NFL

Third and Long, Week 1 Recap: Dolphins-Debakel und die neuen Dallas Cowboys

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf den ersten Spieltag der neuen Saison.
© getty

Woche 1 in der NFL bedeutet häufig auch: Zeit für Overreactions! Die Dolphins gewinnen kein Spiel mehr, die Browns bleiben die Browns und die Vikings sind repariert. SPOX-Redakteur Adrian Franke gibt in seiner wöchentlichen Kolumne seinen Blick auf den Spieltag: Zum Debakel von Miami, zu Baker Mayfield - und warum die Cowboys endlich in der Moderne angekommen sind.

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Das Dolphins-Debakel: Trust the Process!

Viele, wirklich viele haben Fragen nach den Dolphins gestellt, und ich selbst habe mich nach der RedZone am Sonntag auch gewundert: Wie sehr waren das starke Ravens, und wie sehr schwache Dolphins? Mein Eindruck nach dem Tape: Miami konnte zu absolut keinem Zeitpunkt mit der Physis und der Explosivität der Ravens mithalten, weder an der Line, noch in der Secondary, noch in der eigenen Offensive Line.

Dass Marquise Brown schnell ist, ist kein Geheimnis, und das Problem werden andere Teams auch noch bekommen. Zumindest hier würde ich nicht überreagieren, auch wenn Minkah Fitzpatrick einmal sehr schlecht aussah. Die Offensive Line ist das zu erwartende Problem und die Ravens waren unheimlich gut darin - auch das war zu erwarten -, Lamar Jackson durch Formationen und Play-Fakes (die Ravens spielten die Hälfte ihrer Pässe via Play Action!) klare Reads zu geben. Jackson hatte individuell als Passer zudem ein wirklich gutes Spiel.

Die Ravens sind ein Playoff-Anwärter mit immenser offensiver Explosivität und defensiver Komplexität. Das hat man in diesem Spiel mehr als eindrucksvoll gesehen.

Aber was bedeutet das für die Dolphins?

Nein, Miami wird nicht jedes Spiel auf diese Art und Weise verlieren. Allein das AFC-East-Duell am Sonntag zwischen den Jets und den Bills hat zwei Offenses und zwei Quarterbacks gezeigt, die deutlich holpriger als die Ravens in die Saison gestartet sind. Die Dolphins werden enge Spiele haben und auch die eine oder andere Partie gewinnen, wenn es gegen Teams aus dem unteren Liga-Drittel geht. Nicht viele zwar, aber sie werden auch nicht viele Spiele auf so deutliche Art und Weise verlieren.

Miami: Wollen Spieler das Team verlassen?

Aber eine andere Sache ist in Miami jetzt schon kritisch: Die Dolphins haben den schwächsten Kader der Liga; das wussten wir, und Week 1 hat das doppelt und dreifach unterstrichen. Jetzt muss der neue Head Coach Brian Flores allerdings aufpassen, dass er das Team nicht verliert. Niemand will so blamiert werden wie die Dolphins am Sonntag, und so kommt es wenig überraschend, dass Mike Florio von PFT in der Folge der Partie berichtete, dass mehrere Spieler ihre Berater beauftragt haben, sie aus Miami rauszuholen.

Ob das stimmt, bleibt abzuwarten, es ist zumindest vorstellbar. Flores - und natürlich weiß ich nicht, inwieweit er das schon gemacht hat - muss jetzt ganz offen und ganz ehrlich mit dem Team sein. Er muss die Spieler auf das vorbereiten, was sie in dieser Saison erwartet, er muss ihnen die richtigen Ziele vermitteln und auf die Moral aufpassen. Das ist keine einfache Aufgabe.

Damit meine ich nicht, dass er ihnen sagt, dass sie sowieso keine Chance haben; aber Ehrlichkeit und offene Kommunikation mit einem komplett neu zusammengestellten und nach Woche 1 genauso frustrierten wie verunsicherten Team ist jetzt absolut notwendig. Ansonsten droht womöglich wirklich eine historisch schlechte Saison. Auch in der Kommunikation nach außen ist es eine Gratwanderung. Die Medien in Miami werden in den nächsten drei Monaten nicht nur einfache Floskeln akzeptieren.

Miami Dolphins: Trust the Process

Mehrfach habe ich jetzt schon auf Social Media gesehen, dass darüber hinaus betont wird, dass Miami Zuschauer verlieren und einen Image-Schaden erleiden könnte. Das ist für mich nur zu einem gewissen Teil wahr, denn wie schnell werden die leeren Plätze im Stadion wieder voll sein, wenn man nächstes Jahr einen aufregenden Rookie-Quarterback draftet? Wie schnell werden Free Agents plötzlich wieder nach South Beach kommen wollen, wenn Miami ein junges Team um diesen Quarterback aufbaut?

Ein Risiko ist da, ja natürlich. Aber dieses Risiko ist doch so viel besser, als ein 6-10-Team ohne langfristige Perspektive zu sein, das sich von Jahr zu Jahr durchwurschtelt! Und keine Angst: Selbst wenn der Umbruch katastrophal schief geht - ins Mittelmaß kommt eine Franchise früher oder später wieder.

Miami war jetzt über 15 Jahre in diesem Mittelmaß. Aus diesem Kreislauf auszubrechen und die Franchise langfristig in eine andere Richtung zu lenken, das erfordert Radikalität. Natürlich kann man Glück haben und in der dritten Runde seinen Franchise-Quarterback finden, um so die Wende einzuleiten; aber Glück ist kein Plan.

Die Dolphins haben einen langfristigen Plan, der das Produkt auf dem Feld durch prominente Abgänge sabotieren musste, um zu funktionieren. Sie müssen jedoch angesichts der kurzfristig unpopulären Ergebnisse aufpassen, dass alle dabei an Bord bleiben.