Draft Grades: NFC SOUTH
Atlanta Falcons
Die Picks: CB A.J. Terrell (1. Runde), DL Marlon Davidson (2. Runde), C Matt Hennessy (3. Runde), LB Mykal Walker (4. Runde), S Jaylinn Hawkins (4. Runde), P Sterling Hofrichter (7. Runde).
Die Analyse: Ein spektakulär unspektakulärer Draft. Cornerback war die Großbaustelle, und auch wenn Terrell auf mehreren Boards - meines eingeschlossen - ein Stück tiefer waren: Das ist ein perfekter Scheme-Fit, mit den langen Armen und dem Press-Potenzial. Ein Seahawks-Stil-Corner wie aus dem Bilderbuch.
Davidson, der eine Hybrid-D-Line-Rolle einnehmen kann und den Pass-Rush weiter unterstützen sollte, ist in Ordnung in Runde 2 und Hennessy ein Zone-Blocking-Center, der somit Alex Mack beerben könnte, aber auch noch Zeit braucht. Perspektivisch ein solider Pick in Runde 3.
Die Note: 3+.
Carolina Panthers
Die Picks: DT Derrick Brown (1. Runde), Edge Yetur Gross-Matos (2. Runde), S Jeremy Chinn (2. Runde), CB Troy Pride (4. Runde), S Kenny Robinson (5. Runde), DT Bravvion Roy (6. Runde), CB Stantley Thomas-Oliver III (7. Runde).
Die Analyse: Strategie-Kritik von meiner Seite gibt es daran, dass die Panthers die Offense einfach komplett ignoriert und vor allem daran, dass sie mit Derrick Brown in Runde 1 einen zumindest mal diskutablen Pick getätigt haben. Brown ist ein guter Spieler, aber wird er je ein Interior-Pass-Rusher sein? Falls nicht, reden wir von einem dominanten Run-Stopper mit dem Nummer-7-Pick, während Isaiah Simmons, alle Cornerbacks außer Okudah, alle Tackles außer Thomas und alle Wide Receiver noch auf dem Board waren.
Danach war viel Value dabei. Gross-Matos ist ein sehr talentiertes Pass-Rush-Projekt, Chinn war mein Nummer-3-Safety und ist ein athletischer Freak. Auch Roy und Robinson an Tag 3 gefallen. Nochmal Strategie-Kritik gibt's dafür, dass die Panthers die Cornerback-Position so lange ignoriert haben; Pride in Runde 4 zu bekommen war dann aber ein Steal.
Die Note: 2-.
New Orleans Saints
Die Picks: C/OG Cesar Ruiz (1. Runde), LB/Edge Zack Baun (3. Runde), TE Adam Trautman (3. Runde), QB Tommy Stevens (7. Runde).
Die Analyse: Die Saints gehen mit ihrem Draft-Kapital weiter ähnlich sorgsam um wie mit ihrem Cap Space. Einen Drittrunden-Pick 2021, um für Zack Baun hochzukommen - und der gesamte Rest des eigenen Drafts ab Runde 4, um für Trautman von 130 auf 105 zu klettern. Gerade New Orleans, das Cap-technisch seit Jahren am absoluten Limit operiert, könnte mehrere günstige Spieler auf Rookie-Verträgen gebrauchen - stattdessen ging man wieder einmal sehr aggressiv hoch, um "seine Spieler" zu bekommen.
An der Spieler-Auswahl selbst gibt es bei den beiden Uptrades nichts zu kritisieren. Baun ist ein toller Edge-Linebacker-Hybrid und sollte sehr gut in die flexible, aggressive Saints-Defense passen. Trautman war für mich der beste Tight End der Klasse und Ende der dritten Runde definitiv ein Value-Pick; in meinen Augen derjenige aus dieser überschaubaren Klasse, der am ehesten ein kompletter Tight End werden könnte.
Ruiz war definitiv das beste Interior-Line-Prospect dieser Klasse; nur der Fit war hier überraschend. Die Saints hatten letztes Jahr mit Erik McCoy einen Volltreffer für die Center-Position gedraftet, Ruiz wird somit auf Guard geschoben. Kein schlechter Pick, in puncto Value - und auch Need - aber überschaubar mit Blick auf die Saints.
Dass New Orleans nochmals in die siebte Runde tradete, um Tommy Stevens, einen Taysom-Hilll-QB-Typ, zu draften, um dann ein paar Stunden später Hill 16 Millionen Dollar garantiert zu geben, darf man zumindest mal hinterfragen. Ein klassischer (Saints-)Fall von: Die Spieler sind super, der Prozess fragwürdig.
Die Note: 2-.
Tampa Bay Buccaneers
Die Picks: OT Tristan Wirfs (1. Runde), S Antoine Winfield (2. Runde), RB Ke'Shawn Vaughn (3. Runde), WR Tyler Johnson (5. Runde), DT Khalil Davis (6. Runde), LB Chapelle Russell (7. Runde), RB Raymond Calais (7. Runde).
