Touchdowns (Quelle: NFL Next Gen Stats).
Gerade in der ersten Halbzeit hatte Wentz große Probleme mit Down-Field-Pässen (10+ Air Yards): Er war 0/7 und warf zwei Interceptions. In der Vorwoche war er mit solchen Pässen noch 7/12 mit 171 Yards und 3 Touchdowns.
- Durch seine 2 Touchdowns hat Julio Jones nun in sechs Spielen in Serie (saisonübergeifend) mindestens einen Touchdown erzielt. Zudem war es das neunte Multi-Touchdown-Spiel seiner Karriere.
Der Star des Spiels: Julio Jones (Falcons)
In einem stets zähen Spiel machte Jones (5 REC, 106 YDS, 2 TD) letztlich den Unterschied. Sein 54-Yard-Touchdown kurz vor Ende brachte die Entscheidung, während sein Seitenlinien-Catch in der ersten Hälfte schon wichtig war. Insgesamt zwei wichtige Touchdowns für den Superstar. Auch großartig: Calvin Ridley mit 8 Receptions für 105 Yards (TD).
Der Flop des Spiels: Ronald Darby (Eagles)
Cornerback Ronald Darby war so etwas wie der Punching Bag der Falcons. Er war nahezu immer in Coverage gegen Jones, Ridley und ein paar Mal auf Justin Hardy, wenn diese ihm davon liefen. Dass Matt Ryan einige dieser Pässe klar überwarf, war der Grund dafür, dass Darbys Vorstellung nicht noch schlechter aussah. Seine Interception war schließlich Glück und die Folge von Druck der eigenen Front.
Analyse: Falcons vs. Eagles: Die Taktiktafel
- Die Falcons hatten offenbar Darby als Schwachstelle der Eagles-Secondary ausgemacht. Bei zahlreichen Schlüssel-Szenen im Spiel war Darby der Cornerback, der am nächsten dran war. Beim sehenswerten Seitenlinien-Catch von Julio Jones etwa war Darby gut positioniert, aber der Ball war einfach so hoch geworfen, dass nur Jones dran kam.
- Vor dem zweiten Field Goal der Falcons versuchte Ryan zwei Deep Balls in die Endzone. Beide Male war Darby in Coverage und beide Male hatte er im Sprintduell das Nachsehen. Aber: Beide Pässe waren überworfen. Glück für Philly.
- Weniger Glück hatten die Gäste dann beim Touchdown von Calvin Ridley: Der lief auf einer Post-Route im Grunde sogar in eine Double-Coverage mit Darby als Cornerback und einem Safety "over the Top". Doch Ryan platzierte den Ball so, dass Ridley als einziger wirklich dran kommen konnte bei 3rd-and-6.
- Ryans erste Interception landete dann jedoch auch bei Darby, der dieses Mal besser positioniert war als Julio Jones. Grund dafür war jedoch der heftige Pass Rush der Eagles: Sie spielten Cover-0 und blitzten mit allem, was sie hatten. Ryan wurde zurückgedrängt und bekam den Ball nicht mehr mit genügend Kraft weg - selbiger segelte dann in die Hände des aufmerksamen Darby!
- Beim Touchdown von Nelson Agholor spielten die Falcons mit acht Mann in Coverage, schickten als nur drei Mann an die Line. Zu wenig Druck für Wentz, der sich gut in der Pocket bewegte und Agholor auf einer Dig Route am hinteren Ende der Endzone fand. Mehr Druck hätte hier wohl die Entwicklung der Route behindert, die eher zeitintensiv ist.