NFL

Third and Long Week 6: Rams in der Krise - was stimmt nicht bei den Pats?

Jameis Winston (l.) und Marcus Mariota wurden im Draft 2015 an Nummer eins und Nummer zwei ausgewählt.
© getty

Die Los Angeles Rams verlieren zuhause sang- und klanglos gegen San Francisco - und die Probleme in der Rams-Offense werden gravierender. Können die im Laufe der Saison repariert werden? Auch die Patriots-Offense wackelt, doch warum eigentlich? Außerdem: Die Zeit für Marcus Mariota und Jameis Winston läuft ab: Wenn die Teams ehrlich sind, wissen sie längst, was sie an den beiden einstigen Top-Picks haben. SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf den NFL-Spieltag.

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Winston und Mariota - die Zeit läuft ab

In seinem fünften Jahr in der NFL weiß man, was für ein Spieler jemand ist. Viele schaffen es gar nicht bis an diesen Punkt.

Bei Erstrunden-Quarterbacks ist die Quote fraglos besser, und bei Quarterbacks, die mit einem Top-5-Pick im Draft ausgewählt wurden, noch besser. Und dennoch gilt auch hier: Eigentlich wissen wir nach fünf Jahren in der NFL, was ein Spieler ist. Wo seine Stärken liegen, wo seine Schwächen liegen. Nach fünf Jahren als Starter verändert sich einfach wenig drastisches mehr.

Sicher, man kann auf Umstände bauen. Man kann bei Marcus Mariota darauf hinweisen, dass er in seinem fünften Jahr seinen fünften verschiedenen Offensive Coordinator hat, auch wenn Arthur Smith nach dem Abgang von Matt LaFleur intern befördert wurde. Man könnte darauf hinweisen, dass Mariota, genau wie Jameis Winston, hinter einer wackligen Offensive Line spielt - und dass Winston jahrelang unter Dirk Koetter in einer für den Quarterback zumindest maximal undankbaren Offense spielen musste.

Umstände in der NFL sind selten ideal. Sie sind in manchen Teams schwieriger als anderswo, keine Frage. Gleichzeitig allerdings kann man nach über vier Jahren Starter-Tape von zwei Quarterbacks genug analysieren, dass man sie, so weit es eben geht, im Vakuum betrachten kann.

Und das zeichnet, so ehrlich muss man sein, ein klares Bild.

Marcus Mariota ist ein High-End-Backup

Winston und Mariota waren der Nummer-1- und Nummer-2-Pick im 2015er Draft, beide haben ihren Rookie-Vertrag über vier Jahre also erfüllt und spielen 2019 unter der Option auf das fünfte Vertragsjahr. Und während anderswo Quarterbacks bereits nach drei Jahren von ihren Teams einen neuen Vertrag erhalten haben, wählten die Buccaneers und Titans den ungewissen Weg des Einjahres-Vertrags über die Option - und das hat natürlich einen Grund.

Beide Teams wollen sich noch nicht eingestehen, was sie in den beiden haben und hoff(t)en auf den Durchbruch in Jahr 5.

Die Titans haben am Sonntag den ersten klaren Schritt in dieser Bewertung gemacht, indem sie Mariota in Denver raus nahmen und durch Ryan Tannehill ersetzten. Das Problem rein sportlich betrachtet damit ist, dass Tannehill und Mariota sehr ähnliche Spielertypen sind, also vermutlich wird sich so gesehen für die Offense wenig ändern und Mariota hat ziemlich sicher auch nicht seinen letzten Snap für die Titans gespielt.

Aber seine Zeit in Tennessee läuft ab, und das sollte sie auch. Ich selbst war bei Mariota wahnsinnig positiv vor seinem Draft, und zu Teilen war es frustrierend zu sehen, wie unpassend die Offenses für ihn waren, die Tennessee immer wieder spielte. Doch reicht das nicht als Entschuldigung, und auch in den Dingen, in denen er gut sein sollte - Plays außerhalb der Pocket, Plays, bei denen seine Athletik zum Vorschein kommt, konstante Underneath-Accuracy, schneller Rhythmus im Passspiel - ist er einfach nicht gut.