Die Analyse: Ein absolut fantastischer Draft. Die größte Baustelle wurde in Runde 1 adressiert, als der ultra-athletische Tristan Wirfs, einer der absoluten Top-Tackles dieser Klasse, bis zu den Bucs fiel. Antoine Winfield ist ein fantastischer Fit für die Defense von Todd Bowles und wird dort überall auf dem Feld zu finden sein, seine Spielintelligenz und Vielseitigkeit wird in dieser Defense ganz besonders zur Geltung kommen.
Dazu könnte Tyler Johnson der Day-1-Slot-Starter für Brady sein; ein sehr guter Route-Runner, der einfach konstant Separation kreiert. Es fällt nicht schwer, sich auszumalen, dass Brady Johnson sehr mögen wird. Der letzte Pick Raymond Calais ist ein Speed-Monster und Big-Play-Waffe. Sollte er den Kader schaffen, wäre es sehr spannend zu sehen, was Bruce Arians mit ihm macht.
Der einzige Pick, der in puncto Value leichte Abzüge gibt, ist Ke'Shawn Vaughn. Ein Scheme-Fit, ja, aber auch nicht mehr als ein Straight-Line-Zone-Runner. Limitiert in seiner Rolle. Dritte Runde war sehr früh für ihn.
Die Note: 1.
Draft Grades: NFC WEST
Arizona Cardinals
Die Picks: LB/S Isaiah Simmons (1. Runde), OT Josh Jones (3. Runde), DT Leki Fotu (4. Runde), DL Rashard Lawrence (4. Runde), LB Evan Weaver (6. Runde), RB Eno Benjamin (7. Runde).
Die Analyse: Infolge des DeAndre-Hopkins-Trades hatten die Cardinals keinen Zweitrunden-Pick; mit Simmons und Jones kamen dennoch zwei Erstrunden-Talente in die Wüste, sowie einer der größten Late-Round-Steals in Eno Benjamins. Anders gesagt, und Hopkins ist - wie alle Trades - in dieser Note nicht berücksichtigt: Arizona hat aus seinem Draft-Kapital das Maximum rausgeholt.
Simmons war aus Cardinals-Sicht ein Top-5-Spieler und Elite-Prospect an 8; das Musterbild eines modernen, positionslosen Verteidigers, der alles in der Defense spielen kann. Jetzt liegt es an Defensive Coordinator Vance Joseph, dieses Potenzial auch aus ihm raus zu holen. Es steht zu vermuten, dass die Cardinals mehr Man Coverage spielen werden und Simmons sollte einen großen Anteil daran haben, dass Tight Ends nicht mehr frei durch die Cardinals-Secondary spazieren.
Jones in Runde 3 war dann vielleicht der Steal dieses Drafts. Ein fantastischer Pass-Blocker im College, der mehr Power noch aufbauen muss - der Grund dafür, dass er in Runde 3 noch da war, ist bislang aber offen. Zumindest sollte Arizona Info-technisch gut versorgt gewesen sein: Jones' College-O-Line-Coach bei Houston war zuvor Kingsburys O-Line-Coach bei Texas Tech. Durchaus realistisch, dass Jones, der aus einer Air-Raid-Offense kommt und so die Anpassung an die Cardinals vergleichsweise einfacher vornehmen können sollte, der Week-1-Starter auf Right Tackle ist.
Die Defensive Line war insbesondere in puncto Tiefe vielleicht die größte Baustelle, mit Fotu und Lawrence hat man hier solide Spieler bekommen. Weaver könnte Richtung Special Team gehen und Benjamin mit seiner Agilität, seiner Fähigkeit, Yards selbst zu kreieren und auch einer Rolle als Receiver passt perfekt in Kingsburys Offense. Er könnte Kenyan Drake im kommenden Jahr ablösen, sodass man Drake dann nicht langfristig bezahlen muss.
Die Note: 1.
Los Angeles Rams
Die Picks: RB Cam Akers (2. Runde), WR Van Jefferson (2. Runde), Edge Terrell Lewis (3. Runde), S Terrell Burgess (3. Runde), TE Brycen Hopkins (4. Runde), S Jordan Fuller (6. Runde), LB Clay Johnston (7. Runde), K Sam Sloman (7. Runde), OL Tremayne Anchrum (7. Runde).
Die Analyse: Wie kann man den Rams-Kader ansehen und - nachdem man im Vorjahr zwei Drittrunden-Picks in Darrell Henderson investiert und gesehen hat, dass die Offense im Jahr davor auch ohne Gurley funktionierte - zu dem Schluss, dass Running Back die oberste Priorität einnehmen sollte? In L.A. war man offenbar genau dieser Ansicht und holte sich mit seinem ersten Pick direkt Cam Akers, einen rundum soliden, aber eben auch nicht viel mehr, Back.
