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Third and Long: So überrannten die 49ers die Packers - bleibt Green Bay Contender?

In seiner wöchentlichen Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke zurück auf die Championship Games.
© getty

Der Super Bowl steht fest: Die San Francisco 49ers treffen auf die Kansas City Chiefs! Auf welche Matchups kommt es dabei an? Wie geht es für die unterlegenen Packers und Titans weiter? Welche Lehren kann man aus dieser Saison ziehen - und wieso rannte San Francisco nach Belieben über die Packers? In seiner wöchentlichen Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke zurück und auch schon voraus.

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So überrannten die 49ers die Packers

Manchmal kann Football auch ganz einfach sein.

Als 49ers-Coach Kyle Shanahan nach dem Triumph im NFC Championship Game gefragt wurde, warum er 42 Runs und nur 8 Pässe hatte spielen lassen, lautete seine trockene Antwort: "Weil es funktioniert hat."

Mit seinen 220 Rushing-Yards pulverisierte Raheem Mostert den Franchise-Rekord für ein Playoff-Spiel, den hatte bislang Colin Kaepernick mit 181 Yards gehalten - ebenfalls in einem Playoff-Spiel gegen die Packers. In der All-Time-Playoff-Liste muss sich Mostert nur hinter dem großen Eric Dickerson einordnen.

Mostert war allein 2015 bei vier verschiedenen Teams unter Vertrag, weder in Philadelphia, noch in Miami, Baltimore oder Cleveland konnte er sich festbeißen. 2016 folgten weitere Kurzaufenthalte bei den Jets sowie bei den Bears, mehr und mehr mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es mit der Football-Karriere womöglich nicht klappt. Selbst im College war er ursprünglich Wide Receiver und Kick-Returner, ehe er auf Running Back wechselte, weil er sich dort bessere Chancen erhoffte.

Wie konnte so ein Spieler, der vor dieser Saison insgesamt keine 300 NFL-Rushing-Yards vorweisen konnte, derart in einem Championship Game explodieren?

Green Bay findet keinerlei Antworten

Die ganz einfache - und aus Packers-Sicht frustrierende - Antwort lautet: Green Bay wirkte schlecht vorbereitet. Sicher, das sagt sich leicht, als Zuschauer sowie als Analyst muss man nicht auf all die Misdirection- und Motion-Elemente in der 49ers-Offense reagieren, mit denen Shanahan sein Outside Zone Run Game so gefährlich macht.

Die Packers aber hatten nicht nur keine Antworten, es war mitunter auch schlicht zu leicht aus Sicht der 49ers.

Das hier dargestellte Play zeigt einen klassischen Niners-Run, wie man ihn in jedem Spiel unter Shanahan finden wird. Outside Zone mit dem Fullback als Lead-Blocker. Die Terminologie rein für den Run ist "18/19 Force", bedeutet: Outside Zone Right ("18") beziehungsweise Left ("19"), mit dem Fullback als Lead-Blocker nach außen ("Force").

Was hier durchweg auffällig war? Die Packers konnten keine Edge setzen, also die Runs nach außen nicht kontrollieren und wieder ins Zentrum zurück zwingen. Dabei nahmen sie immer wieder schlechte Winkel und ließen sich von Blocks auf dem falschen Fuß erwischen - oder hatten offensichtlich Probleme damit, das Play zu erkennen.

In diese Kategorie fiel auch Mosterts dritter Touchdown-Run direkt vor der Halbzeitpause: Die Packers hatten acht Verteidiger in der Box, gegen sieben Blocker der Niners. Doch die Linebacker gehen zu sehr in den Flow nach außen und öffnen sich dafür nach innen, wo sie von den Second-Level-Blockern dann erwischt werden können.

Und weil dann zusätzlich einige Verteidiger Garoppolo mit dem Play Action Fake im Auge behalten, können sie wiederum ihre Winkel zum schnellen Mostert nicht schließen. Das war ein konstantes Thema mit der Packers-Defense im Laufe der Partie - und umso überraschender, weil Green Bay hier im Regular-Season-Duell in San Francisco zumindest verglichen damit deutlich stabiler gewirkt hatte.

Bei Runs, die nach außen gerichtet waren (außerhalb der Offensive Tackles, Jet Sweeps nicht berücksichtigt), erlief San Francisco gegen Green Bay dieses Mal bei 23 Runs 123 Yards, drei Touchdowns und sieben First Downs.

