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Die New Orleans Saints nach dem Playoff-Aus: Von Aufgeben keine Spur

Der Vertrag von Drew Brees läuft aus - dessen Blick scheint allerdings bereits auf die kommende Saison zu gehen.
© getty

Mit der Overtime-Niederlage gegen die Vikings fand die Saison der New Orleans Saints ein jähes Ende - ein Ende, das nur wenige hatten kommen sehen. Die Saints gingen als klarer Favorit in die Partie, jetzt stellt sich einmal mehr die Frage: Wie geht es weiter mit Drew Brees?

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Zumindest schwenkte die Betrachtung in New Orleans nach der unerwarteten Heimniederlage gegen Minnesota schnell auf diese Frage um. Doch im Gegensatz zur vergleichsweise unklaren Stimmung in Foxboro am Abend davor, nachdem sich die Patriots ihrerseits zuhause gegen Tennessee aus den Playoffs verabschiedet hatten, bekam man rund um die Saints einen anderen Eindruck.

Während Bill Belichick und Tom Brady rund 16 Stunden zuvor die Zukunft des Quarterbacks weitestgehend komplett offen gelassen und auch keine konkreten Tendenzen verraten hatten - Brady erklärte lediglich, dass ein Rücktritt seinerseits nach dieser Saison "eher unwahrscheinlich" sei -, sprach Brees infolge der Pleite gegen Minnesota bereits von den alljährlichen Kader-Umbaumaßnahmen mit Blick auf die nächste Spielzeit.

"In dieser Liga gibt es permanent Veränderungen, deshalb fangen wir irgendwo immer neu an", erklärte Brees etwa und fügte hinzu: "Wir haben hier eine großartige Basis aufgebaut. Wir wissen, dass hier mehrere Jungs sind, die bereits seit langer Zeit hier spielen; vor diesem Hintergrund sucht man immer Ergänzungen in der Offseason. Das mag durch den Draft passieren, vielleicht auch über die Free Agency. Ich weiß in jedem Fall, in welche Umgebung und welche Kultur die Neuzugänge bei uns kommen."

Saints: Vertrag von Drew Brees läuft aus

Die Realität natürlich sieht allerdings auch so aus, dass Brees selbst Stand heute keiner der Spieler wäre, die in New Orleans neue Teamkollegen begrüßen. Brees' Vertrag läuft aus, wie bereits im Vorjahr. Damals einigte er sich mit den Saints auf einen Zweijahresvertrag, jedoch nur, um den Cap Hit auf zwei Jahre aufzuteilen: Brees' Vertrag wird automatisch zum Start des neuen Liga-Jahres aufgehoben und er kann für 2020 nicht den Franchise Tag erhalten.

Dennoch trat er mit einer unbestreitbaren Sicherheit mit Blick auf die eigene Zukunft auf. Eine Sicherheit, die zu den Berichten passte, die im Vorfeld der Partie bereits kursierten - unter anderem NFL-Network-Insider Ian Rapoport hatte dort vermeldet, dass Brees seine Karriere noch nicht beenden wolle und man in New Orleans davon ausgeht, dass man sich auf einen weiteren kurzen Vertrag verständigen wird.

Zugegeben, die Berichte standen noch unter einem anderen Stern: Diskutiert wurde vor dem Start der Playoffs eher, ob Brees im Falle eines weiteren Titels vielleicht abtritt. Und nicht, was er macht, falls sich die Saints sang- und klanglos in der Wildcard-Runde verabschieden.

Brees profitiert von der verkürzten Saison

Doch vor diesem Hintergrund scheint ein Abschied zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich nahezu ausgeschlossen. Die Saints haben mit der Pleite am Sonntag das unrühmliche Kunststück geschafft, als erstes NFL-Team aller Zeiten sechs Mal in Folge per One-Score-Game aus den Playoffs auszuscheiden. Es war das dritte Jahr nacheinander, dass New Orleans mit dem letzten Play der Partie rausflog.

Das öffnet einerseits die Tür für Frust - andererseits bleibt das Gefühl, dass mit diesem Team, mit dem von Brees angesprochenen Kern mehr möglich sein sollte. Insbesondere dieses Jahr verfestigte sich dieser Eindruck in der zweiten Saisonhälfte.

Als Tight End Jared Cook ein größerer Part in der Offense wurde, Michael Thomas noch dominanter spielte als in den vergangenen Jahren, die Saints immer wieder kreative Wege fanden, um Taysom Hill in die Offense einzubinden und die Offensive Line sich als die vielleicht beste Line der Liga etablierte.