Anschließend wurde es besser. Van Jefferson als Nummer 3 ist interessant, ein in Ansätzen exzellenter Route-Runner. Burgess ist extrem vielseitig und kann so eine echte defensive Matchup-Waffe in der Box werden, vielleicht ein wenig das, was Lamarcus Joyner einst bei den Rams war.
Davon ausgehend, dass die Rams vermehrt auf 2-Tight-End-Sets umstellen werden, ergibt auch Hopkins Sinn: Ein Speedster, eine echte vertikale Waffe auf der Tight-End-Position, aber eben mehr die Kategorie "großer Receiver" als echter kompletter Tight End. In der Play-Action-Offense der Rams als Nummer-2-TE könnte er dennoch eine Big-Play-Waffe sein.
Die Note: 3+.
San Francisco 49ers
Die Picks: DT Javon Kinlaw (1. Runde), WR Brandon Aiyuk (1. Runde), OT Colton McKivitz (5. Runde), TE Charlie Woerner (6. Runde), WR Jauan Jennings (7. Runde).
Die Analyse: Ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht nur um die individuellen Spieler, sondern auch um den Gedankenprozess dahinter sowie Team Needs geht. Javon Kinlaw ist ein guter Spieler, er war kein Reach an dem Punkt. Die Niners konnten ja sogar durch den kurzen Downtrade nochmal etwas zusätzlichen Value mitnehmen und sicher kann man argumentieren, dass San Francisco nach dem Buckner-Trade einen Need hatte.
Aber war der Need so groß, dass man hier einen weiteren Erstrunden-Pick investieren musste? Nach Bosa, Armstead - den man jetzt zusätzlich bezahlt hat - und Thomas, sowie dem Trade für Dee Ford? Das sind enorme Ressourcen in der Defensive Line, in die jetzt ein weiterer Erstrunden-Pick gesteckt wurde, mit Elite-Talent für die Offensive Line und Wide Receiver noch auf dem Board.
Aiyuk ist dann ein Musterbeispiel für etwas, das man im Draft regelmäßig sieht: Teams verlieben sich über beide Ohren in einen Spieler und tun alles dafür, diesen Spieler zu bekommen. Aiyuk ist ein sehr guter Scheme-Fit, mit seiner Explosivität und seinen Fähigkeiten nach dem Catch. Doch ist das die Picks #31, #117, #176 wert, um sechs Spots in Runde 1 hoch zu klettern? In einer der tiefsten Receiver-Klassen der jüngeren Vergangenheit?
Beide sind gute Spieler, beide werden für die Niners starten. Nur die Idee dahinter muss hinterfragt werden. Entsprechend hatte San Francisco dann keinen Pick bis Runde 5, der letzte Pick ist nochmal hochspannend: Jennings ist ein physisches Monster nach dem Catch und sollte, sofern er den Kader schafft, super in die Shanahan-Offense passen.
Die Note: 2-.
Seattle Seahawks
Die Picks: LB Jordyn Brooks (1. Runde), Edge Darrell Taylor (2. Runde), OG Damien Lewis (3. Runde), TE Colby Parkinson (4. Runde), RB DeeJay Dallas (4. Runde), Edge Alton Robinson (5. Runde), WR Freddie Swain (6. Runde), TE Stephen Sullivan (7. Runde).
Die Analyse: Die Seahawks sind, ähnlich wie San Francisco, nochmal ein guter Zeitpunkt, um daran zu erinnern, dass es in der Bewertung des Drafts insbesondere zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließlich um die Spieler, sondern um die generelle Strategie, den Value und die Vorgehensweise innerhalb des Drafts geht. Und da waren die Seahawks dieses Jahr schlicht am ganz unteren Ende des Spektrums.
Es ist nicht so, dass sie schlechte Spieler gedraftet hätten - doch sie waren so sehr darauf fixiert, "ihre" Spieler zu bekommen, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste auch auf ihre Spieler gingen. Und das führte dann eben dazu, dass man mit Brooks einen explosiven, physischen Linebacker, der ein guter Run-Defender und Blitzer sein, in Coverage aber mal zumindest mit größeren Fragezeichen kommt, in der ersten Runde gedraftet hat. Brooks scheint in NFL-Kreisen ein besseres Standing gehabt zu haben als in Medien-Scouting-Kreisen; aber ist er wirklich der Spieler, den man unbedingt haben muss, sodass man einen Erstrunden-Pick investiert? Mit Patrick Queen beispielsweise noch auf dem Board?
Das gilt genauso für Taylor. Auch hier bleibt man zumindest als Außenstehender einfach mit Fragezeichen zurück; mit Top-Cornerback-Prospects, Receivern, Offensive Tackles und selbst etwa einem Josh Uche an dem Punkt noch auf dem Board. Seattle tradete sogar hoch für Taylor. Alton Robinson in Runde 5 bringt die Power für die Defensive Line mit, die Seattle haben will und Damien Lewis könnte ein Day-1-Starter in der Interior Line sein. Die Entlassungen von Justin Britt und D.J. Fluker unterstreichen diese Theorie.
Die Note: 4+.