49ers vielfältig im Run Game

Doch war das nur Teil des Problems, denn San Francisco präsentierte sich im Run Game durchaus variantenreich und beharrte keineswegs auf seinen Kernkonzepten im Outside Zone Game. Stattdessen arbeiteten die Niners vermehrt mit Power Blocking Schemes, Trap-Blocks, Pull-Blockern und dergleichen - und konterten Green Bays Verteidigungsversuche auf diese Art regelmäßig.

Wie das aussehen konnte, zeigt Mosterts 36-Yard-Touchdown bei 3rd&8 beispielhaft:

Der Left Tackle deutet dabei nur an, dass er den ihm gegenüber postierten 3-Technique-Verteidiger blocken würde und zieht stattdessen auf das Linebacker-Level. Der Verteidiger derweil kommt zwar so relativ ungehindert durch die Line of Scrimmage ins Backfield, wo ihn dann aber der Pull-Block des Guards erwartet.

Der Edge-Verteidiger auf der linken offensiven Seite derweil agiert zu stürmisch und ist zu weit im Backfield, als er erkennt, dass der Run auf seine Seite innen an ihm vorbei geht.

San Francisco schaffte es regelmäßig, Green Bays Linebacker und Safeties in der Mitte zu binden - mit Blocks, aber auch mit diversen Play-Fakes, welche die Packers-Verteidiger kurz innehalten ließen. Wenn man dann einen Speedster wie Mostert hat, reichen diese kurzen Sekundenbruchteile des Zögerns, dass die Verteidiger die Winkel zu Mostert nicht mehr schließen können.

Dazu kommt dann alles rund um das Misdirection- und Wide-Receiver-Run-Game, das Shanahan immer wieder einstreut und Defenses so dazu bringt, zu zögern.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der 32-Yard-Run von Deebo Samuel Mitte des dritten Viertels:

Hier wird auch deutlich, wie gut San Francisco seine Play-Designs verknüpft. Die Niners deuten zunächst einen Run nach links an, wie ihn Green Bay zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ausreichend häufig gesehen hat: Der Guard als Pull-Blocker, die Offensive Line schiebt alles ins Zentrum und dann soll der Fullback als Lead-Blocker den Weg nach außen frei räumen.

Nur: Dieses Mal geht das Play in die andere Richtung. Kyle Juszczyk deutet seinen Block nach links nur an, dreht dann um und wird stattdessen zum Vorblocker für Samuel. Der bekommt den Ball per End Around und mit abermals exzellentem Second-Level-Blocking sowie Samuels Fähigkeiten mit dem Ball in der Hand steht mal eben ein Raumgewinn von 32 Yards.

Und um direkt daran anzuknüpfen, der zweite Touchdown-Run von Mostert:

Hier wird wunderbar deutlich, auf was die Defense alles achten muss. Zunächst einmal könnte Motion-Spieler Samuel (Nummer 19, blauer Laufweg) den Ball per Jet Sweep oder Tap Pass bekommen. Garoppolo, nachdem er den Ball an Mostert übergeben hat, täuscht zusätzlich einen kurzen Rollout an, auch darauf muss die Defense ihre Augen gerichtet haben.

Die Offensive Line blockt derweil die Defensive Line zurück ins Zentrum, abermals mit einem pullenden Guard als Unterstützung zur Playside.

Samuel bekommt nicht den Ball und ist stattdessen der Vorblocker - und obwohl der Linebacker und der Safety im Zentrum das Play erkennen und insbesondere der Safety relativ schnell reagieren (lila markiert), reicht das nicht: Samuel blockt den Safety und der Linebacker ist nicht schnell genug, um den Winkel zu Mostert zu schließen.

San Franciscos Run Game zu limitieren wird für die Chiefs ein elementarer Schritt auf dem Weg zum Super Bowl sein. Kansas City ist defensiv seit Wochen merklich verbessert und hat jetzt in den Playoffs zwei exzellente defensive Auftritte abgeliefert - nicht zuletzt im Championship Game, als Derrick Henry abgemeldet wurde.

Doch während Tennessees Run Game auf Power und Physis setzt, funktioniert Shanahans Run Game mehr über Raum und Geschwindigkeit. Die Antworten von Kansas City hierauf werden eines der großen Themen für den Super Bowl sein.