Vor allem aber Brees selbst schürte diese Hoffnungen. Hatte er im Vorjahr noch in der zweiten Saisonhälfte und dann Richtung Playoffs merklich abgebaut und wirkte nicht fit, war dieses Jahr das Gegenteil der Fall. Nachdem er fünf Wochen verletzt verpasst hatte, spielte der erholte Routinier groß auf und war einer der zwei, drei besten Quarterbacks nach seiner Rückkehr zur Saisonmitte.

Womöglich war die fünfwöchige Zwangspause dabei letztlich ein positiver Faktor. Brees wäre nicht der erste Quarterback, der im hohen Sportler-Alter mit den harten Anforderungen einer 16-Spiele-Saison größere Probleme bekommt. Bradys diesjährige Saison wäre ein gutes Beispiel dafür, genau wie Brees' 2018er Spielzeit.

"Diese Gelegenheiten sind selten"

Das Problem gegen die Vikings war, dass die sonst stets präsenten Saints-Stärken kein Faktor waren. Insbesondere die Offensive Line hatte riesige Probleme mit Minnesotas Pass-Rush, was der Saints-Offense eine ganze Wagenladung Sand ins Getriebe kippte. "Für uns ist das unheimlich bitter", gab All-Pro-Tackle Ryan Ramczyk offen zu. "Wir haben nicht unsere beste Leistung abgerufen und ich wünschte, dass wir heute besser gespielt hätten."

Brees, der den von ihm selbst aufgestellten Completion-Percentage-Rekord für die Regular Season nur knapp verfehlte, wurde dann auch immer konservativer und das vertikale Passspiel, das der Saints-Offense gerade im Vergleich zum Regular-Season-Endspurt 2018 eine ganz andere Dimension gegeben hatte, war mehr oder weniger verschwunden - lediglich Taysom Hill konnte hier ein Big Play verbuchen.

Das war zu wenig, und Brees führte weiter aus: "Man investiert so viel und weiß, dass es nicht viele dieser Gelegenheiten gibt. Deshalb ist es enttäuschend, wenn man am Ende des Jahres nicht die Trophäe in der Hand hält."

Saints: Was wird aus Teddy Bridgewater?

Und wieder sickerte es unweigerlich durch - das Gefühl, dass Brees längst für sich eine Entscheidung getroffen hat. Auch wenn er auf Nachfrage abermals betonte: "Das kommentiere ich heute nicht. Ich schaue immer von Jahr zu Jahr und evaluiere nach jeder Saison alles." Nur um dann hinterher zu schieben: "Dann suche ich die Dinge, die ich verbessern will, und blicke nach vorne."

Aus Saints-Sicht wird also womöglich gar nicht Brees das große Fragezeichen sein, sondern eher, was man um ihn herum macht. Nur fünf Teams haben Stand heute für 2020 weniger Cap Space als New Orleans, das über Jahre Cap Hits - gerade den aus den Brees-Verträgen - vor sich hergeschoben hat. Mit der Salary-Cap-Belastung für 2020, die bereits aus Brees' aktuellem Vertrag fällig wird, und das unabhängig davon ob Brees für das Team spielt, wird ein ähnliches Manöver bei einem weiteren Kurzzeit-Vertrag wohl ebenfalls notwendig sein.

Doch betrifft es nicht nur Brees. Alle drei Saints-Quarterbacks haben auslaufende Verträge, und während Hill "nur" ein Restricted Free Agent wird, kommt Stand heute Teddy Bridgewater abermals auf den Markt. Letztes Jahr konnten die Saints ihn vom Verbleib überzeugen, auch weil der Markt für Bridgewater überschaubar war. Mit seinen Auftritten während Brees' Verletzungspause hat sich dieser Markt definitiv geändert; Bridgewater wird ein gefragter Free Agent sein, und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu teuer für New Orleans.

Bridgewater als möglichen Brees-Erben zu verlieren, wird vermutlich der Preis dafür sein, nochmals voll mit dem bald 41-jährigen Brees anzugreifen - sollten die Saints sich für diese Variante entscheiden. Und es ist schwer vorstellbar, dass Sean Payton nach der starken zweiten Saisonhälfte des Routiniers einen anderen Weg wählt.

"Ich bewerte jede Saison auf die gleiche Art", schloss Brees nach der Niederlage am Sonntag ab, "und schaue dabei auf die positiven Dinge, die wir erreicht haben. Darauf, wie die Jungs gewachsen sind und wie wir als Team gewachsen sind. Man beginnt, sich die Dinge vorzustellen, die man in der Offseason angehen will. Und daran, wie man alles wieder neu aufbaut."

Zumindest die Saints als Team scheinen von einem Neuaufbau noch wenigstens ein Jahr entfernt.

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