4. Bucs: Enttäuschendes Brady-Debüt in Tampa
Dass die Buccaneers zum Saisonstart bei den Saints verlieren könnten, dürfte selbst den größten Bucs-Fans klar gewesen sein - eine Defensiv-Schlacht hatte man aber eher nicht erwartet.
Dabei wirkte auch die Saints-Offense alles andere als im Rhythmus, Brees war im vertikalen Passspiel merklich limitiert und Tampa Bay konnte ihn häufig unter Druck setzen. Es gab nicht die Masse an einfachen Completions, die man sonst von der Saints-Offense kennt.
Doch bei Tampa Bay überraschte der ganze Ansatz. Die Bucs, nach einem geskripteten Bilderbuch-Drive zum Start in die Partie, wurden auffallend Run-lastig und brachten Brady immer wieder in schwierige Situationen - während Brady selbst wiederum nicht gerade glänzte.
Der Pick Six zu Janoris Jenkins war eine Out-Route, die Brady viel zu spät warf und übel platzierte. Die Interception zu Beginn des zweiten Viertels war ein offensichtlicher Abstimmungsfehler mit Mike Evans, der stoppte und sich zu Brady umdrehte, während dieser erwartet hatte, dass sein Receiver weiter läuft.
Bucs-Coach Bruce Arians nahm anschließend wie gewohnt kein Blatt vor den Mund und stellte klar, dass beide Picks auf Bradys Kappe gingen. Evans habe bei der ersten Interception die Coverage richtig gelesen - und Brady nicht.
Niemand konnte oder durfte eine perfekt synchrone Offense in Woche 1 erwarten, und Tampas Defense darf Bucs-Fans Hoffnung machen, auch wenn das Ergebnis am Ende deutlicher wurde. Aber es war nicht nur Brady, der sich noch zurechtfinden muss; der ganze offensive Ansatz nach dem ersten Drive wirkte unrund, die Offensive Line schwamm phasenweise. Auf die Bucs wartet noch mehr Arbeit als ich vermutet hatte.
5. Cam Newton und die neuen Patriots
Hätte man versucht, sich eine ideale Offense für Cam Newton bei den Patriots zu überlegen - zumindest in Teilen setzte New England diese am Sonntag beim Sieg über die Dolphins um. Gemeint ist dabei nicht das Passspiel, hier haben die Patriots noch erheblichen Nachholbedarf und die Problematik der Receiving-Waffen knüpfte nahtlos an die vergangene Saison an. Im Run Game aber war das anders.
Die Patriots beantworteten alle Fragen danach, wie intensiv sie Newton als Runner einsetzen wollen und wie fit der einstige MVP ist, innerhalb weniger Minuten. Newton lief insgesamt 15-mal und gerade früh im Spiel waren einige Option-Runs auch gegen viele Verteidiger in der Box zu beobachten.
Doch New England hatte einen klaren Plan. Die Pats setzten auf ein ausgeprägtes Play Action Passspiel, welches sie mit einigen Outside-Zone-Runs verknüpften, sie gaben Newton einfache Completions und Reads im Run Game und der stellte mal eben einen neuen Franchise-Quarterback-Rushing-Rekord auf. Newton verzeichnete am Ende 0,47 Expected Points Added pro Run, eine enorme Zahl und mehr, als er selbst oder auch Gegenüber Ryan Fitzpatrick pro Dropback auflegen konnten.
Besonders spannend dabei, und das sollten Patriots über die kommenden Wochen genau beobachten, war, was die Pats mit Newton aus Spread- und noch gezielter aus Empty-Formationen machten.
Empty Sets mit einem Quarterback, der diese Runner-Qualitäten mitbringt, sind so nah an einem Cheat Code wie man mit Offense-Designs in der NFL kommen kann. Die Ravens machen das gerne mit Lamar Jackson, unter anderem wenn sie fünf tiefe Routes spielen und Jackson aber gleichzeitig selbst laufen kann.
Das setzt Defenses enorm unter Druck, und die Patriots nutzten das direkt mehrfach. Der erste Touchdown-Run kam bei einem solchen Play, mit dem Running Back in Motion, um den Safety auf die andere Seite zu ziehen und dann einem designten Quarterback-Run für Newton zur offenen Seite des Feldes.
Newtons zweiter Touchdown-Run war von der Idee her ganz ähnlich.
Die Patriots starteten in Empty, bewegten dann Pre-Snap Rex Burkhead ins Zentrum - jedoch nur, um dessen Gegenspieler mit nach innen zu ziehen.
Newton täuschte die Ballübergabe zu Burkhead an, behielt den Ball und lief mit einem weiteren QB-Keeper in die Endzone. Die Defense derart in die Breite zu ziehen und dann Newtons Qualitäten als Runner zu nutzen sind ein sehr gefährliches Mittel für Defenses, weil schlicht die Spieler in der Box fehlen.
Natürlich ist es noch zu früh, um zu sagen, wie gut die Pats sein können. Aber Woche 1 hat klar gemacht: Dieses Team sollte zumindest dem neutralen Zuschauer Spaß machen.