Das bemerkenswerte Debüt von Daniel Jones
Keine Frage: Es war die Woche der neuen Quarterbacks. Carolinas Kyle Allen lieferte in Arizona ein nahezu perfektes Spiel ab, bereits am Donnerstag hatte Gardner Minshew gegen Tennessee beeindruckt und selbst Josh Rosen konnte in den unmöglichen Umständen bei den Dolphins ein positives Lebenszeichen abgeben. Die "neuen" Quarterbacks werden uns in den kommenden Wochen mit Sicherheit noch weiter beschäftigen.
Einige dieser Quarterbacks könnten jedoch auch in einigen Wochen wieder auf der Bank sitzen, wenn die Starter zurück sind - in New York dagegen hoffen sie, dass Daniel Jones für die nächsten 15 Jahre auf dem Platz und nicht an der Seitenlinie steht.
Dessen Debüt gegen die Buccaneers jedenfalls war zunächst einmal spektakulär.
Er ist der zweite Spieler seit dem Liga-Zusammenschluss 1970, der in seinem ersten Start zwei Rushing- und zwei Passing-Touchdowns auflegte. Die Giants schafften im ersten Spiel mit Jones - wenngleich unter gütiger Mithilfe der Bucs, dazu später mehr - ein Comeback, nachdem sie mit 18 Punkten im Rückstand lagen. Im gleichen Szenario steht Eli Manning in seiner Karriere bei null Siegen und 43 Niederlagen.
Damit rein ins Vergnügen: Was sagt das Tape?
Giants: So lief das Debüt von Daniel Jones
Ich bin an das Tape wie an das College-Tape eines Quarterback-Prospects ran gegangen. Die Kurzfassung für Jones' Spiel gegen die Bucs? Einige positive Punkte muss man in meinen Augen herausstellen:
- Tiefere Pässe sehen, wie bereits in der Preseason, zumindest teilweise deutlich besser aus als im College.
- Jones ist ein Quarterback, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und auch gegen Pressure in der Pocket steht. Das wurde im College deutlich und das sah man auch am Sonntag in Tampa. Es ist seine eindrucksvollste Qualität als Passer.
- Am wohlsten fühlt sich Jones in einer Kurzpass-Offense und die Giants verschafften ihm kurze Pass-Möglichkeiten. Von seinen 23 Completions kamen laut PFF 15 innerhalb von zehn Yards.
- Die Giants haben einen Plan, um Jones' Athletik einzusetzen und das hilft ihm enorm. Zone Reads, RPOs und Bootlegs, um ihn in Bewegung zu bringen und wahlweise einfache Reads zu kreieren sowie die Fähigkeit zu Scrambles gegen Man Coverage - darauf müssen Teams sich gegen die Giants jetzt einstellen und das war ein maßgeblicher Faktor für den Sieg.
Am häufigsten stand nach dem Spiel in meinen Notizen, wie gut sich Jones gegen Pressure verhält. Bei über der Hälfte seiner Dropbacks setzten die Bucs ihn unter Druck, er brachte gegen Pressure mehr als 73 Prozent seiner Pässe für über 240 Yards sowie einen Touchdown an. Seine Augen bleiben hier ruhig Downfield, die Füße bleiben aktiv - keinerlei Zeichen von Panik.
Sein Timing und Ball-Placement kurz und vor allem in der Mid-Range war teilweise exzellent und ermöglichte lange Yards-nach-dem-Catch-Runs. Dazu kamen mehrere gute Pässe aus der Bewegung heraus. Das ist genau sein Spiel.
Eine Kurzpass-Offense, die seine Mobilität innerhalb der Play-Designs einsetzt, die ihn bei Early Downs "sichere" Completions im Kurzpassspiel und ihm klare Reads für vertikale Pässe gibt, ist genau der richtige Weg - und den zeigten die Giants am Sonntag.
Trotzdem gibt es anhand des Tapes auch einige große "Aber"-Punkte: Accuracy- und Read-Wackler waren nach wie vor sichtbar, beim langen Third Down sechs Minuten vor der Halbzeitpause etwa hätte er eine sichere Interception haben müssen.
Fumbles sind und bleiben ebenfalls ein eklatantes Problem. Bei allem Lob für sein Verhalten gegen Pressure ist teilweise auch einfach sein Gefühl für den Pass-Rush inkonstant und bisweilen überhaupt nicht da. Das wurde im College deutlich, das war in der Preseason zu beobachten und es war auch bei seinem ersten NFL-Start zu sehen.
In einer Play-Sequenz über mehrere Drives in den letzten sechs Minuten des dritten und zu Beginn des vierten Viertels etwa steckte er so vier extrem harte Hits ein und hatte Glück, dass nicht weitere Fumbles dazu kamen. Der folgte dann knapp elf Minuten vor Spielende.
Jones' Debüt: Viel Optimismus für New York
Persönlich war ich kein großer Fan von Daniel Jones anhand seines College-Tapes, und womöglich lag ich da auch komplett daneben. In einigen Monaten sind wir schon deutlich schlauer, gegen die Bucs jedenfalls blieb mir mit Abstand am meisten hängen, dass Jones' Stärken um ein Vielfaches maximiert und seine Schwächen sehr gut versteckt wurden. Es war ein Spiel, in dem Jones grundsätzlich der Quarterback war, den man auch im College gesehen hatte - bei seinem NFL-Debüt damit aber deutlich effizienter unterwegs war.
Die Play-Designs verhalfen Jones zu klaren Reads und der schmale Grat zwischen "unbeeindruckt gegen Pressure" und "Ball zu lange halten" - dieser Spagat war im College ein konstantes Thema bei ihm - ging in diesem Fall unter dem Strich zu seinen Gunsten aus, auch wenn es hier positive und negative Momente gab. Doch mehrere der Big Plays der Giants kommen ohne diese Qualität nicht zustande.
Dass Jones ein guter Athlet und Runner ist, war im College sichtbar; hier hatte ich Parallelen zu Ryan Tannehill gezogen. Wenn die Bucs kurz vor der eigenen Endzone Man Coverage ohne Quarterback-Spy spielen, sind sie selbst Schuld und betteln förmlich um den Touchdown-Run des Quarterbacks. Der erste Touchdown-Run war ein von Jones perfekt ausgeführter Zone Read.
Es werden schwerere Prüfungen kommen als diese Bucs-Defense und es werden Offenses kommen, die eine 18-Punkte-Führung nicht mehr hergeben - egal, wie sehr die eigene Defense wackelt. Doch insbesondere die zweite Halbzeit sowie die Tatsache, dass Jones' Stärken derart dominant zum Vorschein kamen und dass er in meinen Augen in seinem ersten NFL-Spiel besser agiert hat als bei seinen besten College-Auftritten sollte Giants-Fans auf jeden Fall viel Optimismus geben.