Eher das Gegenteil ist der Fall. Er findet keine offenen Receiver oder vertraut seinen Reads nicht, er hält den Ball viel zu lange und läuft in Sacks rein, und wenn er außerhalb der Play-Struktur etwas kreieren soll, sieht Mariota einfach viel zu häufig viel zu verloren aus. Seine Accuracy scheint sich eher noch zu verschlechtern, er wirft technisch mit schlechter Beinarbeit und verfehlt regelmäßig kurze Routes oder auch den Running Back in der Flat.

Wir wissen, was Marcus Mariota ist - er ist das, was Ryan Tannehill seit diesem Jahr auch offiziell ist: Ein High-End-Backup, der ein Team über Wasser halten kann, wenn sich der Starter verletzt und der unter idealen Umständen funktionieren kann. Aber er ist nicht der Quarterback, um den herum man sich langfristig aufstellen oder den man teuer bezahlen sollte. Die Titans sind für die Saison 2020 auf Quarterback-Suche.

Jameis Winston und der schmale Grat

Bei Winston muss ich zugeben, dass ich selbst auch im fünften Jahr noch auf ihn hereinfalle, wenn man so will. Das liegt daran, dass er eben eine Offense tragen und reihenweise Big Plays auflegen kann - nicht selten zu einem Grad, dass es seine Fehler nicht nur ausgleicht, sondern man sogar bereit ist, zu sagen, dass man die Fehler auf der einen für die Big Plays auf der anderen Seite in Kauf nimmt. Ein bisschen in die Richtung, in die man auch Brett Favre stets zugeordnet hat.

Das macht es leichter, Winston weitere Chancen geben zu wollen. Er hat diese High-End-Spiele immer wieder in sich, alleine dieses Jahr hatte er schon mehrere davon: Gegen die Rams, phasenweise gegen die Giants - und auch im ersten Duell bei den Panthers, auch wenn das die Total Stats nicht wiederspiegeln. Winstons High-End-Plays und -Spiele sind Top-10-Quarterback-würdig. Und deshalb glaube ich auch, dass er eher als Mariota 2020 eine Starter-Chance bekommt.

Die Frage wird sein, ob das in Tampa Bay ist oder ob nicht auch hier das Team nach fünf Jahren auf der Winston-Achterbahn schließlich sagt: Es reicht. Denn im Endeffekt wissen wir auch bei Winston, was für ein Quarterback er ist.

Neben den Hochs, die Winston als Passer erreichen kann, sind die Tiefs - konkret: kostspielige und viel zu häufig einfach absurde Turnover, nicht selten in Form von Pässen einfach in die Arme eines Underneath-Verteidigers - ein konstantes Thema und die werden auch nicht weg gehen. Teilweise ließ sich das mit der Offense von Dirk Koetter erklären, wie wir auch gerade bei Matt Ryan in Atlanta sehen, und auch unter Arians wird er häufig in unvorteilhafte Situationen gepackt. Doch ist das nur ein kleiner Teil des Problems.

Anders formuliert: Würde Winston in der Offense von Kyle Shanahan, in der generell weniger vom Quarterback verlangt wird und in der er vor allem deutlich weniger enge Fenster treffen muss, besser aussehen? Ja, keine Frage. Doch würde das die Aussetzer, die man einfach so häufig sieht, abstellen? Nein. Und dessen muss man sich bei Winston bewusst sein.

Das ist der Spieler, der er ist: Hohe Hochs, tiefe Tiefs und der wöchentliche Ritt auf der Rasierklinge, wie sich das in diesem spezifischen Spiel einpendeln wird.

Winstons Hochs können mich nach wie vor begeistern und sie können eine Offense in jeder Woche zu einer schier unaufhaltsamen Maschine machen. Aber wie lange ist man als Team bereit, das mit den Tiefs aufzuwiegen? Ich kann den Bucs keinen Vorwurf machen, wenn sie nach fünf Jahren diesen ritt nicht mehr Woche für Woche und Jahr für Jahr haben wollen.