Das spricht gegen Jordan Love: Die Packers torpedieren ihre Titelchancen
Aaron Rodgers kann ein richtig netter Kerl sein, der auch mal witzige Dinge auf Social Media postet, sich selbst in der Öffentlichkeit nicht ganz so ernst nimmt und der auch mal Späße mit Journalisten macht. Aaron Rodgers kann aber auch sehr unangenehm und nachtragend sein. Wenn er das Vertrauen zu einem Coach oder einem Funktionär verliert, merkt man ihm das auf die eine oder andere Weise an. Er soll am Ende der Ära von Head Coach Mike McCarthy in Green Bay dessen Play Calls sogar weitestgehend ignoriert und sein eigenes Ding gemacht haben.
Mit der Entscheidung, Jordan Love in der ersten Runde zu ziehen, bewegen sich die Packers von außen betrachtet nun auf ganz dünnem Eis, denn dieser Move hat das Potenzial, das Gesicht der Franchise mächtig zu verärgern. Rodgers weiß, was die Stunde geschlagen hat - er war 2005 schließlich in der gleichen Situation wie Love jetzt.
Während andere Teams Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Situation um ihren Franchise-Quarterback so gut wie möglich zu gestalten - man schaue nur auf Tampa Bay und New Orleans, die beide das Personal um Tom Brady und Drew Brees in dieser Offseason deutlich verbessert haben oder es im Fall von Letzterem seit Jahren tun -, holen die Packers Rodgers' potenziellen Nachfolger. Nun kann man zu Love stehen wie man will, aber eines wird er nicht sein: ein Upgrade für die nahe Zukunft.
Die Packers-Offense hat klare Baustellen auf Wide Receiver und Tight End, eventuell sogar in der Offensive Line, wo der langjährige Right Tackle und Rodgers-Buddy Bryan Bulaga abgegeben wurde. Sollten die Packers nun nicht nochmal hochtraden, wären sie bis Runde 5 nur noch zweimal an der Reihe, nämlich an Position 62 und 94. Und dort wird es dann wohl selbst für die in diesem Jahr extrem tiefe Wide-Receiver-Klasse zu spät sein für Green Bay. Das Thema brauchbare Tight Ends dürfte sich bis dahin ohnehin längst erledigt haben.
Green Bay Packers: Nur Davante Adams überzeugt auf Wide Receiver
Die Packers planen also aus Rodgers' Sicht lieber für die Zukunft, statt die offensichtlichen Probleme der Offense in der Gegenwart anzugehen. Bis auf Davante Adams und mit Abstrichen Marquez Valdes-Scantling hat sich kein Wide Receiver zuletzt wirklich in den Vordergrund gespielt und auch Neuzugang Devin Funchess muss man nicht unbedingt als klare Verstärkung ansehen.
Es besteht die Gefahr, dass die Packers ihr eigenes, ohnehin eher schmales Titelfenster torpedieren. Sicherlich muss jede Organisation irgendwann an die Zukunft denken, aber die Packers haben gerade erst ihre komplette Offense durch die Ankunft von Head Coach Matt LaFleur auf den Kopf gestellt und neu ausgerichtet. Warum also setzen sie diesen Weg nun nicht fort, zumindest in der ersten Draftrunde?
Loves Ankunft wird vielmehr dazu führen, dass für Rodgers die Uhr lauter tickt. Zu sagen, die Packers hätten ihn bereits angezählt, wäre natürlich übertrieben, denn dazu ist Love einfach noch nicht so weit. Aber Love ist ein klares Signal: Rodgers' Status in Green Bay ist nicht mehr in Stein gemeißelt! Seine Leistung steht nun noch mehr im Fokus, denn sein Nachfolger könnte bereits gefunden sein. Und selbst wenn nicht, zeigt das Team ihm und der Öffentlichkeit, dass das Vertrauen wohl nicht mehr grenzenlos ist.
Schlimmstenfalls schaffen sich die Packers damit also eine Baustelle, die es nicht gebraucht hätte. Im Vorjahr war die wichtigste Frage der Offseason, ob Alphatier Rodgers den Rookie-Head-Coach LaFleur überhaupt akzeptieren würde. Nun wiederum stellt sich die Frage, ob Alphatier Rodgers diesen Draftpick als Drohung oder Motivation ansieht. Denn auch sein Vertrauen in die Organisation könnte nun nicht mehr grenzenlos sein.